«Selbstbestimmt leben im Alter»
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- Günter Färber
- vor 6 Jahren
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1 «Selbstbestimmt leben im Alter» Hannele Hediger, lic. phil., Pflegefachfrau Wissenschaftliche Mitarbeiterin, ZHAW Beratungsstelle für Angehörige von älteren Menschen Autonomie - Selbstbestimmung Der Begriff Autonomie geht auf das griechische Wort autos (selbst) und nomos (Gesetz) zurück. Der klassische Begriff von Autonomie wurde zur Zeit des Liberalismus geprägt und wird umgangssprachlich mit Selbstbestimmung übersetzt. 2 1
2 Autonomie - Selbstbestimmung Menschen können heute bis ins hohe Alter relativ gesund und selbständig leben. Erst allmählich, manchmal abrupt, nimmt die Abhängigkeit von Unterstützung zu. Dabei sollte die Autonomie der Betroffenen gewahrt bleiben. Selbst über sein Leben bestimmen und auch im Alter selbständig sein Leben führen zu können, das ist vielen ein zentrales Anliegen. 3 Autonomie - Selbstbestimmung Doch was verstehen wir unter «Autonomie»? Drei Aspekte sind zu unterscheiden: Autonomie als Selbständigkeit Autonomie als Selbstbestimmung Autonomie als Selbstverantwortung 4 2
3 Selbständig - abhängig Es gehört zum Menschsein, dass wir von anderen Menschen abhängig sind: von ihrer Hilfe, von ihrer Arbeit, von ihrem Wissen, von ihrer Solidarität und Unterstützung. In gewissen Lebensphasen, etwa in der Kindheit, bei Krankheit oder im hohen Alter wird die Abhängigkeit deutlicher spürbarer als in anderen Phasen. Wir sind ein Leben lang von anderen abhängig und andere von uns. Das ist normal; das ist zutiefst menschlich. Es ist keineswegs entwürdigend, auf andere angewiesen zu sein. Dr. Heinz Rüegger 5 Selbstbestimmung Es gehört zur Würde jedes Menschen, dass er letztlich selbst über sein Leben bestimmen soll und nicht andere über ihn verfügen dürfen. Darum darf keine medizinische Handlung an jemandem vollzogen werden ohne seine oder ihre Zustimmung. Alle sollen selber bestimmen können, was für sie gut ist und welche Art von Leben sie führen wollen. Das gilt auch bei Abhängigkeit von der Hilfe durch andere: Ich darf selber bestimmen, welche Hilfe ich annehme und welche ich ablehne. Dr. Heinz Rüegger 6 3
4 Selbstverantwortung Die Kehrseite von Selbstbestimmung ist die Selbstverantwortung. Autonomie im Alter beinhaltet auch die Verpflichtung, sich auf irgendeine Weise in der Gesellschaft, im sozialen Umfeld oder in der Familie zu engagieren und im Rahmen der eigenen Möglichkeiten einen Beitrag zum Wohl des grösseren Ganzen zu leisten. Zur Autonomie im Alter gehört auch die Selbstverantwortung im Blick auf die eigene Gesundheit und die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen, wo sie nötig wird. Dr. Heinz Rüegger 7 Selbstverantwortung Ein letzter Aspekt von Selbstverantwortung wird immer wichtiger: die Bereitschaft, sich vorausschauend mit dem eigenen Sterben und den dabei nötigen Entscheidungen auseinander zu setzen. Wenn alte Menschen sich rechtzeitig dazu äussern, was ihnen im Blick auf ein «selbstbestimmtes Sterben» wichtig ist. So kann sichergestellt werden, dass auch am Ende des Lebens in Situationen meist grosser Abhängigkeit von anderen Menschen ihre Autonomie respektiert wird. Dr. Heinz Rüegger 8 4
5 Selbstbestimmungsrecht Erwachsene, die zufolge eines Unfalls oder einer Krankheit dauerhaft urteilsunfähig werden, verlieren ihre rechtliche Handlungsfähigkeit. Ziel des neuen Erwachsenenschutzrechts ist die Stärkung des Selbstbestimmungsrechts. Der neue Vorsorgeauftrag und die Patientenverfügung sind die Instrumente der eigenen Vorsorge im Hinblick auf Handlungsunfähigkeit. 9 Vorsorgeauftrag Mit Hilfe eines Vorsorgeauftrags kann neu jede handlungsfähige erwachsene Person Vorsorge für sich selbst und ihr Vermögen treffen, indem sie für den Fall ihrer Urteilsunfähigkeit eine oder mehrere Personen mit der Wahrung und Vertretung ihrer diesbezüglichen Interessen beauftragt. Man kann Aufgaben in den Bereichen Personensorge, Vermögenssorge sowie Vertretung im Rechtsverkehr übertragen. 10 5
6 Patientenverfügung Mittels Patientenverfügung kann eine urteilsfähige Person für den Fall ihrer Urteilsunfähigkeit vorsorglich und verbindlich festlegen, welche medizinischen Massnahmen sie wünscht oder ablehnt. Sobald der Patient die Urteilsfähigkeit wiedererlangt, ist der tatsächlich geäusserte Wille massgeblich und die Patientenverfügung tritt wieder in den Hintergrund. Die beiden Instrumente des Vorsorgeauftrages und der Patientenverfügung bieten vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Sie ermöglichen eine weitergehende Selbstbestimmung. 11 Was ist mir wichtig? Meine Werte? 12 6
7 Eltern - Kind Kinder beeinflussen durch ihre Art, wie sie den alten Eltern begegnen, das Gefühl von Sicherheit. Es löst zum Beispiel grosse Verunsicherung aus, wenn Kinder gewisse Themen nicht mehr ansprechen oder wenn sie einfach über den Kopf der Eltern weg bestimmen, was zu tun ist. 13 Eltern - Kind Kindheit -- Verbundenheit Jugend -- Abgrenzung Erwachsenenalter -- Unabhängigkeit Alter -- ausbalancierte Verbundenheit 14 7
8 Eltern - Kind Filiale Reife: Wenn Kinder realisieren, dass die Eltern ohne Selbstaufopferung unterstützt werden sollen. Parentale Reife: Wenn die Eltern Eltern bleiben und akzeptieren vermehrte Abhängigkeiten. Geben und Nehmen muss neu erfunden werden Reden und Verhandeln 15 Häufige Erwartungen von Kindern an Eltern Lange gesund und fit bleiben Wenig Ansprüche haben Sich nicht ins Leben der anderen einmischen Da sein, wenn man sie braucht Dr. Bettina Ugolini 16 8
9 Häufige Erwartungen von Eltern an Kinder Gefragt sein, trotz des Alters Ernst genommen werden Kontakte zu den Kindern haben Die Kinder sollen für einen da sein und sich kümmern Dr. Bettina Ugolini 17 Kind - Eltern: Ratschläge Immer wieder versuchen die andere Seite zu verstehen. Offen über die Erwartungen und den Erwartungsdruck miteinander reden Grenzen einhalten (sich selbst nicht überfordern und den anderen nicht überfahren) Respekt vor dem, was möglich ist und daran denken, dass hier eine lange Beziehungsgeschichte wirksam wird. Dr. Bettina Ugolini 18 9
10 Autonomie - Umgang mit alten Menschen Gerade im Umgang mit pflegebedürftigen, verletzlichen alten Menschen ist sorgfältig darauf zu achten, dass ihre Autonomie respektiert wird: Keine paternalistische Bevormundung! Keine Fürsorge ohne Berücksichtigung des Willens/der Werte/der Präferenzen der betroffenen Person! Alte Menschen ermutigen, sich selber zu sein und eigene Wünsche zu äussern. Sie ermutigen, eigene Ressourcen wahrzunehmen, aber auch eigene Grenzen/Defizite anzuerkennen. 19 Autonomie - Finanzen Ergänzungsleistungen Hilflosenentschädigung Pro Senectute Härtefall-Unterstützung 20 10
11 Autonomie - Wohnen Worauf kommt es bei der Gestaltung einer altersgerechten Wohnsituation im Alter an? Wie kann ich in meiner vertrauten Wohnung bleiben? Was kann ich tun, um mein Wohnumfeld altersgerecht zu gestalten? Welche Unterstützung gibt es zu Hause? Welche Möglichkeiten stehen mir offen, wenn ich im Alter noch einmal umziehe? Diese Fragen, wenn möglich schon vor der Pensionierung klären. 21 Autonomie - Wohnen Damit Sie in Ihrer vertrauten Wohnumgebung verbleiben können, reicht es nicht aus, wenn Sie nur über eine altersgerechte Wohnung verfügen. Wenn das Wohnumfeld erhebliche Barrieren hat und über keine entsprechende Infrastruktur verfügt, kann der Verbleib in der vertrauten Wohnung gefährdet sein. Wohnen Sie z.b. in Hanglage, kann es für Sie im Alter sehr beschwerlich werden, die täglichen Besorgungen zu erledigen. Wohnen Sie im ländlichen Raum oder am Stadtrand, fehlt es häufig an entsprechenden Einkaufsmöglichkeiten. Grosse Einkaufszentren auf der grünen Wiese sind für Sie auch kein Ersatz, wenn Sie, z.b. durch gesundheitliche Einschränkung, nicht mehr Auto fahren können
12 Autonomie - Heimeintritt Auch wenn jemand in ein Alters- oder Pflegeheim zieht, ist das nicht das Ende seiner oder ihrer Selbstbestimmung. Moderne Altersinstitutionen setzen alles daran, ihren Bewohnerinnen und Bewohnern ein möglichst hohes Mass an Selbstbestimmung zu ermöglichen. Dafür braucht es Bewohnerinnen und Bewohner, die möglichst deutlich sagen, was sie wollen und was nicht. Denn bloss weil man auf die Unterstützung anderer angewiesen ist, heisst das noch lange nicht, dass man nicht mehr den legitimen Anspruch hat, selber zu sagen, wie man mit der notwendig gewordenen Hilfe sein Leben gestalten möchte. Dr. Heinz Rüegger 23 Beratung für Angehörige von älteren Menschen Eine Hochschule im Dienste alter Menschen 12
13 Was bieten wir an? Gespräche zu Sorgen, Herausforderungen und Belastung «Mein Mann hat Parkinson. Was kommt auf mich zu?» «Meine Mutter ist manchmal so aggressiv. Sie hat sich sehr verändert. Niemand glaubt mir.» Informationen zu Krankheiten und Betreuung im Alltag «Wir haben uns unter den Geschwistern arrangiert. Machen wir es so richtig?» «Mein betagter Vater wird Ende Woche vom Spital entlassen. An was muss ich alles denken?» Empfehlung passender Entlastungsangebote «Wo bekomme ich Unterstützung?» Verweisen an andere Beratungsstellen Bei Fragen rund um finanzielle Unterstützung und Alters- und Pflegeheime Ein offenes Ohr 25 Wer kann sich beraten lassen? Familienmitglieder zusammen oder alleine Der ältere Mensch alleine oder zusammen mit seinen Angehörigen Verwandte Freunde Nachbarn 26 13
14 Wer beratet? Pflegefachfrauen mit Spezialisierung in der Pflege von älteren Menschen und Familien Romy Mahrer Imhof Hannele Hediger 27 Praktisches Ort Zuhause ZHAW Technikumstrasse 71 Telefonisch Ort der Wahl Anmeldung / Beratung Tel.: Mo Fr von 9-12 & Uhr Beratungen auch zu Randzeiten Kosten Kostenlos 28 14
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