Thema der Sitzung: Zensuren oder Berichtzeugnisse
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- Gregor Hofmann
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1 Protokoll vom Universität Duisburg-Essen, Standort Essen Seminar: Schülerleistung beobachten und bewerten Dozentin: Dr. Isabell van Ackeren Protoklant: Sebastian Orth Wintersemester 2004/2005 Thema der Sitzung: Zensuren oder Berichtzeugnisse Verlauf der Stunde: 1. Problematisierung des Ziffernzeugnisses (Problematisierende Aussagen/ Bewertungen durch das Seminar) 2. Eine Alternative: Das Berichtzeugnis 2.1 Argumente für eine verbale Beurteilungspraxis 2.2 Argumente gegen eine verbale Beurteilungspraxis 3. Schulangst unter dem Einfluss von Berichtszeugnissen 4. Beispiele für Berichtzeugnisse 5. Zusammenfassung (Ergebnisse des Seminars) 1
2 1. Problematisierung des Ziffernzeugnisses (Problemati- sierende Aussagen/ Bewertungen durch das Seminar) Zunächst wurden Seminar zum Zwecke der Problematisierung des Ziffernzeugnisses drei Aussagen über diesen Bewertungstyp vorgestellt. 1. Aussage: Nur Ziffernnoten garantieren Exaktheit und Eindeutigkeit bei der Leistungsbeurteilung. 2. Aussage: 3. Aussage: Nur Ziffernnoten gewährleisten die Vergleichbarkeit bei der Leistungsbeurteilung. Der Wunsch der SchülerInnen nach Noten erfordert auch Noten. Das Seminar fand Antworten zu den Vor- und Nachteilen des Ziffernzeugnisses: Vorteile exakt bietet Überblick bietet Orientierung Vergleichbarkeit der Schüler Motivation Nachteile undifferenziert keine beratende oder pädagogische Funktion Vergleichbarkeit der Schüler Demotivation/ Frustration 2
3 2. Eine Alternative: Das Berichtzeugnis Als Alternative zu dem einerseits vorteilhaften, andererseits mit Nachteilen verbundenen Ziffernzeugnis wurde das Berichtzeugnis vorgestellt. Das Berichtszeugnis verzichtet auf die bekannte Schülerbewertung mit Ziffern von 1 für sehr gute bis 6 für ungenügende Leistungen. Anstelle der Ziffern werden Symbole und Formulierungen zur Bewertung von Schülerleistungen eingesetzt (Beispiele vgl. 4.). Zunächst bearbeitete das Seminar in Gruppenarbeit zwei Texte mit Argumenten für und gegen eine verbale Beurteilungspraxis. 2.1 Argumente für eine verbale Beurteilungspraxis Wortzeugnis vermeidet Schülervergleich, fördert soziale Kooperation, Wortzeugnis: hoher Informationsgehalt, bietet Möglichkeit, Entwicklungen nachzuvollziehen sowie Stärken, Schwächen und günstige Lernstrategien zu entdecken, Wortzeugnis setzt Selbstreflexion des Lehrers bezüglich seines eigenen Unterrichts und Wissen über den Schüler voraus, Wortzeugnis wird dem Schüler der Sekundarstufe I eher gerecht (Stabilität der Persönlichkeit, Unterstützung der Reife), Wortzeugnis fördert den Erhalt sachbezogener Motivation (keine rein extrinsische Motivation durch Noten, Erhalt sachlich orientierter intrinsischer Motivation), Wortzeugnis hilft der Wahrung des Gesichtes (Leistungsförderung), Wortzeugnis fördert positiveres Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler. 3
4 2.2 Argumente gegen eine verbale Beurteilungspraxis Wortzeugnis ist vielseitig auslegbar, fordert große Ausdruckskraft des Lehrers, Wortzeugnis nimmt viel Zeit in Anspruch, Wortzeugnis setzt gründliche Schülerbeobachtung voraus, mangelnde Ausbildung der Lehrer kann zu Fehlurteilen führen (Makel der Ausführung, nicht der Methode), Wortzeugnis birgt die Gefahr der Mitteilung von Persönlichkeitsmerkmalen (Persönlichkeitstheorien der Lehrer u.u. mit Tendenz zu Stereotypen), Wortzeugnis wird Vorbereitung auf Beurteilung an weiterführenden Schulen und gesellschaftlichen Anforderungen nicht gerecht, Wortzeugnis führt zu unerwünschten Nebeneffekten: o Befürchtung, Lernstandsfeststellung wird durch Lernkontrollen ersetzt (Vernachlässigung von diagnostischen Prozeduren), o Lehrer erhöhen Häufigkeit von Lernkontrollen, um Weichheit des Wortzeugnis auszugleichen (Erhöhung des Leistungsdruckes), o Ermutigungsfunktion des Wortzeugnisses führt zu zögerlicher Angabe zur Lernzielerreichung (besonders bei schlechter Leistung, Wortzeugnis wirkt beschönigend), o Wortzeugnis birgt gefährliche Beschönigungstendenz, wenn neuer Lehrer nach zunächst erfolgter ungenauer Beurteilung durch Kollegen harte Aussagen über Leistungsstand trifft, o Wortzeugnis kann missverstanden werden. 4
5 3. Schulangst unter dem Einfluss von Berichtszeugnissen Das Argument, die verbale Beurteilungspraxis berge eine weiche Bewertung von Schülerleistungen, wurde durch einen Beitrag der Referenten entkräftet: Schulangst nimmt nicht wesentlich durch den Einsatz eines Wortzeugnisses ab, aus Schülersicht sind Wortzeugnisse also keine weiche Beurteilungsform. 4. Beispiele für Berichtzeugnisse Bewertung mit Symbolen: +, +/+, +/-, -, -/-, Wortzeugnis mit Formulierungen wie z.b.: vereinzelt, hinlänglich, im Allgemeinen, einwandfrei: o in tabellarischer Form, o in einem Text, festgelegte Formulierungen, auf die Lehrer zurückgreifen können: großes Interesse, breites Wissen, nur selten beteiligte er sich, entwickelte wenig Aktivität, Zusammenfassung (Ergebnisse des Seminars) sowohl Ziffern- als auch Wortzeugnis bergen Stärken und Schwächen, Entwicklung persönlicher Präferenzen, Aspekte der Förderdiagnostik sind einzubringen. 5
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