Schulanlage Gerhalden Innensanierung und Neubau Turnhalle

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1 Schulanlage Gerhalden Innensanierung und Neubau Turnhalle Hochbauamt, 2014 N 177 Als die Primarschule Gerhalden 1907 errichtet wurde, stand sie am östlichen Rand von St. Gallen heute liegt sie mitten im Siedlungsgebiet. Knapp hundert Jahre bot das Haus mit seiner klaren Gliederung in einen Klassentrakt, ein Treppenhaus und einen Nebentrakt genügend Platz für den Unterricht. Doch die Zeiten ändern sich: Besonders der Turnunterricht in einem kleinen Saal ohne Garderoben war nicht mehr zeitgemäss, Duschen, Räume für die allgemeine Nutzung und die Arbeit in Gruppen fehlten. Die Anlage ist nun um eine Turnhalle gewachsen und die Nutzungen wurden innerhalb des Gebäudes neu verteilt. Doch trotz grosser Eingriffe zeigt sich das Schulhaus heute wieder so authentisch wie zuvor.

2 Schulanlage Gerhalden Innensanierung und Neubau Turnhalle Lessingstrasse 46 Die Baustelle war spektakulär: Unter dem Schulhaus klaffte ein riesiges Loch, und das Gebäude schwebte auf einem senkrecht abfallenden Fundament rund zwölf Meter über der Baugrube. Die Treppe des Hintereingangs ragte in den Abgrund. Dass das Konzept auf einer unterirdischen Erweiterung beruht, war spätestens zu diesem Zeitpunkt augenscheinlich. Die neue Turnhalle füllt eine natürliche Mulde westlich des Schul hauses auf und erweitert dadurch das bestehende Plateau auf der Talseite des Gebäudes. Ein geschickter Schachzug der beiden jungen Architekten, denn damit gelingt es, den auch für das Quartier bedeutsamen grosszügigen Aussenraum zu sichern. Und sie vermeiden, dem historischen Schulhaus, das im Inventar der Denkmalpflege als schützenswert aufgeführt ist, ein konkurrierendes Volumen an die Seite zu stellen. So erscheint die Turnhalle nur als Sockel im Areal. Dank der seitlichen Verglasung kommt Licht in den Raum. Die eingesetzten Materialien: Sichtbeton, Eichenparkett und Platten aus gepresster Holzwolle sind schlicht und unbehandelt. Damit die Halle auch für Feste und Versammlungen genutzt werden kann, ermöglicht ein separater Fluchtweg gegen Westen eine Belegung von bis zu 200 Personen. Ein kompakter Kern mit Garderoben und Nebenräumen schliesst die

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5 Baudokumentation Hochbauamt Stadt St.Gallen N 177 Fotos: Peter Ruggle, St.Gallen Luftaufnahme: Francesco Diomaiuta April 2014

6 Pläne: Schnitt, Grundriss Erdgeschoss, Grundriss Untergeschoss «Wenn Schnecken hüpfen könnten» n» Während der Aushubarbeiten für die Turnhalle stiessen die Bauarbeiter auf eine ungewöhnlich hohe Dichte an Schnecken, so lautet das Gerücht. Daraus entstanden ist ein Buch: reich an Ideen, Farben, Zeichnungen, Geschichten und insbesondere an leeren Seiten. Gerücht und Buch sind Kunst am Bau. Das Schneckenbuch wird den Kindern am ersten Schultag geschenkt, über die Schulzeit darf es individuell weitergestaltet werden. Der Künstlerin gelingt ein Werk, das wie die Schnecken Spuren hinterlässt: im Schulhaus, im Unterricht, im Alltag und später einmal in der Erinnerung der Kinder und Lehrpersonen der Primarschule Gerhalde. Halle gegen Osten ab, die interne Verbindung ermöglicht es den Kindern, in Finken aus dem Schulhaus in die Turnhalle zu laufen. Die Erweiterung hat auch Stärken im Aussenraum. Denn als fünfte Fassade ist das Dach der Turnhalle das entscheidende Element des Entwurfs. Als neuer Pausenhof bereichert es die Schulanlage um einen Hartplatz, Pingpongtische und einen kleinen Park. Gegen das Tal hin tritt die Turnhalle als mächtige Stützmauer in Erscheinung. Um sie im Areal einzufügen, wurde ihre Oberfläche gestockt. Der Farbton imitiert die grünlichbeigen Steine in der Fassade des Schulhauses, und unter dem Stockhammer hat der Beton seine harten Kanten verloren. Eine Besonderheit bildet die Rosskastanie auf dem Platz vor dem Schulhaus sie hat den Umbau überlebt, obwohl auch sie zeitweise bloss auf einem Felssporn stand. Im Inneren des Schulhauses wurde mit einer grossen Rochade Platz für die gemeinsam genutzten Räume geschaffen. Die Wohnung des Hauswarts wurde aufgehoben, die Handarbeit ins Sockelgeschoss des Haupttraktes verschoben. Dadurch wurde Platz frei für ein neues Teamzimmer, die Büros der Schulleitung, eine Bibliothek und die Räume für die individuelle Förderung. Die ehemalige Turnhalle im Erdgeschoss wird für den musischen Unterricht und für Aufführungen genutzt. Der Saal hat einen Notausgang bekommen und darf nun mit bis zu hundert Personen belegt werden. Die ausserschulische Betreuung liegt neu prominent im Dachgeschoss mit bester Aussicht auf die Voralpen. Ein neuer Lift gliedert die Korridore. Er erschliesst alle Stockwerke und trennt gegen Osten einen Gruppenraum ab. Für den flexiblen Unterricht wurden die Zimmer mit Möbeln auf Rollen ausgestattet. In den hundert Jahren seiner Nutzung hatte das Schulhaus schon oft sein Aussehen verändert. Untersuchungen am Gebäude zeigten Spuren von drei wesentlichen Epochen auf. In enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege legten die Architekten die Strategie im Umgang mit den Zeiten fest: Die Zeugnisse aller Epochen bewahren und den ursprünglichen Ausdruck anstreben. So zieren nun wieder die feinen Farbtöne von 1907 die Gänge und Zimmer. Bezüglich Haustechnik hingegen ist die Neuzeit ins Schulhaus Gerhalden eingezogen: Sämtliche Sanitär- und Elektroleitungen wurden ersetzt, der Einsatz von LED-Leuchten senkt den Energie verbrauch, die Ölheizung wurde durch eine Wärmepumpe ersetzt. Auch die Sicherheit ist wieder auf dem neuesten Stand: Die Vorschriften des Brandschutzes werden erfüllt und dank neuen Betonwänden zwischen dem Treppenhaus und Klassenzimmer ist das Schulhaus nun auch gegen Erdbeben gewappnet. Doch bei allen Veränderungen ist eines gleich geblieben: Zum Abschluss ihrer Karriere am Gerhalden dürfen die Schülerinnen und Schüler einmal ins romantische Türmchen auf dem Dach der Schule steigen. Mit dem Abschlusszeugnis in der Hand schweift dann ihr Blick über das Areal hinaus hin zu einem neuen Lebensabschnitt.

7 Stadt St. Gallen Hochbauamt Amtshaus Neugasse St. Gallen Telefon N info.hochbauamt@stadt.sg.ch Bauherrin Stadt St. Gallen, vertreten durch das Hochbauamt Projektleiter Andreas Schneiter Denkmalpflege Niklaus Ledergerber Architektur 1906 Eugen Schlatter St. Gallen Architektur Gantenbein Brüschweiler Architekten Neukirch-Egnach Landschaftsarchitektur Stalder Landschaften St. Gallen Bauleitung Schertenleib Baumanagement Partner GmbH St. Gallen Bauingenieur SJB Kempter Fitze AG St. Gallen Elektroplanung Inelplan AG St. Gallen HLK-Planung Maurer Ingenieurbüro GmbH Arbon Bauphysik Gerevini Ingenieurbüro AG St. Gallen Kunst am Bau Anita Zimmermann St. Gallen Projektablauf Offener Projektwettbewerb 2008 Baubeginn Januar 2012 Bezug Ende 2013 Fertigstellung Umgebung Mai 2014 Baukosten Vorbereitungsarbeiten CHF Gebäude CHF Betriebseinrichtungen CHF Umgebung CHF Baunebenkosten CHF Ausstattung CHF Gesamtkosten CHF Projektdaten Schulhaus Turnhalle m² nach SIA 416 Geschossflächen m² CHF/m² nach SIA 416 Gebäudekosten (BKP 2/3) CHF /m² m³ nach SIA 416 Gebäudevolumen m³ CHF/ m³ nach SIA 416 Gebäudekosten (BKP 2/3) CHF/ m³