Der Drahtwurm. Biologie und Lebenszyklus
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- Friederike Krause
- vor 6 Jahren
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1 Der Drahtwurm Biologie und Lebenszyklus Landwirtschaft im Fokus der Bäuerinnen 3. Erdäpfelfachtag Hollabrunn 4. März 2015 Gerhard SIGL Allgemeines Drahtwürmer = Larven des Schnellkäfers (Fam. Elateridae, Agriotes sp. u.a.) Schnellkäfer kommen nahezu in allen Habitaten vor (Grünland, Ackerland, Wald) Pflanzenfressende Drahtwürmer Generalisten Hohe Komplexität der Einflussfaktoren auf die Entwicklung Hunderte Publikationen über Drahtwurm (nicht nur für Karotffel) vorhanden 1
2 wichtige Schnellkäferarten Quelle: Jossi, Schweizer, Keller; Forschungsanstalt ART; 2008 Allgemeines Entwicklungszeit: 3 5 Jahre (abh. von Art, Standorte Seehöhe, Witterung, Nahrung, Geschlecht) Lebensphase als Puppe bzw. Käfer sehr kurz überwiegendes Stadium = Larve Größere Drahtwürmer kommen auch lange Zeitperioden ohne pflanzliche Nahrung aus In trockenen Sommerperioden wandern die Drahtwürmer in tiefere Bodenschichten ab auftretende Schäden im Sommer sind dadurch geringer Flugradius der Weibchen eingeschränkt (einige 100 m) 2
3 Entwicklungszyklus Quelle: Fähndrich; Forschungsanstalt ACW; 2011 Allgemeines Besatzermittlung: Pheromonfallen (Arten und Flugzeitpunkt bestimmbar, nicht jedoch für Befallsprognose od. Bekämpfung sinnvoll, hohe Fangzahlen nach hohem Drahtwurmbefall) Köderfallen: Vergraben von angequollenen Weizenkörnern, grobe Befallsabschätzung möglich, nur sinnvoll ohne Pflanzenbewuchs Bodenproben: 15x15cm spatentief ausstechen, Boden zerreiben, Drahtwürmer zählen Das erwartete Schadausmaß kann mit keiner der angeführten Probenmethoden gezielt vorhergesagt werden 3
4 Schadsymptome, Verwechslungsmöglichkeiten Drahtwurm Dry core (Rhizoctonia) Schneckenfraß (Erdraupenfraß) Quelle: Schepl, Paffrath, Landwirtschaftskammer NRW, 2010 Schäden an Maispflanzen Quelle: Kromp et al.,
5 Umfrage Fragebogen Fragestellung: Anhand einer Umfrage sollen eventuelle verstärkende bzw. reduzierende Faktoren im Hinblick auf den Befall mit Drahtwurm herausgefiltert werden Partner: LK-NÖ (IGE) Lapro Stockerau Pfanni Umfrage Fragebogen Fragebogen ( DI(FH) Markus Zeinzinger, 2010) Gebiete: Zwettl, Stockerau Fragenbogen hinsichtlich: Maßnahmen gegen Drahtwurm Fruchtfolgen, Bodenbearbeitungen Zwischenfruchtanbau Tierhaltung Sortierergebnisse vergangener Jahre Sortierergebnisse wurden mit Umfragedaten verbunden 5
6 Umfrage - Auswertung Statistisch absicherbare Unterschiede sind (wie bei den meisten anderen praktisch orientierten Versuchen) nur schwer zu finden Aufgrund des mehrjährigen Entwicklungszyklus sowie der Regionalität des Auftretens sind kausal erklärbare Zusammenhänge nur schwer sichtbar zu machen Mögliche beeinflussende Faktoren: eher reduzierend eher neutral eher steigernd Zuckerrübe + Mais in der FF GVE Besatz Anteil Kartoffel in der FF Hohe Bodenbearbeitungsintensität im Frühjahr und Herbst Anteil an Begrünungen Großregionale Faktoren Fördernde Faktoren Aufgrund anhaltender Klimaerwärmung kommt es zu einer zunehmenden Verkürzung des Entwicklungszyklus Alle Flächen mit starkem Bewuchs begünstigen die Eiablage Flächen in der Nähe von Grünland stark verunkrautete Flächen Mehrjähriges Kleegras in der FF birgt hohes Drahtwurmpotential Flächen mit hohem Humusgehalt Auf Sommerweizen od. Grünbrache angebaute Kartoffeln bringen in zwei von drei Jahren hohe Drahtwurmschäden 6
7 Fördernde Faktoren Verdichtete, feuchte und ungestörte Böden tendieren zu höheren Drahtwurmbefall Auf leichten Böden ist bereits bei geringen Besatzdichten ein Schaden zu erwarten, auf schweren Böden liegt die Schadschwelle höher Trotzdem zeigen schwere Böden meist höhere Drahtwurmschäden Regionalfaktor vorhanden (mit steigender Seehöhe, fallender Wärmesumme und feuchterem Klima steigen die Drahtwurmschäden) Bekämpfung reduzierende Faktoren Kein Anbau auf befallenen Feldern Flächen mit hohem Gehölzanteil in der Nähe zeigen geringere Schäden Erbsen, Wicken, Ackerbohnen, Soja, Weißkohl als Vorfrucht dürften das Schadausmaß reduzieren Bestandesführung! Unkrautfreie Bestände geringere Eiablage reduziert das Potential Sortenunterschiede sind nicht bekannt - aber Erntezeitpunkt hat einen massiven Einfluss auf das Schadausmaß 7
8 Einfluss Erntezeitpunkt auf Drahtwurmbefall Quelle: Parker & Howard, 2001 (Daten aus Anon, 1948) Quelle: Schepl & Paffrath, 2010 Bekämpfung reduzierende Faktoren Bei Raps in der FF wurden in manchen Versuchen geringere Besatzzahlen festgestellt Biofumigation (Einbringen von zerkleinerten, frischen Pflanzenrückständen von Cruziferen in den nicht zu trockenen Boden) könnte eine Drahtwurm-Toxizität aufweisen Org. Düngung (Gülle, FM) dürfte eine dämpfende Wirkung haben; unterschiedliche Aussagen, verstärktes Auftreten von Rhizoctonia (Drycore) möglich Verwechslung? Zwischenfrüchte (Begrünungen) wirken sich nicht auf die Drahtwürmer und deren Fressverhalten aus Einsatz von Fangpflanzen (Hafer, ) 8
9 Eingriffe Bodenbearbeitung Quelle: Fähndrich; Forschungsanstalt ACW; 2011 Bekämpfung reduzierende Faktoren Hoher Hackfruchtanteil (vermutlich auch aufgrund der Störung der Eiablage durch die Hackdurchgänge) korrelieren negativ mit dem Schaden durch Drahtwürmern Durch Bodenbearbeitung im Spätsommer können einige Entwicklungsstadien (Eier, unbewegliche Junglarven, Puppen) reduziert werden Bei trockenen Bedingungen bzw. Hitze wandern die Drahtwürmer schon vor dem Verpuppen in tiefere Schichten ab (können durch BoBe auch nicht mehr beeinflusst werden) Für Erfolge ist die Bodenbearbeitung jedoch über Jahre hinweg konsequent durchzuführen 9
10 Literaturquellen Danke für ihre Aufmerksamkeit! Andrews, N. et al. (2008): Wireworm, Biology and nonchemical Management in Potatoes in the Pacific Northwest, Oregon State University. Benefer, C. et al. (2012): Understanding the relationship between adult and larval Agriotes distributions: The effect of sampling method, species indentification an dabiotic variables, Applied Soil Ecology (53). Fähndrich, S. et al. (2011): Drahtwürmer Möglichkeiten der Regulierung, Merkblatt, Hrsg. Extension Gemüsebau Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW. Jossi, W. et al. (2008): Schnellkäferarten und biologische Bekämpfung der Drahtwürmer, Agrarforschung (15). Keiser, A. (2007): Influence of farming systems, specific cultivation methods and site parameters on the potato quality, Dissertation, Swiss Federal Institute of Technology Zurich. Kempkens, K. et al. (2004): Status-Quo-Analyse und Entwicklung von Strategien zur Regulierung des Drahtwurmbefalls (Agriotes spp.l.) im ökologischen Kartoffelanbau, Projektnr. FKZ 02OE266, Landwirtschaftskammer NRW. Kromp, B. et al. (2009): Neue Wege in der Regulation von Drahtwürmern unter besonderer Berücksichtigung des biologischen Landbaus Endbericht 2009, (Forschungsprojekt 1448), Wien. Landl, M. (2011): Wireworms herbivores in Austrian agricultural land. Dissertation, Universität für Bodenkultur Wien. Parker, W. und Howard, J. (2001): The biology and management of wireworms (Agriotes spp.) on potato with particular reference to the U.K., Agricultural and Forest Entomology (3). Schepl, U. et al. (2010): Regulierungskonzepte zur Reduktion von Drahtwurmschäden, Projektnr. FKZ 06OE272, Landwirtschaftskammer NRW. Schepl, U. und Paffrath, A. (2007): Erprobung von Strategien zur Drahtwurmregulierung im ökologischen Kartoffelanbau, Projektnr. FKZ 02OE266/F, Landwirtschaftskammer NRW. Traugott, M. et al. (2015): Biology, Ecology and Control of Elaterid Beetles in Agricultural Land, Annual Review of Entomology (60). Vernon, R. und van Herk, W. (2013): Wireworms as Pests of Potato, in: Insect pests of Potato, Hrsg.: Giordanengo, P. et al., Oxford. 10
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