The Ne(x)T Generation Das Angebot der Bibliotheken
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- Jacob Hausler
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1 The Ne(x)T Generation Das Angebot der Bibliotheken
2 Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB) Herausgegeben von Harald Weigel Band 7
3 30. Österreichischer Bibliothekartag Graz, The Ne(x)T Generation Das Angebot der Bibliotheken Herausgegeben von Ute Bergner und Erhard Göbel Wolfgang Neugebauer Verlag GesmbH Graz-Feldkirch
4 Umschlag/Layout: Tobias Neugebauer Druck: buchbücher.de Gmbh Printed in Germany ISBN W. Neugebauer Verlag GesmbH Graz-Feldkirch Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Tonkopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
5 Inhalt Vorwort Eröffnungsvortrag Rüdiger Wischenbart Das Universum (das andere die Bibliothek nennen). 4 politische Variationen auf Jorge Luis Borges zum österreichischen Bibliothekartag Bibliotheksmanagement: Die Praxis Adalbert Kirchgäßner Einleitung Per Knudsen Prozesskostenrechnung in Bibliotheken. Erfahrungen, Ergebnisse und Perspektiven. Dargestellt am Beispiel der UB Mannheim Ruth Wüst New Public Management in der Aargauer Kantonsbibliothek ein Blick hinter die Kulissen Harald Weigel Die Balanced Scorecard der Vorarlberger Landesbibliothek Bruno Bauer Bibliotheksindex BIX an österreichischen Universitätsbibliotheken Simone Moser Geschafft? Mit Auszeichnung! Das Zertifizierungsverfahren der AKMB (Arbeitsgemeinschaft der Kunst- und Museumsbibliotheken) Daniel Weger Qualität planen, steuern, sichern die Zertifizierung von Bibliotheken in Südtirol... 79
6 Forum Bibliotheksstatistik Joachim Kreische Steuerungstool oder Datenfriedhof: Die Deutsche Bibliotheksstatistik im Alltag einer Universitätsbibliothek Ronald M. Schmidt ÖBS Österreichische Bibliotheksstatistik. Das ÖBS-Berichtsjahr 2008 für wissenschaftliche Bibliotheken in der Gesamtsicht André Hensel Die Teilnahme von Fachhochschulbibliotheken (FHB) an der Österreichischen Bibliotheksstatistik (ÖBS) Bibliometrie Benefits des bibliothekarischen Knowhows für wissenschaftliche Institutionen Rafael Ball, Martin Gorski Bibliometrie das Maß aller Dinge? Kosten-Nutzen-Analyse elektronischer Medien Axel Dörrer Der Hebis-Statistikserver als Basis für Kosten-Nutzen-Betrachtungen Konsortialverträge Chancen und Fesseln einer bedarfsgerechten Bestandspolitik? Adalbert Kirchgäßner Der finanzielle Nutzen von Konsortialverträgen oder was verliert die Bibliothek, wenn sie aussteigt Externe Dienstleistungen was können (sollen) Bibliotheken erwarten (Forum GeSIG) Irmgard Siebert Keine Angst vor Dienstleistern. Kaufen oder Machen?
7 Teaching Library Konzepte Wilfried Sühl-Strohmenger Aufwand und Ertrag der Teaching Library: Wie viel Zeit, Geld und Personal sollen/können wissenschaftliche Bibliotheken in Kurs- und Schulungsangebote investieren? Detlef Dannenberg In 10 Schritten zur Teaching Library Berufliche Anforderungsprofile Achim Oßwald Leitungsfunktionen in Bibliotheken: Qualifikationsprofile im Spiegel ausgewählter Studienangebote Karin Holste-Flinspach BibliotheksassistentIn Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste Mittlerer Bibliotheksdienst: Das Berufsbild der mittleren beruflichen Ebene in Bibliotheken derzeit und in Zukunft André Hensel ABID-AssistentInnen in Öschli : Quo vaditis? Die aktuelle Entwicklung der Berufsausbildung für den mittleren Dienst an Archiven, Bibliotheken, Informations- und Dokumentationseinrichtungen (ABID) in Österreich, Schweiz und Liechtenstein ( Öschli ) Aus- und Weiterbildungsansätze für BibliothekarInnen der Ne(x)t Generation Ulrike Lang Einsteigen, aufsteigen, vorankommen: Durchhalten oder Durchstarten? Strategien zum Generationenwechsel in Bibliotheken
8 Dienstleistungen für Bibliotheken der Ne(x)t Generation Axel Kaschte Unified Resource Management: Der Weg zur Bibliotheksautomatisierung der nächsten Generation Evelinde Hutzler Verbesserter Service durch Vernetzung von Dienstleistungen am Beispiel von elektronischen Zeitschriften und Datenbanken Digitalisierung Susanne Blumesberger Sicher archivieren grenzenlos recherchieren intelligent nutzen. Phaidra Digitale Langzeitarchivierung an der Universität Wien Wolfgang Kainrath Die hybride Sondersammlung der Fachbereichsbibliothek für Geographie und Regionalforschung (FBGEO) Marianne Jobst-Rieder Plakate aus 100 Jahren. Ein Digitalisierungsprojekt der Österreichischen Nationalbibliothek Markus Mainetti, Thomas Feurstein Das digitale Radio- und Fernseharchiv der Vorarlberger Landesbibliothek Bibliothekskataloge im Web/Web 2.0 in Bibliothekskatalogen Christof Niemann Intelligenz im Chaos. Erste Schritte zur Analyse des Kreativen Potenzials eines Tagging-Systems
9 Bibliothekskataloge für die Ne(x)t Generation Michaela Putz Primo an der Universitätsbibliothek Wien. Ein Werkstattbericht InhaltserschlieSSung: Ingredienzen, Instrumentarien, Internationalität Jessica Hubrich Thematische Suche in heterogenen Informationsräumen Rudolf Lindpointner Die Einführung der Dewey-Dezimalklassifikation (DDC) in der Oberösterreichischen Landesbibliothek (OÖLB) Provenienzforschung Walter Mentzel Provenienzforschung an der Medizinischen Universität Wien: Ergebnisse, Analysen und Forschungsperspektiven Katharina Bergmann-Pfleger Dissertation Universitätsbibliothek Graz : Provenienzforschung Monika Eichinger Die Studienbibliothek Linz in der NS-Zeit Ursula Schachl-Raber, Brigitte Wallinger-Schorn Der hinterlassene Fingerabdruck : Ein Forschungsprojekt der Universitätsbibliothek Salzburg zu Buchraub und NS-Geschichte Forum Musikbibliotheken Michael Staudinger Zum aktuellen Stand der Ressource description and access (RDA)
10 Reinhard Ellensohn Die musikspezifischen Teile der RDA: Ein erster Annäherungsversuch Gabriele Fröschl Audiobestände online. Im Spannungsfeld zwischen Web 2.0 Plattformen und Langzeitsicherungsaspekten Susanne Gotsmy, Anita Pravits Zusatzausbildung Musikinformationsmanagement an der Hochschule der Medien Stuttgart Schulbibliotheken für das 21. Jahrhundert Markus Fritz Wie können wir die Schulbibliotheken fit für die Zukunft machen? Beispiele und Überlegungen aus Südtirol Interkulturelle Bibliotheksarbeit Susanne Schneehorst Interkulturelle Bibliotheksarbeit: Themen und Trends Beate Wegerer Herausforderung Interkulturalität: Erfahrungen und Perspektiven der Büchereien Wien Jana Sommeregger Sozial-integrative Bibliotheksarbeit in Österreich Studie des BVÖ Bibliotheken als Orte für die Ne(x)t Generation Nicole Huber-Reisinger Die rechtswissenschaftliche Fakultätsbibliothek an der Johannes Kepler Universität Linz aus 12 wird EINS
11 Martin Vorberg Das hybride Zentrum juristischer Informationen der Bucerius Law School (Hamburg) Aktivitäten von PensionistInnen und Pensionisten (Round Table) Sigrid Reinitzer Einleitung Walter Neuhauser Erschließung der Handschriften der Universitäts- und Landesbibliothek Innsbruck. Ein Projekt der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Edith Stumpf-Fischer Frauenbiographische Beiträge insbesondere über Frauen im österreichischen Buch- und Bibliothekswesen. Arbeiten für frida und kolloqia und das Projekt biografia Karl F. Stock Meine sogenannten Pensionsaktivitäten Willi Treichler Aktiver Ruhestand in der Schweiz Irena Sapač Die Kalan-Stiftung und der Ausschuss für Čop Diplome und Auszeichnungen Wolfgang Schwab SeniorMent wie teile ich mein Wissen und meine Erfahrung? Rahmenprogramm Peter Klien The Ne(x)t Generation. Solo-Kabarett am Festabend des Österreichischen Bibliothekartages Die Autorinnen und Autoren
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13 vorwort Unter dem Motto The Ne(x)t Generation das Angebot der Bibliotheken fand vom September 2009 in den Räumen des neuerbauten Kongresszentrums auf der Grazer Messe der 30. Österreichische Bibliothekartag statt. Erstmals wurde diese Fortbildungsveranstaltung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bibliotheken und verwandten Einrichtungen von der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB) gemeinsam mit dem Büchereiverband Österreichs (BVÖ) ausgerichtet. Mit mehr als 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 17 Ländern, mit 60 ausstellenden Firmen und mehr als 150 Vorträgen und Präsentationen war der Bibliothekartag in Graz ein großer Erfolg. Bibliotheksmanagement, Bibliotheksstatistik und Bibliometrie gehörten zu den auf dem Kongress erörterten Themenblöcken wie auch elektronische Medien, externe Dienstleistungen, Teaching Library, Aus- und Weiterbildung, Dienstleistungen der Bibliotheken, Digitalisierung, Bibliothekskataloge, Inhaltserschließung, Provenienzforschung, Musikbibliotheken und die Aktivitäten pensionierter Bibliothekarinnen und Bibliothekare. Die gemeinsame Ausrichtung mit dem BVÖ schlug sich in den Themenblöcken Schulbibliotheken und interkulturelle Bildungsarbeit nieder. Die breite Palette der Referatsthemen zeigt die Vielzahl bibliothekarischer Fragestellungen, neuer Herausforderungen und Tendenzen. Die Vertiefung der Fachkenntnisse und der Erfahrungsaustausch waren wesentliche Ziele dieses Kongresses, zahlreiche positive Rückmeldungen bestätigen den Erfolg. Ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzte diese Veranstaltung und die TeilnehmerInnen waren begeistert von der Kulturstadt Graz, die sich bei strahlendem Wetter von ihrer besten Seite zeigte. Ein Danke gebührt allen Autorinnen und Autoren des Tagungsbandes, die mit ihren Beiträgen das Nachlesen und das Erreichen einer Nachhaltigkeit bewirken, Frau Mag. Barbara Lagger für ihre Lektorentätigkeit sowie dem Verlag. Ute Bergner Erhard Göbel 13
14 Bibliometrie Benefits des bibliothekarischen Knowhows für wissenschaftliche Institutionen 95
15 Bibliometrie das MaSS aller Dinge? Rafael Ball, Martin Gorski Was ist Bibliometrie? Die Wissenschaftskultur hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark verändert. Wo viel von leistungsorientierter Mittelvergabe, Exzellenzclustern, Drittmittelstatistiken und Innovationspotentialen geredet wird, ist auch die Bibliometrie stärker präsent denn je. Grundsätzlich bedeutet,bibliometrie die Anwendung mathematischer und statistischer Methoden zur Erklärung der Prozesse der schriftlichen Mitteilungen, sowie der Natur und des Entwicklungskurses eines Wissenschaftsgebietes, durch Zählung und Analyse der verschiedenen Aspekte der schriftlichen Kommunikation. 1 Die Grundannahme der Bibliometrie ist also, dass die Leistungen eines Forschers durch die quantitative (Anzahl der Publikationen) und qualitative (Anzahl der Zitierungen einer Publikation, Impact-Factor 2 ) Erfassung seines wissenschaftlichen Outputs messbar sind. Inwieweit diese Annahme (noch) problematisch ist und für welche Disziplinen die Bibliometrie aussagekräftige Ergebnisse liefern kann, zeigen die nachfolgenden Ausführungen. Die Geschichte der Bibliometrie: Einige Streiflichter Die moderne Bibliometrie kann auf eine reiche und interessante Vorgeschichte zurückblicken. Bereits 1917 leisteten F. J. Cole und N. B. Eales bibliometrische Pionierarbeit mit einer statistischen Untersuchung über die Fachliteratur der Anatomie im Zeitraum zwischen 1550 und Dabei zeigten sie, wie unterschiedlich stark die anatomische Wissenschaft in verschiedenen Zeitabschnitten wahrgenommen und rezipiert wurde. Zehn Jahre später nutzten P. und E. Gross erstmals Zitate als bibliometrische Datenquellen. Sie analysierten anhand von Fußnoten, welche Zeitschriften für die wissenschaftliche Forschung und Ausbildung in der Chemie zum damaligen Zeitpunkt unentbehrlich waren. 4 1 Juan Gorraiz: Bibliometrie, URL: ( ). 2 Der Journal-Impact-Factor ist Maß für die Häufigkeit von Zitierungen der Artikel eines Journals in Relation zur Gesamtzahl der dort veröffentlichten Artikel. Er stellt ein mögliches Maß für das Ansehen, das eine Zeitschrift in einer Fach-Community genießt, dar. 3 F. J. Cole; N. B. Eales: The history of comparative anatomy. Part I: A statistical analysis of the literature. In: Science Progress 11 (1917), S Rafael Ball; Dirk Tunger: Bibliometrische Analysen Daten, Fakten und Methoden (Schriften des Forschungszentrums Jülich, Reihe Bibliothek, Band 12). Jülich 2005, S
16 Im Jahr 1955 nahm der US-amerikanische Informationswissenschaftler Eugene Garfield die Arbeit an einem richtungweisenden Projekt auf: der systematischen Erfassung von Zitationen wissenschaftlicher Publikationen gründete Garfield das Institute for Scientific Information (ISI) und stellte 1963 den ersten Science Citation Index vor. Zu seinen wesentlichen Leistungen zählte der Nachweis, dass Zitationsanalysen eine bedeutende Rolle für die Wissenschaftsgeschichte, speziell für das Nachzeichnen der Entwicklungslinien einer Disziplin, spielen können. Der Ausdruck,Bibliometrie wurde allerdings erst 1969 von Alan Pritchard eingeführt. 5 In der Folge fanden bibliometrische Verfahren internationale Verbreitung. In den USA werden bereits seit den 70er Jahren bibliometrische Messwerte als Grundlage für die Vergabe von Fördergeldern herangezogen, während in der Schweiz und in Skandinavien disziplinspezifische,forschungslandkarten entwickelt wurden. In Frankreich nahm ebenfalls bereits in den 90er Jahren mit dem Observatoire des Sciences et des Techniques (OST) ein eigenes bibliometrisches Institut seine Arbeit auf. Vergleichsweise richtete Deutschland eine solche Einrichtung, das Kompetenzzentrum Bibliometrie für die deutsche Wissenschaft (KB) erst sehr spät, im Jahr 2008, ein. 6 Die Bestandteile bibliometrischer Analysen Zur Quantifizierung wissenschaftlicher Leistungen bedient sich die Bibliometrie einer Vielzahl unterschiedlicher, vielfältig kombinierbarer 7 Methoden. Eine gute Möglichkeit, Wissenschaftler und Wissenschaftsmanager bei ihrer Arbeit zu unterstützen, ist die Outputanalyse. Output bezeichnet dabei die Summe aller Veröffentlichungen eines Wissenschaftlers oder einer Forschergruppe also nicht nur Zeitschriftenaufsätze, sondern auch Monographien, Proceedings und Vorträge. 5 Vgl. Alan Pritchard: Statistical Bibliography or Bibliometrics? In: Journal of Documentation 25 (1969), S Mit dem Kompetenzzentrum Bibliometrie für die deutsche Wissenschaft haben sich gefördert durch das BMBF das ifq, das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), das Institut für Wissenschafts- und Technikforschung (IWT) der Universität Bielefeld, sowie das Fachinformationszentrum Karlsruhe (FIZ) zu einem Konsortium zusammengeschlossen, um Defizite im Bereich bibliometrischer Analyseverfahren zu beheben und an die internationalen Entwicklungen anzuknüpfen. Das Ziel der gemeinsamen Arbeit ist zunächst der Aufbau einer In-House-Datenbank auf der Basis von Scopus und relevanten Beständen des Web of Science, worauf in einem mehrstufigen Prozess die Entwicklung von Qualitätsstandards für bibliometrische Indikatoren und Analysen sowie eine Prüfung der Aussagefähigkeit der international verwendeten und neu entwickelten Kennzahlen folgt. Nähere Informationen finden sich unter projekte_bibliometrie.asp ( ). 7 Tatsächlich ist es erst die zielgerichtete Verbindung unterschiedlicher bibliometrischer Indikatoren, die eine qualifizierte Aussage erlaubt. Völlig zu Recht bezeichnete eine Studie der International Mathematic Union zum Sinn und Unsinn bibliometrischer Analysen die Verwendung von Einzelzahlen für Urteile über Forschungsqualität als atemberaubend naiv (Robert Adler; John Ewing; Peter Taylor: Citation Statistics, URL: org/fileadmin/imu/report/citationstatistics.pdf, S. 2f. ( ). 97
17 Als Quellen für diese Aussagen dienen interne wissenschaftliche Ergebnisberichte und Veröffentlichungsdatenbanken. Mit Hilfe von Veröffentlichungsdatenbanken kann institutsgenau ermittelt werden, wie sich der Anteil bestimmter Veröffentlichungsarten über einen gegebenen Zeitraum verändert. Zusammen mit der Resonanzanalyse liefert die Outputanalyse wichtige Informationen darüber, welche Arten von Veröffentlichungen am besten wahrgenommen wurden. Hieraus können für die Zukunft wichtige Erkenntnisse über das Publikationsverhalten und die Wahrnehmung von Forschung gewonnen werden. 8 Die Resonanz kann durch die Zitationsrate (CPP), definiert als Summe der Zitationen aller Artikel geteilt durch die Anzahl aller Artikel, gemessen werden. 9 Darüber hinaus lassen nationale und internationale Vergleichsanalysen (Rankings) mit thematisch ähnlich ausgerichteten Instituten Aussagen über die Wirkung einer wissenschaftlichen Einrichtung zu. Schließlich kann die Bibliometrie durch Trendanalysen ermitteln, wie stark bestimmte Themen, Fragestellungen oder wissenschaftliche Teilgebiete Konjunktur haben bzw. in der Vergangenheit hatten, und mit welcher Geschwindigkeit sich solche,modischen Phänomene der Wissenschaft entwickeln. Die Bibliometrie ein Lieblingskind allein der Naturwissenschaften? Während bibliometrische Analysen in den Naturwissenschaften bereits fest etabliert sind, ist die Situation in den Sozial- und Geisteswissenschaften heterogener. Diese Divergenz erklärt sich durch die unterschiedlichen Publikationskulturen verschiedener akademischer Disziplinen. So werden die häufigsten Publikationsformen in den Geisteswissenschaften, Aufsatz-Sammelbände, Kongressberichte und vor allem Monographien, von der Bibliometrie bis dato noch wenig berücksichtigt, wodurch bibliometrische Verfahren wie die Zitationsanalyse meist schlecht bis keine Ergebnisse liefern können. 10 Die in den Social Sciences und Humanities häufige Publikation von Forschungsergebnissen in Monographieform lässt zudem die Halbwertszeit wissenschaftlicher Erkenntnis in diesen Disziplinen ansteigen und verlängert die 8 Vgl. Rafael Ball; Dirk Tunger: Bibliometrische Analysen Daten, Fakten und Methoden (Schriften des Forschungszentrums Jülich, Reihe Bibliothek, Band 12). Jülich 2005, S. 21f. 9 Zu diesen und weiteren bibliometrischen Indikatoren vgl. ebd.. Vgl. auch Ed C. M. Noyons et al.: Mapping excellence in science and technology accross Europe. Nanoscience and Nanotechnology. Report to the European Commission. Leiden 2003 (URL: ftp://ftp.cordis.europa.eu/pub/nanotechnology/docs/ec_mapex_nano_final_report.pdf, ). 10 Axel Rühle: Quantität vor Qualität. In: Süddeutsche Zeitung,
18 Forschungszyklen, was sich wiederum potentiell verzerrend auf bibliometrische Indikatoren auswirkt. 11 Abbildung 1: References to non-journal-ressources Quelle: Zusammenstellung aus: Clemens, E. S.; Powell, W. W.; McIlwaine, K.; Okamato, D.,1995; Glänzel, W.; Schoepflin U.,1999; Small, H. G.; Crane, D., 1979; Thompson, J. W., Die Abbildungen 1 und 2 bilden eine grundlegende Divergenz im Zitationsverhalten zwischen Natural Science and Engineering -Fächern (NSE) und Social Sciences and Humanities -Fächern (SSH) ab. Es zeigt sich, dass in den NSE-Fächern nahezu doppelt so häufig aus Zeitschriftenartikeln zitiert wird, als dies in den SSH- Fächern der Fall ist. Betrachten wir die zeitliche Entwicklung zwischen 1981 und 2000, so wird jedoch deutlich, dass sowohl in den SSH-Fächern als auch in den NSE-Disziplinen die Zitierungen aus Periodika stetig zunehmen. Im Jahr 2000 bezogen sich die Zitationen in den SSH zu 49% und in den NSE zu 87% auf Zeitschriftenartikel Tendenz weiter steigend J. W. Thompson: The death oft the scholarly monograph in the humanities? Citation patterns in literary scholarship. In: Libri 52 (2002), No. 3, S Vincent Larivière; Éric Archambault; Yves Gingra; Étienne Vignola-Gagné: The place of serials in referencing practices: Comparing natural sciences and engineering with social sciences and humanities. In: Journal of the American Society for Information Science and Technology 57 (2006), No. 8, S. 1000f.. Vgl. auch Linda Butler: Explainig Australia s increased share of ISI publications the effects of a funding formula based on publication counts. In: Research Policy 32 (2003), S
19 Abbildung 2: Wissenschaftskommunikation: NSE vs. SSH Quelle: Larivière, Vincent; Archambault, Éric; Gingra, Yves; Vignola-Gagné, Ähnliche Ergebnisse finden sich auch in einer älteren Untersuchung von Winterhager, welche zeigt, dass im Zeitraum von 1985 bis 1989 in der sozialwissenschaftlichen Datenbank SOLIS 13 knapp 42% der erfassten Dokumente auf Zeitschriftenaufsätze, 32% auf Beiträge in Sammelbänden und 26% auf Monographien entfielen. 14 Winterhager kommt daher zu dem Schluss, dass bei einer Datenbank wie dem SSCI, die nur Zeitschriftenaufsätze erfasst, ein Verlust an für bibliometrische Analysen relevanter Literatur von nahezu 60% zu verzeichnen ist. 15 Ein weiterer Stolperstein, den es zu beachten gilt, besteht in der unterschiedlichen Zitationskultur der verschiedenen Disziplinen: Während in den Naturwissenschaften im Regelfall nach dem,sprossenleiterprinzip zitiert wird, d.h. neuere Arbeiten konstruktiv auf die von ihnen zitierten Arbeiten aufbauen, wird in den Geisteswissenschaften teils polemisch oder in Abgrenzung zitiert, da in diesen Disziplinen Erkenntnisgewinn und wissenschaftlicher Fortschritt oftmals durch Widerlegung gewonnen wird. Schließlich ist abzuwägen, inwiefern die Etablierung von bibliometrischen Verfahren im Wissenschaftsbetrieb strategisches Verhalten seitens der Wissenschaftler auslöst. 13 In SOLIS findet sich vor allem die im deutschen Sprachraum entstandene Fachliteratur, unabhängig davon, ob es sich um Zeitschriftenaufsätze, Readerbeiträge oder Monographien handelt. Nichtdeutsche Publikationen sind dort kaum nachgewiesen. Ebd.: S Matthias Winterhager: Bibliometrische Basisdaten zur Entwicklung der Sozialwissenschaften in Deutschland, in: Heinrich Best et al. (Hgg.): Informations- und Wissensverbreitung in den Sozialwissenschaften: Beiträge zur Umsetzung neuer Informationstechnologien. Opladen 1994, S
20 Es sind also Instrumente nötig, die,negative bzw. polemische Zitate, sowie Selbstzitationen und Zitationen innerhalb einer geschlossenen Forschungsgruppe, erkennen können. Zudem sind einige Wissenschaftsdisziplinen, wie z.b. die Rechtswissenschaft, die Sprach- und Literaturwissenschaften und die Soziologie in ihrer thematischen Ausrichtung stärker regional oder national fokussiert, was in diesen Fächern die Publikation in der jeweiligen Landessprache begünstigt (siehe Abb. 3 und 4). Publikationen mit internationaler Beteiligung und Ausrichtung erzielen jedoch in der internationalen Forschergemeinschaft eine gemessen an den Zitationen größere Wirkung als lokale Forschungsarbeiten Vgl. Diana Hicks: The Four Literatures of Social Science. URL: ( ), die mit einer Studie von Small und Crane (1979) feststellt, dass unter den Referenzen von in SCI oder SSCI indexierten Zeitschriftenartikeln Bücher einen Anteil von bis zu 39% an allen zitierten Dokumenten ausmachen. Sie schließt: Indicators built from SSCI indexed material journal articles and citations to them will miss the 40% of citations received by books (S. 6). Vgl. auch J. Sylvan Katz: Bibliometric Indicators and the Social Sciences. Report prepared for UK Economic and Social Research Council. URL: Users/sylvank/pubs/ESRC.pdf ( ), die vergleichbare Zahlen für Australien und Spanien zitiert und den Schluss zieht: This suggests that journal-based bibliometric indicators for the social sciences will be based on a smaller fraction of research output than for the natural sciences (S. 2). Die gleiche Tendenz berichtet schließlich auch Anton J. Nederhof (2006): Bibliometric monitoring of research performance in the Social Sciences and the Humanities: A review. In: Scientometrics 66 (2006), No. 1, aus einer älteren Studie (Broadus, 1971): In the social sciences, references to books and monographs vary between 31% (education) to 62% (sociology), whereas books are much less often cited in chemistry and physics (S. 85). Wiederum Diana Hicks (The difficulty of achieving full coverage of international social science literature and the bibliometric consequences. In: Scientometrics 44 (1999), No. 2) weist in diesem Zusammenhang auf den entscheidenden Punkt hin, dass sich die Zitationsmuster von Büchern und Zeitschriftenartikeln unterscheiden: [...] citations from books do not correlate with citations from journal articles, and so their absence is [...] significant (S.202). Vgl. schließlich auch Michael Kahl: Zitatenanalyse mit den Journal Citation Reports des Institute for Scientific Information: Ein Hilfsmittel für die Zeitschriftenauswahl in wissenschaftlichen Bibliotheken? In: Bibliothek. Forschung und Praxis 19 (1995), No. 1: Danach muss im Falle einer Einbeziehung von anderen Literaturgattungen bei der Sammlung von Daten für die JCR im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften von größeren Verschiebungen bei der Bewertung einzelner Zeitschriften ausgegangen werden (S. 51). Ein prägnanter Schlusspunkt ist die Einschätzung von Ulla Wimmer: Kultur messen: Zählen, Vergleichen und Bewerten im kulturellen Feld. Berlin 2004: In den Sozial- und Geisteswissenschaften spielen Monographien immer noch eine wichtige Rolle, und so ist die [vorrangig auf Journalartikeln beruhende bibliometrische] Auswertung für diese Disziplinen praktisch wertlos (S. 153). 16 Andrea Nussbaum: Forschungsleistungen messen. Wie können Forschungsleistungen sinnvoll gemessen werden? Heisst unsere Zukunft,Quantität vor Qualität? In: unilink Nachrichten der Universität Bern, November 2008, S. 2. URL: filesobject6339/unilink pdf ( ). 101
21 Abbildung 3: Publikationen nach Sprache im SSCI Quelle: Van Leeuwen, Thed: The application of bibliometric analyses in the evaluation of social science research. Who benefits from it, and why it is still feasible, in: Scientometrics 66 (2006), No. 1, S Abbildung 4: Publikationssprache A&HCI Quelle: Nederhof, Anton J. (2006): Bibliometric monitoring of research performance in the Social Sciences and the Humanities: A review, in: Scientometrics 66 (2006), No. 1, S. 84. Weiterhin muss bei Werken, die von mehreren Autoren erstellt wurden, die Möglichkeit einer ungleichen Arbeitsverteilung zwischen den Autoren berücksichtigt werden. Die folgende Tabelle stellt abstrahierend die unterschiedlichen Rahmenbedingungen für bibliometrische Analysen in drei ausgewählten Disziplinen bzw. Fächergruppen dar. 102
22 prestigeträchtige Publikationsformen wichtige Publikationsformen Qualitätssicherung Ausrichtung fachlicher Schwerpunkte Online-Publikationen Publikationsort Rechtswissenschaft Monographien u. Abhandlungen (Habilitationsschrift, Dissertation) Großkommentar vs. Studienkommentar; Lehrbücher vs. Lernbücher renommierte Verlage; peer-review national und regional genießen weniger Ansehen als Buchund Zeitschriftenpublikationen nationale und regionale Orientierung; vereinzelt international Wirtschaftswissenschaften Klass. Geschichte, Klass. Archäologie, Klass. Philologie Zeitschriftenartikel Monographien u. Kongressbände (Habilitationsschrift, Dissertation) Fachbücher (meist artikelbasiert) renommierte Verlage; double-blind peerreview (Annahmequote AA-Journals <10%) international; teilweise auch nationale/regionale Themen unter Qualitätsgesichtspunkten kaum von Bedeutung internationale Publikationsorte große Bedeutung des Rezensionswesens; Zeitschriftenartikel renommierte Verlage; Double-blind-peerreview Spezialisierung auf zeitlich und geographisch begrenzte Bereiche Geringes Ansehen und begrenzte Attraktivität entsprechend der Ausrichtung der fachlichen Schwerpunkte Publikations-sprache Landesprache vorwiegend Englisch entsprechend der Ausrichtung der fachlichen Schwerpunkte Einzel- vs. Co- Autorenschaft Rankings Fachspezifische Besonderheiten traditionell Einzelautorenschaft seit 2009: Ranking juristischer Fachzeitschriften Reduktion der wiss. Arbeit führender Professoren Zunahme der Co- Autorenschaft weltweit akzeptiertes Journal-Ranking (WU-Ranking, VHB- Jourqual-Ranking) Konferenzbeiträge erfahren Bedeutungsverlust Einzelautorenschaft; auch Co-Autoren Ranking geisteswissenschaftlicher Fachzeitschriften (ESF) wissenschaftliches Kolloquium als Nachweis von Forschungsaktivität Tabelle 1: Publikationsverhalten in ausgewählten Disziplinen: Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Klass. Geschichte, Klass. Archäologie und Klass. Philologie Quelle: Eigene Zusammenstellung aus: Publikationsverhalten in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Beiträge zur Beurteilung von Forschungsleistungen, Diskussionspapiere der Alexander von Humboldt-Stiftung, Nr. 12,
23 Angesichts dieser teils fundamentalen Differenzen in der Publikationskultur ist es eine wesentliche Herausforderung für die Bibliometrie, fachspezifische Besonderheiten in der bibliometrischen Analyse zu berücksichtigen, und gleichzeitig die Frage nach den Möglichkeitsbedingungen des transdisziplinären bibliometrischen Vergleichs zu stellen. Dass es prinzipiell möglich ist, unterschiedliche Publikations- und Zitationskulturen vergleichbar zu machen, hat eine Studie des Wissenschaftsrates exemplarisch für die Fächer Soziologie und Chemie festgestellt. 17 Weiterhin ist es wichtig, die Grenzen der Leistungsfähigkeit der verfügbaren Datenbanken, die momentan von der Bibliometrie genutzt werden, im Auge zu behalten: So werden teils bestimmte Arten von Publikationen ausgeklammert, Forschungsgebiete nicht in Gänze berücksichtigt, oder es fällt schwer, unterschiedliche, aber namensgleiche Autoren auseinanderzuhalten. Abbildung 5: Verfügbare Datenbasis Quelle: Van Leeuwen, Thed: The application of bibliometric analyses in the evaluation of social science research. Who benefits from it, and why it is still feasible, in: Scientometrics 66 (2006), No. 1, S Gerade hier werden neue Möglichkeiten, die sich mit dem Einsatz und der Weiterentwicklung etwa von Google Scholar oder Scopus ergeben können, zukünftig von großer Bedeutung für bibliometrische Dienstleistungen sein. 17 Wissenschaftsrat: Bericht der Steuerungsgruppe zur Pilotstudie Forschungsrating Chemie und Soziologie, S. 14. URL: ( ). 104
24 Neue Indikatoren für die Geisteswissenschaften Bibliometrische Angaben können grundsätzlich keine qualitative Beurteilung ersetzen. Zwar kann mit Hilfe der Bibliometrie der Output in den Naturwissenschaften kritisch gesichtet werden die Leistungen der Geistes- und Sozialwissenschaftler sind mit diesem Instrument aber aus den bereits genannten Gründen bislang kaum zu greifen. So kommt Martin Jehne für die Geschichtswissenschaften zu dem Ergebnis, dass sich letztlich [d]ie Qualität historischer Fachbücher [ ] einzig und allein durch Lektüre erschließe. 18 Dennoch ist es die Aufgabe der Bibliometrie, auch im SSH-Fächerspektrum möglichst valide und nutzbringende Indikatoren und Kennzahlen zu entwickeln. Tatsächlich lassen neue Entwicklungen Möglichkeiten für den sinnvollen Einsatz bibliometrischer Methoden in den Geistes- und Sozialwissenschaften aufscheinen. Die bereits erwähnte Pilotstudie Forschungsrating Chemie und Soziologie des Wissenschaftsrates hat mit Hilfe eines differenzierten Analyserasters zur Bewertung von Forschungsleistungen (s. Tab. 2) zwei in ihrer Publikationskultur sehr heterogene Fächer in den Blick genommen. Die verschiedenen Dimensionen und Kriterien des Modells wurden dabei fachspezifischen Gegebenheiten angepasst so waren für die Chemie im Kriterium Forschungsqualität Zitationsindikatoren maßgebend, während für die Soziologie Fachgutachten stärker in die Wertung Eingang fanden. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass es möglich ist, in beiden Fächern zu differenzierten und, wie an der hohen Gutachterübereinstimmung zu erkennen ist, auch verlässlichen Bewertungen zu gelangen Martin Jehne: Publikationsverhalten in den Geschichtswissenschaften. In: Publikationsverhalten in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Beiträge zur Beurteilung von Forschungsleistungen, Diskussionspapiere der Alexander von Humboldt-Stiftung, Nr. 12, ²2009, S. 59. URL: docs/f12708/12_disk_papier_publikationsverhalten2.pdf ( ). 19 Wissenschaftsrat: Bericht der Steuerungsgruppe zur Pilotstudie Forschungsrating Chemie und Soziologie. URL: S. 6 ( ). 105
25 Dimension Kriterium I. Forschungsqualität Forschung II. Impact/Effektivität III. Effizienz Nachwuchsförderung Wissenstransfer IV. Nachwuchsförderung V. Transfer in andere gesellschaftliche Bereiche VI. Wissensvermittlung und -verbreitung Tabelle 2: Dimensionen und Kriterien für die quantitative und qualitative Bewertung von Forschungsleistungen Quelle: Wissenschaftsrat (2008): Bericht der Steuerungsgruppe zur Pilotstudie Forschungsrating Chemie und Soziologie, Köln 10. April 2008, Drs , S. 14. URL: ( ). Ein weiteres, noch recht junges Instrument ist,libcitation Count bzw. die Library Catalog Analysis. Dieser Ansatz fußt auf einer Analyse von Bibliotheksbeständen die Grundannahme ist, dass die Erwerbungsentscheidungen von BibliothekarInnen von den Wünschen der Kunden und ihrem eigenen Wissen um die Qualität von Verlagen und WissenschaftlerInnen bestimmt sind, und bedeutsame und nachgefragte wissenschaftliche Werke häufiger in Bibliotheken vorhanden sind als marginale Arbeiten. Zweitens geht man davon aus, dass das Vorhandensein eines Buches in vielen Bibliotheken einen Hinweis auf eine große kulturelle Wirkung darstellt. 20 Ein weiterer innovativer Ansatz zur Begutachtung der Qualität von Monographien beruht auf einem zweistufigen Prozess, der nicht unmittelbar die Monographien selbst bewertet, sondern zunächst die Qualität von Verlagen evaluiert. Dazu werden zunächst Fachwissenschaftler gebeten, die angesehensten Verlage ihrer Disziplin zu nennen, worauf in einem zweiten Schritt mit den so ausgewählten Verlagen in ausführlichen Interviews fachspezifische Qualitätsindikatoren für das wissenschaftliche Verlagswesen entwickelt werden Vgl. überblickshaft Howard D. White et al.: Libcitations: A Measure for Comparative Assessment of Book Publications in the Humanities and Social Sciences. URL: abstract?cretry=1&sretry=0 ( ). 21 Elea Giménez-Toledo; Adelaida Román-Román: Peer Review and In-Depth Interviews with Publishers as a Means of Assessing Quality of Research Monographs. In: Excellence and Emergence. A New Challenge for the Combination of Quantitative and Qualitative Approaches. 10th International Conference on Science and Technology Indicators, Vienna, Austria, September URL: pdf ( ). 106
26 Interessante Projekte sind in diesem Zusammenhang auch der Aufbau fachspezifischer, regional orientierter Zitationsdatenbanken wie dem Chinese Social Sciences Citation Index (seit 2000; URL: oder der Islamic World Science Citation Database (in Kooperation mit Scopus; URL: ir/isce.htm). In Deutschland ist es das Kompetenzzentrum für Bibliometrie, das eine Datenbank zur Forschungsleistung in Deutschland entwickelt. Zusammenfassung / Ausblick Die Bibliometrie ist nicht das Maß aller Dinge. Sie ist jedoch ein Maß unter vielen anderen und geeignet für ausgewählte wissenschaftliche Disziplinen. Die Messung von Forschungsleistungen mit Hilfe des Outputs und der Resonanz kann nur ein kleiner Teil einer objektiven, umfassenden Qualitätsprüfung wissenschaftlicher Forschungsleistungen sein. Zu groß ist die Mittelbarkeit dieser Methode, zu groß die Heterogenität der Disziplinen und zu verschieden die Unterschiede in den Publikationskulturen. Es wird künftig darum gehen, neue Methoden zu entwickeln, die ausgereifter sind, als die Output- und Resonanzanalyse auf der Basis von Bibliometrie, und diese Schritt für Schritt an den eigentlichen Kern der Qualitätsleistung heranzuführen. Die Mittelbarkeit, die als Maß bei der Nutzung bibiometrischer Analysen dient, muss kontinuierlich reduziert werden. Noch ist die Bibliometrie ein mittelbares Maß für die Messung der Forschungsleistung. Die Wissenschaftscommunity braucht jedoch gerade wegen der Vielfalt von Publikationskulturen und der Heterogenität der Disziplinen ein unmittelbares Maß zur Bestimmung der Forschungsleistung. 107
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