Mobbing unter Kindern und Jugendlichen

Transkript

1 1 Mobbing unter Kindern und Jugendlichen Referentin: Dipl.-Pädagogin Carmen Trenz

2 2 Themen-Übersicht 1. Was ist Mobbing? Was nicht? 2. Wie wird gemobbt? 3. Neue Mobbingform: Cyber-Mobbing (Internet und Handy) 4. Wer wird gemobbt? 5. Welche Auswirkungen hat das Gemobbtwerden? 6. Wie erkennt man Mobbing? 7. Welche verschiedenen Rollen gibt es in einem Mobbingfall? 8. Was macht Mobbing so stabil? Das System Mobbing 9. Was können Eltern, Lehrer/Schulsozialarbeiter und Mitschüler tun? 10. Welche Anti-Mobbingansätze gibt es?

3 3 Was ist kein Mobbing? Gelegentliche Hänseleien oder Beleidigungen Alterstypische Rangeleien (z.b. Spasskloppe ), die beide Seiten akzeptieren und für die es Regeln gibt. Gelegentliche harmlose Schülerstreiche, die nicht hauptsächlich darauf angelegt sind, Mitschüler zu demütigen. Konflikte und Streitereien zwischen zwei Menschen oder Gruppen, an denen beide Parteien beteiligt sind.

4 4 Was ist Mobbing? - Definition Kinder und Jugendliche werden über eine längere Zeit von anderen Kindern, Jugendlichen oder auch von ihren Betreuern oder Lehrern schikaniert und gedemütigt und sie sind diesen Schikanen hilflos ausgeliefert.

5 5 Kriterien für Mobbing Absichtliche und systematische Gewalt mit dem Ziel, den anderen zu schädigen und zu demütigen. Wiederholte und länger andauernde Schikanen, mindestens aber drei Monate (bei Kindern kann man schon bei Schikanen über 6 bis 8 Wochen von Mobbing sprechen). Machtungleichgewicht - in dieser Situation ist das Opfer wehrlos, kann sich alleine nicht daraus befreien. Meist sind mehrere Personen, manchmal auch eine ganze Gruppe, beteiligt.

6 6 Wie wird gemobbt? Verbales Mobbing Nonverbales Mobbing, ohne direkten Körperkontakt (Gesten, Mimik) Indirektes Mobbing durch Abschneiden von sozialen Bezügen Körperliches Mobbing Mobbing über neue Medientechnik (Verlagerung ins Internet)

7 7 Cyber-Mobbing-Handlungen (Soziale Netzwerke, z.b. SchülerVZ, Facebook, Youtube) Terror mit Anrufen, SMS, Mails Beschämende Fotos (echt, manipuliert) Beleidigende Rundmails, Chatbeiträge, Gerüchte, Rufmord Hassgruppen Fake-Profile erstellen: Im Namen des Mobbingopfers Bösartigkeiten verbreiten Jemanden aus Chats oder Onlinespielen ausschließen en

8 8 Besonderheiten Cyber-Mobbing Anonymität erleichtert Anfeindungen (niedrige Hemmschwelle) Anonymität t fördert f Angst und Misstrauen beim Opfer Sofortige, (Welt-) ) weite Verbreitung möglichm Schikanen rund-um um-die-uhr (Privatsphäre) re) Beleidigungen/Gerüchte nicht zu entfernen Mobbinghandlungen sind dokumentiert

9 9 Handeln gegen Cyber-Mobbing Nicht antworten, nicht reagieren Nutzer sperren: ignorieren Betreiber informieren (Profil sperren, löschen) l Änderung Handynummer, Mail Account,, Soz. Netzwerk Beweise sichern (kopieren) Anzeige bei der Polizei Immer: Unterstützung tzung suchen (bei Erwachsenen, Nummer gegen Kummer: 0800 / )

10 10 Wie wird gemobbt? Es sind nicht unbedingt die einzelnen Handlungen, die Kinder belasten und hilflos machen. Es ist die Summe an Gemeinheiten und die Tatsache, ständig mit Attacken rechnen zu müssen, die den Psychoterror ausmachen.

11 11 Wer wird Mobbingbetroffener? Es gibt kein äußeres Merkmal oder Persönlichkeitsmerkmal, das einen Menschen zum Gemobbtwerden prädestiniert. Gleichgültig wie der Gemobbte reagiert, wenn andere aus der Gruppe nicht oder nicht vehement genug eingreifen - und damit indirekt die Angriffe dulden - machen die Mobber weiter und stiften andere an, das ausgewählte Mädchen/Jungen systematisch zu schikanieren.

12 12 Folgen des Mobbings Die Opfer leiden! Menschen, die ständig feindselig behandelt werden, stehen unter einem extremen Dauerstress und das macht krank. Psychisch und auch körperlich. Am Ende eines Mobbingprozesses sind die Opfer oft völlig verzweifelt.

13 13 Psychische und körperliche Folgen Psychosomatische Symptome Soziale Symptome: Rückzug, Misstrauen Kognitive Reaktionen (Konzentrationsprobleme, Schulleistungen) Psychische Folgen: Traurigkeit, Depression, Ängstlichkeit Aggressives Verhalten: rasten schnell aus, Selbstmord, Amoklauf. Verletzungen, Sachbeschädigungen, Verlust

14 14 Gründe für das Schweigen der Betroffenen Sie glauben nicht, dass Erwachsene das Mobben verhindern können, Angst vor Verschlimmerung Wollen nicht überempfindlich sein, als Petze dastehen Viele schämen sich, suchen die Schuld bei sich Angst vor der Rache der Täter Angst vor den Reaktionen der Eltern (Sorgen, Vorwürfe, Handy- oder Internetverbot )

15 15 Mobbingsignale - Mobbingbrille Fehlzeiten in der Schule/ Auszeiten Auszeiten bei Klassenaktivitäten ten Abfall der Schulleistungen Sichtbare Ausgrenzung (Sport, Gruppeneinteilung) Häufig alleine, Isolation Verhaltensänderungen nderungen (verstummt, deprimiert, aggressiv) Körperliche Veränderungen (Körperhaltung, Blick) Psychosomatische Beschwerden Verletzungen Nähe zu Erwachsenen Dinge fehlen oder sind beschädigt

16 16 Was kann Mobbing auslösen? Zufällige Auswahl Vermutung der Anführer, dass der Mitschüler von anderen Kindern nicht verteidigt wird Neue Gruppenkonstellation: neue Klasse, neues Kind Mitschüler werden bereits angegriffen oder gedemütigt Auslöser ist ein ungelöster Konflikt Das Kind unterscheidet sich von der Mehrzahl der Klassenkameraden

17 17 Das Mobbingsystem - Rollen im Mobbinggeschehen Anführer bzw. Haupttäter Assistenten der Haupttäter Verstärker, die applaudieren Verteidiger Zuschauer/Dulder: alle die nichts gegen das Mobben unternehmen (auch die Erwachsenen)

18 18 Gründe und Motive für die Mobbing-Akteure Machtanspruch, soziale Regeln bestimmen Ansehen, Beliebtheit Neid, Missgunst Angst davor selbst gemobbt zu werden Früher selbst Mobbingbetroffener Langeweile, Abwechslung, Spass Rache

19 19 Warum greift niemand ein? Atmosphäre der Angst, Ausübung von Druck (Angst vor Gewalt, als Petze zu gelten, uncool zu sein ) Das Geschehen wird verharmlost Die Schuld wird dem Opfer zugewiesen

20 20 Was können Mitschüler tun? Bewusstsein: alle tragen Verantwortung Den Mobber auf das Mobben ansprechen, das Verhalten nicht dulden Betroffene Mitschüler unterstützen Klassenlehrer oder Vertrauenslehrer oder die Schulleitung einschalten, wenn keine Änderung im Verhalten des Mobbers erfolgt.

21 21 Was können Eltern gemobbter Kinder tun? Dem Kind glauben, Ruhe bewahren Keine Vorwürfe, rfe, Schuldzuweisung an das Kind, Hilfreiche Informationen (Mobbing( trifft viele) Kontakt mit Schule, eventuell Schulberatung Kein Kontakt mit Eltern der Mobber Kind ermuntern, alle Gefühle zuzulassen Unterstützung tzung des Kindes, Selbstwertgefühl stärken, Nicht übermäßig behüten Schulwechsel? Anzeige?

22 22 Was können Schulen gegen das Mobben unternehmen? Prävention auf Schulebene: die Schulleitung macht Mobbing zum Schulthema Lehrerfortbildung zum Thema Mobbing Anti-Mobbing-Konvention als Leitbild, Mobbingprävention im Schulprogramm Projektgruppe, z.b. Mobbing-Eingreif-Team-MET, u.a. mit Beratungslehrkräften, Schulsozialarbeiter/innen, mit interessierten Lehrkräften, vielleicht Eltern anonyme Fragebogenaktion schulumfassendes Programm gegen Gewalt, z.b. Antibullying-Konzept

23 23 Was können Schulen gegen das Mobben unternehmen? Prävention mit Schulklassen: Kinder und Jugendliche ermutigen, über Mobbing zu berichten Regelmäßige Gespräche über Sozialverhalten, Vorkommnisse Regeln und Rituale zum Sozialverhalten einführen Eigenes Vorbildverhalten (Lehrkräfte) beachten Anti-Mobbing-Training, Zivilcouragetraining, z.b. durch externe Fachleute (diverse Trainergruppen wie SPOTLIGHT, Gewaltakademie Villigst)

24 24 Grundsätze für Intervention Gute Beziehung zwischen Erwachsenem und dem Gemobbten Mobbing muss gestoppt werden Mobbingopfer brauchen Entlastung, evtl. Stärkung Individualisierte Lösungen L wenig geeignet, Unterstützung tzung und Auflösung durch die Gruppe Grenzen gegen Mobbing setzen, zugleich Entwicklungschancen für f Mobbingakteure schaffen Blick nach vorne bevorzugen gegenüber Aufarbeitung des Geschehenen

25 25 Anti-Mobbing-Ansätze Anti-Bullying Bullying-Programm nach Dan Olweus Gegen-Gewalt Gewalt- Konzept (Mustafa Jannan) Das Staffelrad Farsta-Methode (Anti-Mobbing-Team) No Blame Approach

26 Mobbinginterventionsansatz 26 No Blame Approach (NBA)

27 27 Mobbing-Interventionsansatz - No Blame Approach ( ohne Schuldansatz ) lösungsorientierte Vorgehensweise leicht anwendbares Instrument Handlungskonzept im Umgang mit Mobbing

28 28 Schritte im Überblick Schritt 1: No Blame Approach Gespräch mit Mobbingbetroffenem Schritt 2: Gespräch mit Unterstützungsgruppe tzungsgruppe Schritt 3: Nachgespräch (einzeln)

29 29 Wichtige Internetadressen

30 30 Vielen Dank! Für r weitere Informationen erreichen Sie mich unter: Carmen Trenz Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Landesstelle Tel.: 0221/ Mail: carmen.trenz@mail.ajs.nrw.de