ARBEITSREHABILITATION UND TEILHABE AM ARBEITSLEBEN. S3-Leitlinie. Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen



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Transkript:

ARBEITSREHABILITATION UND TEILHABE AM ARBEITSLEBEN S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen

= Initiator & Herausgeber

ÜBERSICHT Methodische Grundlagen der Leitlinienentwicklung Besonderheiten der Leitlinie Maßnahmen der Arbeitsrehabilitation Situation der Arbeitsrehabilitation in Deutschland Evidenz zum Zeitpunkt der Erstellung der Leitlinie Empfehlungen

LEITLINIEN sind systematisch entwickelte Aussagen zur Unterstützung der Entscheidungsfindung von Ärzten und anderen Gesundheitsberufen sowie Patienten für eine angemessene Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen sind Orientierungshilfen im Sinne von Handlungs- und Entscheidungskorridoren, von denen in begründbaren Fällen abgewichen werden kann oder sogar muss (Kopp, 2009, nach BÄK, AWMF, KBV, 2008; Field et al. 2006)

LEITLINIEN ZIELEN DARAUF: Wissen an die im Gesundheitssystem Tätigen und die Patienten zu vermitteln gute klinische Praxis zu fördern und die Öffentlichkeit darüber zu informieren zu einer angemessenen Nutzung begrenzter Ressourcen beizutragen Entscheidungen in der medizinischen Versorgung auf eine rationalere Basis zu stellen die Stellung des Patienten als Partner im Entscheidungsprozess zu stärken und die Qualität der Versorgung zu verbessern (Kopp, 2009, nach BÄK, AWMF, KBV, 2008; Field et al. 2006)

GRUNDLEGENDE ASPEKTE METHODISCHER QUALITÄT Für den Anwenderkreis repräsentative Entwicklergruppe Systematische Evidenzbasierung (Recherche, Auswahl, Bewertung der Literatur) Strukturierte Konsensusfindung (Formale Technik) S1 Handlungsempfehlungen von Expertengruppen nein nein nein S2k Konsensbasierte Leitlinie ja nein ja S2e Evidenzbasierte Leitlinie nein ja nein S3 Evidenz- und konsensbasierte Leitlinie ja ja ja

ZUSAMMENSETZUNG DES LEITLINIENGREMIUMS Projektgruppe Prof. Dr. Thomas Becker, Universität Ulm [Projektleitung, Projektkoordination] Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller, Universität Leipzig [Projektkoordination] Dr. Dr. Stefan Weinmann, Charité Berlin [Projektkoordination] Dr. Uta Gühne, Universität Leipzig [wiss. Mitarbeiterin] Dipl.-Soz. Katrin Arnold, Universität Ulm [wiss. Mitarbeiterin] Esra-Sultan Atav, Universität Ulm [wiss. Mitarbeiterin] unter Mitarbeit von: Prof. Dr. Wolfgang Weig [Magdalenen-Klinik Osnabrück] Prof. Dr. Thomas Reker [Westfälische Klinik Münster] Moderation des Konsensusprozesses: PD Dr. Ina Kopp [AWMF] Aufgaben: methodische Arbeit, systematische Literaturrecherche, Literaturbewertung & Aufbereitung der Evidenz, Redaktion Moderation des LL-Prozesses

LEITLINIENGREMIUM: EXPERTENGRUPPE 1. PD Dr. Josef Bäuml [Angehörigen-Perspektive] 2. Prof. Dr. Arno Deister [Gesundheitssystem-Perspektive] 3. Dr. Hermann Elgeti [Vernetzung von Hilfen] 4. Prof. Dr. Andreas Heinz [klinische Relevanz und Außenperspektive] 5. PD Dr. Reinhold Kilian [Empowerment und Recovery] 6. Prof. Dr. Hans-Helmut König [Gesundheitsökonomie-Perspektive] 7. Prof. Dr. Heinrich Kunze [Teilhabe am sozialen Leben I Finanzen I Sozialrecht] 8. Prof. Dr. Wielant Machleidt [Transkulturelle Psychiatrie I Migrationsaspekte] 9. Dr. Manfred Moos [Wohnen] 10. Prof. Dr. Thomas Reker [Arbeit] 11. PD Dr. habil. Thomas Reuster [Beschäftigung] 12. Prof. Dr. Dirk Richter [Pflege-Perspektive] 13. PD Dr. Katarina Stengler [Psychoedukation] 14. Dr. Christian Vogel [ambulante Versorgung] 15. Prof. Dr. Dr. Manfred Wolfersdorf [Wohnen] 16. Prof. Dr. Thomas Bock [Trialog] 17. PD Dr. Holger Hoffmann [Arbeit] Aufgaben: fachliche Beratung in den einzelnen Bereichen

LEITLINIENGREMIUM: KONSENSUSGRUPPE Aktion Psychisch Kranke e.v. [APK] I Aktionskreis Psychiatrie e.v. [AKP] I Arbeitskreis der Chefärztinnen und Chefärzte der Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie an Allgemeinkrankenhäusern in Deutschland [ACKPA] I Arbeitsgemeinschaft Deutscher Berufsförderungswerke [ARGE BFW] I BAG Beruflicher Trainingszentren [BAG BTZ] I AOK Bayern I BAG Künstlerische Therapien [BAG KT] I Berufsverband Deutscher Nervenärzte e.v. [BVDN] I Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.v. [BDP] I Berufsverband Deutscher Psychiater [BVDP] I Berufsverband für Kunst-, Musik- und Tanztherapie [BKMT] I Bundesdirektorenkonferenz Psychiatrischer Krankenhäuser [BDK] I Bundesfachvereinigung Aufgaben: Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e.v. [BFLK] I Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker e.v., Familien-Selbsthilfe Psychiatrie [BApK] I Bundesverband der Psychiatrie-Erfahrenen e.v. [BPE] I Klinische BAG der Berufsbildungswerke Relevanz, [BAG Diskussion, BBW] I BAG für Unterstützte Beschäftigung e.v. [BAG UB] I BAG Rehabilitation psychisch kranker Menschen e.v. [BAG RPK] I BAG Werkstätten für behinderte Menschen e.v. [BAG WfbM] I Dachverband Kommentierung Gemeindepsychiatrie und e.v. I Konsentierung Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde [DGPPN] I Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.v. der Empfehlungen [DVE] I Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.v. [DBSH] I Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.v. [DEGAM] I Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.v. [DGSP] I Deutsche Gesellschaft für Biologische Psychiatrie [DGBP] I Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.v. [DGKJP] I Deutsch-Türkische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und psychosoziale Gesundheit e.v. [DTGPP] I Deutscher Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie e.v. [DVGS] I Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und psychotherapie e.v. [DGGPP] I Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands e.v./fachgruppe Psychiatrie [VKD] I Verband BAG Leitender Pflegepersonen e.v. [BALK] I Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten e.v. [BVVP] I Bundesinitiative ambulante psychiatrische Pflege e.v. [BAPP] I Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.v. [DHS] I Berufsverband der Soziotherapeuten e.v. I BAG Gemeindepsychiatrischer Verbünde e.v. [BAG GPV] I BundesPsychotherapeutenkammer [BPtK] I Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention e.v. [DGS] I Deutsche Gesellschaft für Psychoedukation e.v. [DGPE]

GRUNDLEGENDE ASPEKTE METHODISCHER QUALITÄT Für den Anwenderkreis repräsentative Entwicklergruppe Systematische Evidenzbasierung (Recherche, Auswahl, Bewertung der Literatur) Strukturierte Konsensusfindung (Formale Technik) S1 Handlungsempfehlungen von Expertengruppen nein nein nein S2k Konsensbasierte Leitlinie ja nein ja S2e Evidenzbasierte Leitlinie nein ja nein S3 Evidenz- und konsensbasierte Leitlinie ja ja ja

SYSTEMATISCHE LITERATURRECHERCHE Datenbanken: Medline, Cochrane-Datenbank, EMBASE, PsychInfo Studientyp: Hierarchische Literaturauswahl dominiert von systematischen Reviews, insbesondere primäre Berücksichtigung von Arbeiten der Cochrane Collaboration, gefolgt von später erschienenen RCTs. Suchstring: (1) zur Intervention: (supp* employ*) or (employment) or (psychosocial rehab*) or (psychiatric rehab*) or (occupational rehab*) or (soc* rehab*) or (work rehab*) or (job rehab*) or ((sheltered work*) or (sheltered employment)) or (transitional emp*) or (rehabilitation counselling) or (vocation*) or ((fountain house*) or (fountain-house)) or ((clubhouse*) or (club-house)) or ((prevocational training*) or (pre-vocational training*)) or ((individual placement and support*) or IPS) or (pre-employment training*) or ((social firm*) or (social compan*)) or ((integration firm*) or (integration compan*)) or (adapted and employment) or ((labour and market integration) or (labor and market integration)) or ((sheltered workshop*) or (workshop*)) or ((additional income*) or (additional earning*)) (2) zur Indikation: ((chronic* or sever*) and mental* and disorder) or ((chronic* or sever*) and mental* and illness) or (severe and psychiatric and disorder) or (severe and mental and health and problems) or (depression or (depressive and disorder) or (severe and affective and disorder)) or (schizophrenia or psychotic* or paranoid or schizophrenic* or psychosis) or ((bipolar and disorder) or (bipolar and affective and disorder) or (manic and depression) or (bipolar and depression)) or ((personality and disorder) or (obsessive and compulsive and disorder)). Parallel dazu erfolgten eine Recherche nach bereits existierenden Leitlinien sowie Handsuche

ABFOLGE DER SUCHE UND BEWERTUNG Definition klinisch relevanter Fragestellungen Diskussion in Konsensusrunde Entwicklung von Kriterien für die Evidenzsuche Entwicklung von Kriterien für die Evidenzbewertung Systematische Reviews/Meta-Analysen, Studien Literatur-Recherche und Extraktion der Studien Checklisten, Extraktionstabellen, Evidenztabellen Zusammenfassung/ Synthese der Review- und Studien-Ergebnisse zu den jeweiligen Interventionen

GRUNDLEGENDE ASPEKTE METHODISCHER QUALITÄT Für den Anwenderkreis repräsentative Entwicklergruppe Systematische Evidenzbasierung (Recherche, Auswahl, Bewertung der Literatur) Strukturierte Konsensusfindung (Formale Technik) S1 Handlungsempfehlungen von Expertengruppen nein nein nein S2k Konsensbasierte Leitlinie ja nein ja S2e Evidenzbasierte Leitlinie nein ja nein S3 Evidenz- und konsensbasierte Leitlinie ja ja ja

STRUKTURIERTE KONSENSUSFINDUNG Erster formalisierter Gruppenprozess - Präsentation der Ergebnisse der Evidenzrecherche zu definierten Interventionen - Diskussion der Evidenz - Einschätzung der klinischen Relevanz - Einigung über Bereiche, in denen Evidenz unzureichend ist oder fehlt Beantwortung der klinischen Fragestellungen - Formulierung Evidenz- und Konsens-basierter Empfehlungen Zweiter formalisierter Gruppenprozess - Konsentierung der Empfehlungen mit Empfehlungsstärke - Diskussion des Entwurfs des Hintergrundtextes Ausarbeitung des endgültigen Leitlinientextes - Zirkulation unter Experten- u. Konsensusrunde Kommentare

EVIDENZEBENEN UND EMPFEHLUNGSGRADE Evidenzebene Empfehlungsgrad Beschreibung Ia-Ib Metaanalysen, eine hochwertige RCT IIa, IIb, III Kontrollierte nichtrandomisierte Studien, quasiexp. Studien, nichtexp. Studien A soll -Empfehlung B sollte -Empfehlung Expertenmeinungen 0 kann -Empfehlung Keine Studien durchführbar RCT: Randomisierte kontrollierte Studie KKP Klinischer Konsensuspunkt Die meisten Patienten sollen diese Intervention erhalten. Ein Teil der Patienten sollte nach Abwägung diese Intervention erhalten. Die Therapie kann empfohlen werden. Empfehlung als Ergebnis guter klin. Praxis im Konsens

Von der Evidenz zur Empfehlung Evidenz hoch Metaanalysen hochwertiger RCT moderat kontroll. Studien Beobachtungsstudien schwach/ sehr schwach Expertenmeinung KKP klinischer Konsensuspunkt Empfehlung A soll starke Empfehlung B sollte Empfehlung Kriterien für up/down grading : Konsistenz der Studienergebnisse Klinische Relevanz der Endpunkte und Effektstärken Nutzen-Risiko-Verhältnis Ethische Verpflichtungen Patientenpräferenzen Anwendbarkeit, Umsetzbarkeit C kann Empfehlung offen

BESONDERHEIT 1: DIE ZIELGRUPPE Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen (SMI) Schizophrene, schizoaffektive, andere psychotische Störungen, bipolare affektive Störungen, schwere depressive Störungen, schwere Persönlichkeitsstörungen Erkrankungsdauer mindestens 2 Jahre signifikante Effekte auf Aktivitäten des täglichen Lebens und soziales Funktionsniveau (Ruggeri et al. 2000) Diagnoseübergreifender Ansatz

DAS BEHANDLUNGSSPEKTRUM PSYCHISCHER STÖRUNGEN Somatische Therapien (Direkte) Beeinflussung psychopathologischer Symptome individuumszentriert Psychosoziale Interventionen Verbesserung individueller Möglichkeiten, in der Gemeinschaft zu leben Einbezug des sozialen Umfeld Psychotherapeutische Verfahren Beeinflussung dysfunktionaler emotionaler, kognitiver & Verhaltensmuster individuumszentriert Empathie, Akzeptanz Behandlung begleitender somatischer Erkrankungen

BESONDERHEIT 2: PSYCHOSOZIALE INTERVENTIONEN Diese Leitlinie bündelt erstmals systematisch die Vielfalt an psychosozialen Interventionen. Es werden eine Reihe von teilweise sehr heterogenen Interventionen unter diesem Begriff zusammengefasst.

PSYCHOSOZIALE INTERVENTIONEN Querschnittthemen Interventionen auf Systemebene Einzelinterventionen Therapeutische Haltung Therapeutisches Milieu Empowerment Recovery Selbsthilfe Multiprofessionelle gemeindepsychiatrische teambasierte Behandlung Case Management Arbeitsrehabilitation Unterstütztes Wohnen Psychoedukation Training sozialer Fertigkeiten Künstlerische Therapien Ergotherapie Sport & Bewegung

HINTERGRUND Soziale Exklusion psychisch Kranker & Bedeutung von Arbeit und Beschäftigung Benachteiligung psychisch Kranker in vielen gesellschaftlichen Bereichen, bes. im Bereich Arbeit: Adults with mental health problems are one of the most excluded groups in society (employed 24%, job loss risk x2, substantial debt x3, divorce x3, persons in care: 40% contact only to those in care) Although many want to work, fewer than a quarter actually do the lowest employment rate for any of the main groups of disabled people.

BESCHÄFTIGUNGSRATEN VON SCHIZOPHRENIEPATIENTEN IM LÄNDERVERGLEICH 60,00 Schizophrenie schwer behindert behindert 50,00 40,00 30,00 20,00 10,00 0,00 Be Dk De Es Fr It Nl Se Uk AUS USA Marwaha & Johnson 2003; Eurostat

AREBEITSSITUATION CHRONISCH PSYCHISCH KRANKER MENSCHEN IN DEUTSCHLAND 16,5% Langzeitarbeitslose 12% Sozialhilfeempfänger 13,9% Frührentner 43% aus dem Erwerbsleben ausgeschieden Hoffmann 2004 Die Zahlen signalisieren Handlungsbedarf, da Arbeit wichtige Funktionen hat, die weit über die reine ökonomische Absicherung hinausgehen: Work is a critical element in the recovery of people with mental illness. It offers more than a paycheck; it boosts self-esteem and provides a sense of purpose and accomplishment (Rogers 1995)

KLASSISCHE STUDIE ZU DEN EFFEKTEN VON ARBEITSKLOSIGKEIT AUF DIE PSYCHISCHE GESUNDHEIT Maria Jahoda, Paul Lazarsfeld, Hans Zeisel: Die Arbeitslosen von Marienthal (1933) Untersuchung der psychosozialen Folgen von Arbeitslosigkeit Berücksichtigung von Zeitverwendung, sozialen Beziehungen, Identitätsgefühl Identifikation von 4 Reaktions-Typen: die Ungebrochenen die Resignierten die Verzweifelten die Apathischen zahlreiche weitere empirische Belege für negative Effekte von Arbeitslosigkeit auf psychische Gesundheit (z.b. Metaanalyse von Paul & Moser 2009)

ARBEITSREHABILITATION Strategien: first train then place vs. first place then train Berufsvorbereitendes Training und/oder übergangsweise Beschäftigung unter beschützten Bedingungen vor Rückkehr in ersten Arbeitsmarkt Pre-vocational Training (PVT) traditioneller Ansatz, in D stark verbreitet, Beispiel RPK rasche Platzierung auf Arbeitsplatz des ersten Arbeitsmarktes; dort Unterstützung durch spezialisierte Dienste (Job- Coach); zeitlich nicht limitiert Supported Employment (SE) neuerer Ansatz, in 1980er Jahren in den USA entstanden

SITUATION DER ARBEITSREHABILIATION IN DEUTSCHLAND Maßnahmen in Deutschland mehrheitlich in der Tradition von first train then place zunehmend Mischformen mit Elementen von SE (z.b. virtuelle Arbeitsplätze von WfbM: Klient verbleibt im Werkstatt-Status, arbeitet aber unterstützt auf ausgelagertem Arbeitsplatz des 1. Arbeitsmarktes) seit ca. 15 Jahren in Deutschland regional unterschiedliche Umsetzungen unterstützter Beschäftigung ähnlich SE, aber nicht flächendeckend Anfang 2009 wurden mit 38a des SGB IX zur Unterstützten Beschäftigung Leistungen für behinderte Menschen nach einem SE ähnlichen Prinzip rechtlich normiert

EXKURS: EINRICHTUNGEN UND DIENSTE DER ARBEITSREHABILITATION IN DEUTSCHLAND Arbeitstherapie arbeitstherapeutische Maßnahmen stehen oftmals am Beginn der rehabilitativen Versorgung (Start- und Verteilerfunktion) Angebot richtet sich an psychisch erkrankte Menschen, die noch gering belastbar sind zumeist liegt Fokus auf Förderung von Grundarbeitsfertigkeiten (z.b. Konzentrationsfähigkeit, Durchhaltevermögen) vor allem in stationärer psychiatrischer Behandlung seit Jahrzehnten fester Bestandteil zunehmend auch im ambulanten Bereich etabliert

EXKURS: EINRICHTUNGEN UND DIENSTE DER ARBEITSREHABILITATION IN DEUTSCHLAND Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) stellen im Spektrum der Einrichtungen die niedrigsten Anforderungen an die Belastbarkeit der Rehabilitanden gegliedert in Berufsbildungsbereich, der den Teilnehmern eine angemessene berufliche Bildung ermöglichen soll, sowie Arbeitsbereich, der im Anschluss an die Berufsbildung eine unbefristete Beschäftigung zu einem leistungsgemäßen Entgelt sichert zum Angebot gehören oft auch betreute, ausgelagerte Plätze auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Anzahl der Einrichtungen in Deutschland: >600 Verlaufsstudie von Reker et al 1998: Starke Tendenz des Verbleibes in WfbM. Nur 4% gelingt Übergang auf Allgemeinen Arbeitsmarkt.

EXKURS: EINRICHTUNGEN UND DIENSTE DER ARBEITSREHABILITATION IN DEUTSCHLAND Rehabilitationseinrichtungen für psychisch Kranke und Behinderte (RPK) Möglichst gemeindenahe Einrichtungen Umfassende Hilfen und Förderung in den Bereichen der medizinischen und beruflichen Rehabilitation Leistungen der beruflichen Rehabilitation: berufsvorbereitende Maßnahmen (Berufsfindung, Arbeitserprobung), Arbeitstraining Ziel: weitgehende berufliche und soziale Integration Anzahl der Einrichtungen in Deutschland: 49 BAG RPK Katamnese 2005 Erfolgsquote: 17% (Allg. Arbeitsmarkt)

EXKURS: EINRICHTUNGEN UND DIENSTE DER ARBEITSREHABILITATION IN DEUTSCHLAND Berufliche Trainingszentren (BTZ) BTZ nur an wenigen Orten vorhanden Speziell für psychisch behinderte Menschen konzipiert, die bereits über eine Ausbildung bzw. Berufserfahrung verfügen Leistungen: Information und Beratung, Orientierung, Qualifizierung, Wiedereingliederung, Hilfen beim Start Ziel: Abklärung einer realistischen beruflichen Perspektive und Wiedereingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt durch Trainingsmaßnahmen Zugang zu Maßnahmen setzt hohes Maß an Stabilität und Belastbarkeit voraus Anzahl der Einrichtungen in Deutschland: 14 BTZ Gütersloh Statistik 2004 Erfolgsquote: 43% (Allg. Arbeitsmarkt)

EXKURS: EINRICHTUNGEN UND DIENSTE DER ARBEITSREHABILITATION IN DEUTSCHLAND Berufsförderungswerke (BFW) Außerbetriebliche und überregional aufnehmende Einrichtungen zur Aus- und Weiterbildung von erwachsenen behinderten Menschen mit Berufserfahrung Öffnung für Menschen mit psychischer Behinderung seit Mitte 80er-Jahre Jedes Berufsförderungswerk bietet ausgewählte Palette an Berufsfeldern an -> im Einzelfall ist es möglich, dass ein best. Berufswunsch nur in einem weit entfernten BFW realisierbar ist -> Wohnmöglichkeiten gegeben Zugang zu Maßnahmen setzt hohes Maß an Stabilität und Belastbarkeit voraus Anzahl der Einrichtungen in Deutschland: 24

EXKURS: EINRICHTUNGEN UND DIENSTE DER ARBEITSREHABILITATION IN DEUTSCHLAND Berufsbildungswerke (BBW) Außerbetriebliche und überregional aufnehmende Einrichtungen, die der erstmaligen Ausbildung jugendlicher Behinderter dienen Öffnung für psychisch behinderte Jugendliche seit Mitte 80er-Jahre Leistungen: berufsvorbereitende Maßnahmen, Berufsausbildung Wohnortnähe in der Regel nicht gegeben Zugang zu Maßnahmen setzt hohes Maß an Stabilität und Belastbarkeit voraus Anzahl der Einrichtungen in Deutschland, die (auch) psychisch Kranke aufnehmen: 25

EXKURS: EINRICHTUNGEN UND DIENSTE DER ARBEITSREHABILITATION IN DEUTSCHLAND Integrationsämter: Früher: Hauptfürsorgestellen Förderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben Leistungen: Durchführung von Aufklärungs-, Schulungs- und Bildungsmaßnahmen; begleitende Hilfen im Arbeitsleben Integrationsfachdienste: Dienste Dritter -> im Auftrag der Arbeitsämter, Integrationsämter oder Rehabilitationsträger tätig Durchführung von Maßnahmen zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben Leistungen: Erhaltung und Erlangung eines Arbeitsplatzes, Vermittlung und begleitende Hilfen Inzwischen flächendeckendes Netz: in jedem Arbeitsamtbezirk (BA) ein Integrationsfachdienst

EXKURS: EINRICHTUNGEN UND DIENSTE DER ARBEITSREHABILITATION IN DEUTSCHLAND Integrationsprojekte: Rechtlich und wirtschaftlich selbständige Unternehmen (Integrationsunternehmen) oder unternehmensinterne oder von öffentlichen Arbeitgebern geführte Betriebe (Integrationsbetriebe) Bieten Arbeitsplätze des Allgemeinen Arbeitsmarktes für schwerbehinderte Menschen Gestaltung von Arbeitszeit, Arbeitsklima und Arbeitsorganisation an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst Teilweise Möglichkeit zur Belastungserprobung, berufliche Rehabilitations- und Qualifizierungsmaßnahmen, Ausbildung FAF 2002: 356 Integrationsprojekte in D, durchschnittlich beschäftigt: sozialversichert (mbeh) 13,2; sozialversichert (obeh) 12,3; <15 Std. (mbeh) 2,3; <15 Std. (obeh) 3,7; Spektrum: industrielle Fertigung, Dienstleistungen, Handel, Handwerk, Hotel, Gaststättengewerbe, Multimedia- und IT-Firmen

ERGEBNISSE DER BASISRECHERCHE Ergebnisse der Datenbanksuche: 989 Treffer Auslese doppelter & irrelevanter Abstracts: 938 Screeningergebnis: 51 Treffer sowie 12 Treffer aus Handsuche Ausschluss: 56 8 keine Interventionen untersucht 17 Interventionen entsprechen nicht der Fragestellung 5 Fragestellung nicht relevant 3 Übersichtsartikel 14 bereits in anderen Reviews eingeschlossen 4 zu alt 1 Stichprobe entspricht nicht den Suchkriterien 1 kein RCT bzw. methodische Mängel 3 Ergebnisse redundant aufgrund mehrerer Artikel Einschluss: 3 Reviews, 4 RCTs sowie MA der NICE-LL Schizophrenie

NACHRECHERCHE AUFGRUND MANGELNDER STUDIEN Nachrecherche zu Berufsausbildung und beschütztem Arbeiten Suchbegriffe: sheltered work* or vocation* or sheltered employment* or sheltered workshop* or workshop* or vocational training Ergebnisse der Datenbanksuche: 499 Treffer Einschluss: 4 nicht-randomisierte kontrollierte Studien Nachrecherche zu Arbeitstherapie Suchbegriffe: work therap* or work related therap* or work training or vocational therap* or occupational therap* Ergebnisse der Datenbanksuche: 122 Treffer Einschluss: 1 RCT

ÜBERSICHT: IDENTIFIZIERTE EVIDENZ Systematische Reviews und Metaanalysen Crowther 2001: Einschluss von 18 Studien Twamley 2003: Einschluss von 11 Studien Bond 2008: Einschluss von 11 Studien Campbell 2009: Einschluss von 4 Studien Metaanalyse der NICE-Leitlinie Schizophrenie 2009: Einschluss von 20 Studien Einzelstudien Randomisierte kontrollierte Studien Cook und Leff 2005 McGurk 2007 Howard 2010 Burns 2009 Schonebaum 2006 Kontrollierte Studien zu beschütztem Arbeiten und Berufsausbildung (ab 1990) Bond und Resnick 2001 Rüesch 2004 Holzner 1998 Watzke 2009 Randomisierte kontrollierte Studie zu Arbeitstherapie (ab 1990) Längle 2006

SUPPORTED EMPLOYMENT: EVIDENZ Bsp. Review von Bond 2008: Einschluss von 11 RCTs aus USA, Kanada, Australien, China und Europa Durchschnittliche Beschäftigungsrate auf dem 1. Arbeitsmarkt für SE- Teilnehmer in allen Studien höher als für Kontrollgruppenteilnehmer

SUPPORTED EMPLOYMENT: EVIDENZ Bsp. Review von Bond 2008: Einschluss von 11 RCTs aus USA, Kanada, Australien, China und Europa Prozentsatz der SE- Studienteilnehmer mit mind. 20 Wochenstunden in kompetitiver Beschäftigung gegenüber Vergleichsgruppe signifikant höher

SUPPORTED EMPLOYMENT: EVIDENZ AUS EUROPA EQOLISE-Studie

SUPPORTED EMPLOYMENT: EVIDENZ AUS EUROPA EQOLISE-Studie: Enhancing the Quality Of Life and Independence of persons disabled by severe mental illness through Supported Employment Design und Methode: - RCT in sechs europäische Zentren: UK: London (Koordinierendes Zentrum), Deutschland: Ulm, Italien: Rimini, Schweiz: Zürich, Niederlande: Groningen, Bulgarien: Sofia - place and train (IPS) vs. train and place - Patienten mit Psychose mit Arbeitslosigkeit 1 Jahr - N=300, 50 pro Zentrum - Erhebungszeitpunkte Baseline, 6, 12 and 18 Monate - Primäres Outcome-Kriterium: Beschäftigung auf 1. Arbeitsmarkt für mind. 1 Tag

SUPPORTED EMPLOYMENT: EVIDENZ AUS EUROPA EQOLISE-Studie Percentage 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 London Ulm Rimini Zurich Groningen Sofia IPS Vocational Service In Gesamtstichprobe EQOLISE zwar signifikante Überlegenheit von SE Teilnehmern bzgl. Integrationsraten auf 1. Arbeitsmarkt, keine Signifikanz jedoch in dt. und niederländischer Substichprobe

SUPPORTED EMPLOYMENT: EVIDENZ AUS EUROPA EQOLISE-Studie Difference between IPS and Vocational Services vocational and hospitalisation outcomes Outcome IPS Vocational Difference 95% CI p-value Worked for one day at least 85 (54.5%) 43 (27.6%) 26.9% (16.4%, 37.4%) Number of hours worked a 428.8 (706.8%) Number of days employed a 130.3 (174.1%) Job tenure (days) a 213.6 (159.4%) 119.1% (311.9%) 308.7% (189.22%, 434.17%) 30.5 (80.1%) 99.8% (70.71%, 129.27%) 108.4 (112.0%) 104.9% (56.03%, 155.04) Drop-out from service 20 (12.8%) 70 (44.9%) -32.1% (-41.5%, - 22.7%) Hospitalized 28 (20.1%) 42 (31.3%) -11.2% (-21.5%, - 0.90%) Percentage of time spent in hospital 4.6 (13.6%) 8.9 (20.1%) -4.3% (-8.40%, - 0.59%) <0.001 <0.001 0.034

GESAMTEVIDENZ FÜR SUPPORTED EMPLOYMENT Beschäftigungsraten auf 1. Arbeitsmarkt Crowther 2001 (Cochrane Rev.) Reviews NICE LL Schiz. 2009 Twaml ey 2003 Bond 2008 Campbell 2009 Cook 2005 RCTs Burns 2009 Howard 2010 ++ ++ ++ ++ ++ ++ + Wochen/Jahr in Arbeit ++ ++ Ø monatl. Arbeitszeit ++ ++ ++ ++ ~ Ø monatl. Verdienst ++ ++ ~ Zeitdauer bis zum 1. Job + Dauer d. Arb.verhältnisse ~ ++ ~ Arbeitszufriedenheit ~ KH-Einweisungen ~ + Selbstwertgefühl ~ ~ ~ Lebensqualität ~ ~ ~ ~ Bedarfserfüllung ~ allg. Funktionsniveau ~ ~ ~ psychiatr. Symptome ~ ~ ~ Kosten der Intervention widersprüchl. - medizin. Gesamtkosten widersprüchl. + in internationalen Studien bzgl. arbeitsbezogener Parameter starke Überlegenheit von Supported Employment gegenüber traditionellen first train then place- Ansätzen aber in Deutschland noch kein Effektivitätsnachweis von SE auf der Ebene kontrollierter Studien

EVIDENZ FÜR PRE-VOCATIONAL TRAINING PVT zeigt durchaus Wirksamkeitsnachweise, wenn Standardbehandlung die Kontrollintervention ist: ++ Beschäftigungsraten in irgendeiner Form von Beschäftigung (1 Review, 1 kontrollierte Studie) ++ durchschnittlicher monatlicher Verdienst (1 Review) ++ Funktionsniveau (1 kontrollierte Studie) ++ psychisches Wohlbefinden (2 kontrollierte Studien) ++ Zufriedenheit mit Finanzen und Freizeit (1 kontrollierte Studie) Wirksamkeit von PVT lässt sich steigern, wenn die Intervention - bezahlt wird (1 RCT) - mit einer psychologischen Intervention kombiniert wird (1 RCT) - rasch in übergangsweise Beschäftigung überleitet (1 RCT)

EMPFEHLUNGEN ZU ARBEITSREHABILITATION (1) Zur beruflichen Rehabilitation von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen, die eine Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt anstreben, sollten Programme mit einer raschen Platzierung direkt auf einen Arbeitsplatz des ersten Arbeitsmarktes und unterstützendem Training (Supported Employment) genutzt und ausgebaut werden. Empfehlungsgrad: B; Evidenzebene: Ia Zur Förderung der Teilhabe schwer psychisch kranker Menschen am Arbeitsleben sollten auch Angebote vorgehalten werden, die nach dem Prinzip erst trainieren, dann platzieren vorgehen. Diese sind insbesondere für die Teilgruppe schwer psychisch Kranker unverzichtbar, für die eine Platzierung auf dem ersten Arbeitsmarkt (noch) kein realistisches Ziel darstellt. Finanzielle Anreize erhöhen die Wirksamkeit entsprechender Angebote. Die Kombination der Angebote mit Interventionen, die auf Motivationssteigerung abzielen, oder ein rasches Überleiten der Programmteilnehmer in bezahlte übergangsweise Beschäftigung erhöht ebenfalls die Wirksamkeit. Empfehlungsgrad: B; Evidenzebene: Ib

EMPFEHLUNGEN ZU ARBEITSREHABILITATION (2) Die berufliche Rehabilitation sollte noch stärker darauf ausgerichtet werden, den Arbeitsplatzverlust zu vermeiden. Dazu bedarf es beim Auftreten psychischer Erkrankungen eines frühzeitigen Einbezugs entsprechender Dienste bzw. Hilfen. Empfehlungsgrad: KKP Das Vorhandensein einer abgeschlossenen Ausbildung ist als Grundlage für die Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen von enormer Wichtigkeit. Daher sollten reguläre betriebliche und sonstige Ausbildungsangebote wohnortnah und mit entsprechenden flankierenden Unterstützungsangeboten zur Verfügung stehen. Empfehlungsgrad: KKP

AKTIVITÄTEN ZUR LEITLINIE Juli 2009 Kick-off- Veranstaltung November 2012 Erscheinen der Leitlinie Fertigstellung in 2013 geplant: Patienten-Leitlinie Januar 2011 Letztes von 7 Konsensustreffen Mai 2013 Internetpräsenz unter dem Dach der DGPPN 2017 geplante Aktualisierung der Leitlinie

Internetpräsenz auf der DGPPN-Seite