Druckauflage: 13 000, Größe: 93,31%, easyapq: _ Fast jeder kennt sie, die Attensam Hausbetreuung, nahezu überall ist das Emblem zu finden. Doch wer ist Oliver Attensam, der Mann hinter dem Unternehmen, das aus einem Familienbetrieb zu einem Großunternehmen mit über 1.500 Mitarbeitern angewachsen ist? Und was treibt ihn an? AUTOR: CHARLES STEINER W enn man den Eingangsbereich der Attensam-Firmenzentrale im Gewerbegebiet von Klosterneuburg betritt, dann fällt einem sofort ein ganz besonderes Foto auf: Von der Entfernung her ist das Konterfei von Oliver Attensam zu sehen, geht man näher, sieht man, dass das Bild aus Tausenden kleiner Profilfotos seiner Mitarbeiter geformt ist. Das habe ich zu meinem 50. Geburtstag von meinen Mitarbeitern bekommen, auf dieses Foto bin ich sehr stolz", wird Attensam später sagen. Demonstratives Buch Generell wirkt Oliver Attensam nicht wie ein typischer Manager, der in seinem Elfenbeinturm sitzt und seine Anweisungen verteilt. Im Gegenteil: Auf dem Besprechungstisch hatte er nahezu beiläufig das Buch...und mittags geh ich heim: Die völlig andere Art, ein Unternehmen zum Erfolg zu führen" von Detlef Lohmann drapiert, so, dass man das Buch sofort sieht, ehe er es flugs in die Hand nimmt und erklärt: Das ist derzeit mein Lieblingsbuch! Das habe ich demonstrativ hergelegt." Und sich 42 «6.18 dann geduldig den Fragen stellt und zu erzählen beginnt, als würde man mit einem alten Bekannten sprechen. Offen und ehrlich, sich selbst nicht allzu ernst nehmend, experimentierfreudig, aber dennoch entschlossen. Das Umfeld, in dem man aufwächst, und der Charakter, den man hat, bilden die Person, die man dann letztendlich ist", sagt Attensam auf die Eingangsfrage, wie man denn eigentlich zu diesem Menschen wird. Geprägt wurde Oliver Attensam von seinen Eltern, die das Unternehmen / Seite: 1/5
X Druckauflage: 13 000, Größe: 92,97%, easyapq: _ Oliver Attensam Portrait WURDE ICH ALLES MINUTIÖS FÜR ALLE PLANEN WOLLEN, WÜRDE ICH ZWAR MIT ARBEITER EINSPAREN - ABER ICH MÜSSTE 30 BIS 50 STUNDEN AM TAG ARBEITEN. OLIVER ATTENSAM ATTENSAM 6.18» 43 Seite: 2/5
Druckauflage: 13 000, Größe: 93,78%, easyapq: _ 1991 kam Oliver Attenscim in die Geschäftsführung des Familienunternehmens. Seitdem wächst Attensam beständig und kann heute auf über 1.500 Mitarbeiter in ganz Österreich verweisen. gegründet hatten. Meine Eltern haben mir immer sehr viele Chancen gegeben, meine Wünsche und Träume aus eigener Kraft zu ermöglichen. So wollte ich etwa einmal Schwimmer werden. Also haben mich meine Eltern zum Training gebracht, und ich war dann beim Schwimmen relativ erfolgreich", resümiert er. Es war eben das Umfeld, das die Eltern Hans und Grete Attensam geschaffen haben, damit ihr Sohn sich entfalten konnte - den Weg musste er aber selbst gehen. Nicht Chef, sondern Berater Das scheint auch Attensams Firmenphilosophie zu sein, denn die persönliche Entfaltung seiner Mitarbeiter ist ihm wichtig. Sie müssen selbst Probleme lösen können, Erfolge konsequent verfolgen, aber auch aus Misserfolgen lernen. Wie das seinen Eltern damals wichtig war: Sie haben mich auch nicht geschimpft und gescholten, sondern mich ermutigt, wie ich es besser machen könnte", sagt Attensam. Das will er auch seinen Mitarbeitern weitergeben. Ich bin nicht dazu da, alles zu regeln und zu sagen, was sie zu tun hätten, das wäre bei der Anzahl an Mitarbeitern auch nicht zu schaffen. Ich bin mehr der Berater, der Tipps gibt, wie man ein Problem lösen könnte, aber auch offen für Vorschläge", sagt Attensam. Würde ich alles minutiös für alle planen wollen, würde ich mir zwar Mitarbeiter einsparen - aber ich musste 30 bis 50 Stunden am Tag arbeiten." Delegieren muss man können Das war aber am Anfang nicht immer so. Als Oliver Attensam in das Familienunternehmen einstieg - das war 1991 - dachte er, er müsse alles alleine steuern. Jeden Tag hatte ich einen dicken Stapel an Akten, die ich zu bearbeiten hatte, manchmal bis elf, zwölf Uhr in der Nacht", erklärt der Unternehmer. Als ich aber einmal mit dem Zug von Wien nach Linz zu meinen Schwiegereltern auf Urlaub gefahren bin und mit einem dicken Stoß an Papieren, die ich bearbeitete, im Zug saß, fragte mich ein Manager eines größeren Konzerns, der zufällig im Abteil gegenübersaß, was ich denn mache. Ich erklärte ihm: Wenn ich auf Urlaub fahren will, muss ich ihn mir verdienen und entsprechend 44 «6.1E Seite: 3/5
Druckauflage: 13 000, Größe: 96,08%, easyapq: _ Oliver Attensam Portrait Angst vor Niederlagen hat Oliver Attensam nicht. Sie gehören vielmehr zum Erfolg dazu, nämlich dann, wenn man es beim nächsten Mal dann besser macht. arbeiten. Der Manager sagte:,man kann doch nicht alles regeln, ab einer gewissen Unternehmensgröße muss man delegieren können.'" Also gewissermaßen loslassen, den Mitarbeitern vertrauen. Change Management Worauf Oliver Attensam lange darüber nachdachte und seinen Eltern, die damals noch in der Geschäftsführung am Ruder waren, seine Idee vorschlug: Nämlich, dass sich die Mitarbeiter selbst organisieren sollen, nicht nur Befehle empfangen, sondern auch selbst am Erfolg mitarbeiten. Anfangs seien seine Eltern etwas verhalten über diesen Vorschlag gewesen, doch sie ließen Oliver Attensam ausprobieren. Auch die Mitarbeiter waren, so Attensam, etwas verwundert über den Vorschlag eines neuen Führungsstils. Allerdings: Gerne hätte Oliver Attensam seinem Vater bewiesen, dass die Idee funktioniert hätte - doch er starb. Aber: Ich bin mir sicher, dass er gesagt hätte, dass das sehr gut 6.18» 45 /. Seite: 4/5
Druckauflage: 13 000, Größe: 91,32%, easyapq: _ X ist, wie du das gemacht hast." Wie man aber die Mitarbeiter dazu bringt, das Beste aus sich herauszuholen? Man könnte natürlich hergehen und Aufträge an Land ziehen, die dann von den Mitarbeitern abzuarbeiten sind. Dann werden sie aber kommen und fragen, weswegen sie mehr arbeiten sollen für denselben Lohn. Wenn man sie aber an den wachsenden Aufträgen beteiligt, dann werden sie umso motivierter sein, sich auch selbst um neue Aufträge zu kümmern", beschreibt Attensam seine Philosophie. Um Mitarbeiter an sich zu binden, muss man sie aber auch begeistern können, ihnen Identifikation mit dem Unternehmen liefern. Sei es durch Teambuilding-Events, wie etwa eine Schatzsuche durch Venedig, oder ein Sommerfest, bei dem der Chef persönlich grillt. Oder aber auch dadurch, dass Attensam, wenn Not am Mann ist, auch gerne selbst Hand anlegt und mitarbeitet. Ich habe ja das meiste, was wir in der Firma tun, selbst gelernt", so Attensam. Auch muss sich der Mitarbeiter sichtbar fühlen, dazu hat Attensam ein eigenes Unternehmensmagazin. Und es gibt Wahlen zu den Mitarbeitern des Monats, des Jahres - dann nämlich, wenn das Arbeitsergebnis über dem definierten Ziel liegt. Was ist Erfolg? Doch was bedeutet Erfolg für Attensam? Ist es Geld? Ruhm? Anerkennung? Oder doch etwas anderes? Erfolg bedeutet, Visionen zu verwirklichen", definiert der Manager. Das hat mit Geld oder Ruhm nichts zu tun, sondern damit, etwas realisiert zu haben. Der Rest kommt danach." Das hat Attensam vom Sport - im Winter ist er begeis- terter Schifahrer, im Sommer übrigens auch, nämlich am Wasser. Beim Sport ist es ja so, dass man ein Ziel hat und dieses verwirklicht. Wenn man es verwirklicht, dann will man immer besser werden, schneller, um eine Sekunde, um eine Millisekunde. Man will sich verbessern", sagt Attensam. Und wenn man einen Misserfolg hat, dann sucht man Wege, wie man das nächste Mal zum Ziel kommt. Es gehört für Attensam einfach dazu, auszuprobieren und auch mutig und entschlossen eine Entscheidung durchzufechten. Wenn es funktioniert, freut man sich, wenn nicht, dann treibt man sich. Ruhe und Entspannung, das ist nicht so ganz Attensams Lebensphilosophie. Vielmehr will er jeden Tag aufs Neue erleben, die Familie ist ebenso sportlich wie er. Es geht um die kleinen Erfolge jeden Tag, die am Ende die großen Erfolge machen. Ebenso sind es auch die einzelnen Erfolge der Mitarbeiter, die das Unternehmen Attensam erfolgreich machen. Weswegen das Bild am Bingangsbereich durchaus einen starken Symbolcharakter hat: Oliver Attensams Erfolg ist auch der Erfolg der Mitarbeiter. Wenn Attensam durch das Lager geht oder durch die eigene Werkstatt und mit einem freundlichen, aber bestimmten Grüß Gott, die Herren (oder Damen)" die Räumlichkeiten betritt und auch die Namen derselben kennt, mit ihnen spricht, dann weiß er das. Und lässt sie an seinem Erfolg genauso teilhaben, wie die Mitarbeiter ihn. Nicht mehr soll DAS VIDEO ZUM ARTIKEL das Foto wohl ausdrücken. https ://im mo.ac/7b / 46 «6.18 Seite: 5/5