Die Instandhaltung von Eisenbahngüterwagen - Herausforderungen und Komplexitätstreiber - Eisenbahnvortragsreihe des VDI AK Bahntechnik TU Braunschweig 19. Mai 2015 Dipl.-Kfm. Jürgen Tuscher 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung
Gliederung 1 Kurzvorstellung VPI 2 Veränderung ab 2006 3 Rechtsrahmen / Aufgaben 4 Das Instandhaltungssystem des VPI a) Der VPI-Instandhaltungsleitfaden b) Fachtechnische Begutachtung und Freigabe 5 Komplexitätstreiber und Herausforderungen 6 Ausblick / Offene Punkte 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 2
1 Kurzvorstellung VPI Verband der Güterwagenhalter in Deutschland e. V Gegründet 1921 222 Mitglieder (Vermieter, Verlader, Werke), die 74.877 Eisenbahngüterwagen auf die Schiene bringen Mitarbeit in diversen nationalen und europäischen Gremien (TSI, Normung, Pilotprojekt Leiser Rhein, RID, GGVSEB etc.) Herausgeber des VPI-Instandhaltungsleitfadens Führt gemeinsam mit DBCargo fachtechnische Begutachtungen von Werkstätten durch 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 3
2 Veränderungen ab 2006 2006 Ende des Einstellens der Wagen bei Staatsbahnen Halter von Eisenbahngüterwagen sind für die Instandhaltung verantwortlich VPI entwickelt einen Instandhaltungsleitfaden Ab 2007 wird der Instandhaltungsleitfaden gemeinsam von VPI-A, VAP und VPI-D herausgegeben ECM- VO 445/2011, ab 31.05.2013 sind alle ECM zertifiziert 2014 VPILF wird europäisiert durch Einführung von Unterstützern 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 4
3 EU-Rechtsrahmen Sicherheitsrichtlinie 2004/49/EG (mit Änderungen durch 2008/57/EG und 2008/110/EG) legt u.a. fest, dass alle Betreiber des Eisenbahnsystems, Fahrwegbetreiber und Eisenbahnunternehmen die volle Verantwortung fu r die Sicherheit ihres eigenen Systembereichs tragen sollten aber auch andere Akteure wie beispielsweise Hersteller, Instandhaltungsunternehmen, Wagenhalter, Dienstleister und Beschaffungsstellen Verantwortung für ihre Produkte oder Dienstleistungen übernehmen Erfordernis der technischen Spezifikationen für Interoperabilität (TSI), gemeinsamer Sicherheitsziele (CST) und gemeinsamer Sicherheitsmethoden (CSM) wird genannt und die Einführung angekündigt 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 5
3 EU-Rechtsrahmen CSM EU-VO 352/2009 geändert durch EU-VO 402/2013 weist gemeinsame Sicherheitsmethoden als Bestandteil eines Risikomanagement aus Drei Säulen der CSM zoom auf der folgenden Seite 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 6
3 EU-Rechtsrahmen CSM Drei Säulen der CSM Es besteht die Wahl beim Grundsatz der Risikoakzeptanz - Regelwerke - ähnliche Referenzsysteme - explizite Risikoabschätzung Alle drei Grundsätze sind gleichwertig 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 7
3 EU-Rechtsrahmen ECM Verantwortung für Eisenbahnfahrzeuge, die auf Basis einer Sicherheitsbescheinigung erfolgt, wird nicht betrachtet EU-VO 445/2011 verpflichtet alle Halter von Eisenbahngüterwagen jedem ihrer Wagen eine zertifizierte Entity in Charge of Maintenance (ECM) zuzuordnen Vier Funktionen sind abzudecken: Management Entwicklung Instandhaltungssystem Fuhrpark-Management Instandhaltungsleistungserbringung (Werkstatt) Ein gem. CSM funktionierendes Risikomanagement ist Bestandteil der Managementfunktion und wird im Rahmen der Zertifizierung überprüft 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 8
3 Deutscher Rechtsrahmen AEG AEG 4, 4a 31 und 32 regeln, dass Eisenbahnfahrzeuge sicher zu bauen und in betriebssicherem Zustand zu halten sind EU-Richtlinien sind weitgehend in nationales Recht umgesetzt 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 9
3 New Approach vs. Old Approach regel- vs. risikobasiertem Ansatz Struktur des Regelwerkes New Approach 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 10
3 New Approach vs. Old Approach regel- vs. risikobasiertem Ansatz In Deutschland vertritt das EBA die Meinung, dass anerkannte Regeln der Technik vorrangig anzuwenden sind Die Gleichrangigkeit der drei Grundsätze der Risikoakzeptanz in der CSM-VO wird in Frage gestellt Beispiel: ZfP-Intervalle bei Radsätzen VPI hat eine Risikoanalyse zu ZfP-Intervallen bei Radsätzen durchführen lassen Ergebnis: Bisherige ZfP Intervalle entsprechen dem Sicherheitskriterium 10-9 Risikoanalyse der Güterwagenhalter wird vom EBA nicht akzeptiert, da es anerkannte Regeln der Technik gibt (Bruchmechanik, etc.) 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 11
3 Aufgaben für Halter von Eisenbahnfahrzeugen insbesondere Eisenbahngüterwagen Aufbau und Betreiben eines Sicherheitsmanagementsystems einschließlich Risikomanagement Alle Halter von Eisenbahnfahrzeugen sind für die Instandhaltung zuständig, können aber eine ECM zuweisen Halter von Eisenbahngüterwagen müssen jedem Eisenbahngüterwagen eine zertifizierte ECM zuweisen Diese Zertifizierungspflicht soll 2018 auch auf die Halter anderer Eisenbahnfahrzeuge ausgeweitet werden 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 12
3 Aufgaben für Halter von Eisenbahnfahrzeugen insbesondere Eisenbahngüterwagen Auszug aus EU-VO 445/2011 Anhang III, Punkt 1 Anforderungen und Bewertungskriterien bezüglich der Managementfunktion Risikobewertung ein strukturierter Ansatz zur Bewertung von Risiken, die mit der Instandhaltung von Güterwagen verbinden sind, einschließlich Risiken, die sich unmittelbar aus betrieblichen Verfahren und der Tätigkeit anderer Organisationen oder Personen ergeben, sowie zur Ermittlung der geeigneten Verfahren zur Risikobeherrschung. 2.1 Die Organisation muss über Verfahren für Folgendes verfügen: a. Analyse der Risiken, die für den Umfang der von der Organisation durchgeführten Tätigkeiten von Belang sind, einschließlich der Risiken, die sich aus Mängeln und nichtkonformer Bauweise oder Fehlfunktionen während der Lebensdauer ergeben b. 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 13
4 Das VPI-Instandhaltungssystem a VPI-Instandhaltungsleitfaden (VPILF) Sukzessive in 12 europäischen Sprachen erhältlich Webbasiertes Tool zum strukturierten Datenaustausch zwischen Werkstatt und Halter Supporter in Europa Über 450 Anwender aus 13 Nationen Baustein für eine erfolgreiche ECM-Zertifizierung b Fachtechnische Begutachtung von Werkstätten (FTB) KEIN Zertifikat Auditoren überprüfen die Kompetenz auf Herz und Nieren Nur freiwillig als ECM-zertifizierte Werkstätten werden begutachtet Kombi-Audits (ECM + FTB) werden mit akkreditierten ECM-Zertifizieren angeboten Return of Experience (REX) erfolgt laufend und formalisiert Baustein für eine erfolgreiche ECM-Zertifizierung 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 14
4.a Module des VPILF Modul Benennung Stand Letzte Änderung mit VPI E Einführungshinweise 01.06.2013 Update 3.01 VPI 01 Allgemeiner Teil 01.01.2013 3. Ausgabe VPI 02 Untergestelle, Drehgestelle 15.10.2013 3. Ausgabe VPI 03 Fahrzeugaufbauten, Tanks 01.02.2008 2. Ausgabe VPI 04 Radsätze 01.07.2012 3. Ausgabe VPI 05 Federn 01.03.2014 3. Ausgabe VPI 06A Zugeinrichtungen 02.09.2016 3. Ausgabe VPI 06B Stoßeinrichtungen 01.03.2015 3. Ausgabe VPI 07 Bremsen 01.03.2010 Update 2.3 VPI 08 Elektronischer Datenaustausch 20.02.2016 Update 3.1. VPI 09 Zerstörungsfreie Prüfung 01.07.2015 Update 3.1 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 15
4.a Struktur der VPI-Leitfadenbezieher und Sprachversionen des VPILF Der VPILF ist in Teilen in 12 unterschiedlichen Sprachen erhältlich: - Deutsch - Englisch - Französisch - Italienisch - Polnisch - Rumänisch - Schwedisch - Tschechisch - Ungarisch - Bulgarisch - Spanisch - Türkisch (in Arbeit) 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 16
4.a Arbeitsstruktur Erstellung des VPILF im europäischen Rahmen Erstellung Erfahrungsaustausch VPI-Werkstättenfreigabe Externe De/En Fachexperten Fachexperten De Lenkungskreis VPILF De Technische Kommission De Übersetzungen Working Groups National Rules Working Groups National Rules Working Groups National Rules Fr Eng StAK De VPI- Auditoren De Working Groups National Rules StAK Eng VPI- Auditoren Eng Sicherheitstechnischer Arbeitskreis Erfahrungsaustausch Auditoren 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 17
4 Fachtechnische Begutachtung von Werkstätten (FTB) VPI Freigabe Zertifizierung nach ECM-Verordnung 445/2011 Voraussetzung VPI: Fachtechnische Begutachtung Voraussetzung Zulassung für ZfP & Schweißen Schwerpunkte gem. des Leistungsportfolios der Werkstatt: z. B. Komponentenaufarbeitung, wie z. B. Radsätze - Immer auf Antrag der Werkstatt - Basis ist der VPILF - Ist eine Form der Lieferantenbewertung gem. ECM-VO Genehmigungen für Arbeiten an den jeweiligen Komponenten 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 18
4 Fachtechnische Begutachtung von Werkstätten (FTB) Kombi-Audits ISO 9001 / 14001 Überlappungsbereich Akkreditierte ISO Zertifizierer ISO 9001 Zertifikat ISO 14001 Zertifikat Prozessorientiert ECM 445/2011 Produktorientiert Akkreditierte oder benannte ECM-Zertifizierer ECM Zertifikat Überlappungsbereich Fachtechnische Begutachtung Auditoren DBCargo und VPI, VAP, V.P.I. Mitgliedsfirmen Fachtechnische Freigabe 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 19
5 Komplexitätstreiber und Herausforderungen Eisenbahngüterwagen sind im Vergleich zu dem rollenden Material des Schienenpersonenverkehrs technisch vergleichsweise einfach Aber: Sie verkehren freizu gig europaweit und haben kein Heimat-Bw Sie transportieren häufig Gefahrgut Der verantwortliche Halter sieht seine Wagen äußerst selten und weiß wenig über die tatsächlichen Einsatzbedingungen und den Zustand 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 20
5 Komplexitätstreiber und Herausforderungen Der verantwortliche Halter muss deshalb sicherstellen, dass Seine Wagen europaweit nach seinen Vorgaben gewartet und instandgehalten werden Die Qualität der Werkstattarbeiten überall gleich gut oder zu mindest hinreichend ist Die Anforderungen gem. der Gefahrgutvorschriften unbedingt eingehalten werden 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 21
6 Ausblick / Offen Punkte Die Ausstattung der Eisenbahngüterwagen mit Sensorik und Telematiksystemen wird bei der europaweit einheitlichen Instandhaltung helfen Die Hardware ist vielfältig vorhanden, es fehlt bisher noch an einem einheitlichen Standard für die Schnittstellen Es gibt in Europa immer noch zu viele NNTR (notifizierte nationale technische Regeln) Interoperabilität wird zur zeit europaweit durch die Netzbetreiber unterhöhlt, in dem nationale technische Netznutzungsbestimmungen erlassen werden 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 22
Kontakt Vorsitzender: Malte Lawrenz (Aprixon Information Services GmbH) Geschäftsführer : Jürgen Tuscher Geschäftsstelle: Mattentwiete 5 20457 Hamburg Tel.: +49 (0)40 22 65 92 1-21 Fax: +49 (0)40 22 65 92 1-19 Email: mail@vpihamburg.de web: www.vpihamburg.de 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 23
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 16.05.2017 VDI AK Bahn Instandhaltung 24