NQR & ECVET eine gemeinsame Lernergebnisorientierung für mehr Transparenz und Mobilität Udo Bachmayer & Wolfgang Denk NKS - Koordinierungsstelle für den NQR Wien, 16.11.2015
Nationale Koordinierungsstelle für den NQR - Aufgaben 2 Entwicklung NQR und Begleitung des Prozesses Entwicklung eines Qualifikationsregisters (NQR Register) Öffentlichkeitsarbeit (Veranstaltungen und Beratungen) Vernetzung auf nationaler und europäischer Ebene
Überblick 3 Hintergrund und Ziele Stand der Umsetzung in Österreich Ein Blick nach Europa Was sind Lernergebnisse? Lernergebnisse - Beispiele Wie werden Lernergebnisse formuliert? Diskussion- Austausch
Warum ein Qualifikationsrahmen? Europa wächst als Lebens-, Wirtschafts- und Bildungsraum immer mehr zusammen. Für Wachstum, Beschäftigung und sozialen Zusammenhalt bedarf es: 4 Einheitlichen Bildungsrahmen Transparenz von Qualifikationen Förderung von lebenslangen Lernen Gegenseitige Anerkennung von Lernergebnissen Förderung von Mobilität
Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) Anstoß nationaler Entwicklungen 5 Empfehlung des Europäischen Parlaments und des Rates im April 2008 an alle Mitgliedstaaten einen NQR zu implementieren EQR als Metaebene: Zuerst werden Qualifikationen national zugeordnet, im zweiten Schritt über den EQR referenziert und so vergleichbar gemacht Umfasst alle Bildungsbereiche (formal, non formal, informell). Verweis auf allen Qualifikationsbescheinigungen, Diplome und EUROPASS-Dokumente Lernergebnisorientierung als gemeinsamer Nenner
Ziele des NQR Erhöhung der Transparenz von Bildungssystemen in Europa und auf nationaler Ebene Vergleichbarkeit von Qualifikationen in Österreich und in Europa Weiterentwicklung der Lernergebnisorientierung Förderung der Durchlässigkeit innerhalb und zwischen den formalen und nicht-formalen Bereichen des Bildungssystems und damit die Stärkung von Prinzipien und Methoden der gegenseitigen Anerkennung und Anrechnung von Qualifikationen 6
Orientierende Funktion des NQR Keine Berechtigungen durch Niveau-Zuordnung 7 Zuordnung zu einem bestimmten Niveau ermöglicht nicht automatisch Zugang zum Erwerb einer Qualifikation der nächsthöheren Ebene Ausschließlich orientierende und keine regulierende Funktion
Nationaler Qualifikationsrahmen in Österreich 8
Die Prinzipien des NQR 8 Niveaus Trennung der NQR Deskriptoren Tabelle auf den Niveaus sechs bis acht Zuordnung der Qualifikationen erfolgt auf Grundlage der Lernergebnisse Kenntnisse/Fertigkeiten/Kompetenzen Abbildung des gesamten Bildungssystems im Sinne des LLL (formal, nicht-formal, informell) Referenzqualifikationen Orientierende und keine regulierende Funktion 9
Aktueller Stand 10 Entwicklung eines Zuordnungsverfahrens NQR Gesetzesentwurf NQR-Register Ziel: Vermerk der NQR/EQR Niveaus soll auf Zeugnisse
Blick über den Tellerrand: Situation in Europa Die KOM Empfehlung enthält zwei Etappenziele: 11 2010: Die Mitgliedstaaten koppeln ihre nationalen Qualifikationssysteme an den EQR, indem sie insbesondere ihre Qualifikationsniveaus mit dem EQR verknüpfen und gegebenenfalls nationale Qualifikationsrahmen (NQR) erstellen. 2012: Alle neuen Qualifikationsbescheinigungen, Diplome und Europass - Dokumente, die von den dafür zuständigen Stellen ausgestellt werden, müssen einen klaren Verweis auf das zutreffende Niveau des EQR enthalten.
Situation in Europa 12 Von 28 untersuchten europäischen Ländern fokussieren 15 rein auf formale Qualifikationen 11 Länder streben einen allumfassenden Qualifikationsrahmen an Schwierigkeit: unterschiedliches Verständnis und Definitionen von LEO; Unterschiede in der Qualitätssicherung und in der Ausgestaltung des Zuordnungsprozesses Vorteile für allumfassenden QR: Transparenz; Förderung der Qualität im nicht-formalen Bereich; Bedürfnisse am Arbeitsmarkt
Gemeinsamkeiten europäischer Transparenzinstrumente Förderung von Mobilität Verbesserung von Transparenz der Bildungsangebote in Europa Vergleichbarkeit von Qualifikationen bzw. Lernergebnissen Paradigmenwechsel hin zur Lernergebnisorientierung Systematische Validierung und Dokumentierung von Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenzen Anerkennung von nicht formalen und informellem Lernen Gemeinsames Verständnis im Hinblick darauf, was unter Qualifikationen zu verstehen ist 13
NQR 14 EQR Validierung Lernergebnisorientierung ECVET ECTS Europass
15 Was sind Lernergebnisse?
Was sind Lernergebnisse? 16 Lernergebnisse sind Aussagen darüber, was eine/e Lernende/r weiß, versteht und in der Lage ist zu tun, nachdem ein Lernprozess abgeschlossen wurde. Sie werden als Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen definiert*. *) Laut Empfehlungen des Europäischen Parlaments und des Rates zur Errichtung eines Europäischen Qualifikationsrahmens
Beispiele für Lernergebnisse? 1. Teil Ich verwende EXCEL jeden Tag. Ich habe einen EXCEL-Kurs besucht. Ich habe eine EXCEL-Zertifikat erworben. Ich weiß, wie man mit EXCEL arbeitet. Ich kann einfache mathematische Operationen mithilfe von EXCEL durchführen. Ich kann die Kostenkalkulation für ein europäisches Projekt unter Verwendung von EXCEL durchführen. 17 Die Schüler/innen werden mit EXCEL vertraut gemacht. Die Schüler/innen sollten die Anwendungsmöglichkeiten von EXCEL kennen. Die Schüler/innen können EXCEL für einfache Rechenkalkulationen eigenständig anwenden.
Paradigmenwechsel hin zur Lernergebnisorientierung 18 Lehrinhalte (-absicht) Es werden folgende Inhalte vermittelt Perspektive der Lehrenden Input z.b. Lehrinhalt, Lernort, Stundenausmaß, Qualifikation der Lehrenden Lernergebnisse Er/sie kann ( Ich kann ) Perspektive der Lernenden Outcome: Ergebnis der Lernleistung Kenntnisse, Fertigkeiten, Kompetenzen
Lernergebnisse sind unabhängig......von Qualifikationsmerkmalen wie 19 Ausbildungsdauer, Lernort oder Lernform formuliert... Es werden Beschreibungen von Qualifikationen aus dem formalen wie auch aus dem nicht-formalen, informellen Bereich angewandt.
Allgemeine Beschreibungskriterien Lernergebnisse in Curricula und Lerneinheiten sollten so beschrieben werden, dass sie 20 spezifisch beobachtbar/messbar erreichbar auf dem entsprechenden Niveau zuordenbar sind.
drei Dimensionen im EQR/NQR 21 Kenntnisse: Theorie- und/oder Faktenwissen Fertigkeiten: kognitive und praktische Fertigkeiten Kompetenz: Übernahme von Verantwortung und Selbstständigkeit
22 Wie werden Lernergebnisse formuliert? Basierend auf Schulungsunterlagen der Nationalagentur Lebenslanges Lernen (ECVET Kontaktstelle & Nationales ECVET Expert/innen-Team)
Formulierung von Lernergebnissen 1 Formel zur Formulierung von LEs Aktives Verb: ausführen, erklären, analysieren etc. Gegenstand des Verbs ( WAS ) Kontext Spezifizierung des Verbs: selbstständig, unter Anleitung, unter Berücksichtigung von, umfassend etc. Kontext Spezifizierung des Gegenstandes: Beschreibung des Objektes durch Methoden, Werkzeuge etc. Vermeidung vager, unspezifischer, zu allgemeiner Verben: kennen, vertraut sein mit etc. Nicht immer alle Elemente in jedem LE enthalten Möglicher Leitfaden : Der/die Lernende ist in der Lage was wie auf welchem Niveau in welchem Kontext Zu tun Aktions verb 23
Formulierung von Lernergebnissen 2 24 Beschreibungseinheit nicht mit LEs überladen max. 4 bis 8 LEs pro Einheit (abhängig von deren Komplexität) Fokus auf das Essenzielle/den Kern der Tätigkeiten Keine zu trivialen LEs Keine zu detaillierten LEs LEs müssen feststellbar/bewertbar sein Prinzip: so viele Informationen wie erforderlich, so wenig Eingrenzung wie nötig Berücksichtigung der Zielgruppe, des Kontexts, der Rahmenbedingungen Pragmatismus
Aktives Verb 1 Verben, die auf die Repräsentanz/Manifestation von Lernen gerichtet sind 25 Er/sie kann... die erforderlichen Arbeitsschritte bei der Aufnahme von Patientinnen und Patienten beschreiben. Einfamilienhäuser unter Berücksichtigung geltender Baugesetze und Baunormen computerunterstützt entwerfen. kurzen und deutlich gesprochenen Hörtexten die wesentlichen Informationen entnehmen, wenn es um vorhersehbare, alltägliche und vertraute Dinge geht. Bestellformulare und andere Vordrucke auf Basis von klar formulierte Instruktionen und Angaben ausfüllen. den Fortschritt der Kompetenzentwicklung von Absolventinnen und Absolventen eines Weiterbildungslehrganges evaluieren.
Aktives Verb 2 Unterscheidung: Lehrabsichten Lernergebnisse 26 Lehrabsichten
Aktives Verb 3 Vermeidung von unspezifischen, vagen Verben: 27 Begreifen, bewusst sein, Bedeutung erkennen, Bedeutung von etwas erfassen, eingearbeitet sein, einprägen, einsehen, entnehmen, erlernen, Gefallen finden, glauben, informiert sein, interessiert sein an, kennen, kennenlernen, Kenntnis haben von, können, lernen, mit etwas vertraut sein, nachempfinden, nachvollziehen, (re)aktivieren, sich einer Sache bewusst sein, sich erinnern, spüren, üben, über etwas Bescheid wissen, verinnerlichen, versprachlichen, verstehen, vertraut sein mit, wahrnehmen, wirklich verstehen, wissen, zu würdigen wissen Unterstützung durch Taxonomie Tabellen Links: http://julietovar.edublogs.org/2011/05/14/blooms-taxonomy/ http://oregonstate.edu/instruct/coursedev/models/id/taxonomy/#table http://pamhook.com/solo-taxonomy/
Weitere Informationen 1 Kontext Spezifizierung des Verbs 28 Konkretisierung der Tätigkeit: umfassend analysieren, vertiefend erläutern etc. Grad der Selbstständigkeit/das Niveau: unter Anleitung, unter Supervision, selbstständig, unter Mitwirkung von, Team koordinieren, eigenverantwortlich, weitgehend eigenständig etc. Kontext Spezifizierung des Gegenstandes Beschreibung des Rahmens, in dem die Handlung ausgeführt wird (Hinweis auf Niveau): komplexe Situation, Routinetätigkeiten, sich verändernder Kontext etc. Beschreibung der Werkzeuge, Methoden, des Umfelds etc. Keine zu spezifischen Theorien, Methoden, Technologien außer unbedingt erforderlich
Luomi-Messerer & Brandstetter 2011 basierend auf Kahn 2003 Weitere Informationen - 2 Faktoren, die zur Angabe des Niveaus beitragen können Faktor Art der Fähigkeit Kombination von Fähigkeiten Autonomie Kontext Wörter oder Phrasen zur Spezifizierung Auf unvorhergesehene Probleme anwenden; kritisch evaluieren; alternative Szenarien generieren; konzeptuell Analyse durchführen; umfassende Synthese durchführen. Zusammenhang zwischen; unter Einbeziehung der Auswirkungen von; in einem integrierten Ansatz; gleichzeitig berücksichtigen. Unter Anleitung; unter Supervision; innerhalb einer strukturierten und angeleiteten Umgebung; selbständig Projekte initiieren und durchführen; den eigenen Lernfortschritt evaluieren; eigenverantwortlich planen. Fach- oder Laienpublikum; Anpassung auf sich verändernde Anforderungen; unvorhersehbare Situationen; unvollständige Daten; verschiedene Lösungsmöglichkeiten identifizieren; komplexe und dynamische Situationen. 29 Originalität Etablierte Techniken; standardisierte Lösungsmöglichkeiten; basierend auf aktuellen Forschungsarbeiten; neue Ansätze entwerfen; Innovationen für den praktischen Einsatz entwickeln; theoretische Basis erweitern; Originalität in der Anwendung des Wissens; Kreation und Interpretation neuer Kenntnisse.
Luomi-Messerer & Brandstetter 2011 Weitere Informationen 3 Formulierung von Lernergebnissen ohne bzw. mit Hinweis auf den Kontext 30 Ohne Angabe des Kontext Er/Sie ist in der Lage, im Team zu arbeiten. Er/sie kann ein Forschungsprojekt planen, durchführen und dokumentieren. Mit Angabe des Kontexts Er/Sie ist in der Lage, eine medienunterstützte Präsentation zum Thema Wahlrecht in Deutschland vor einem Fach- und Laienpublikum im Team durchzuführen und die Leistung des Teams sowie den eigenen Beitrag dazu zu evaluieren. Er/sie kann selbständig eine spezifische bildungswissenschaftliche Fragestellung sowie ein dazu relevantes Forschungsdesign entwickeln, das Forschungsprojekt umsetzen und die Ergebnisse im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit diskutieren.
Lernergebnisse Positive Aspekte 31 Höhere Transparenz Bessere Vergleichbarkeit Klare Informationen für Lernende/Beteiligte Gemeinsame Sprache Unterstützung der Qualität und der Mobilitäten Dokumentation des Gelernten/Kompetenzgewinns
Lernergebnisse Herausforderungen 32 Umdenken erforderlich Zeitaufwendig Formulierung anspruchsvoll Kontext herstellen
Lernergebnisse weitere Verwendung Gestaltung von Qualifikationen und Ausbildungen Referenz für Lehren und Lernen Kooperationen von Bildungseinrichtungen zur Anerkennung von Lernleistungen/Durchlässigkeit Praktika Schule-Betrieb-Kooperationen Kommunikation zwischen (Aus-)Bildungs- und Arbeitswelt Validierung nicht-formalen & informellen Lernens Basis für die Zuordnung von Qualifikationen zum Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) Transparenz im internationalen Kontext 33
Lehrinhalt 34 Hintergrund und Ziele Stand der Umsetzung in Österreich Ein Blick nach Europa Was sind Lernergebnisse? Lernergebnisse - Beispiele Wie werden Lernergebnisse formuliert? Diskussion- Austausch
Lernergebnisse 35 Ich kann die Hintergründe und Ziele der Lernergebnisorientierung erklären. Ich kann den Stand der Umsetzung des NQR erläutern. Ich bin in der Lage einfache Lernergebnisse selbstständig/ unter Anleitung zu formulieren.
Diskussion- Austausch Was benötige ich, um Lernergebnisse in meinem Bereich besser umsetzen zu können? Erhöht die Lernergebnisorientierung das Verständnis des Lernenden für die Qualifikation? Welche mögliche Entwicklungen in meinem Bereich sehe ich durch den Nationalen Qualifikationsrahmen? Ist die Lernergebnisorientierung ein Garant für mehr 36 Transparenz und Mobilität?
37 Udo Bachmayer, Wolfgang Denk, Jennifer Fellnhofer & Karl Andrew Müllner 1010 Wien Ebendorferstraße 7 t +43 1 534 08-0 f +43 1 534 08-20 nqr@oead.at www.lebenslanges-lernen.at/nqr