Ackerbau im LU Effiziente Gülleausbringung: Künftige Herausforderungen für die Landwirtschaft Das Thema Gülle hat für die Landwirtschaft eine große Bedeutung. In diesen Beitrag wird auf die Herausforderungen der Zukunft und auf die einzelnen Problemfelder näher eingegangen. Ausbringung mit Güllefass und Schleppschlauchverteiler (Bildquelle: DI Reichinger, LK OÖ) Düngung mit Wirtschaftsdüngern ist Kreislaufwirtschaft Bei Betrieben mit Tierhaltung fallen mit Gülle, Jauche und Mist wertvolle Wirtschaftsdünger an. Diese wieder auf die Wiesen und Felder zurückzufahren, ist im Sinne einer Kreislaufwirtschaft eine unverzichtbare Notwendigkeit. Denn durch die Ernte von Pflanzen werden Nährstoffe, insbesondere Stickstoff, Phosphor und Kalium, von den landwirtschaftlichen Nutzflächen abgefahren. Diese werden wieder über die Wirtschaftsdünger auf die Felder zurückgebracht, um so eine Aushagerung der Böden zu verhindern. Daher sind diese Wirtschaftsdünger wertvolle Produktionsmittel, da sie zum einen Pflanzen mit Nährstoffen versorgen und zum anderen einen Beitrag zur Aufrechterhaltung bzw. zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit leisten. Gülle ist ein wertvoller Dünger Die Gülle als Volldünger enthält alle essentiellen Pflanzennährstoffe, die zur Entwicklung der Pflanze beitragen. Dies sind die wichtigen Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium. Wirtschaftsdünger enthalten aber auch Schwefel, Magnesium, Calcium und die Spurennährstoffe Bor, Chlor, Mangan, Eisen, Kupfer, Zink und Molybdän. Zudem versorgt die Gülle den Boden auch mit organischer Substanz. Häufig, insbesondere bei Gülleabgabe bzw. Gülleabnahme, stellt sich die Frage nach dem Wert von Wirtschaftsdüngern. Diesbezüglich wird empfohlen, sich am Austauschwert auf der Basis von Handelsdüngerpreisen (N: 50 % NAC, 50 % Harnstoff; P2O5: DAP, abzüglich des ermittelten Stickstoffwertes; K2O: 60iger Kali) zu orientieren. Bei Stickstoff werden bei Gülle vom Stickstoff ab Lager (NaL) 13 % unvermeidliche Ausbringungsverluste abgezogen. Dann erhält man den feldfallenden Stickstoff (Nff). Dieser wird sehr häufig bei Mist aufgrund der humusfördernden und bodenverbessernden Wirkung bei der Wertermittlung herangezogen. Der jahreswirksame Stickstoff (Njw) setzt sich aus der Direktwirkung im Jahr der Anwendung und der daran anschließenden, geschätzten Stickstoffmineralisation in den Folgejahren zusammen. Für die Wertermittlung bei Gülle wird in der Regel der jahreswirksame Stickstoff herangezogen (siehe Tabelle 1). Wirksamkeit in Wirtschaftsdüngern Die unmittelbare Wirksamkeit des in Wirtschaftsdüngern enthaltenen Stickstoffs ist wesentlich vom Verhältnis zwischen mineralisch (Ammonium-) und organisch gebundenem Stickstoff abhängig (siehe Tabelle 2). Je höher der Ammoniumanteil im Wirtschaftsdünger ist, desto schneller und mineraldüngerähnlicher wirkt er, desto höher ist aber auch die Abgasungs- und Verlustgefahr in die Luft. Dieses Emissionsrisiko steigert sich, je höher die Temperatur und/oder der ph-wert des Wirtschaftsdüngers selbst bzw. des Bodens ist. Um diese eher streng angesetzten unvermeidlichen Verluste (13 %) bei der Ausbringung und die Wirksamkeitsgrade im Jahr der Anwendung (siehe Tabelle 2) zu erreichen, ist ein ausgezeichnetes Wirtschaftsdüngermanagement betreffend die optimale Ausbringtechnik und den bestmöglichen Ausbringungszeitpunkt erforderlich. Gülleausbringung im Grünland Anhand von Projekten der Boden. Wasser.Schutz.Beratung mit Milchviehund Schweinemastbetrieben konnte
Wirtschaftsdüngerart TS-Gehalt in % Einheit nachgewiesen werden, dass die in der Nitrat-Aktionsprogramm-Verordnung und in den Richtlinien für die sachgerechte Düngung festgelegten leistungs- und fütterungsbezogenen Stickstoff-, Phosphor- und Kalium-Anfallswerte mit der Praxis ausgezeichnet übereinstimmen. Das heißt für Rinderund insbesondere für Milchviehhalter, dass die Nährstoffe auch in der Güllegrube landen. Die große Herausforderung jedoch ist die düngewirksame Bereitstellung dieser Nährstoffe (Stickstoff) für die Futterpflanzen, vor allem bei Grünland und Feldfutterkulturen. In diesem Zusammenhang ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, dass ein passender Pflanzenbestand vorhanden ist. Wird der Grünlandbestand von Gemeiner Rispe, ein minderwertiges Futtergras, dominiert, verfängt sich praktisch die gesamte Gülle in deren Pflanzen- und Wurzelfilz. Neben einer gewissen Düngewirkung, sind jedoch die Emissionsverluste erheblich. In diesem Fall gelangt der oben beschriebene Weitere Maßnahmen, wie die besondere Berücksichtigung des Ausbringzeitpunktes, können eine Verbesserung der Düngewirkung erzielen. Die Ausbringung zu Zeiten kühler, windstiller und feuchter Witterungsbedingungen (kühl sind Tagesmaxima von bis zu 15 C) bzw. die Ausbringung kurz vor Regenereignissen (Achtung: bei Starkregenereignissen ist das Risiko von Abschwemmungen besonders zu berücksichtigen) reduzieren die Ammoniakverluste. Raumgewicht t/m³ Nährstoffgehalt kg/m³ N jw P 2 O 5 K 2 O Wert in /m³ ohne Ausbringung Milchkuhgülle verdünnt (1 : 1) 5 m³ 1 1,52 1,0 3,5 4,4 Schweinegülle Mastschweine (MKS, CCM) 5 m³ 1 3,2 2,9 3,5 7,2 Tabelle 1: Als Beispiel werden in Tabelle 1 die Werte auf Basis von aktuellen Mineraldüngerpreisen für verdünnte Rindergülle (NaL = 2,5 kg/m³) mit 4,4/m³ und für Mastschweinegülle (NaL = 4,56 kg N/m³) mit 7,2/m³ ermittelt. Relativer Anteil von Ammonium- und organisch gebundenem Stickstoff und Wirksamkeit Wirtschaftsdüngerart % NH 4 -N % N org % Wirksamkeit im Jahr der Anwendung Stallmist 15 85 50 Rinderjauche 90 10 100 Rindergülle 50 50 70 Schweinegülle 65 35 80 Tabelle 2: Anteil von Ammonium- und organisch gebundenem Stickstoff, Quelle: Richtlinie für die sachgerechte Düngung, 7. Auflage 2017 wertvolle Nährstoffdünger nicht auf den Boden und zu den Wurzeln der ertragsrelevanten Futterpflanzen. Bei Betrieben mit von Gemeiner Rispe dominierten Grünlandbeständen kommt dann häufig die Feststellung, dass die Gülle nicht wirke und die vorgeschriebenen Nährstoffanfallswerte nicht korrekt seien. In diesen Fällen ist aber eine Grünlandsanierung durch mechanische Beseitigung der Gemeinen Rispe und regelmäßiger Einsaat von Zielpflanzen erforderlich, um überhaupt wieder eine zufriedenstellende Düngewirkung der Gülle zu erreichen. Gerade bei Rindergülle besteht stets das Problem, dass eine zu dicke Konsistenz, das heißt ein zu hoher Trockensubstanzgehalt gegeben ist. Die Verdünnung mit Wasser stellt einen wesentlichen Parameter dar, um die Wirkung zu erhöhen und die die NH3- Emissionen zu reduzieren, weil dünnere Gülle schneller in den Boden infiltriert (siehe Abbildung 1). Die Verdünnung der Gülle mit Wasser ist, insbesondere für die Düngung zu den Aufwüchsen in den Sommermonaten Mai/Juni bis August/September, eine gute Möglichkeit zur Steigerung der Stickstoffeffizienz. Bei einem Mischungsverhältnis von 1 : 1 (Wasser : Gülle) kann eine Emissionsreduktion von 30 40 % erreicht werden. Über 1 : 1 hinausgehende Verdünnungen führen zu einer noch stärkeren Reduktion von Emissionen. Ein weiterer Vorteil ist, das deutlich geringere Verschmutzungspotenzial verdünnter Gülle im Vergleich zu Gülle mit einem hohen Feststoffanteil. Diese Maßnahme zur Stickstoffeffizienzsteigerung eignet sich besonders für arrondierte Betriebe. Bei größeren Feld-Hof-Entfernungen können überbetriebliche Kooperationen geschlossen werden, um wirtschaftliche Verluste und negative Umwelteffekte durch weit transportierte Flüssigmistmengen zu vermeiden. Gülleausbringung im Ackerland Für die Gülleausbringung im Ackerland gelten bei Düngungsmaßnahmen in Abbildung 1: Ammoniakemissionen in Abhängigkeit vom Trockensubstanzgehalt der Rindergülle (Quelle: Rank et al., 1988) Abbildung 2: Zusammenhang von Ausbringtemperatur und Ammoniakemissionen (Quelle: Döhler et al., 2002)
Abbildung 3: Entstehungsquellen von Ammoniakemissionen in der österreichischen Landwirtschaft (Quelle: Umweltbundesamt, Wien) Abbildung 4: Anteile der Ammoniakemissionen je Tierart in Österreich (Quelle: Umweltbundesamt, Wien) wachsenden Beständen grundsätzlich die gleichen wirkungsverbessernden Maßnahmen wie im Grünland. Wird Gülle auf nicht bestelltes Ackerland ausgebracht, sollte diese möglichst unverzüglich eingearbeitet werden, um Ammoniakverluste zu vermeiden. Die Nitrat-Aktions-Programm-Verordnung schreibt diesbezüglich vor: Die Einarbeitung im Zuge der Ausbringung von Gülle, Jauche und Klärschlamm auf landwirtschaftlichen Nutzflächen ohne Bodenbedeckung hat möglichst binnen vier Stunden zu erfolgen, zumindest jedoch während des auf die Ausbringung folgenden Tages. Darüber hinaus ist die Gülleinjektion auf unbestelltem Ackerland bzw. bei Reihendüngung die Ausbringtechnik mit den geringsten Ammoniak-Abgasungsverlusten vorzunehmen. Feinstaub-Richtlinie stellt hohe Anforderungen an die Landwirtschaft Um die Vorgaben der EU-Feinstaub- Richtlinie (NEC-RL) national umzusetzen im Emissionsgesetz-Luft (EG-L) zu erfüllen, wurde nach intensiven Diskussionen und Verhandlungen ein Ratgeber als erstes Instrument vom BMNT herausgegeben. In die Erstellung war der Autor (DI F.X. Hölzl) für die LK OÖ intensiv eingebunden. Dieser Ratgeber bildet die Grundlage für ein bis Mitte 2019 festzulegendes Maßnahmenprogramm. Im Folgenden werden zentrale Passagen bzgl. Emissionsminderung bei der Wirtschaftsdüngerausbringung zitiert. Dieser Ratgeber zur Verminderung von Ammoniakemissionen aus der Land- wirtschaft ist ein wichtiges Dokument, das Europas gemeinsame Bestrebungen zur Luftreinhaltung unterstützt und damit einen wesentlichen Beitrag zur Gesunderhaltung der Bevölkerung leistet. Im Mittelpunkt stehen das vereinbarte Ziel für 2030 und der gemeinsame Weg dorthin. In Österreich gehen gemäß den Berechnungen der Luftschadstoffinventur jährlich etwa 66 Kilotonnen Stickstoff in Form von Ammoniak (NH3) verloren, was einem Verlust von rund 42 kg Stickstoff pro Hektar landwirtschaftlich genutzter und mit Wirtschaftsdünger gedüngter Fläche entspricht. Stickstoffverluste bedeuten nicht nur große wirtschaftliche Verluste für die Landwirtschaft, sondern stellen auch ein gewichtiges Umweltproblem dar, da Ammoniak Lebensräume durch übermäßige Nährstoffanreicherung und Versauerung schädigen kann. Auch die menschliche Gesundheit ist durch Ammoniakemissionen gefährdet, da NH3 eine Vorläufersubstanz von Feinstaub ist. Nach einem Bericht der Europäischen Umweltagentur sind allein in der EU etwa 430.000 vorzeitige Todesfälle auf Feinstaubbelastung zurückzuführen. Darüber hinaus wird Ammoniak durch seinen intensiven Geruch oft als Belästigung wahrgenommen. Durch die Reduktion von Ammoniakemissionen können somit einerseits betriebliche Kosten (Düngemittel) gespart und andererseits negative Auswirkungen auf Umwelt und Mensch vermieden werden. NH3-Emissionen stammen in Öster- reich zu rund 94 % aus der Landwirtschaft und entstehen hier in erster Linie bei der Tierhaltung und Düngerausbringung. So sind insbesondere die Stallsituation, Wirtschaftsdüngerlagerung und Ausbringung organischer und mineralischer Düngemittel mit NH3-Verlusten verbunden (siehe Abbildung 3). Mehr als die Hälfte der nationalen Ammoniakemissionen stammen aus der Rinderhaltung, während Schweine und Geflügel zusammen rund ein Drittel der Gesamtemissionen ausmachen (siehe Abbildung 4). Im Dezember 2016 wurde die neue europäische NEC-Richtlinie (EU) 2016/2284 veröffentlicht. Für Österreich bedeutet das eine verpflichtende Reduktion der Ammoniakemissionen in jedem Jahr zwischen 2020 und 2029 um 1 % gegenüber 2005 und in jedem Jahr ab 2030 um 12 % gegenüber 2005. Neben dem Mineraldüngereinsatz sind insbesondere alle Bereiche der Vered- Grünlandbestände mit hohem Anteil an Gemeiner Rispe weisen eine schlechte Düngewirksamkeit auf (Bildquelle: DI Peter Frühwirth, LK OÖ)
elungswirtschaft wie Fütterung, Stallhaltung, Wirtschaftsdüngerlagerung und die Wirtschaftsdüngerausbringung gefordert, um die Reduktionsvorgaben bis 2030 zu erreichen. Reduktion von Ammoniakemissionen Im Dezember 2016 wurde die neue europäische NEC-Richtlinie (EU) 2016/ 2284 veröffentlicht. Für Österreich bedeutet das eine verpflichtende Reduktion der Ammoniakemissionen in jedem Jahr zwischen 2020 und 2029 um 1 % gegenüber 2005 und in jedem Jahr ab 2030 um 12 % gegenüber 2005. Neben dem Mineraldüngereinsatz sind insbesondere alle Bereiche der Veredelungswirtschaft wie Fütterung, Stallhaltung, Wirtschaftsdüngerlagerung und die Wirtschaftsdüngerausbringung gefordert, um die Reduktionsvorgaben bis 2030 zu erreichen. Großes Reduktionspotenzial liegt in der Ausbringtechnik Es wird in diesem Zusammenhang davon ausgegangen, dass gerade bei einer optimierten Wirschaftsdüngerausbringung, insbesondere bei der Ausbringtechnik, ein zentraler Beitrag zur Reduktion der Ammoniakemissionen geleistet werden kann. Im NEC-Ratgeber ist angeführt, dass gerade alle Technikgeräte mit bandförmiger Gülleablage einen erheblichen Betrag leisten können (siehe Abbildung 5). Abbildung 5: Einfluss der Ausbringtechnik auf die Höhe der Ammoniakemissionen (Quelle: Döhler et al. 2002, Grafik nach M. Gappner) Bild 1: Dem Schleppschuh wird die doppelte emissionsmindernde Wirkung im Vergleich zum Schleppschlauch unterstellt (Bildquelle: DI Franz X. Hölzl) Folgende Ausbringungstechniken können NH3-Emissionen reduzieren: Bandverteiler Diese reduzieren die NH3-Emissionen aus Flüssigmist durch Verringerung der Gülleoberfläche, die der Luft ausgesetzt ist. Der Wirkungsgrad dieser Techniken kann je nach Höhe des Pflanzenbestandes unterschiedlich sein. Es gibt zwei verschiedene Verfahren: Schleppschlauch: Die Gülle wird auf den Boden von Gras oder Ackerland mittels einer Reihe von flexiblen Schläuchen im Abstand von 25 cm bandförmig abgelegt. Die Applikation zwischen den Reihen von wachsenden Beständen (z.b. Mais) ist ebenfalls möglich. Bis ca. 20 % Hangneigung kann mit Güllefass und Schleppschlauchverteiler gearbeitet werden. In Kombination mit einer Gülleverschlauchung werden in der Praxis Hangflächen mit einer größeren Neigung begüllt. Die hohe Verteilgenauigkeit bleibt laut einer Prüfung der schweizerischen For-schungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik (FAT) bei den meisten Verteilern noch bis zu einer Hangneigung von 30 % gewährleistet (siehe Bild 4). Schleppschuh (oder -fuß): Wie beim Schleppschlauch wird Gülle über Schläuche geleitet, die in einem Metall- Schuh enden. Dieser gleitet auf der Bodenoberfläche und teilt dabei den Pflanzenbestand, sodass ein großer Teil der Gülle direkt auf die Bodenoberfläche und nicht auf die Pflanzen abgelegt wird. Einige Techniken sind so konstruiert, dass ein flacher Schlitz von 2 bis 3 cm in den Boden gezogen wird, um die rasche Infiltration der Gülle in den Boden zu erleichtern. Mit dem Schleppschuhverteiler kann Gülle am Grünland etwas flexibler ausgebracht werden. Bis zu einer durchschnittlichen Wuchshöhe von 10 bis 15 cm ist aufgrund der bodennahen Ablage der Gülle durch die mit Federdruck belasteten Schleppschuhe keine Futterverschmutzung zu befürchten. Gleichzeitig wird durch die beschattende Wirkung des nachwachsenden Bestandes die Emissionsaktivität der Gülle zusätzlich reduziert (siehe Bild 1). Injektoren Durch die Platzierung der Gülle unter die Bodenoberfläche mittels Injektoren können NH3-Emissionen reduziert wer-
3000 000 2500 000 2000 000 1500 000 1000 000 500 000 954 160 1612 925 ÖPUL - Bodennahe Ausbringung beantragte Menge in m³ 2136 528 2271 096 2309 028 2256 478 2227 648 2142 252 1877 664 2652 738 2905 657 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 (Dez. 2017) Bild 2: Gülleschlitzinjektion mit Niederdruckbereifung im Grünland Abbildung 6: Übersicht der bodennah ausgebrachten Gülle in Österreich (Quelle: Auswertung BMNT) Bild 3: Schleppschlauchverteiler als Form der Bandverteilung (Bildquelle: DI Christian Reichinger). Die Gülle wird in einem Band abgelegt. den, da die Kontaktfläche der Gülle mit der Luft verkleinert und die Infiltration der Gülle in den Boden verbessert wird. Ihre Reduktionswirkung ist im Allgemeinen größer als die von bandförmigen Ausbringtechniken, allerdings ist diese Technik für schwere und tonreiche Böden nur eingeschränkt geeignet. Folgende Typen sind zu empfehlen: Flach- (oder Schlitz-)Injektoren: Diese schneiden schmale Schlitze (typischerweise 4 6 cm tief) mit 25 30 cm Abstand in den Boden, die mit Flüssigmist gefüllt werden. Meistens werden sie auf Grünland eingesetzt. Unterschiedliche Minderungseffekte werden erzielt, je nachdem, ob offene oder geschlossene Schlitz-Injektoren verwendet werden. Die Ausbringungsmengen können durch das Volumen der Schlitze begrenzt sein (siehe Bild 2). Acker-Injektoren: Diese sind auf Basis von Federzinken- oder Schwergrubbern, die am Güllefass mit aufgebaut werden, für den Einsatz auf dem Ackerland entwickelt worden. Dabei wird die Gülle über Rohre zu den Bodenarbeitswerkzeugen abgeleitet und direkt in den Boden injiziert. In Kombination mit dem Stoppelsturz kann dadurch ein Arbeitsgang eingespart werden. Zu berücksichtigen ist allerdings der deutlich höhere Zugkraftbedarf im Vergleich zur Schlitzinjektion (siehe Bild 3). Die in manchen europäischen Ländern forcierte Schlitzdrilltechnik bzw. die Gülle(tiefen)injektion könnte zwar zu einer noch stärkeren Reduktion der NH3-Emissionen beitragen, die damit einhergehenden höheren Maschinengewichte führen allerdings vermehrt zu Bodenverdichtung, was in weiterer Folge zur Bildung und zum Ausstoß von Lachgas führt. Lachgas zählt wiederum zu den treibhausrelevanten Gasen mit einer sehr hohen CO2-äquivalenten Wirkung. In Österreich wird aus diesem Grund und aufgrund des deutlich höheren Zugleistungsbedarfes am Grünland (Grasnarbenschädigung) die Tiefeninjektion von Gülle nicht empfohlen. Die Effizienz bei der Emissionsverringerung, die Anwendbarkeit und die Kosten sollten bei der Wahl der bestgeeigneten Maßnahmen zur NH3- Emissionsminderung berücksichtigt werden. Die Arbeitsbreite ist für Injektoren begrenzt, während Bandverteilungstechniken erheblich größere Arbeitsbreiten ermöglichen. Wegen der geringeren Arbeitsbreite sind vermehrt Spurschäden zu berücksichtigen, wenn Gülleinjektionssysteme eingesetzt werden. Verdreifachung der bodennahen Ausbringung erforderlich?! In Österreich werden aktuell durch die ÖPUL 2015-Maßnahme Bodennahe Ausbringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern und Biogasgülle nachweisbar ca. 3,2 Mio. m³ flüssiger Wirtschaftsdünger bodennah ausgebracht. Laut Schätzungen fallen in Österreich ca. 25 Mio. m³ flüssige Wirtschaftsdünger an. Um die Vorgaben der NEC-Richtlinie zu erreichen, sollten Anstrengungen unternommen werden, die aktuell nachweislich bodennah ausgebrachten Güllemengen mindestens zu verdoppeln, optimalerweise zu verdreifachen. Laut dem Umweltbundesamt wird aufgrund des hohen Anteils der im Berggebiet liegenden steilen Flächen ungefähr 40 % der anfallenden Gülle als theoretisch bodennah ausbringbares Potenzial geschätzt. Eine zentrale Forderung der Landwirtschaftskammer in diesem Zusammenhang ist, dass auch bei der Umsetzung der NEC-Richtlinie der Grundsatz der Freiwilligkeit (= ÖPUL + Investitionsförderung) vor Zwang (= gesetzliche Vorschriften) gelten soll. Daher wird in der kommenden Förderperiode (LE 2021+) anzudenken sein, die bestehende ÖPUL-Maßnahme bodennahe Ausbringung an die neuen Herausforderungen anzupassen. Einerseits sollte die bodennahe Ausbringung mittels Schleppschlauch zumindest inflationär angepasst, die bodennahe Ausbringung mittels Schleppschuh höher und die Gülleinjektion noch höher dotiert werden. Im Sinne einer gewissen Effizienz sollte die Auflage, dass mindestens 50 % der am Betrieb anfallenden Güllemenge bodennah auszubringen ist, unverändert belassen werden. Es
sollten aber die Mengenobergrenzen pro Hektar in der Rinderhaltung von 30 m³ auf mind. 60 m³ pro Hektar und Jahr am Grünland und Feldfutter (das entspricht 4 Schnitte zu je 15 m³ unter Berücksichtigung der gewünschten Verdünnung) und in der Schweinehaltung von 30 m³ auf 45 m³ Gülle pro Hektar und Jahr erhöht werden. Größe und Schwere der Maschinen unbedingt zu achten. Denn wenn die Emissionsminderung mit einem erheblich höheren Verdichtungsrisiko verbunden ist, sollte davon Abstand genommen werden. Gerade aber bei Lohnunternehmern sind Zubringerfässer, Breit- oder Terrareifen und Reifendruckregelungsanlagen häufig Stand der Technik, sodass auch die Aspekte des Bodendruckes und des Bodenschutzes entsprechend Berücksichtigung finden. Dieser Beitrag wurde von DI Franz Xaver Hölzl, Boden.Wasser.Schutz. Beratung der Landwirtschaftskammer OÖ zur Verfügung gestellt. Bei der künftigen Anschaffung von Geräten mit emissionsmindernden Ausbringtechniken ist von den Betrieben die Eigeninvestition versus Maschinengemeinschaften bzw. die Inanspruchnahme von Lohnunternehmen gut zu überlegen. Denn bei Berücksichtigung aller Kosten (Investition, Service, Wartung, Einstellung) kann für viele Betriebe die Inanspruchnahme von Lohnunternehmen die günstigere Variante sein. In diesem Zusammenhang ist aber auf die ökonomisch erforderlichen Mindestausbringmengen pro Jahr bezüglich Wirtschaftlichkeit, Bild 4: Ackerinjektoren mit Grubbereinarbeitung (Quelle: Holmer)