Bayerische Staatskanzlei



Ähnliche Dokumente
DAS URTEIL DES BUNDESVERFASSUNGSGERICHTS ZUM ESM-VERTRAG UND ZUM FISKALVERTRAG VOM 12. SEPTEMBER 2012 HINTERGRÜNDE UND INFORMATIONEN

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Gesetzentwurf. der Bundesregierung. A. Problem und Ziel. B. Lösung. C. Alternativen

Bayerische Staatskanzlei

1. Weniger Steuern zahlen

Untätigkeit der Bürger

BRÜDERLE-Interview für den Tagesspiegel

Berufsunfähigkeit? Da bin ich finanziell im Trockenen.

Stabiles Geld, starkes Deutschland.

Zur Bedeutung glaubwürdiger Risiko- Beteiligung für Investoren in Staatsanleihen

Alle gehören dazu. Vorwort

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Haftungsverbund hat sich bewährt

Leitbild. für Jedermensch in leicht verständlicher Sprache

erfahren unabhängig weitsichtig

III. Der Vertrag von Lissabon Grundlagen der Wirtschafts- und Währungspolitik (Art AEUV)

Die neue Aufgabe von der Monitoring-Stelle. Das ist die Monitoring-Stelle:

Bankenunion: Illusion der Kontrolleure?

100 Mikrokredite und Abschluss der Pilotphase. Ruedi Winkler, Präsident Verein GO! Ziel selbstständig

Nicht über uns ohne uns

V ist reicher Erbe und verwaltet das von seinem Vater geerbte Vermögen. Immobilien oder GmbH-Anteile gehören nicht hierzu.

Günter Seefelder So gründen Sie eine GmbH & Co. KG interna

Leitsätze: Hinweis: Der Beklagte lehnte die Gewährung von BAföG ab.

Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit

Nicht ein Schuldenschnitt, ein Wachstumsprogramm wäre der richtige Weg

Die Invaliden-Versicherung ändert sich

Leichte-Sprache-Bilder

Welchen Weg nimmt Ihr Vermögen. Unsere Leistung zu Ihrer Privaten Vermögensplanung. Wir machen aus Zahlen Werte

Sie haben das Recht, binnen vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen.

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Die neuen Familienleistungen machen vieles leichter. Kinderbetreuungskosten.

Gemeinsam können die Länder der EU mehr erreichen

Konzentration auf das. Wesentliche.

Wir machen neue Politik für Baden-Württemberg

Wichtig ist die Originalsatzung. Nur was in der Originalsatzung steht, gilt. Denn nur die Originalsatzung wurde vom Gericht geprüft.

Die Industrie- und Handelskammer arbeitet dafür, dass Menschen überall mit machen können

Haftungsverbund der Sparkassen-Finanzgruppe Stabilitätsanker am deutschen Finanzplatz

Name:.. Straße:.. PLZ:. Ort:.. Telefon:.. ..

Ziel des einheitlichen Aufsichtsmechanismus ist die Durchsetzung einheitlicher Aufsichtsstandards in allen teilnehmenden Mitgliedstaaten.

Was ist Sozial-Raum-Orientierung?

Im Folgenden werden einige typische Fallkonstellationen beschrieben, in denen das Gesetz den Betroffenen in der GKV hilft:

Privatinsolvenz anmelden oder vielleicht sogar vermeiden. Tipps und Hinweise für die Anmeldung der Privatinsolvenz

Häufig gestellte Fragen zum Thema Migration

Qualität und Verlässlichkeit Das verstehen die Deutschen unter Geschäftsmoral!

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

2 Woher kommt das Geld, das meine Gemeinde für die kommunalen Aufgaben ausgibt?

Die Maßnahmen zur Stabilisierung des Euro. Zeittafel der Maßnahmen (mit Links zu weiterführender Information): Zusatzthema zu Modul 6 Währungsunion

Senatsbeschluss am Gemeinsame Anleihen von Bund und Ländern ( Deutschlandbonds ) (Anfrage für die Fragestunde der Bremischen Bürgerschaft)

Der Vollstreckungsbescheid. 12 Fragen und Antworten

2 AUFGABEN AUS DEN STOFFGEBIETEN

Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der ERP-Wirtschaftsförderung (ERP-Wirtschaftsförderungsneuordnungsgesetz)

Finanzgruppe. Bei den Sparkassen ist das Geld der Kunden in guten Händen

Besser leben in Sachsen

Pflegende Angehörige Online Ihre Plattform im Internet

Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermögens Energie- und Klimafonds

Die Notare. Reform des Zugewinnausgleichsrechts

Vertrauen in Medien und politische Kommunikation die Meinung der Bürger

Das Leitbild vom Verein WIR

BERECHNUNG DER FRIST ZUR STELLUNGNAHME DES BETRIEBSRATES BEI KÜNDIGUNG

Die richtige Rechtsform im Handwerk

SRM - Supplier Self Service (Lieferant) Author: Dennis Vater; Version: 01, January 1th, 2013

ÜBER DIE ROLLE DER NATIONALEN PARLAMENTE IN DER EUROPÄISCHEN UNION

Landes-Arbeits-Gemeinschaft Gemeinsam Leben Gemeinsam Lernen Rheinland-Pfalz e.v.

AKZEPTANZ VON STUDIENGEBÜHREN

Catherina Lange, Heimbeiräte und Werkstatträte-Tagung, November

Deutschland-Check Nr. 34

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

DIE SOZIALVERSICHERUNG

Fachwirt. Geprüfter. werden. Intensivtraining für eine erfolgreiche IHK-Prüfung. Teil A wirtschaftsübergreifende Qualifikationen

Vorsorge für den Pflegefall? Jetzt handeln und nicht später

Ab 2012 wird das Rentenalter schrittweise von 65 auf 67 Jahre steigen. Die Deutsche Rentenversicherung erklärt, was Ruheständler erwartet.

Anspar-Darlehensvertrag

Teamentwicklung. Psychologische Unternehmensberatung Volker Rudat

RISIKOLEBEN OPTIMAL SICHER VERSORGT, WENN ES DARAUF ANKOMMT

Pressemitteilung 60 /2014

Gründe für fehlende Vorsorgemaßnahmen gegen Krankheit

Anlage 1 zur Kabinettvorlage des BMFSFJ vom 23. März / Beschlussvorschlag

1: 9. Hamburger Gründerpreis - Kategorie Existenzgründer :00 Uhr

Steuern sind zum Sparen da. Immobilien

Themenbereich "Bestattungsvorsorge"

Die Deutsche Bundesbank

Nachhaltige Energieeffizienz im Unternehmen Beratung und Qualifizierung für mehr Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit

Dr. Hans-Ulrich Rülke. Der nächste Schritt für unser Land Das Kurz-Wahlprogramm in Leichter Sprache

DER SELBST-CHECK FÜR IHR PROJEKT

Dem Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 14/5680 zuzustimmen.

Aufruf der Buchungssystems über die Homepage des TC-Bamberg

Die Bundes-Zentrale für politische Bildung stellt sich vor

S Finanzgruppe. Bei den Sparkassen ist das Geld der Kunden in guten Händen

Meet the Germans. Lerntipp zur Schulung der Fertigkeit des Sprechens. Lerntipp und Redemittel zur Präsentation oder einen Vortrag halten

Sehr geehrter Herr Präsident [Prof. Dr. Dr. h.c. Greipl], meine sehr geehrten Damen und Herren!

IMAP Backup. Das Programm zum Sichern, Synchronisieren, Rücksichern und ansehen von gesicherten Mails. Hersteller: malu-soft

Benutzerhandbuch. Leitfaden zur Benutzung der Anwendung für sicheren Dateitransfer.

Anne Frank, ihr Leben

Wie funktioniert ein Mieterhöhungsverlangen?

Kurz-Wahl-Programm in leichter Sprache

Statuten in leichter Sprache

Ihre Fragen unsere Antworten

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/ Wahlperiode

Kurz-Wahl-Programm in leichter Sprache

Widerrufsbelehrung der Free-Linked GmbH. Stand: Juni 2014

Transkript:

Bayerische Staatskanzlei Pressemitteilung «Empfängerhinweis» Nr: 294 München, 19. September 2011 Bericht aus der Kabinettssitzung: Staatsregierung berät über aktuelle Situation in der Eurozone / Wirtschaftsminister Zeil und Finanzminister Fahrenschon: Ja zur Solidarität, Nein zur Schuldenunion / 5 Eckpunkte für die bayerische Position zur Schuldenkrise Bayern sagt Ja zur europäischen Solidarität, aber klar Nein zu einer europäischen Schuldenunion. Das ist das Ergebnis der heutigen Beratungen des Ministerrats zur aktuellen Situation im Euroraum, bei denen auch der Präsident des Münchner ifo-instituts Prof. Dr. Hans-Werner Sinn und der Vorstandsvorsitzende der BayernLB Gerd Häusler zu Gast waren. Wirtschaftsminister Martin Zeil und Finanzminister Georg Fahrenschon: Europa steht vor entscheidenden Weichenstellungen, über die wir offen diskutieren müssen. Die Staatsregierung bekennt sich ohne Wenn und Aber zum europäischen Einigungsprojekt, zum Erhalt und Erfolg des Euro und auch zur Solidarität in Europa. Ebenso unverrückbar ist für uns aber die Sicherung von Eigenverantwortung und Geldwertstabilität. Für die Staatsregierung steht deshalb fest: Alle Maßnamen, die in ein Europa als Inflations- und Transferunion münden, sind mit uns nicht zu machen. Das gilt insbesondere für Eurobonds. Sie sind nichts anderes als die Telefon: (089) 21 65-2291 e-mail: pressestelle@stk.bayern.de Franz-Josef-Strauß-Ring 1 Telefax: (089) 21 65-2114 Internet: www.bayern.de 80539 München

- 2 - Vergemeinschaftung von Schulden. Unser Ziel ist ein Europa als dynamischer Wirtschaftsraum auf der Basis solider Finanzen, einer stabilen Währung und hoher Wettbewerbsfähigkeit. Dabei kommt es entscheidend auf die Eigenverantwortung der von Überschuldung bedrohten Mitgliedsstaaten an. Sie haben es selbst in der Hand, die Regeln zur Haushaltsdisziplin ernsthaft und dauerhaft einzuhalten. Das geht nicht ohne schmerzhafte und nachhaltige Reformschritte. Nach den Worten Zeils und Fahrenschons müssen die Beschlüsse der europäischen Regierungschefs über die Stärkung des EFSF jetzt zügig umgesetzt werden. Mit der Ertüchtigung des EFSF lassen sich mögliche Risiken eines Flächenbrands bei einer etwaigen Insolvenz eines Krisenlandes eingrenzen. Die wirkliche Lösung der Schuldengrenze besteht jedoch nicht in der permanenten Ausweitung von Hilfspaketen. Die Staatsregierung orientiert sich für ihre künftigen Entscheidungen an fünf klar umrissenen Eckpunkten, so Wirtschaftsminister Zeil und Finanzminister Fahrenschon. Diese Eckpunkte sind: 1. Die Schuldenkrise kann nur nachhaltig und ohne Schaden für Europa überwunden werden, wenn jeder Mitgliedstaat für seine Schulden selbst haftet. Für alle Hilfsmaßnahmen muss daher gelten: Hilfskredite dürfen nur gewährt werden, wenn ansonsten die Stabilität der Eurozone als Ganzes gefährdet wäre. Sie dürfen nur im Gegenzug zu Konsolidierungsmaßnahmen der Empfängerländer gewährt werden. Ist die Schuldentragfähigkeit eines Landes nicht mehr gegeben, darf eine Insolvenz nicht verschleppt werden. Die nächste Tranche des Rettungspaketes für Griechenland darf nur unter den Bedingungen ausgezahlt werden, dass Griechenland seinen Konsolidierungsverpflichtungen

- 3 - vollständig nachkommt, dass die Troika die Schuldentragfähigkeit bestätigt und dass auch der IWF seinen Anteil auszahlt. Eine geordnete Umschuldung bei Insolvenz überschuldeter Länder muss möglich gemacht werden. Wenn ein Eurostaat seine Schulden trotz Hilfen in absehbarer Zeit nicht bedienen kann, muss er umschulden. Nicht die Möglichkeit von Insolvenzen beunruhigt die Märkte. Diese ist zu großen Teilen bereits in die Anleihekurse eingepreist. Die Unsicherheit über unkontrollierbare Folgewirkungen sorgt für Irritationen. Alle weiteren Schritte in Richtung einer Haftungs- und Transferunion wie z. B. die Einführung von Eurobonds müssen verhindert werden. Wir begrüßen, dass das Bundesverfassungsgericht hier Grenzen gesetzt hat. Gemeinsame Anleihen untergraben die Haushaltsdisziplin in Europa, sie belohnen Länder mit unsolider Finanzpolitik und bestrafen Länder mit solider Haushaltspolitik. Gemeinsame europäische Anleihen setzen zudem die disziplinierende Wirkung der Zinsspreads auf den Finanzmärkten außer Kraft. Eurobonds sind ungerecht, weil sie Lasten aus Fehlern anderer Eurostaaten vor allem Deutschland aufbürden und unser Land über jedes vertretbare Maß hinaus belasten würden. Wenn ein Mitgliedstaat nicht gewillt ist oder nicht in der Lage ist, die Konvergenzkriterien dauerhaft zu erfüllen und seine Wettbewerbsfähigkeit durch Reformen nicht herstellen kann, muss die Möglichkeit bestehen, die Eurozone unter Aufrechterhaltung seiner Mitgliedschaft in der Europäischen Union wieder zu verlassen. Es ist alles daran zu setzen, die Unabhängigkeit der EZB sicherzustellen. Anleihekäufe durch die EZB sind hiermit nicht zu vereinbaren.

- 4-2. Die Hilfsmaßnahmen müssen demokratisch legitimiert sein und die Interessen der Steuerzahler wahren. Die Leistungsfähigkeit der helfenden Staaten darf nicht überfordert werden. Wir brauchen geordnete Verfahren zur Umschuldung überschuldeter Länder. Sie beseitigen Unsicherheiten an den Märkten und schützen die Nettozahler vor Überforderung. Primär gilt es, die Interessen der Steuerzahler in den helfenden Staaten zu wahren. Ihre Risiken müssen durch Beteiligung der privaten Gläubiger und dem Vorrang von Hilfskrediten gegenüber sonstigen Verbindlichkeiten begrenzt werden. Die Hilfsmaßnahmen müssen demokratisch legitimiert sein. Daher müssen alle wesentlichen Entscheidungen über Hilfskredite einstimmig getroffen werden. Haftungssummen dürfen nicht beliebig erhöht werden, Hilfskredite müssen befristet sein. Alle Hilfsmaßnahmen bedürfen der demokratischen Legitimation durch die nationalen Parlamente, in Deutschland durch den Bundestag und den Bundesrat. Der Bundesrat muss deshalb umfassend und fortlaufend über alle wesentlichen beabsichtigten Entscheidungen an den Rettungsschirmen unterrichtet werden, damit er hierzu Stellung nehmen kann. Die Bundesregierung soll verpflichtet werden, eine Abweichung von einer Stellungnahme des Bundesrates zu begründen. 3. Künftigen Fehlentwicklungen muss durch eine Stärkung der Regeln des Stabilitäts- und Wachstumspakts vorgebeugt werden. Das Defizitverfahren muss beschleunigt und mit schärferen - möglichst automatischen - Sanktionen versehen werden. Entscheidungen über die Verfahren müssen entpolitisiert werden. Hier sind wir mit dem Gesetzgebungspaket zur wirtschaftspolitischen Steuerung (sog. Sixpack) auf dem

- 5 - richtigen Weg. Wir fordern, dass das Gesetzgebungsverfahren möglichst rasch abgeschlossen wird, damit die Regelungen zeitnah in Kraft treten können. Die Wirtschafts- und Haushaltspolitiken der Mitgliedstaaten (sog. Europäisches Semester) müssen wirksam abgestimmt werden, um Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen und bekämpfen zu können. Abzulehnen sind Bestrebungen, die Wettbewerbsfähigkeit im Euroraum durch Schwächung der starken Volkswirtschaften zu egalisieren. Wir sprechen uns außerdem für die Einführung von harten Schuldenbremsen in allen Euro-Mitgliedstaaten aus. Alle Eurostaaten müssen zu ausgeglichenen Haushalten und Schuldenabbau verpflichtet werden. Mit dem Euro-Plus-Pakt streben die Mitgliedstaaten eine Angleichung ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf höchstem Niveau durch verbesserte wirtschaftspolitische Koordinierung an. Dabei sind die Zuständigkeiten der nationalen Parlamente zu wahren. 4. Wir lehnen zusätzliche EU-Zuständigkeiten oder Institutionen ab Überlegungen über eine europäische Fiskalunion, einen europäischen Finanzminister, eine Wirtschaftsregierung oder eine neue Staatsqualität wie die Vereinigten Staaten von Europa werden wir weiter entschieden entgegentreten: Weitere Zentralisierungsschritte würden die Ursachen der Krise nicht lösen. Gerade das Beispiel Griechenland zeigt, dass es nicht zu der Schuldenkrise kam, weil es zu wenig europäische Regelungen gab, sondern weil sie nicht eingehalten wurden. Kernentscheidungen müssen demokratisch legitimiert in den Mitgliedstaaten getroffen werden. Nicht demokratisch legitimierte Institutionen wie ein Europäischer Finanzminister

- 6 - oder eine Europäische Wirtschaftsregierung sind damit nicht vereinbar. Eine weitere Verlagerung von Entscheidungen auf europäische Institutionen wird wegen mangelnder demokratischer Legimitation von der Bevölkerung abgelehnt. Das BVerfG bestätigt sowohl in seinem Lissabon-Urteil als auch in seinem jüngsten Urteil vom 7. September 2011 zu den Euro-Rettungsschirmen, dass das Grundgesetz die Übertragung von Kernkompetenzen der deutschen Gesetzgebungsorgane auf die Europäische Union untersagt und damit den Schritt zum europäischen Bundesstaat verbietet. Die entsprechenden verfassungsrechtlichen Regelungen können in Deutschland nur mit Entscheidung vom deutschen Volk geändert werden. Voraussetzung für ein erfolgreiches Referendum wäre eine starke Akzeptanz der Bevölkerung für weitere Zentralisierungsschritte, die aber erkennbar nicht vorhanden ist. 5. Wir fordern, den bestehenden europäischen Ordnungsrahmen zu stärken Die Staatsregierung fordert, dass das Prinzip des Haftungsausschlusses (no-bail-out), nach dem jedes Land für seine Schulden selbst haftet, wieder gestärkt werden muss. Wir setzen uns dafür ein, dass Notkredite der Gemeinschaft nur als Ultima Ratio gewährt werden, gegen strenge Auflagen und unter Einbeziehung privater Gläubiger. Die Staatsregierung fordert, dass Zinsspreads bei nationalen Anleihen nicht vollständig künstlich eingeebnet werden dürfen. Deshalb müssen sich Zinsen für Hilfskredite am Marktniveau orientieren, denn die disziplinierende Wirkung der Finanzmärkte eine unsolide Finanzpolitik einzelner Mitgliedstaaten mit hohen Zinsen weit wirksamer sanktioniert als es politische Instrumente der Gemeinschaft vermögen.

- 7 - Wir fordern, dass dem EFSF eine direkte oder indirekte Finanzierung von Staaten ohne eine strikte Konditionalität und ohne Beteiligung des IWF an den Hilfen untersagt wird. Die Staatsregierung fordert, dass die Auszahlung von Hilfskrediten der Gemeinschaft eingestellt wird, wenn ein Land seinen Reform- und Konsolidierungsauflagen nicht nachkommt. Die Staatsregierung fordert ein geordnetes Umschuldungsverfahren, das sofort eingeleitet wird, wenn Staaten ihre Schuldenlast nicht mehr selbst bewältigen können. Die Staatsregierung setzt sich dafür ein, die Unabhängigkeit der EZB wieder zu stärken. Spätestens wenn der EFSF gestärkt und mit neuen Kompetenzen ausgestattet ist, muss Schluss sein mit Anleihenkäufen durch die EZB. Eine über die Beschlüsse des Eurozonen-Sondergipfels vom 21. Juli 2011 hinausgehende Ausweitung der Rettungsschirme EFSF und ESM lehnen wir ebenso ab wie die Einführung von Eurobonds. Forderungen nach einem europäischen Finanzminister, einer Fiskalunion, einer europäischen Wirtschaftsregierung oder gar einer neuen Staatsqualität in Form der Vereinigten Staaten von Europa lehnt die Staatsregierung ab. gez. Rainer Riedl Pressesprecher der Bayerischen Staatskanzlei++++