Was wissen wir wirklich über die Zahl und Verteilung von Landwirtschafts- und Familienbetrieben weltweit? Hartwig de Haen Vortragstagung der Agrarsozialen Gesellschaft (ASG) zum Thema: das UN-Jahr zur familienbetriebenen Landwirtschaft Göttingen, 29. 30. Oktober 2014 H. de Haen. SOFA 2014 - Zahl und Verteilung landw. Betriebe 1
Hauptquelle für die folgende Präsentation: H. de Haen. SOFA 2014 - Zahl und Verteilung landw. Betriebe 2
Mehr als 570 Millionen landwirtschaftliche Betriebe in der Welt Zahl der ldw. Betriebe nach Ländergruppen Welt insg. = 570 Millionen 47% in Ländern mit hohen-mittleren Einkommen 36% in Ländern mit niedrigen mittleren Einkommen 13% in Ländern mit niedrigen Einkommen 4% in Ländern mit hohen Einkommen #sofa2014
570 Millionen landwirtschaftliche Betriebe das bedeutet: Landwirtschaft weltweit größte Berufsgruppe 25 30 % der Weltbevölkerung (bei 3 4 Pers./Betrieb) sind Mitglieder landwirtschaftlicher Familien 2008: 50% der Weltbevölkerung in ländlichen Gebieten, Anteil rückläufig Entwicklung von Landwirtschaft und ländlichen Räumen: Schlüssel im Kampf gegen Hunger und Armut
Fast 50% der Weltbevölkerung ländlich aber: Anteil rückläufig Weltbevölkerung rural und urban 1950-2050 Quelle: UN Population Division
Familienbetriebe weitaus die häufigste Betriebsform über 500 Millionen Familienbetriebe bewirtschaften ca. 75% der globalen Agrarfläche produzieren 80% der Nahrungsmittel weltweit beschäftigen mindestens 1,5 Milliarden Menschen #sofa2014
Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe sind sehr klein Anteil der Betriebe nach Größenklasse (ha) 72% <1 ha 12% 1 2 ha 10% 2 5 ha 3% 5 10 ha 1% 10 20 ha 2% >20 ha #sofa2014
aber die meiste Fläche wird von größeren Betrieben bewirtschaftet Verteilung der Betriebe und Flächen weltweit Prozent 100 80 60 40 20 0 <2 ha 2-5 ha 5-10 ha 10-20 ha Größenklasse (ha) Betriebe Fläche 20-50 ha >50 ha #sofa2014
Kleinere Betriebe bewirtschaften hohe Anteile der Fläche in armen Ländern haben hohe Smaller farms hold large Low-income countries (8) Lower-middle-income countries (17) Percentage 100 shares of land in lower-income Holdings Area 100 80 80 60countries 60 40 40 20 20 0 0 < 1 1-2 2-5 5-10 10-20 20-50 > 50 Land size class (ha) Percentage Holdings Area < 1 1-2 2-5 5-10 10-20 20-50 > 50 Land size class (ha) Upper-middle-income countries, exc. China(28) Percentage 100 80 Holdings Area 60 40 20 0 < 1 1-2 2-5 5-10 10-20 20-50 > 50 Land size class (ha) High-income countries (34) Percentage 100 80 60 Holdings Area 40 20 0 < 1 1-2 2-5 5-10 10-20 20-50 > 50 Land size class (ha) #sofa2014
Kleine Betriebe in Entwicklungsländern haben höhere Hektarerträge als größere Hektarerträge typischer Feldfrüchte nach Betriebsgrößenquartilen Bolivia (maize) Ethiopia (teff) Kenya (maize) Nepal (rice) Tanzania (maize) Vietnam (rice) FAO: Haushaltserhebunen 0 5 10 15 20 Tonnen pro ha 1st quartile (smallest) 2nd quartile 3rd quartile 4th quartile #sofa2014
Erträge, Leistungen In Deutschland ist es umgekehrt: kleine Betriebe haben niedrigere Hektarerträge Erträge landwirtschaftlicher Haupterwerbsbetriebe 2012/2013 Größenklassen Standard-Output (SO) in 1000 50 100 100-250 >250 Insgesamt Getreide dt/ha 62 66 72 69 dar. Weizen dt/ha 67 70 74 72 Gerste dt/ha 57 62 67 63 Raps dt/ha 34 35 39 37 Kartoffeln dt/ha 282 384 434 421 Zuckerrüben dt/ha 712 722 699 709 Milchleistung kg/kuh 6 324 7 012 8 073 7 362 Ferkel (geborene) Ferkel/Sau 20 24 26 25 Quelle: BMELV: Buchführungsergebnisse der Testbetriebe 2012/13
kleine Betriebe in Entwicklungsändern erzielen eine niedrigere Arbeitsproduktivität Wert der landwirtschaftlichen Produktion pro AK pro Tag (constant 2009 PPP dollars) Bangladesh Bolivia Ethiopia Kenya Nepal Nicaragua Tanzania Viet Nam 0 2 4 6 8 10 1st quartile 2nd quartile 3rd quartile 4th quartile #sofa2014
Landwirtschftliche Betriebe nutzen vielseitige Einkommensquellen, insb. die kleinen United Republic of Tanzania Bangla desh Nicaragu a Nepal Kenya Ethiopia Bolivia Viet Nam Ø Anteile am Haushaltseinkommen nach Quelle und Betriebsgrößen-Quartil 1st quartile 3rd quartile 2nd quartile 4th quartile 1st quartile 3rd quartile 2nd quartile 4th quartile 1st quartile 3rd quartile 2nd quartile 4th quartile 1st quartile 3rd quartile 2nd quartile 4th quartile 0% 20% 40% 60% 80% 100% Produktion (Pflanzen + Tiere) Landwirtschaftliche Löhne Nicht-landw. Einkommen Transfers und Gastarbeiter-Rücküberweisungen #sofa2014
Circulus vitiosus von niedriger Arbeitsproduktiviät, Hunger und Armut Kleinbauern besonders betroffen.. o Hauptursachen o Landbevölkerung ohne Stimme im politischen Prozess o Fehlende soziale Sicherung (Nahrung, Gesundheit, Bildung) o Vernachlässigung von öffentlichen Investitionen in ländliche Infrastruktur, Agrarforschung, Beratung o Fehlende außerlandw. Arbeitsplätze o Klimawandel, Umweltbelastungen etc. o Folgen o Viele Kleinbauern müssen mit 1 EURO/Pers./Tag auskommen o 3 von 4 der über 800 Millionen Hungernden sind arme Kleinbauern, Hirten, Landarbeiter, Fischer o Unterinvestition in der Landwirtschaft o Aber: es gibt auch Beispiele für Erfolg 14
Erfolge neben Misserfolgen im Abbau der Zahl chronisch Unterernährter - 1990/92 2012/14 alle Entw.länder: - 204 Millionen Rückgang des Hungers -258 Mio Zunahme des Hungers +54 Mio China: - 138 Mio. India: - 20 Mio. Brasilien: - 20 Mio. Thailand: - 15 Mio. Indonesien: - 14Mio. Ghana + Nigeria: - 14 Mio. Tansania: +11 Mio. Sudan: + 7Mio. Irak: + 6 Mio. Pakistan: + 10 Mio. Jemen: + 4 Mio. LDCs: + 15 Mio.
Wichtigste Erfahrung aus Ländern mit Erfolg im Abbau von Hunger und Armut.. Wirtschaftswachstum durch Entwicklung der Landwirtschaft schafft deutlich mehr Abbau von Armut als Wachstum auf der Grundlage anderer Wirtschaftsbereiche 16
Milliarden Menschen Perspektiven bis 2050: Nachfrage + 60% (business as usual) 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Entwickelte Länder Entwicklungsländer 17
Herausforderung für die Landwirtschaft weltweit: Wachstum vor allem durch Intensvierung Quellen notwendigen Produktionswachstums bis 2050: über 70% aus Ertragssteigerungen 71% 21% 8% Yields Cropping Intensity Area Quelle: FAO 18 18
Große Ertragsunterschiede zwischen armen und reichen Ländern Durchschnittliche Hektarerträge in armen und reichen Ländern Tonnen/ha 2001-2012 10 9 8 7 6 5 4 Länder mit niedrigen Einkommen Länder mit hohen Einkommmen 3 2 1 0 Weizen Reis Mais 19
Enorme ungenutzte Ertragspotentiale besonders in armen Ländern. Durchschnittliche Erträge wichtiger Feldfrüchte in % der potentiellen Erträge nach Regionen (2005) 100 90 80 70 60 50 40 30 % des potentiellen Ertrags 20 10 0 20
Entwicklungsländer müsssen mehr in Agrarforschung (und Beratung) investieren Intensität der Agrarforschung nach Dekaden und Einkommensniveau Prozent des landwirtschaftlichn BSP 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 World Low-income Lower-middleincomincome Upper-middle- High-income countries countries countries countries 1960 69 1970 79 1980 89 1990 99 2000 09
Landwirtschaftliche Familienbetriebe Schlüssel zu nachhaltiger Ernährungssicherung Landwirtschaft weltweit größtes Business 500 Mio. Familienbetriebe 30% der Weltbevölkerung; wichtigste Haushalter der Ressourcen und Lieferanten der Nahrungsmittel 350 Mio. Betriebe (72%) unter 1 ha niedrige Einkommen, circulus vitiosus von Hunger und Armut Schritte zum Erfolg im Abbau von Hunger und Armut soziale Sicherung besonders für Arme auf dem Lande Investitionen in ländliche Infrastruktur Innovation, Forschung und Beratung für Kleinbauern Erwerbskombinationen #sofa2014
Landwirtschaftliche Familienbetriebe Schlüssel zu nachhaltiger Ernährungssicherung Ausblick bis 2050: Steigerung des globalen Bedarfs: ± 60% Davon 70% aus höheren Erträgen Mobilisierung ungenutzter Ertragspotentiale, besonders in Afrika: neue Sorten Integrierte Verfahren in Pflanzenernährung und -ernährung Traditonelle mit modernen Technologien kombinieren Abbau von Nachernte-Verlusten Beispiele zeigen: Investitionen in Landwirtschaft tragen nachhaltig bei zum Abbau von Hunger und Armut #sofa2014
T. W. Schultz (Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften,1979) small farmers are efficient, but poor
FAO s revidierte Methode: Anlass für mehr Optimismus?? Millions 1.000 980 950 909 905 900 870 866 850 833 839 853 851 800 821 750 774 700 Old assessment New Assessment