Hintergrundpapier Ressourceneffizienz



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1 Hintergrundpapier Ressourceneffizienz Einführung Seit Jahren rückt die Ressourceneffizienz auf der politischen Agenda nach oben. Immer öfter wird die Frage gestellt: Wie geht die Gesellschaft künftig mit Rohstoffen und Umweltmedien wie Böden, Luft, Wasser, Nahrung und Energie um? Mit dem Fahrplan Ressourcenschonendes Europa formuliert die EU das Ziel, das Wirtschaftswachstum bis 2020 komplett vom Anstieg des Ressourcenverbrauchs abzukoppeln. EU-Umweltkommissar Potocnik hat mit der Europäischen Ressourceneffizienzplattform (EREP) ein High-Level-Beratergremium einberufen, das bis nächstes Jahr konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Ressourceneffizienz für Politik und Wirtschaft erarbeiten soll. Die EU-Kommission hat mit ihrer aktuellen industriepolitischen Mitteilung Eine stärkere europäische Industrie bringt Wachstum und wirtschaftliche Erholung Aktualisierung der Mitteilung zur Industriepolitik zur Reindustrialisierung der EU aufgerufen. Sie strebt an, dass die Industrie in Europa wieder einen Aufschwung nimmt und ihr Anteil am BIP von derzeit ca. 16 % bis zum Jahr 2020 auf 20 % ansteigt. Dies sollte durch ein kräftiges Anziehen des Investitionsvolumens (Bruttoinvestitionen und Investitionen in Ausrüstung), eine Ausweitung des Warenhandels im Binnenmarkt (auf einen Anteil am BIP von 25 % im Jahr 2020). Die dritte industrielle Revolution mit u. a. einer Reduzierung der CO2-Emmisionen und einer besseren Verwendung von Ressourcen bringt einen Paradigmenwechsel der jede Industrie verändern wird. Die Wirtschaft ist auf die Nutzung von Rohstoffen in unterschiedlichster Form angewiesen. Die Transformation zu einer ressourcen- und energieeffizienteren Herstellung und Nutzung von Gütern ist daher hochkomplex und berührt nahezu alle Wirtschafts- und Politikbereiche. EU- Wirtschafts- und Umweltpolitiker, Industrie- und Umweltverbände sind sich uneins in der Frage, ob, und wenn ja mit welchen Vorgaben und Instrumenten der Ressourcenverbrauch der Europäer gesenkt werden kann und soll.

2 Ressourceneffizienz - Fragen und Antworten von der deutschen NE-Metallindustrie 1. Bedeutet Ressourceneffizienz, in einem Produkt möglichst wenige Metalle einzusetzen? Nicht unbedingt - Metalle in Produkten erfüllen verschiedene Funktionen und dürfen nicht nur als gesichtsloser Rohstoff gesehen werden. NE-Metalle tragen beispielsweise durch ihre Fähigkeit, Energie und Wärme zu transportieren, ihre Kombinierbarkeit zu Legierungen mit jeweils verschieden Werkstoffeigenschaften, ihr geringes Gewicht, ihre Korrosionsresistenz, ihre Langlebigkeit, ihre Wiederverwendbarkeit und ihre Recyclingfähigkeit ohne Qualitätsverlust entscheidend zur Energie- und Ressourceneffizienz von Produkten bei. Dies schont fossile und andere Rohstoffe. Die Verwendung durchschnittlich acht Tonnen Kupfer als Stromleiter in Windkraftanlagen trägt beispielsweise entscheidend dazu bei, erneuerbare Energie effizienter zu erzeugen. Die Verzinkung von Fahrzeugen verlängert entscheidend deren Nutzungsdauer. Metalle in Produkten sind in vielen Fällen sogar der Grund dafür, dass Produkte überhaupt recycelt werden. Der hohe Wertstofferlös subventioniert die Verwertung von anderen Werkstoffen, die nicht so leicht recycelt werden können. Material- oder metallsparende Produktions- oder Bauweisen können daher sogar kontraproduktiv auf die Ressourceneffizienz wirken, indem sie den Wertgehalt und die Recyclingeigenschaften von Produkten vermindern und nur unzureichende Anreize für deren Sammlung geben. 2. Wenn wir schon mehr NE-Metalle benötigen, um Umwelt und Klima wirksam zu schonen haben wir denn genug davon? Ja - Bei ausreichendem Wettbewerb und funktionierenden Märkten steht global eine ausreichende Menge von Metallen zur Verfügung. Aluminium als dritthäufigstes Element der Erdkruste ist in größerer Menge vorhanden als Eisen. Weltweit gibt es sehr große Kupfer, Nickel und Zinkvorkommen. Die Dynamik des Marktes darf dabei nicht übersehen werden: Die derzeit hohen Metallpreise sorgen dafür, dass bestehende Mienen effizienter ausgeschöpft oder neue Mienen eröffnet werden. Die derzeit stark wachsende Nachfrage nach Metallen liegt derzeit vor allem daran, dass viele Entwicklungs- und Schwellenländer in ihre Infrastrukturen investieren, für die Metalle unverzichtbar sind. Die hier verwendeten Metalle sind aber nicht verloren, sondern stehen nachfolgenden Generationen bei der Erneuerung der Infrastruktur erneut zur Verfügung. Die Erzeugung und Nutzung von Metallen darf daher nicht pauschal mit Verbrauch gleichgesetzt werden. Insbesondere Metallen können nach Ende ihrer Nutzungszeit immer wieder einer weiteren Nutzung verfügbar gemacht werden. Natürliche Elemente wie Metalle werden daher nicht verbraucht, sondern gebraucht.

3 3. Wie misst man denn Ressourceneffizienz? Das ist derzeit noch schwierig Die derzeit diskutierten Rohstoffeffizienzindikatoren sind meist reine mengenbezogene Verhältnisgrößen, die Rohstoffeinsatz und Leistungsgrößen wie z.b. das Bruttoinlandsprodukt ins Verhältnis setzen. Sie können zu falschen Schlüssen führen. Wandert beispielsweise rohstoffintensive Hüttenindustrie ins Ausland ab und werden anstelle Metallerzen Metallbleche importiert, erhöht sich die Ressourceneffizienz des betrachteten Landes statistisch, obwohl insgesamt nicht weniger Erze eingesetzt werden. Umgekehrt verschlechtert sich der Indikator, wenn das Bruttoinlandsprodukt z.b. wegen eines konjunkturellen Abschwungs fällt, der Rohstoffverbrauch aber gleich bleibt. Die herkömmlichen Indikatoren spiegeln Verbesserungen oder Verschlechterungen der Ressourceneffizienz daher noch nicht richtig wieder und reichen als Analyse-, Berichts- und Steuerungsinstrument noch nicht aus. Ein korrekter Indikator für Ressourceneffizienz berücksichtigt neben dem Bedarf für Rohstoffe auch die in Infrastrukturen gebundenen Metalle. Der herkömmliche Indikator verbucht diese Investitionen in den Stock fälschlicherweise als Verbrauch und unterbewertet daher die Ressourceneffizienz. 4. Kann man die Ressourceneffizienz in der NE-Metallindustrie an konkreten Beispielen belegen? Ja - Für die europäische NE-Metallindustrie ist der effiziente Einsatz von knappen und hochpreisigen Rohstoffen zwingend. Nur Unternehmen, die Rohstoffe und Materialien immer effizienter nutzen, können im internationalen Wettbewerb auf Dauer bestehen und haben auf Dauer am Markt eine Überlebenschance. In der NE-Metallindustrie gibt es zahlreiche Beispiele für hochinnovative Effizienztechnologien. Einen hervorragenden Überblick über Best-Practice- Beispiele gibt die Unternehmensinitiative Metalle pro Klima unter dem Dach der Wirtschafts- Vereinigung Metalle. Die Mitglieder der Initiative informieren, wie sie mit effizienter Anlagentechnik in der Produktion, Produkten aus NE-Metallen für Klimaschutztechnologien und modernem Recycling zu Ressourcen- und Energieeffizienz und Klimaschutz beitragen und wie Energie- und Ressourceneffizienz sowie Klimaschutz in der betrieblichen Praxis umgesetzt werden. Mehr Informationen unter www.metalleproklima.de. 5. Kann die NE-Metallindustrie ihren Rohstoffbedarf denn nicht ganz durch sekundäre Rohstoffe (Schrotte) decken? Nein Die Kreislaufführung von Ressourcen ist ein wichtiger und oft unterschätzter Hebel zur Steigerung der Ressourceneffizienz. Metalle sind als natürliche Elemente der Erdkruste ideal für ein Endlosrecycling ohne Qualitätsverlust geeignet. Dennoch werden auch weiterhin primäre Rohstoffe (Metallerze) benötigt - vor allem aus zwei Gründen. Zum einen steigt die Nachfrage nach Metallen wie oben beschrieben in vielen Ländern der Erde weiter stark an. Zum zweiten sind heute für die Metallerzeugung benötigten Rohstoffe viel höher als die Mengen, die für das Recycling zur Verfügung stehen. Der Grund hierfür liegt vor allem an der langen Lebensdauer von Metallen in der überwiegenden Zahl an Produkten, z.b. im Bauwesen. Die hier verbauten Schrotte kommen nur nach und nach zum Recycling zurück und stehen für eine erneute Verwendung zur Verfügung. Daher werden auch weiterhin primäre Rohstoffe benötigt, die in den Kreislauf eingespeist werden.

4 6. Gibt es bei der Verbesserung der Ressourceneffizienz pauschale Lösungen? Leider nein - Pauschale Lösungen sind auch bei der Ressourceneffizienz nicht in Sicht. Verbesserungen bei der Ressourceneffizienz unterliegen naturwissenschaftlichen, technischen, ökonomischen und letztlich auch ökologischen Grenzen. Lebenszyklusanalysen zeigen beispielsweise, dass in vielen Fällen zunächst einmal ein höherer Ressourcenaufwand in Produkte investiert werden muss, damit es über die Nutzungsdauer zu Ressourceneinsparungen kommen kann, die den Investitionsaufwand in vielen Fällen übersteigen. Prominentes Beispiel ist der schwerere und teurere Dieselmotor, der im Vergleich zum Benziner in der Nutzung verbrauchsärmer ist. 7. Steht ein 20%-Anteil Industrie-BSP am Gesamt-BSP im Widerspruch zur Ressourceneffizienz Agenda? Nicht unbedingt - Die Kommission reagiert mit der Mitteilung auf die fortwährende Finanz und Wirtschaftskrise. Die Industrieproduktion liegt heute um 10 % unter dem Niveau, das sie vor der Krise erreicht hatte, und über 3 Millionen Industriearbeitsplätze sind in dieser Zeit verloren gegangen. Hierauf muss reagiert werden, um die Wirtschaftsgrundlage der EU zu sichern. Die Kommission strebt daher eine Re-Industrialisierung der Wirtschaft an und, dass der Industrieanteil am BIP von derzeit ca. 16 % bis zum Jahr 2020 auf 20 % ansteigt. Bei dem neuen 20%-Ziel Industrieanteil am BIP wäre eine stärkere Betonung der energieintensiven Industrien mit ihren Beiträgen zu den Wertschöpfungsketten sinnvoll gewesen. Ohne Grundstoffindustrien bestehen keine vollständigen Wertschöpfungsketten und kann ein Industriebeitrag zur Wertschöpfung nicht garantiert werden. Die Mitteilung greift daher viele sinnvolle Bereiche auf. Der Binnenmarkt für Waren kann nur mit europäischen Normen für nachhaltige Bauprodukte gesichert werden. Im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie, die bisher den Schwerpunkt auf Energie legt, sind auch Verbesserungen bei der Materialeffizienz vorgesehen. Der Scope der Ökodesign-Richtlinie wird erweitert auf Industrieprodukte mit beträchtlichen Umweltfolgen. Hier können Initiativen in Koordination mit der Industrie erfolgreich sein. Lösungen für Material-Wertschöpfungsketten sind zu entwickeln. Für ökologische Produkte und Dienstleistungen gibt es einen dynamischen, innovativen und wachsenden Markt. Die Kommission bleibt hier aber eine Definition des Begriffs ökologische Produkte schuldig. 8. Kann die Politik unterstützen und sollte sie was lassen? Ja - Anstrengungen bei der Ressourceneffizienz benötigen unterstützende politische Flankierung. Die Politik muss z.b. mehr als bisher darauf hinwirken, illegale Exporte von Gebrauchsgütern und Abfällen einzudämmen. Das Recycling im Ausland ist in aller Regel im Vergleich zu deutschen Anlagen mit hohen Rohstoffverlusten bei der Ausbringung verbunden. Neben der konsequenten Umsetzung des bestehenden Rechts von allen EU-Mitgliedstaaten könnte eine globale Zertifizierung von Recyclinganlagen verhindern, dass dringend benötigte Rohstoffe in Anlagen verschwinden, die nicht den europäischen Umwelt- und Effizienzstandards genügen.

5 Enorme Recyclingpotenziale in Europa sind in langlebigen Anwendungen wie z.b. im Gebäudesektor versteckt. Nicht zielführend sind staatliche Maßnahmen wie Rohstoffsteuern, da sie die ohnehin hohen Materialkosten in der deutschen Wirtschaft weiter erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit der ohnehin effizientesten Unternehmen verringert. Grundsätzlich nicht zielführend sind pauschale Reduzierungsvorgaben an den Ressourcenverbrauch. Auch verbindliche Rezyklatgehalte in Produkten sind der falsche Weg, da sie knappe Sekundärrohstoffe in bestimmte Verwendungen lenken und den Marktdruck und die Preise erhöhen. Im Rahmen der von der Kommission seit 2010 laufenden Initiative intelligente Regulierung werden Eignungstests zur Bewertung des gesamten ordnungspolitischen Rahmens in bestimmten Politikbereichen erfolgen. Die Testergebnisse dienen als Grundlage für politische Entscheidungen über den künftigen ordnungspolitischen Rahmen in den betreffenden Bereichen. Die Industrie kann einen wesentlichen Beitrag leisten um die EU-Wirtschaft aus der Krise zu bringen. Fortschritte seit der Mitteilung von 2010 wurden erzielt. So wurde u. a. der Wettbewerbsfähigkeitscheck für neue Kommissionsvorschläge verbindlich durchgeführt.