Menschen mit Demenz: Erfolgsfaktoren in der stationären Versorgung



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Transkript:

Menschen mit Demenz: Erfolgsfaktoren in der stationären Versorgung Abschlussveranstaltung der Leuchtturmprojekte Demenz 21.09.2010 in Berlin Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

Alter(n) der Bevölkerung 80-jährige und Ältere je 100 Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahre:

Pflegebedürftige Pflegebedürftige nach Alter und Geschlecht im Jahre 2005 Quelle: Statistisches Bundesamt 2007

Übersicht über Prognosen zur Entwicklung der Pflegebedürftigen (in Millionen) Jahr Prognose Basisjahr 2010 2020 2030 2040 2050 SQ 1 2,24 2,38 2,86 3,28 3,77 4,35 Eigene Berechnung KT 2 (2007) 2,35 2,69 2,93 3,19 3,50 SQ (2000) 2,13 2,47 2,71 2,98 - Rothgang (2001) KT (2000) 2,01 2,21 2,38 2,59 - Statistisches SQ 2,13 2,40 2,91 3,36 - - Bundesamt (2008) KT (2005) 2,30 2,68 2,95 - - Rürup (2003) SQ (2002) - - 3,10 3,40 - Blinkert, Klie (2001) SQ (1998) 2,21 2,58 2,81 3,11 3,45 Dietz (2002) SQ (2000) 2,04 2,37 2,61 2,87 3,17 Ottnad (2003) SQ (2002) - - 3,11-4,00 Häcker, Raffelhüschen 1,93 (2006) SQ (2004) - - - - 3,79 Häcker, Höfer, 1,97 Raffelhüschen (2005) SQ (2005) 2,21 2,70 3,09 3,60 4,25 1 Status quo-prognose; 2 Prognose bei Annahme der Morbiditätskompressionsthese; Quelle: GBE (2009), Statistisches Bundesamt (2006), Rothgang (2001), Statistisches Bundesamt (2008), Rürup (2003), Blinkert (2001), Dietz (2002), Ottnad (2003), Raffelhüschen (2005), Raffelhüschen (2006), eigene Darstellung, eigene Berechnung.

Entwicklung der Heimkapazitäten Heimkapazitäten 1999 2001 Veränderung 1999 zu 2001 in Prozent Pflegeheime insgesamt Pflegeheime mit vollstationärer Dauerpflege Verfügbare Plätze insgesamt Plätze der vollstationären Dauerpflege 2003 2005 Veränderung 2003 zu 2005 in Prozent 8.859 9.165 3,5 9.743 10.424 7,0 8.073 8.331 3,2 8.775 9.414 7,3 645.456 674.292 4,5 713.195 757.186 6,2 621.502 648.543 4,4 683.941 726.448 6,2

Versorgungsforschung Versorgungsforschung ist die wissenschaftliche Untersuchung der Versorgung von einzelnen und der Bevölkerung mit gesundheitsrelevanten Dienstleistungen unter Alltagsbedingungen

Gesundheit Ernst Bloch: Gesundheit ist überwiegend ein gesellschaftlicher Begriff. Gesundheit wieder herzustellen heißt in Wahrheit: den Kranken zu einer Art von Gesundheit zu bringen, die in der jeweiligen Gesellschaft die jeweils anerkannte ist, ja in der Gesellschaft selbst erst gebildet wird.

Projekte Interdisziplinäre Implementierung von Qualitätsinstrumenten zur Versorgung von Menschen mit Demenz in Altenheimen (InDemA) Projektleitung: Sabine Bartholomeyczik, Witten Berufsübergreifende Qualifizierung zu Demenz (Qualifizierung Demenz) Projektleitung: Brigitte Seitz, Alzey Herausforderndes Verhalten bei Demenz in Pflegeeinrichtungen: Evaluation eines Tandemprojekts pflegerischer und ärztlicher Leitlinien (VIDEANT) Projektleitung: Michael Rapp, Berlin Qualitative Evaluation von Inhouse-Weiterbildungen zu Konzept- und Kompetenzentwicklung multiprofessioneller Teams und ehrenamtlicher Mitarbeiter/innen in stationären, teilstationären und ambulanten Einrichtungen der Altenhilfe mit dem Schwerpunkt dementieller Erkrankungen (QUIKK) Projektleitung: Sabine Kühnert, Düsseldorf

Projekte Wirksamkeit der deutschen Version der Serial Trial Intervention zur ursachebezogenen Reduktion von herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz (STI-D) Projektleitung: Adelheid Kuhlmey, Berlin Risiko Operation bei vorbestehender dementiellererkrankung: Welche interdisziplinären und professionsübergreifenden Maßnahmen können weitere Verstärkung körperlicher und kognitiver Einbußen verhindern? (ROVDE) Projektleitung: Michael Möllmann, Münster Pflegeoase: Innovative und herkömmliche Versorgungsstrukturen für Menschen mit schwerer Demenz im Vergleich (Pflegeoase) Projektleitung: Thomas Klie, Freiburg Transfer Arbeiten Lernen: Leuchtturmprojekt Demenz Haus Schwansen (TransAltern) Projektleitung: Thomas Brust, Rendsburg

Problemlagen und Ansätze Herausforderndes Verhalten: Verstehende Diagnostik (InDemA, STI-D, VIDEANT) Spezielle Pflegeanforderungen bei Demenz: Strukturierte Qualifizierungsmaßnahmen, Teamentwicklung, Organisationsentwicklung sowie neue räumliche Konzepte (Qualifizierung Demenz, QUIKK, TransAltern, Pflegeoase) Versorgungswechsel: persönliche Kontinuitäten, effektive Physio- und Schmerztherapie während und nach einem Krankenhausaufenthalt (ROVDE)

Bewertung der Ergebnisse Neue Befunde zur derzeitigen Situation von Menschen mit Demenz in Heimen Aufzeigen von Wegen zur verbesserten Pflege Hürden der Versorgungsforschung

Folgen der Interventionen für Patienten und Pflegende Verringerung neuropsychiatrische Symptome Verringerung des Einsatzes von Psychopharmaka Erhaltung der Lebensqualität bei fortschreitender Demenz Aktivierung und Reduktion von apathischem Verhalten Verbesserung pflegerischer Abläufe und des Umgang der Mitarbeiter mit dementen Bewohnern Kompetenz und Sicherheit im Umgang bei den Mitarbeitern Positive Effekte bei körperlichen Parametern (Bsp. Ernährungssituation) Positiver Einfluss von Umgebungsgestaltung auf die Lebensqualität Qualifizierungsmaßnahmen sollten alle an der Versorgung Dementer Beteiligten einbeziehen, nach Möglichkeit auch Angehörige

Zum Schluss: Danke für die Aufmerksamkeit, das Interesse und für die Förderung