Entwicklungspsychologie

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Transkript:

Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd University of Education Entwicklungspsychologie - Gegenstand und Aufgaben - Körperliche Entwicklung - Kognitive Entwicklung

Listen Sie all die Veränderungen auf, die Sie im letzten Jahr durchlebt haben!

Gegenstand Die Entwicklungspsychologie beschäftigt sich mit Veränderungen und Stabilitäten im Lebenslauf, wobei alle Altersstufen, nicht nur Kindheit und Jugendalter, zu ihrem Gegenstand gehören (Entwicklungspsychologie der Lebensspanne).

Aufgaben (1) Beschreibung (Erfassung) der Entwicklung (2) Erklärung des Entwicklungsvorgangs (3) Vorhersage von Entwicklungsverläufen (4) Veränderung von Entwicklungsverläufen

Beschreibung der Entwicklung Beispiel 1: Erhebung von Normdaten (Normen) Normen geben das Durchschnittsalter an, in dem das jeweilige Verhalten beherrscht wird. Mit ihrer Hilfe ist es dann möglich, für ein bestimmtes Kind festzustellen, ob es über oder unter dem Durchschnitt liegt. Normen bieten die Basis für Vergleiche.

(5,3 Monate)

Beispiel 2: Entwicklung als Wachstum

Beispiel 3: Piagets Stadien der kognitiven Entwicklung als qualitativer Entwicklungsprozess

Forschungsdesigns Längsschnittplan (longitudinal): dieselben Probanden werden mehrmals beobachtet, manchmal über viele Jahre hinweg. Querschnittplan (cross-sectional): Gruppen von Personen unterschiedlichen Lebensalters werden zu einem Zeitpunkt beobachtet und verglichen. (Problem: Kohorteneffekte und Entwicklungseffekte nicht zu trennen)

Erklärungspositionen der Entwicklung Umwelt nicht aktiv aktiv Subjekt nicht aktiv Endogenistische Theorien Exogenistische Theorien Subjekt aktiv Selbstgestaltungstheorien Interaktionistische Theorien nach Oerter & Montada, 2002, S. 7

Erklärungspositionen der Entwicklung Umwelt nicht aktiv aktiv Subjekt nicht aktiv Subjekt aktiv Endogenistische Theorien Reifung, Anlage Exogenistische Theorien Behaviorismus, tabula rasa Interaktionistische nach Oerter & Montada, 2002, S. 7 Interpretation der Wirklichkeit, Piaget, Selbstkonstruktionen Theorien Selbstgestaltungstheorien dynamischreziproke Wechselwirkung

Vorhersage und Veränderung von Entwicklungsverläufen Anwendungsbezogene Aufgabenstellungen der Entwicklungspsychologie (Beispiele) Orientierung über den Lebenslauf Ermittlung von Entwicklungs- und Veränderungsbedingungen Prognose der Stabilität und Veränderung von Personmerkmalen, Entwicklungs- und Störungsprognose Begründung von Entwicklungs- und Interventionszielen Planung von Interventionsmaßnahmen Evaluation von Entwicklungsinterventionen

Körperliche Entwicklung Die körperlichen Veränderungen, Reifung und Wachstum eines Organismus, von der Empfängnis über die gesamte Lebensspanne hinweg. während der Kindheit Kinder sind auf Überleben programmiert Wachstum und Reifung während der Kindheit

Die visuelle Klippe Gibson & Walk (1960) Kinder, die schon krabbeln können, haben Angst vor der tiefen Seite, während nichtkrabbelnde Gleichaltrige keine Angst vor der Tiefe haben.

Körperliche Entwicklung in der Adoleszenz Der pubertäre Wachstumsschub Pubertät: Das Erreichen der sexuellen Reife; bei Mädchen durch die Menarche gekennzeichnet, bei Jungen durch die Produktion fruchtbarer Spermien und das Erlangen der Ejakulationsfähigkeit. Starke Beschäftigung mit dem eigenen Körperschema

Warum gibt ein bedeutender Prozentsatz von Heranwachsenden in einer Vielzahl von Kulturen an, unglücklich mit seinem Aussehen zu sein?

Körperliche Veränderungen im Erwachsenenalter Haut, Haar, Körpergröße, Sexualität, Sinne gradueller Prozess Veränderungen durch das Altern oder mangelnden Gebrauch (körperliche und geistige Fitness)

Kognitive Entwicklung Die Entwicklung von geistigen Prozessen und Fähigkeiten wie z.b. der Vorstellungskraft, der Wahrnehmung, des Schlussfolgerns und des Problemlösens, sowie der zugehörigen Wissensgrundlagen. abhängig (je nach Theorie) von: - organischen Strukturen (Reifung) - Erfahrung - sozialer Vermittlung - Äquilibration (selbstregulierende Prozesse zu immer leistungsfähigeren Gleichgewichtszuständen) = Grundlage des geistigen Wachstums

Kognitive Entwicklung Entwicklungstheorie nach Jean Piaget Kognitiver Konflikt als Antrieb für Entwicklung Schemata: Piagets Begriff für die kognitiven Strukturen, die sich entwickeln, wenn Säuglinge und kleine Kinder lernen, die Welt zu interpretieren und sich an ihre Umgebung anzupassen. Assimilation: Nutzung der bestehenden Strukturen Akkomodation: Modifizierung der kognitiven Strukturen

Stadien der kognitiven Entwicklung nach Piaget Sensumotorisches Stadium (Geburt bis 2 Jahre) Der Säugling lernt, sich selbst von der Umwelt zu unterscheiden; er sucht Stimulation und strebt nach der Wiederholung interessanter Ereignisse. Durch Manipulation an Objekten entsteht das Gegenstands- Schema: Die Dinge bleiben trotz Veränderungen in Raum und Zeit sie selbst (Objektpermanenz).

Stadien der kognitiven Entwicklung nach Piaget Präoperatorisches Stadium (2-7 Jahre) Beginn des Symbolgebrauchs; Spracherwerb 2-4 Jahre: Das Kind ist noch unfähig, die Perspektive einer anderen Person einzunehmen (Egozentrismus); es klassifiziert Dinge nach nur einer Haupteigenschaft (Zentrierung) 4-7 Jahre: Das Kind beginnt, in Klassen und Relationen zu denken und mit Zahlen zu operieren. Diese Operationen sind aber noch rein anschaulich (Intuitive Phase)

Stadien der kognitiven Entwicklung nach Piaget Konkret-operatorisches Stadium (7-11 Jahre) Das Kind beherrscht in konkreten Situationen logische Operationen wie Umkehrbarkeit, Klassifikationen, Herstellen von Rangordnungen; Invarianzprinzip (Prinzip der Erhaltung)

Stadien der kognitiven Entwicklung nach Piaget Formal-operatorisches Stadium (11-15 Jahre) Übergang zum abstrakten Denken; Fähigkeit, Hypothesen zu testen ( Gedankenexperimente )

Aktuelle Perspektiven Ein zweiter Blick auf das sensumotorische Kind