Norbert Römer: Wandel zur Arbeitsgesellschaft 4.0 als Chance nutzen!

Ähnliche Dokumente
POLITIK FÜR ALLE SICHER, GERECHT UND SELBSTBESTIMMT. Betrieb Siemens AG Standort Amberg

Arbeit 4.0 Diskurs und Praxis

Gute Betriebsratspraxis Trends in Vereinbarungen

EIN NEUER SOZIALSTAAT

Wahlprogramme der Parteien im Vergleich zu ausgewählten gewerkschaftlichen Themen

Bundestagswahl 2013: Das erwarten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

Neue Formen der Arbeit Neue Formen der Prävention

Die andere Demokratie

Brüche in der Arbeitswelt Absturz der Renten vorprogrammiert. Bereich Sozialpolitik Dr. Heinz Stapf-Finé 9. Seniorentag 2009, Leipzig 1

Junge Vertretung Betriebsratsarbeit für die Jugend

OFFENSIVE MITBESTIMMUNG DER GEWERKSCHAFTEN FÜR GUTE ARBEIT

Ältere Arbeitnehmer im beruflichen Veränderungsprozess - Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Kompetenz erhalten und entwickeln

Betriebsrat. Braunschweig Geschäftsfeld Fahrwerk

ARBEIT 4.0 Unsere Zukunft gestalten

Prekäre Arbeitsverhältnisse Status Quo, zukünftige Entwicklung, Regulierungsbedarf

ARBEIT 4.0 WIE GESTALTEN WIR DEN DIGITALEN WANDEL GERECHT?

Ergebnisse des World Cafés im Rahmen der Veranstaltungsreihe #arbeitimdialog Am bei der Firma Stabilus, Koblenz

Statement Jahrespressekonferenz der IG Metall Frankfurt am Main, 20. Januar Christiane Benner Zweite Vorsitzende der IG Metall

Demografischer Wandel Fachkräftemangel Inklusion!

Zahlen-Daten-Fakten zum Thema

Gewerkschaftliche Anforderungen an eine moderne und soziale Dienstleistungspolitik

Race to the Bottom Agenda 2010 kein Modell für Europa

MENSCH UND SOZIALSYSTEM ALS STÖRFAKTOR SYLVIA LEODOLTER I

Arbeitsschutz in der 4.0-Welt

Digitalisierung der Arbeitswelt - Herausforderungen für die Berufsbildung

Arbeitszeitsouveränität Perspektive oder Illusion.

Ziele der Landesinitiative

Die Tarifbewegung 2017/2018 in der Metall- und Elektroindustrie. Die Forderung der IG Metall NRW

Regionalagentur Münsterland

Gute Arbeit für alle!

Arbeitsschutz 4.0 Mitbestimmen - Mitgestalten

Altersarmut von Frauen. Wege zur Überwindung aus Sicht des DGB

ANPACKEN: dgb.de/rente

Initiativen und Programme zur Arbeitsmarktintegration

Mindestlohn, Tarifpolitik, Gesundheitsschutz - aktuelle gewerkschaftliche Herausforderungen

ARBEIT DER ZUKUNFT DIE KOMMISSION

Übung Arbeitsmarktpolitik Strategien für einen weiteren Beschäftigungsaufbau: Was nun getan werden muss. Janina Cohrs & Verena Loth

Arbeit 4.0 An- und Herausforderungen für die Frauen- und Gleichstellungspolitik. ASF Bundeskonferenz Juni 2016

Koalitionsverhandlungen CDU/CSU-SPD Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. aus dem Arbeitsrecht

Flexible Altersübergänge und Alterssicherung

Beschäftigungswachstum durch effizientere Allokation auf dem Arbeitsmarkt

Überblick. Historische Entwicklung. Digitaler Wandel. Handlungsauftrag. Aus der Praxis

Beteiligung an der Befragung insgesamt: Antworten

Mehr soziale Gerechtigkeit und weniger Armut Für eine andere Politik in Deutschland und Europa

Arbeitsmarkt Quo vadis?

Landesarbeitsgemeinschaft Schuldner- und Insolvenzberatung e.v. Berlin. Prekäre Beschäftigung in Berlin Neue Ordnung der Arbeit

Fakten zum Thema. Arbeitsmarkt. Bessere Jobs, steigende Löhne So profitieren die Menschen von der Politik der CDU.

Gute Arbeit. Für guten Arbeits- und Gesundheitsschutz

DGB-Jugend Index Gute Arbeit Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Jugendlichen zur Arbeitsqualität in Deutschland

Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Zeitarbeit

ALTERSARMUT Bekämpfung und Vermeidung. Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender SoVD Hamburg

Thesen des KDA zur Leiharbeit

Qualifizierung Für sichere Ausbildung und gesicherte Jobs

Atypische Beschäftigung und prekäre Arbeit

Entschließung des Bundesrates "Mitbestimmung zukunftsfest gestalten"

Arbeitsbedingungen in Minijobs

sehr geehrter Herr Benkler, sehr geehrte Damen und Herren,

Sicherheit Für gesicherte Beschäftigung in jedem Alter

Gute Arbeit. Für guten Arbeits- und Gesundheitsschutz

Teufelskreis Langzeitarbeitslosigkeit?

Armut in Rheinland-Pfalz

Gute Arbeit braucht betriebliche Promotoren

Hintergrundinformationen zum Gesetzespaket

Die Befragung: Prozess und Ausblick. Foto: F1online / Imagebroker

ARBEIT 4.0 UND FORDERUNGEN

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Crowdworking und Work-Life-Blending - Wie werden wir zukünftig arbeiten?

Psychische Belastung. HR- und Gesundheitsmanagement. Kompetenz. Work-Life-Balance Industrie 4.0

Gute digitale Arbeit RLS: Digitale Revolution , Frankfurt/M.

Demografischer Wandel im Betrieb Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten Dr. Urs Peter Ruf

"Arbeitnehmer 2. Klasse?

Rationalisierung und die Zukunft der Arbeit 11. März 2014

Task Force für Arbeit Region Düsseldorf Bergisch Land Seite 2

Dr. Regina Görner Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall

Armutskongress Zeit zu(m) Handeln

Orts- und zeitflexibles Arbeiten als soziale Innovation und die Rolle der lokalen Bündnisse

Erstes Gesetz zur Änderung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes Verhinderung von Missbrauch der Arbeitnehmerüberlassung

Das Beratungsangebot: Gemeinsam können wir viel erreichen! Gute Gründe für Vereinbarkeit?! Vorteile für alle! vereinbarkeit.dgb.de

Positionen der Parteien zur Selbständigkeit im Rahmen der Bundestagswahl

Er soll für Dumpinglöhne arbeiten, sagen die Konservativen. Mehr SPD für Europa.

Die Renten steigen jedes Jahr wo ist das Problem? Rente muss für ein gutes Leben reichen. Was passiert, wenn nichts passiert?

Rente muss für ein gutes Leben reichen

CSR und die soziale Frage

Betriebsräte im Spannungsfeld hoher Arbeitsbelastungen in den Betrieben und fehlenden Möglichkeiten der Regulierung?

Prekäre Arbeitsplätze Entwicklungstrends und politische Handlungsnotwendigkeiten

Politische Kräfteverhältnisse und Regulierung der Arbeit in Deutschland

Neue Chancen für die IG Metall: Gute Arbeit gute Bildung

TÜV Rheinland: Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im Zeitalter von Industrie Köln

Werkverträge sicher und fair?

Kurzbericht online-befragung der betrieblichen Arbeitnehmervertretung zum Fremdpersonaleinsatz

Stressfaktor ständige Erreichbarkeit Schutz der Arbeitnehmer und Pflichten der Arbeitgeber

Detlef Wetzel Zweiter Vorsitzender der IG Metall. Pressekonferenz Gute Arbeit gut in Rente Ergebnisse einer Betriebsrätebefragung der IG Metall

Positionspapier als PDF herunterladen. 5-Punkte-Programm für eine gerechte Arbeitswelt

Projekt Beschäftigungsfähigkeit im Betrieb (BiB)

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort

Der Mindestlohn kommt Mehr Lohngerechtigkeit schaffen

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren,

Transkript:

THESENPAPIER Norbert Römer: Wandel zur Arbeitsgesellschaft 4.0 als Chance nutzen! Unsere Eckpunkte für gute und faire Arbeit in NRW Die Arbeitswelt auch in Nordrhein-Westfalen befindet sich mitten in einem gravierenden Wandel, den viele als die Vierte Industrielle Revolution bezeichnen: Die Digitalisierung der Arbeitswelt, die Automatisierung und die wachsende Vernetzung von Mensch und Maschine wird die Art, wie wir arbeiten und produzieren, deutlich verändern. Neue Produkte, Dienstleistungen, Berufe und Beschäftigungsformen entstehen. Arbeit 4.0 ist der Begriff für diese zukünftige Arbeitswelt, die von Digitalisierung, Vernetzung und Flexibilisierung geprägt ist. Doch auch wenn man von Revolution spricht, wird sich der Wandel nicht auf einen Schlag, sondern in vielen kleinen Schritten vollziehen. Es gibt also viele Möglichkeiten für Politik, Gewerkschaften und Gesellschaft, ihn mitzugestalten und sich einzubringen. In manchen Wirtschaftsbereichen ist Arbeit 4.0 bereits Realität. Die Chancen der Digitalisierung, aber auch die Risiken und Herausforderungen, sind schon sichtbar. Die technisch getriebene Entwicklung und ihr Einfluss auf die Arbeitswelt machen neue Aushandlungsprozesse zwischen Individuen, Sozialpartnern und Staat notwendig und möglich. Einerseits fördern und erfordern neue technische Möglichkeiten eine flexiblere Gestaltung von Arbeitsprozessen und bessere Qualifikationen. Andererseits kann Arbeit 4.0 mit allen Chancen und Risiken auch die Gestaltung einer Arbeitswelt mit größeren Freiheiten und mehr Selbstbestimmung ermöglichen und Integrations- und Inklusionspotenzial entfalten. Unser Ziel ist es, den technischen Wandel in der Arbeitswelt für gute Arbeit, faire Entlohnung und für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu nutzen. 1

1. FAIRE ENTLOHNUNG GLEICHE UND GLEICHWERTIGE ARBEIT MUSS GLEICH BEZAHLT WERDEN! Mit dem Tariftreue- und Vergabegesetz, der Landesinitiative Faire Arbeit Fairer Wettbewerb, der Allgemeinverbindlicherklärung von Tarifverträgen und der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns haben wir in den letzten Jahren viel erreicht, um die Abwärtsspirale bei den Löhnen und den Trend zu prekärer Beschäftigung zu bremsen. Es gibt mehr Erwerbstätige, mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, rund 800.000 Menschen erhalten höhere Löhne aufgrund der Einführung des Mindestlohns und viele Minijobs sind in reguläre Beschäftigung umgewandelt worden. Der Mindestlohn ist aber nur eine Grenze nach unten. Der Austausch von Leistung und Zeit gegen Entgelt muss fair sein. Wir setzen deshalb auf eine starke Sozialpartnerschaft und die Aushandlung fairer Löhne zwischen den Tarifparteien. 2. FAIRE ARBEIT STATT PREKÄRER BESCHÄFTIGUNG! Prekäre Beschäftigung, die unsicher, schlecht bezahlt und ohne wirkliche Perspektive ist, muss zurückgedrängt, Beschäftigungs- und Erwerbsformen wie Leiharbeit, Minijobs, Teilzeit, Werkverträge und Befristung müssen neu gestaltet werden. Leiharbeit darf nicht zu Beschäftigten zweiter Klasse führen, Leiharbeit muss gleich behandelt und gleich bezahlt werden. Arbeitnehmerschutzrechte dürfen nicht umgangen werden. Werkverträge sind fester Bestandteil unseres Wirtschaftslebens. Aber da, wo sie genutzt werden, um Sozialstandards und Schutzrechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu umgehen und Stück für Stück Stammbelegschaften zu ersetzen, müssen wir dem Missbrauch gemeinsam mit den Gewerkschaften Einhalt gebieten. Wir wollen faire und echte Werkverträge. Betriebs- und Personalräte brauchen dafür mehr Mitbestimmungsrechte. Scheinwerkverträge müssen wirksam bekämpft werden. Die aktuelle Reform der Arbeitnehmerüberlassung soll den Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen verhindern. Sie weist in die richtige Richtung. Aber wir werden darauf achten, was sie bewirkt und uns, wenn nötig, für weitere Verbesserungen einsetzen. 2

Der Minijob ist nur ein Nebenjob. Da, wo er die einzige Erwerbsarbeit ist, wird er zur Sackgasse und verhindert den Einstieg in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Teilzeitbeschäftigte brauchen ein Anrecht auf die Rückkehr in Vollzeit. Befristungen ohne Sachgrund gehören abgeschafft. Faire Arbeit und fairer Wettbewerb, die Grundlagen für ein starkes und sozial gerechtes Nordrhein- Westfalen, sind ohne die Bekämpfung von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung nicht denkbar. Die Landesinitiative Faire Arbeit Fairer Wettbewerb, die auf bessere Arbeitsbedingungen und fairen Wettbewerb hinwirkt, wollen wir deshalb fortsetzen. 3. NEUE ARBEITSPLÄTZE FAIR UND SICHER GESTALTEN! Digitalisierung bedeutet auch die Entstehung neuer Arbeitsplätze und -formen. Dieses Potential müssen wir nutzen, gleichzeitig aber darauf achten, dass die neuen Arbeitsplätze fair und sicher sind. Arbeitnehmerschutzrechte und Sozialstandards müssen gewahrt bleiben, Schwarzarbeit, Schein- Selbstständigkeit und illegale Beschäftigung bekämpft werden. Die Nachfrage nach Arbeitskräften und das Arbeitskraftangebot finden heute über Plattformen im Internet schneller und außerhalb eines betrieblichen Kontextes zueinander. Aufträge werden in kleinste Arbeitseinheiten zerstückelt und an Erwerbstätige in aller Welt vergeben. Wir dürfen nicht zulassen, dass hier neue prekäre, unsichere und schlecht bezahlte Arbeitsplätze entstehen. Noch haben wir zu wenige Erkenntnisse über den tatsächlichen Umfang und die Arbeitsbedingungen der sogenannten Click- und Crowdworker. Deshalb gilt es hier als erstes anzusetzen und in der Perspektive, wo nötig und geboten, regulierend tätig zu werden sowie parallel Erwerbstätige über mögliche Risiken aufzuklären. Wir wissen: Die Pluralität der Erwerbsformen nimmt zu. Die Sicherheiten und der Schutz, den wir mit dem Normalarbeitsverhältnis verbinden, also finanzielle Sicherheit, Planungssicherheit, Arbeitsschutz und soziale Absicherung, wollen wir aber mitnehmen in die Arbeitswelt 4.0. Darauf müssen die Systeme der sozialen Sicherung eingestellt werden. Wir setzen uns auf Bundesebene für eine Arbeitsversicherung ein, die Beschäftigungsfähigkeit sichert und Weiterbildungs- und Erholungsphasen ermöglicht. 3

4. SOZIALE SICHERHEIT FÜR ALLE ERWERBSTÄTIGEN! Zu fairer Arbeit gehört auch eine gute soziale Absicherung bei Krankheit, bei Arbeitslosigkeit und im Alter. Viele Erwerbstätige sind aber nicht in die solidarischen Sicherungssysteme eingebunden. Deshalb wollen wir, dass der Bund prüft, inwiefern langfristig alle Erwerbstätigen einen Beitrag zum System der sozialen Sicherung leisten und dann auch daran partizipieren können. Die Systeme der sozialen Sicherung müssen mit der Flexibilisierung auf dem Arbeitsmarkt Stand halten. Als starkes Fundament für eine den Lebensstandard sichernde Versorgung im Alter und bei Erwerbsminderung brauchen wir eine leistungsfähige gesetzliche Rentenversicherung, die zusammen mit betrieblicher Altersvorsorge Altersarmut verhindert und für eine solidarisch finanzierte Rente sorgt, die die Lebensleistung der Beschäftigten anerkennt. 5. ZUGÄNGE ZUM ARBEITSMARKT UND ZU ERWERBSARBEIT VERBESSERN! Trotz gestiegener Beschäftigung und sinkender Arbeitslosigkeit finden viele Menschen in unserem Land keine Arbeit. Wir wollen Arbeitslosigkeit weiter abbauen. Unser Ziel ist Vollbeschäftigung. Und deshalb setzen uns dafür ein, dass jeder und jede beim Einstieg oder Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt unterstützt wird. Wir nehmen in NRW unsere Verantwortung wahr und setzen erfolgreich eigene Landesprogramme wie die Erwerbslosenberatungsstellen / Arbeitslosenzentren, Basissprachkurse oder Öffentlich geförderte Beschäftigung NRW gemeinsam mit anderen Partnern um. Wir setzen auf einen dauerhaften, öffentlich geförderten sozialen Arbeitsmarkt, um Langzeitarbeitslosigkeit zu bekämpfen und Beschäftigungsperspektiven auch für diejenigen zu schaffen, die auf mittlere Sicht oder dauerhaft keine Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt finden. Nur mit den gegebenen Instrumenten des SGB II und III ist dies nicht möglich. Vielfach entsprechen die Instrumente nicht den Bedürfnissen der betroffenen Personen. Die geförderten Arbeitsplätze eines so verstandenen sozialen Arbeitsmarktes, der die Drehtüreffekte bisheriger Förderung verhindern soll, sind sozialversicherungspflichtig und zumindest arbeitsvertraglich gesichert. Sie können bei der Kommune, anderen öffentlichen Stellen, bei Wohlfahrtsverbänden und in der Privatwirtschaft entstehen. Über die Einsatzfelder ist ein regionaler Konsens herzustellen. Zudem gilt es, die Regionen in NRW, die einen 4

hohen Anteil an Langzeitarbeitslosen aufweisen, durch einen sozialen Arbeitsmarkt zu stärken. Dafür wollen wir auf Landesebene Modellprojekte entwickeln. Wir wollen das erfolgreiche Landesprogramm Kein Abschluss ohne Anschluss fortsetzen, denn nur eine verbindliche, flächendeckende Berufsorientierung und Berufserprobung schafft Chancengleichheit und verbessert die Übergänge aus der Schule in den Beruf. Die duale Ausbildung ist bewährt, vielfältig und sie bietet jungen Menschen auch jenseits eines Studiums gute Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten. In Zukunft braucht unsere Wirtschaft noch mehr Fachkräfte mit Berufsabschluss. Mit dem Landesprogramm werben wir deshalb auch für die duale berufliche Ausbildung. 6. MODERNE UND FLEXIBLE AUS- UND WEITERBILDUNG! Neben Lesen, Rechnen und Schreiben gehören die digitale Grundbildung und besonders die Kompetenz, mit Informations- und Kommunikationstechniken umzugehen, mittlerweile zu den unverzichtbaren Schlüsselkompetenzen unserer Gesellschaft. Neben den Inhalten verändert sich durch die Digitalisierung auch die Art, wie gelernt wird. Die Ausbildungsinhalte, Lehrpläne und Ausbildungsformen müssen dem gerecht werden. Die Systeme der Ausbildung müssen die Erwerbstätigen von morgen auf die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt gut vorbereiten. Lern- und Bildungsstätten müssen entsprechend dafür ausgestattet werden. Nur so können wir die Beschäftigungsfähigkeit der Erwerbstätigen gewährleisten und die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe in Nordrhein-Westfalen erhalten. 7. KEINE GRENZENLOSE ARBEITSZEIT! Arbeit 4.0. bedeutet in vielen Berufsfeldern, zu jeder Zeit und von jedem Ort aus arbeiten zu können. Damit beschränkt sich die Arbeitszeit längst nicht mehr auf die reine Anwesenheitszeit im Betrieb. Das kann helfen, Familie, Freizeit und Privatleben besser mit dem Beruf zu verknüpfen Das heißt aber auch, in einer globalisierten, internationalen Arbeitswelt theoretisch zu jeder Tageszeit und ortsungebunden überall erreichbar zu sein. 5

Arbeit darf aber nicht grenzenlos sein. Um Gesundheit und Beschäftigungsfähigkeit langfristig zu erhalten, müssen die Menschen einen richtigen, echten Feierabend haben, in dem sie sich erholen und abschalten können. Wir setzen uns ein für einen gesellschaftlich akzeptierten Kompromiss zwischen der Forderung nach flexiblen Arbeitszeiten und den Schutzbedürfnissen der Beschäftigten. Bevor wir aber bewährte Schutzrechte ändern, sollten erst alle Spielräume, die die aktuellen Gesetze schon heute bieten, ausgeschöpft sein und wissenschaftlich belastbare Erkenntnisse vorliegen, dass die Gesundheit der Beschäftigten dadurch nicht beeinträchtigt wird. 8. ARBEITS- UND GESUNDHEITSSCHUTZ - SICHERHEIT UND KLARE REGELN FÜR DIGITALES UND MOBILES ARBEITEN! Digitalisierung und der Ausbau der digitalen Infrastruktur macht in immer mehr Berufen mobiles Arbeiten möglich. Dabei geht es um das Arbeiten in der privaten Wohnung, die Teleheimarbeit, und zunehmend auch um das Arbeiten von unterwegs oder an wechselnden Arbeitsorten. Hier wollen wir Klarheit und Rechtssicherheit für Beschäftigte und Unternehmen, damit die Betriebe ihrer Pflicht, für die Einhaltung arbeitsschutzrechtlicher Bestimmungen zu sorgen, nachkommen können. Denn auch bei mobiler Arbeit, etwa mit dem Smartphone von unterwegs, müssen die Arbeitszeit dokumentiert, Pausen und Ruhezeiten eingehalten und auf die ergonomische Gestaltung geachtet werden. Genauso wie bei der Ausstattung des Arbeitsplatzes im Betrieb sollten bei der Auswahl der IT-Geräte arbeitswissenschaftliche und arbeitsmedizinische Erkenntnisse berücksichtigt werden. Es sollte gemeinsame Absprachen, z.b. zu Dauer, Lage und Erreichbarkeit, geben. Nur so können die Beschäftigten und letztlich auch die Unternehmen von den Chancen, die mobiles Arbeiten bietet, profitieren. Arbeits- und Gesundheitsschutz muss außerdem noch stärker auch die mentale Gesundheit in den Blick nehmen. Die Schutzbedürftigkeit der Menschen gegenüber Belastungen durch Arbeit bleibt auch in der digitalen und vernetzen Arbeitswelt bestehen. Flexible neue Arbeitsformen brauchen Schutz und Sicherheit auch vor der Informationsflut und ständigen Erreichbarkeit. Dafür brauchen wir einen Rahmen, der Betrieben und Beschäftigten hilft, psychische Belastungen zu erkennen und wirksam zu reduzieren. 6

9. MEHR UND MODERNE MITBESTIMMUNG UND BETEILIGUNG! Die Sozialpartnerschaft mit den Gewerkschaften, die Tarifautonomie und die betriebliche Mitbestimmung sind für uns zentrale Bestandteile der zukünftigen Arbeitswelt. Denn Betriebe mit einer guten Mitbestimmungskultur sind innovativer, produktiver und krisenfester. Betriebliche Mitbestimmung ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor auf dem Weg zu guter und fairer Arbeit 4.0. Deshalb brauchen wir eine Stärkung der Mitbestimmung in Betrieben und Unternehmen. Die Blockade der Betriebsratsarbeit oder die Umgehung der Mitbestimmung durch die Gründung europäischer Aktiengesellschaften müssen verhindert werden. Die Institutionen der Mitbestimmung sollen frühzeitiger bei der Einführung neuer Technologien und Arbeitsformen einbezogen werden nicht um Prozesse zu verlangsamen, sondern um die Einführung und Umsetzung zu optimieren. Besonders kleine und mittlere Unternehmen, das Fundament unserer Wirtschaft in NRW, müssen hier unterstützt werden. 7