Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft Wie gelingt die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen?

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Transkript:

Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft Wie gelingt die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen? Montabaur, 15.10.2017 Prof. Dr. Wolfgang Schumacher

Vom Ackerbau dominierte Landschaft - Eifelrand und angrenzende Niederrheinische Bucht

Artenreiche Grünlandregionen der Mittelgebirge sind für die Erhaltung der Biologischen Vielfalt von Kulturlandschaften unerlässlich.

Biologische Vielfalt halbintensiv genutzter Grünländer: Ökolandbau / konventionell (nur organische Dünger bis 1,4 GV / ha). Löwenzahn-Aspekt einer halbintensiven Weide in der Westeifel (montane Stufe) Mitte Mai. Ökolandbau seit 2001, nur hofeigene organische Dünger, ca. 110-150 kg N/ha. Alpha-Diversität auf 10 m² < 20 Arten. Weißklee-Aspekt einer halbintensiven Mähweide im Juli, Osteifel. Konventioneller Betrieb mit Grünlandextensivierung (MSL) seit 1998. Nur hofeigene organische Dünger (110-150 kg N/h). Alpha-Diversität auf 10 m² wie beim Ökolandbau stets < 20 Arten.

Sehr artenreiche Goldhaferwiesen bei Nettersheim/Eifel. Derartige Wiesen werden seit mehr als 20 Jahren auch in der Futterration für Milchkühe verwertet.

Blütenreiche Kalkmagerrasen Heunutzung oder Beweidung durch Schafe, Ziegen und Rinder

Bördelandschaften Bevorzugte Ackerbauregionen sind seit dem Neolithikum vor allem die Bördelandschaften mit ihren besonders fruchtbaren Böden und den günstigen Klimabedingungen. Ihre wertvollen Ressourcen können nur durch angepasste landwirtschaftliche Nutzungen erhalten und weiterentwickelt werden. Um einen dauerhaften Beitrag dafür zu leisten, sind zielorientierte Kooperationen sowie gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Jägerschaft unverzichtbar.

Biologische Vielfalt heutiger - konventionell genutzter - Äcker in intensiv genutzten Ackerregionen

Charakteristika der Bördelandschaften - früher und heute Typisches Landschaftsbild Offenland-Charakter Produktive Nahrungsmittelerzeugung Strukturelemente in räumlicher Vernetzung mit produktiven Nutzflächen Typische Flora und Fauna. Schwerpunkt: typische Arten trockenwarmer Standorte ackerbaulich genutzter Offenlandschaften. Gebietsweise auch Gewässer-, Grünland- und Gehölzbiotope

Biologische Vielfalt ökologisch genutzter Äcker: Roggenbestand am Rand der Niederrheinischen Bucht mit relativ hoher Artenvielfalt

Project Field margins without herbicides in Germany Beginn des Vertragsnaturschutzes in der Eifel 1978-1980 Ackerbau ohne jede Düngung macht keinen Sinn - das wusste man schon zur Römerzeit! und ist naturschutzfachlich nicht nötig.

Vertragsnaturschutz, Kompensation, Greening: herbizidfreie Äcker und Ackerrandstreifen, Blühstreifen / Wiesensäume im Berg- und Flachland Herbizidfreie Ackerrandstreifen müssten beim Greening ebenfalls berücksichtigt werden.

Säume / lineare Maßnahmen Flächige Maßnahmen Maßnahmen auf Ackerflächen auf ganzen Schlägen Anlage und Pflege von Blühstreifen Uferrandstreifen Schwarzbrachestreifen Ackerrandstreifen Anlage und Pflege von Brach flächen: Blühbrache Kulturpflanzenanbau mit Naturschutzauflagen: weite Reihenabstände im Getreide Stoppelbrache Verringerung von / Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutzmittel Umwandlung von Acker in extensives Grünland (z.b. in Auen), wenn sinnvolle Verwertung des Aufwuchses gegeben ist

Kompensation als Ausgleich / Ersatz für Eingriffe (Weilerswist) Blühstreifen 2,5 ha Extensiver Ackerbau (7,5 ha)

Kompensation als Ausgleich / Ersatz für Eingriffe: Beispiel Gewerbegebiet Weilerswist

Funktionaler Ausgleich muss Vorrang haben! Bau einer Straße durch Äcker Eingriff Funktionaler Ausgleich Festsetzung (falsch!) Versiegelung Entsiegelung ( 4 (4) LG) - Zerschneidung der offenen Kulturlandschaft Biotopvernetzung innerhalb der Feldflur Flächige Gehölzpflanzung Beseitigung von (krautigen) Saumstrukturen und Äckern als Lebensraum Schaffung (krautiger) Saumstrukturen und Aufwertung von Äckern als Lebensraum Schaffung neuer Gehölzbiotope Beeinträchtigung der Lebensbedingungen von Arten der offenen Feldflur (bördetypische Arten) Förderung bördetypischer Arten durch Verbesserung ihrer Lebensbedingungen Zusätzliche Beeinträchtigung der bördetypischen Arten; Besiedelung mit biotoptypischen Arten fraglich

Vertragsnaturschutz : Lerchenfenster 2009: rund 500 Fenster im Rhein-Erft-Kreis

Feldlerchenprojekt Ziel: Lebensraum der Feldlerchen aufwerten Anlage von Lerchenfenstern (Fehlstellen, 20m 2 ) in Getreidebeständen ab Herbst 2009 Foto: Biostation Gütersloh/Bielefeld

Vertragsnaturschutz: Lerchenfenster

Wildpflanzenvermehrung der Biologischen Station Bonn

Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren für die Umsetzung des Vertragsnaturschutzes und der Kompensationsmaßnahmen in die Praxis 1. Solide ökologische und naturschutzfachliche Kenntnisse über die Lebensräume der Kulturlandschaft und ihre Nutzungen. 2. Grundkenntnisse über historische und moderne Landwirtschaft sowie ökonomische Fakten. 3. Klare naturschutzfachliche Zielsetzungen (auch Teilziele). 4. In Denkweisen, Planungen und Wertvorstellungen der Landwirte hineinversetzen und ernst nehmen. 5. Rechtzeitiges und angemessenes Feedback der Erfolge des Vertragsnaturschutzes und anderer Maßnahmen.

Natur- und Kulturerbe - zwei Seiten einer Medallie!

Mohn und Monet! Naturerbe und Kulturerbe Natur- und Kulturlandschaft