Unterrichtsgestaltung in WTX (neue Sichtweisen und Ideen) Während der letzten Jahre hat sich im Bereich der textilen Werkerziehung sehr viel verändert. HEUTE FRÜHER Lehrer bietet Thema / Produkte an, Schüler wählt aus. Produkt wird vom Lehrer vorgegeben. Fertigkeit, Entstehungsprozess und Endprodukt sind wichtig. Nur das Endprodukt zählt Schüler lernt durch experimentierendes Lernen, durch problemlösendes Lernen, ist am Entstehungs und Planungsprozess aktiv beteiligt. Mehrere Lösungen sind möglich. Lehrer und Schüler reflektieren und beurteilen gemeinsam. Lösungsvorschlag wird vorgegeben durch den Lehrer es gibt nur eine Lösung. Lehrer beurteilt. Einen Punkt der mir in diesem Zusammenhang sehr wichtig erscheint möchte ich herausgreifen um genauer auf ihn einzugehen. Nicht nur das Produkt steht im Mittelpunkt sondern auch der Entstehungsprozess und das Aneignen von Fähigkeiten.
Genauere Beobachtungen in der Arbeit mit Schülern, unterschiedliche Unterrichtssituationen und die Auseinandersetzung mit verschiedenen pädagogischen Richtungen halfen mir zu erkennen, dass der Entstehungsprozess alleine betrachtet nicht wirklich zu Ergebnissen führt. Ich muss bereits viel früher ansetzen. Bevor wir ein Werkstück beginnen können, also bereits vor dem Entstehungsprozess müssen wir den Kindern Fähigkeiten und Fertigkeiten vermitteln, die es Kindern erst ermöglichen, kreativ aktiv zu werden. Kinder können erst eine textile Fläche gestalten, wenn sie mindestens eine Technik die dies ermöglicht gelernt haben. Dabei wird bei der Unterrichtsplanung oft übersehen, dass Kinder um solche Basisfähigkeiten wirklich zu beherrschen eine Phase der Automatisierung, der Generalisierung brauchen, die wir ihnen oft nicht geben. Techniken werden häufig im Hinblick auf bestimmte Werkstücke gelernt, da sie für den Entstehungsprozess wichtig sind. Dabei brauchen Kinder oft die Hilfe der Lehrerin oder der Eltern, da oft viel zu schnell mit dem Werkstück begonnen wird und die Kinder keine Möglichkeit hatten sich mit der Materie auseinanderzusetzen, geschweige denn sie zu automatisieren. Zwei Wochen später können sie das Erlernte oft nicht mehr, was ganz natürlich ist. In anderen Fächern wäre es sicher ähnlich, würden wir den Kindern nicht Möglichkeiten schaffen, ihr Wissen zu automatisieren. Unterrichtsgestaltung, die Automatisierung ermöglicht. Wir haben in diesem Bereich einen großen Vorteil, da wir beim Lernen immer mit allen Sinnen arbeiten. Wir können Kindern helfen ihr Wissen dreifach zu speichern, indem wir ihnen Bilder anbieten, es vorzeigen wir wichtige Abläufe versprachlichen wir es mit ihnen Tun wir ihnen Möglichkeiten schaffen, es immer wieder zu tun
Um den Kindern die Möglichkeit der Wiederholung und Automatisierung zu bieten müssen wir: Abläufe in kleine Schritte zerlegen. Längerfristig denken und planen und eine Unterrichtssituation schaffen, die rein prozessorientiert ist und Zeit und Raum für individuelles Lernen bietet. Den Kindern Materialien zur Verfügung stellen, die selbsttätiges Lernen ermöglichen. Dazu ein Beispiel aus der Praxis: Thema: Bild mit Kreuzanschlag gestalten Angenommene Lernvoraussetzungen : Die Kinder können Fingerhäkeln und Fingerstricken, das Aufwickeln/Aufschlingen des Fadens auf die Hand können sie noch nicht. Kleine Schritte, nicht zuviel auf einmal: Mögliche Aufteilung: 1. Die Kinder wissen, wie der Faden um die Hand gelegt wird. 2. Die Kinder können den Beginn des Kreuzanschlages (1. Masche). 3. Die Kinder erlernen und automatisieren den Kreuzanschlag. (Bei sehr begabten Kindern kann ich Schritt 2 und 3 auch zusammenfassen) Längerfristig denken und planen und eine Unterrichtssituation schaffen, die rein prozessorientiert ist und Zeit und Raum für individuelles Lernen bietet. Die Kinder lernen den Kreuzanschlag schrittweise. Bei der Planung und Zeiteinteilung muss ich berücksichtigen: gibt es in der Klasse bereits offene Lernformen und ist eine Zusammenarbeit mit der Klassenlehrerin möglich (Auftrag aus dem Fach im Wochenplan.).
bietet sich diese Möglichkeit nicht, muss ich im Werkunterricht genügend Zeit einplanen: Gibt es Freiarbeit im Textilen Werken bereits kann ich sie dafür nutzen, während die Kinder noch an anderen Werkstücken arbeiten. Gibt es keine Freiarbeit kann ich eine Lernstation einrichten, die das Üben und Automatisieren ermöglicht, während die Kinder noch an anderen Werkstücken arbeiten. Den Kindern Materialien zur Verfügung stellen, die selbsttätiges Lernen ermöglichen. Einführung des ersten Lernschrittes: Die Kinder wissen, wie der Faden um die Hand gelegt wird. Bevor die Kinder mit dem für diese Einheit geplanten Werkstück beginnen oder es fortsetzen, wird der Schritt gemeinsam erarbeitet. In dieser Phase ist der Fokus nur auf das Lernen gerichtet. Gemeinsames Auflegen, Betrachten und Besprechen der Bildkarten.
Die Lehrerin zeigt es vor, während die Kinder die einzelnen Schritte ansagen. (Dabei wird immer wieder mit den Bildkarten verglichen, ob es stimmt). Einzelne Kinder zeigen den Ablauf. Alle Kinder bekommen Wollfäden = Übungsfaden um es immer wieder zu probieren. Spielerische Übungsformen: o Die Karten werden umgedreht. Die Kinder versuchen es auswendig. o Die Lehrerin zeigt einzelne Bilder, die die Kinder dann nachmachen. o Ein Kind legt den Faden um die Hand, dabei stoppt es irgendwann, die restlichen Kinder suchen das passende Bild. o Schritte werden angesagt, Kinder führen sie aus. o Wer kann es ganz schnell / ganz langsam. Die Lehrerin gibt den Kindern den Auftrag es gut zu üben und zeigt ihnen, wo sie die Bildkarten hinlegt. (Die Lehrerin erinnert immer wieder daran, fragt zu Beginn der darauffolgenden Stunde nach, lässt es einigen Kindern zeigen. Wenn die Kinder zwischenzeitlich keine Übungsmöglichkeit hatten (Gesamtunterricht) sollten sie vor dem nächsten Schritt noch üben können). Die Schritte 2 und 3 werden ebenso erarbeitet, auch hier erhalten die Kinder die Möglichkeit des Übens und Automatisierens. Bildkarten zweiter Schritt:
Bildkarten dritter Schritt: Bei Beginn des Werkstücks, ist die Technik schon gut automatisiert und die Kinder können ihre Aufmerksamkeit auf Entwurf, Gestaltung, Farben, Kreativität, Genauigkeit,. lenken. Heidi Schoeller