Das Arztzeugnis aus arbeitsmedizinischer Sicht Dr.med. Denise Steiner FMH Arbeitsmedizin AEH Zentrum für Arbeitsmedizin, Ergonomie und Hygiene AG Brunnmattstr. 45 3007 Bern AEH Zentrum für Arbeitsmedizin Spin-off der ETH Zürich, gegründet 1996 Hauptsitz in Zürich Niederlassungen in Bern und Lausanne Interdisziplinäres Team: Ärzte Arbeitspsychologen Arbeitshygieniker Case Manager Ergonomen Physiotherapeuten Sicherheitsingenieure Weitere Infos: www.aeh.ch Arbeitsbelastung (Resultate EWCS 2010) Arbeitsbelastung (Resultate EWCS 2010) Zunahme der meisten physischen Belastungen Beschwerden Bewegen schwerer Lasten Niedrige Temperaturen Schmerzen Schulter / Nacken Lärm 2010 2005 Rückenschmerzen Umgang mit chem. Produkten Tabakrauch Kopf / Augenschmerzen EU 0 5 10 15 20 25 30 35 Schlafstörungen CH Zunahme der meisten psychischen Belastungen Depressionen / Angstgefühle Termindruck Hautprobleme Arbeitsunterbrechungen Lärm 2010 2005 0 10 20 30 40 50 60 Arbeitstage > 10h 0 20 40 60 80 Quelle: EWCS 2010 Quelle: EWCS 2010 Gesundheitsreport 2012 TK (Deutschland) Kurz- und Langzeiterkrankungen Durchschnittliche Fehlzeit 2011: 12.8 Tage Zunahme 2006 2011 21.6% Diagnosen 2011: Tendenz (5 Jahre) Muskuloskeletale Beschwerden + 10% Atemwege + 15% Psychische und Psychiatrische St. + 60% Verletzungen + 10% Beschwerden Verdauungssystem 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18% 20% = Langzeiterkrankungen: 4.4% der Arbeitsunfähigkeitsfälle Verursachen 41.6% der Fehltage Quelle: TK Gesundheitsreport Quelle: AOK Gesundheitsreport 1
Burnout Definition der Arbeitsunfähigkeit In aller Munde, aktuell noch selten (0.094 Tage Ausfall / MA und Jahr) Arbeitsunfähigkeit (AUF) ist die durch eine Beeinträchtigung der körperlichen, geistigen oder psychischen Gesundheit bedingte, volle oder teilweise Unfähigkeit, im bisherigen Beruf oder Aufgabenbereich zumutbare Arbeit zu leisten. Bei langer Dauer wird auch die zumutbare Tätigkeit in einem anderen Beruf oder Aufgabenbereich berücksichtigt. Quelle: AOK Gesundheitsreport AUF: nicht versicherte Faktoren Die Rolle des Arztes Alter Wirtschaftslage Situation auf dem Arbeitsmarkt Stellenlosigkeit Soziokulturelle Faktoren Familiäre Verhältnisse Bildungsstand Sprache Ethnie Religion Motivation Aggravation Die Beurteilung der AUF ist eine ärztlichtherapeutische Tätigkeit Sie soll Teil eines Therapiekonzeptes sein Ihre Wirkungen und potentiellen Nebenwirkungen sollen bedacht werden Diese Faktoren können Ausgang von Fehlbeurteilungen in der AUF sein Grundsatz der AUF-Attestierung Tätigkeitsbezogenheit der AUF Diagnose per se begründet keine AUF AUF-Beurteilung: Vergleich Fähigkeitsprofils mit Anforderungen des Arbeitsplatzes Was geht noch? Was geht nicht mehr? Was wird gefordert? Jede AUF-Beurteilung muss sich auf eine spezifische Tätigkeit beziehen Tätigkeit / Aufgabenbereich muss bekannt sein! 2
Tätigkeit / Aufgabenbereich Dauer der AUF-Beurteilung Was tun, wenn Tätigkeit nicht bekannt ist? Arbeitsanamnese Angaben bei Arbeitgeber und / oder zuständiger Versicherung einholen AUF immer von. bis. Regelmässige Überprüfung der AUF Es gibt kein bis auf weiteres Arbeit kann nicht nur am Montag wieder aufgenommen werden Fallstrick Teil Arbeitsfähigkeit Vor lauter Fokussierung auf Diagnose, Therapie und Verlauf werden die noch vorhandenen Funktionen und eine mögliche Teil-AUF /Teil-AF vergessen. Teil-Arbeitsfähigkeiten sollten berücksichtigt werden! Ohne weitere Informationen bezieht sich %-Angabe auf die Arbeitszeit Reduzierte Leistung bei voller Arbeitszeit benennen Bei Teil-AUF angeben, welche Tätigkeiten ausgeführt resp. welche nicht ausgeführt werden dürfen Rückdatierung von Zeugnissen Lange andauernde AUF Möglichst keine rückdatierten Zeugnisse ausstellen Falls nicht vermeidbar, auf Zeugnis vermerken Müssen medizinisch plausibel sein Dauert die AUF an, so muss die Ärztin beurteilen, welche anderen Tätigkeiten dem Arbeitnehmer zugemutet werden Können! Rechtlich nicht verboten aber heikel 3
Rücksprache mit Arbeitgeber Kontakt ist positiv Keine Diagnosen nennen (Schweigepflicht) Dauer und Intensität, ev. auch Prognose erläutern Bei Teil-AUF mögliche Einschränkungen besprechen AG hat ev. Ersatzarbeit In schwierigen Fällen Arbeitsarzt Das detaillierte Arbeitsunfähigkeitszeugnis Einfaches Arbeitsunfähigkeitszeugnis SIM Einfaches Arbeitsunfähigkeits zeugnis St. Gallen Der Prozess nicht das Formular ist wichtig Ablaufkonzept Benötigt Betrieb vom Arzt weitere Auskünfte detaillierten Zeugnis Dazu muss er Arbeitsplatzbeschreibung abliefern Dies ermöglicht dem Arzt ein tätigkeitsadaptiertes Zeugnis auszustellen 4
Arbeitsplatzbeschreibung SIM Arbeitsplatzbeschreibung St. Gallen Detailliertes Arbeits- Unfähigkeitszeugnis SIM Detailliertes Arztzeugnis Winterthur Aussagekraft Arztzeugnissen Das Fehlzeitenmanagement Ärztliche Zeugnisse sind private Urkunden Jeder Arzt ist berechtigt, Zeugnis auszustellen Zeugnis kann jederzeit hinterfragt werden Arbeitgeber kann Zweitmeinung durch Arzt seines Vertrauens verlangen MA haben Mitwirkungs- /Schadenminderungspflicht Es kann vom Betroffenen verlangt werden, dass er in entsprechende fachärztliche Betreuung geht Das Fehlzeitenmanagement ist ein definierter Prozess mit systematischer Datenerfassung Bestandteil des Gesundheitsmanagementes Ziel: Fehlzeiten reduzieren Probleme frühzeitig erkennen Wiedereingliederung unterstützen Gesundheitsbedingte Berentungen vermeiden 5
Konzept Fehlzeitenmanagement Fazit Verlauf der Absenz erkennen Frühzeitige Kontaktaufnahme mit Erkranktem / Verunfalltem Rückkehrgespräche AUF-Beurteilung verlangt Kenntnis über Gesundheitszustand und Arbeitsplatz Zusammenarbeit Arzt Arbeitnehmer Arbeitgeber Teil-AUF berücksichtigen Bei Teil-AUF reduzierte Leistung berücksichtigen AEH 6