Aktuelle epidemiologische Situation EHEC/HUS

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Transkript:

Landesamt für Gesundheit und Soziales Abteilung Gesundheit Infektionsschutz, Prävention Aktuelle epidemiologische Situation EHEC/HUS Gemeinschaftstagung Schlemmin 08. Juni 2011 Dr. med. Martina Littmann Enterohämorrhagische Landesamt für Gesundheit E. und coli Soziales (EHEC)/ Hämolytisch-Urämisches Syndrom (HUS) Erreger: gramnegative Stäbchenbakterien, Fähigkeit zur Bildung bestimmter Toxine Infektionsdosis: nur 10-100 Erreger ausreichend IKZ: EHEC 3-4 (2-10) Tage HUS 5-12 Tage nach Auftreten des Durchfalls Übertragung: Symptome: fäkal-oral (orale Aufnahme von Fäkalspuren) kontaminierte Lebensmittel, direkter Kontakt zu Wiederkäuern, Mensch-Mensch leichte bis wässrige Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen in 10-20 % blutige Durchfälle mit Fieber in 5-10 % HUS (Nierenversagen, Thrombozytopenie, hämolytische Anämie) - Letalität 1-2 % Therapie: symptomatisch; AB-Gabe umstritten (Verlängerung Erregerausscheidung, Forcierung der Toxinausschüttung) Plasmapherese, Dialyse; ggf. alternativ Versuch der i. v. Antikörpertherapie mit Eculizumab (Blockierung des Komplementsystems; Folie 2 Verhinderung der Erythrozytenzerstörung) 1

Enterohämorrhagische Landesamt für Gesundheit und E. Soziales coli (EHEC)/ Hämolytisch-Urämisches Syndrom (HUS) Epidemiologische Situation (Stand 06.05.2011 15 Uhr) Deutschland: Elektronische Survnet-Daten: 1.683 EHEC-Fälle (61 % weiblich; 88 % > 20 Jahre) 642 HUS-Fälle (68 % weiblich; 88 % > 20 Jahre) 21 gemeldete Sterbefälle (7x EHEC; 14x HUS) Als Ausbruchsstamm für aktuelles Geschehen vom NRZ EHEC O 104 identifiziert (bisher bei ca. 1.300 eingegangenen Verdachtsproben 375 Nachweise) Folie 3 Landesamt Enterohämorrhagische für Gesundheit E. coli und (EHEC)/ Soziales Hämolytisch-Urämisches Syndrom (HUS) Epidemiologische Situation M-V (Stand 07.06.2011) Insgesamt 137 Meldungen (EHEC/HUS), davon: 100 gemeldete EHEC-Infektionen/-Verdachtsfälle (exclusive nur klinischer Verdachtsfälle ); 13x < 18 Jahre 37 HUS/HUS-Verdachtsfälle (5x <18 Jahre); 1 Sterbefall 109 Hospitalisierungen (alle HUS und 72 EHEC) In mind. 11 Fällen vom NRZ EHEC O 104 identifiziert 7/6 1 EHEC/HUS 4/2 4/6 2/2 6 4 7/3 4 2 3/2 22/7 0! 3/2 1 29/7 1 Derzeit besonders betroffen: - LWL - PCH - RUE - HRO Folie 4 2

Kumulative Landesamt für Gesundheit Meldungen und von Soziales HUS/HUS- Verdacht und EHEC/EHEC-Verdacht in M-V 160 140 120 HUS/HUS-Verdacht EHEC/EHEC-Verdacht Gesamtmeldungen Umstellung Meldung 118 130 137 100 80 84 92 92 84 96 100 60 49 61 63 61 40 20 0 35 34 32 31 34 37 29 23 20 23 15 13 14 8 12 7 10 24.05. 25.05. 26.05. 27.05. 30.05. 31.05. 01.06. 03.06. 06.06. 07.06. Folie 5 Landesamt für Gesundheit und Soziales Geschlechtsverteilung bei gemeldeten Ausbruchsfällen in M-V weiblich männlich 38% 62% EHEC-Fälle HUS-Fälle 47% weiblich männlich 53% Folie 6 3

Landesamt für Gesundheit und Soziales Altersverteilung bei gemeldeten Ausbruchsfällen in M-V 14% 86% >18 Jahre < 18 Jahre HUS-Fälle EHEC-Fälle 13% 87% > 18 Jahre < 18 Jahre Folie 7 Hygieneempfehlungen Landesamt für Gesundheit und beim Soziales Umgang mit EHEC-/HUS-Patienten Expositionsprophylaxe in medizinischen Einrichtungen www.rki.de: Hygienemaßnahmen bei stationären Patienten mit HUS bzw. blutigen Durchfällen durch Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) Standardhygiene Kontakt mit (fragl.) EHEC-Trägern / Infizierten unter Nutzung von Handschuhen u. Kittel Händehygiene, einfachste Desinfektionsmittel (Wirkbereich A) ausreichend spezifische Hygienemaßnahmen (z. B. Mund-Nasen-Schutz) bei Tätigkeiten wie Endoskopie Einzelzimmer- / Kohorten- Isolierung symptomatischer Patienten Folie 8 4

Landesamt für Gesundheit und Soziales Hygieneempfehlungen beim Umgang mit EHEC-/HUS-Patienten Expositionsprophylaxe in der privaten Häuslichkeit einfache aber korrekte Händehygiene, ggf. Händedesinfektion wenn möglich, eigene Toilette eigene Waschutensilien eigenes Bett keine Zubereitung von gemeinsamen Essen wenn möglich Kochwäsche (vor allem Unterwäsche) / desinfizierendes Waschmittel Folie 9 Landesamt für Gesundheit und Soziales Wiederzulassungsempfehlungen bei Erkrankten nach IfSG Erkrankte: Tätigkeits- und Besuchsverbot für Erkrankte und Ausscheider gemäß - 34 IfSG (1 und 2) für Gemeinschaftseinrichtungen (GE) - 42 IfSG (1 und 2) für Beschäftigte im Lebensmittelbereich Wiederzulassung nach klinischer Genesung und dem Vorliegen von 3 negativen Stuhlproben i. A. von 1-2 Tagen Außerhalb dieser Bereiche Wiederzulassung nach klinischer Genesung Folie 10 5

Landesamt für Gesundheit und Soziales Wiederzulassungsempfehlungen bei Kontaktpersonen Kontaktpersonen: Tätigkeits- und Besuchsverbot gemäß 34 IfSG (3) für Wohngemeinschaften (und GE): kann aufgehoben werden, solange - keine Symptomatik besteht, - empfohlene Hygieneregeln eingehalten werden. - zusätzlich 1-3 Stuhlproben i. A. von 1-2 Tagen (i. A. mit dem Gesundheitsamt) Kontaktpersonen zu Beschäftigten im Lebensmittelbereich Untersuchung durch 3 Stuhlproben, Wiederzulassung frühestens nach Vorliegen von mind. 1 negativer Stuhlprobe am Ende der IKZ sowie unter Einhaltung festgelegter Hygienemaßnahmen Außerhalb dieser Bereiche keine Tätigkeitsbeschränkungen Folie 11 Landesamt für Gesundheit und Soziales Fazit und Schlussfolgerung Sowohl die deutschlandweiten Zahlen zu HUS und EHEC als auch die Ergebnisse der Surveillance blutiger Durchfälle in Notaufnahmen lassen einen leicht rückläufigen Trend erkennen, noch keine Entwarnung In M-V nur noch geringer Anstieg der Meldezahlen Verhältnis EHEC- zu HUS-Fällen in M-V ca. 3 : 1 (vor allem junge Frauen) Nach wie vor keine anmanestisch eindeutigen Hinweise auf mögliche Infektionsquelle Folie 12 6

Wichtige Landesamt für Internet-Adressen Gesundheit und Soziales www.rki.de (Allgemeines, Meldeformulare, Hygienemaßnahmen, Teilnahme Surveillance, Falldefintionen, Hinweise zur Diagnostik etc.) www.bfr.de (u. a. Informationen zum Verbraucherschutz, Nachweise in Lebensmitteln etc.) www.bzga.de (Informationen für die Allgemeinbeölkerung) www.dgfn.eu (z. B. Therapieempfehlungen) www.lagus.mv-regierung.de (u. a. Pressemitteilungen mit aktuellen Zahlen) Folie 13 7