Gedächtniskonzepte der Kulturwissenschaft Desiree Hebenstreit Universität Wien Erasmus-Intensiv-Programm EIP Die Transformation von 'Mitteleuropa'. Identitätspolitiken und Erinnerungskonstruktionen vor und nach dem Ersten Weltkrieg 2.2.2014-15.2.2014, Universität Wien
Gedächtniskonzepte in der Literaturwissenschaft 1) Gedächtnis der Literatur 2) Gedächtnis in der Literatur 3) Literatur als Medium von Gedächtnis
Grundlagen der Gedächtnisforschung I Individuelles Gedächtnis Kommunikatives Gedächtnis
Grundlagen der Gedächtnisforschung II Kommunikatives Gedächtnis kulturelles Gedächtnis
Kollektives Gedächtnis kommunikatives Gedächtnis - collected memory kulturelles Gedächtnis - collective memory Individuell; sozial und kulturell geprägt kulturelle Vergegenwärtigung, Erinnerung der Vergangenheit mittels Institutionen und Praktiken Gedächtnis als Kulturphänomen Kultur als Gedächtnisphänomen Gedächtnis auf psychischer Ebene Gedächtnis auf sozialer Ebene
"Es gibt aber auch kein vom Individuum abgelöstes, allein in den Medien und Institutionen verkörpertes Kollektivgedächtnis." (Erll/Nünning, 250)
Gegensatzpaare Gedächtnis vs. Erinnerung Speicher vs. Prozess Speichergedächtnis vs. Funktionsgedächtnis Gedächtnis Geschichte? Gedächtnis Identität?
Grundlagen III: Textbegriffe Kultureller Text Literarischer Text Kollektiver Text
1. Gedächtnis der Literatur Intertextualität: Forschungsansatz seit den 1920ern Literatur als Symbolsystem - Sozialsystem
Wandel des Textbegriffs? Text Literarischer Text Gesellschaft Kultur? Kritik am Assmannschen Textbegriff "Literarische Texte werden mit distinkten Merkmalen ausgestattet - fiktionale Privilegien wie die Möglichkeit zur Innenweltdarstellung, Polyvalenz, Interdiskursivität, aber auch Entpragmatisierung sowie ein eingeschränkter Anspruch auf Referenzialität und Objektivität" (Erll/Nünning, S.258)
2. Gedächtnis in der Literatur Darstellung des Erinnerungsprozesses / Repräsentation von Erinnerung Darstellung des Erinnerungsanlasses / Multiperspektivität "Das romanhafte Dialogwort als Wort der Kultur ist Träger des lebendigen Gedächtnisses; das monologische, auf einer Wahrheit beharrende Wort befördert hingegen das monumentale bzw. erstarrte Gedächtnis der Geschichte." (Oliver Scheiding)
3. Literatur als Medium von Gedächtnis Speichermedium Zirkulationsmedium kultureller Text Texte (Jan und Aleida Assmann) kultureller Text Gegenstand der Erinnerung (z.b. Bibel, Ilias, Triumphbogen) Rezeption geprägt von Ergriffenheit Erinnerungsanlass "kultureller Text" als spezielle Lesart, als Art der Rezeption: semantische und historische Verkürzung kollektiver Text Zeitung, Fernsehdoku, Webseite, literarischer Text wird nicht als Gegenstand erinnert unverbindliche Sinnangebote; erzeugt durch Art der Aneignung, Rezeption als Wirklichkeitsversion, Herstellung von Realitätsbezug; ideologische/didaktische und normative Funktion Gedächtnisbildung und Reflexion; Rhetorik des kollektiven Gedächtnisses
Perspektiven * Verbindung von Gedächtnistheorie und Literaturwissenschaft wird die Präsenz der Literaturwissenschaft fördern und ihre Stimme im gesamtgesellschaftlichen Diskurs stärken (Erll/Nünning) * Hauptherausforderung der Gedächtnisforschung: Wirkungs- und Rezeptionsforschung
Thesen zur Diskussion "Es geht nicht um eine Erforschung der Vergangenheit per se, sondern eher darum, wie eine bestimmte Vergangenheit erinnert wird." (Assmann, lt. Metzler S.95) "Die Beschränkung auf kanonische Texte verweist auf ein tiefer liegendes Problem des Assmannschen Ansatzes, nämlich des Postulates eines singulären kollektiven Gedächtnisses mit der dazu gehörenden substantiellen Kollektividentität." (Neumann, S.163)
Fragen * Welche Terminologien der Gedächtnisforschung sind in Ihren Disziplinen dominant? * Welche Aspekte und Unterscheidungen sind für Ihre Disziplin am wichtigsten/interessantesten? * Inwiefern kann das kulturelle Gedächtnis verschiedene Perspektiven zum Ausdruck bringen und wie werden diese wirksam? Gibt es da Unterschiede bei den kulturellen Objekten?
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!