Dr. Holger Krimmer Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. ZiviZ-Survey 2012: Ergebnisse im Überblick

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Transkript:

Dr. Holger Krimmer Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft ZiviZ-Survey 2012: Ergebnisse im Überblick ZIVILGESELLSCHAFT VERSTEHEN. ENGAGEMENT FÖRDERN. Erkenntnisse aus der Wissenschaft. Empfehlungen an die Praxis.

ZiviZ-Survey 2012: Ergebnisse im Überblick Dr. Holger Krimmer Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Diskussion in der FAZ, 20.7.2013

Diskussion in der FAZ, 20.7.2013

Diskussion in der FAZ, 20.7.2013

1. Ausgangspunkt) Wie zivilgesellschaftlich ist der Dritte Sektor? Vitalisierung der Demokratie, oder: Entpolitisierung durch Zivilgesellschaft? Inklusion und freier Diskurs, oder: Exklusion und Klüngelei in Drittsektor-Organisationen? Gleiche Partizipationschancen, oder: Soziale (Geschlechter-)Ungleichheit durch Vereine?

2. Ausgangspunkt) Dauerberichterstattung Zivilgesellschaft Ziel von ZiviZ: Dauerberichterstattung Zivilgesellschaft Kontinuierliche Observation zivilgesellschaftlicher Prozesse 1. Schritt: Auswertung der URS-Daten in Kooperation mit dem Statistischen Bundesamt (2011) Kritik der Daten: nur ökonomische Sichtweise; das genuin Zivilgesellschaftliche ist nicht erfasst. Ziel eines zu entwickelnden Surveys: Möglichst umfassende Beschreibung der organisierten Zivilgesellschaft

Gliederung 1) Der ZiviZ-Survey 2) Strukturen und Bereiche 3) Bürgerschaftliches Engagement in Drittsektor-Organisationen 4) Finanzierung 5) Zusammenfassung und Bewertung

Der ZiviZ-Survey Erhebung von Organisationen des Dritten Sektors Entwicklung einer überblicksorientierten Indikatorik Gleichzeitig Fokus auf Fragen der Zivilgesellschaftlichkeit Zugang über die Rechtsformen: Eingetragener Verein privatrechtliche Stiftung Genossenschaft gemeinnützige GmbH Erhebung der vollständigen Grundgesamtheitsdaten über amtliche Register und Verzeichnisse. Erhebungsstichprobe von 20.000 Fällen Der ZiviZ-Survey

Befragungsstatistik

Haupttätigkeitsfelder (in %) Strukturen und Bereiche Daten: ZiviZ-Survey 2012

Gründungsjahre der Organisationen nach Rechtsform (in %) Daten: ZiviZ-Survey 2012

Gründungsjahre der Organisationen nach Rechtsform (in %) Daten: ZiviZ-Survey 2012

Entwicklung der Vereine in Deutschland (in Anzahl) 700.000 Zahlen vor 1989 für Westdeutschland 500.000 594.000 580.300 416.000 300.000 286.000 100.000 86.000 121.000 189.000 1960 1970 1980 1990 1996 2005 2012 Daten: Johns Hopkins Project, Vereinsstatistik V&M Service, ZiviZ-Survey 2012

Wichtigste Entwicklungen Insgesamt hohe Gründungsaktivitäten im Dritten Sektor nach 1991: Vereine: Stiftungen: ggmbhs: Genossenschaften: 42 % nach 1991 gegründet 75 % nach 1991 gegründet 75 % nach 1991 gegründet 25 % nach 1991 gegründet Wachstumsbereiche: Bildung und Erziehung, Gesundheitswesen, Bürger- und Verbraucherinteressen (ca. 40 % seit 2000 gegründet) Kommunaler Handlungsradius ist die Regel (72 %) In den letzten Jahren starke Zunahme von Fördervereinen

Jährliche Einnahmen in Euro (in %) Finanzierung Daten: ZiviZ-Survey 2012

Bezug öffentlicher Mittel nach Bereich (in %) Typ I: Selbstorganisierte Finanzierung Typ II: Staatsorientierte Finanzierung Typ III: Marktorientierte Finanzierung Daten: ZiviZ-Survey 2012

Öffentliche Mittel als Haupteinnahmequelle nach Höhe der Einnahmen (in %) Daten: ZiviZ-Survey 2012

Öffentliche Mittel nach föderaler Ebene (in %) Daten: ZiviZ-Survey 2012

Materielle Unterstützung nach Rechtsform (in %) Daten: ZiviZ-Survey 2012

Art der Unterstützung (in %, Mehrfachnennungen möglich) Daten: ZiviZ-Survey 2012

Unterstützende Akteure (in %, Mehrfachnennungen möglich) Daten: ZiviZ-Survey 2012

O-Töne: Handlungsbedarfe aus Sicht der Befragten Kleine Vereine und Verbände in kleinen Gemeinden werden einfach nicht wahrgenommen und erfahren nur minimale Unterstützung. Konkurrenz: Wünschenswert wäre, dass auch kleinere Organisationen mit wenigen Mitarbeitern bessere Möglichkeiten bei Projektausschreibungen, Preisvergaben, Sponsoring etc. bekommen. Durch die Verstärkung der großen Mitbewerber (Museen) durch Agenturen und eigene Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit und Sponsoring wird es für kleinere Bewerber immer schwieriger Förderungen zu bekommen. Bürokratie: Vereinfachung oder kostenlose Hilfestellung bei der Beantragung von Fördermitteln, insbesondere EU Mittel. Transparente Vergabe von Fördermitteln, Bußgeldern usw. Gleichberechtigung: Wir möchten hier im Ort gleichgesetzt werden mit dem größten ansässigen Verein und gleiches Recht besitzen, leider haben wir dies nicht und bekommen keinerlei Unterstützung bei unseren laufenden Kosten. Der andere Verein hat alle Miete frei!

Engagement und Beschäftigung in Drittsektor-Organisationen (in %) Engagement und Beschäftigung Daten: ZiviZ-Survey 2012

Geleistete Engagement (insg. 17,5 Mio.) nach Rechtsform (in %) Daten: ZiviZ-Survey 2012

Entwicklung des Umfangs hauptamtlicher Beschäftigung seit 2007 (in %) Daten: ZiviZ-Survey 2012

Entwicklung des Umfangs bürgerschaftlichen Engagements seit 2007 (in %) Daten: ZiviZ-Survey 2012

Strukturwandel: Auflösung von Mitgliedschaftsstrukturen? Vereine: Entwicklung des Engagements nach Mitgliedschaft (in %) Daten: ZiviZ-Survey 2012

Weitere Befunde Größter Teil des Engagements in kleinen Vereinen Wahrnehmung von Mobilisierungsproblemen häufig stärker ausgeprägt aus tatsächliche Entwicklungen des Engagements Mobilisierungsprobleme insbesondere in kleinen Vereinen ohne hauptamtliche Beschäftigung Gewinnung ehrenamtlicher FunktionsträgerInnen stärker ausgeprägt als Gewinnung bürgerschaftlich Engagierter Alterslastige Engagementstrukturen bedeuten keine Mobilisierungsprobleme

Bewertung und Interpretation Starkes quantitatives Wachstum von Drittsektor-Organisationen Eher positive Wahrnehmung der Engagemententwicklung in Vereinen Kleine Vereine organisieren das meiste Engagement, haben zugleich die größten Probleme bei der Mobilisierung von Ressourcen Bewertung und Interpretation Starke Verberuflichung von Feldern mit ausgeprägter Konkurrenz zu privatwirtschaftlichen Anbietern Eher Koexistenz denn Kooperation von Haupt- und Ehrenamt? Starke Segregation des Sektors in einen (sozial-)staatsnahen, einen marktnahen Bereiche und einen Bereich gesellschaftlicher Selbstorganisation Ökonomisierung als Auflösung zivilgesellschaftlicher Selbstorganisation?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!