Energiebarometer Herbst 2014 Das VDI-Energiebarometer ist eine regelmäßige Befragung der mit den Themen der Energietechnik assoziierten Mitglieder des VDI Verein Deutscher Ingenieure. Ziel ist es, die Entwicklung des heterogenen Energiesektors branchenspezifisch zu analysieren und so Entwicklungen der unterschiedlichen Energieträger aufzuzeigen. Zu Beginn wurden die Befragungsteilnehmer unabhängig von Ihrer eigenen Branche gebeten, Ihre Einschätzung der größten Entwicklungspotenziale bei der Strombereitstellung in Deutschland in den kommenden fünf Jahren abzugeben. Abb. 1: Erwartete Entwicklungspotenziale in den kommenden fünf Jahren (n=774) Diese Frage wurde von 774 Teilnehmern beantwortet. Die Resultate in Abbildung 1 zeigen einen deutlichen Vorsprung der Windenergietechnik und dezentraler KWK-Anlagen, gefolgt von der Solarenergietechnik. Diese Technologien sind wichtiges Rückgrat der zukünftigen Energieversorgung. Insbesondere die Bewertung dezentraler KWK-Anlagen erscheint als wichtiger Ausgleich zum fluktuierten Strom aus erneuerbaren Energien. Im Vergleich zur Erhebung aus dem Januar dieses Jahres hat sich die Einschätzung im Bereich Erdgas verschlechtert. Hier spiegelt sich die politische Lage im Hinblick auf die russische Außenpolitik wider.
Im Folgenden wurden die Befragungsteilnehmer gebeten, sich ihren Branchen zuzuordnen. 558 Teilnehmer konnten sich hierbei eindeutig zuordnen. Sie verteilen sich dabei wie in Abbildung zwei im Uhrzeigersinn dargestellt. Abb. 2: Eindeutige Branchenzuordnung der Befragungsteilnehmer (n=558) Insbesondere die Windenergietechnik als regenerative Technologie sowie die unterstützenden Branchen wie die Energieberatung sind deutlich im Aufwind. Bei den Ingenieuren scheint die Energiewende angekommen zu sein. kommentiert VDI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Udo Ungeheuer die Ergebnisse des Energiebarometers im Herbst 2014.
Branchenentwicklung Die Befragten wurden gebeten, die wirtschaftliche Entwicklung ihrer eigenen Branche in den nächsten drei Monaten auf einer fünfstufigen Likert-Skala (1= sehr negative Entwicklung, 2= negative Entwicklung, 3= stagnierende Entwicklung, 4= positive Entwicklung, 5=sehr positive Entwicklung) einzuschätzen. Hieraus ergibt sich folgendes Bild (vgl. Abb. 3) Abb. 3: Einschätzung der Branchenentwicklung in den nächsten 3 Monaten Bei der Frage nach der Branchenentwicklung zeigt sich tendenziell eine Konzentration auf die technologiegetriebenen Branchen. Überdurchschnittliche Entwicklungen werden dem Energiemanagement, der Energieberatung, der Windenergietechnik, der Forschung und Wissenschaft, der elektrischen Energietechnik sowie dezentralen KWK-Anlagen bescheinigt. Unter den Technologien ist die Windenergie im Vergleich zur Vorbefragung aus dem Januar 2014 der deutliche Gewinner und zeigt großes Potenzial. Braunkohle-Kraftwerke schneiden vergleichsweise schlecht ab. In dieser Einschätzung spiegeln sich die geringen Stromgroßhandelspreise wieder.
Wettbewerbsfähigkeit Im Folgenden geht es um die Konkurrenzfähigkeit der betrachteten Branchen im internationalen Kontext. Die Befragten wurden gebeten, auf einer fünfstufigen Likert-Skala anzugeben, wie sie die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Branche im internationalen Vergleich einschätzen. Die Skala reicht dabei von 1= sehr schlecht, 2= schlecht, 3= neutral, 4= gut bis 5= sehr gut (vgl. Abb. 4). Abb. 4: Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich Die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland zeigt insgesamt ein sehr positives Bild. Nur die Steinkohle-Kraftwerkstechnik sowie die Nuklearenergie werden unterdurchschnittlich bewertet. Großer Gewinner dieser Erhebung ist auch im punkto Wettbewerbsfähigkeit die Windenergietechnik, deren Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit von einem ohnehin schon hohen Niveau noch deutlich gestiegen ist.
Unternehmensentwicklung Als nächstes wurden die Befragten gebeten, einzuschätzen, wie sich das eigene Unternehmen in den kommenden drei Monaten wirtschaftlich entwickeln wird. Die Antwortmöglichkeiten erstrecken sich wiederum auf einer fünfstufigen Likert-Skala (1= sehr negative Entwicklung, 2= negative Entwicklung, 3= stagnierende Entwicklung, 4= positive Entwicklung, 5= sehr positive Entwicklung). Die Resultate sind in Abbildung 5 veranschaulicht. Abb. 5: Einschätzung der Unternehmensentwicklung Bei der Frage nach der Einschätzung der wirtschaftlichen Unternehmensentwicklung sind, ebenfalls wie bei der Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit, nukleare Kraftwerkstechnik und Steinkohlekraftwerke die Technologien, die die schlechtesten Perspektiven aufweisen. Hingegen bewegt sich die Windenergietechnik weiterhin auf hohem Niveau, wenngleich sie im Vergleich zur Befragung vom Januar 2014 leichte Einbußen hinnehmen musste. Auf hohem Niveau befinden sich ebenfalls Branchen, die systemische Aspekte aufgreifen, wie beispielsweise die Energieberatung oder das Energiemanagement. Aufgrund der Komplexität des Versorgungssystems ist vor allem die Energieberatung im Aufwind.
Innovationsaktivitäten Des Weiteren wurden Innovationsvorhaben hinsichtlich Produkten, Verfahren und Dienstleistungen thematisiert. Die Teilnehmer wurden befragt, wie Sie die Aktivität ihres Unternehmens hinsichtlich Innovationsvorhaben in den nächsten drei Monaten einschätzen. Die Antwortmöglichkeiten erstrecken sich hierbei von 1= stark sinkend, 2= sinkend, 3= konstant, 4= steigend 5= stark steigend (vgl. Abb. 6). Abb. 6: Einschätzung der Innovationsaktivitäten Im Vergleich zur Vorbefragung im Januar 2014 ist die Innovationsneigung insgesamt betrachtet konstant. Bei der Windenergie, die im Vergleich zur Vorbefragung bei wirtschaftlicher Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit punktet, fällt auf, dass der Anteil der Befragten, die keinerlei Innovationsneigung angaben, gesunken ist. Ebenfalls ist die Innovationsneigung in der geothermischen Energietechnik rückläufig.
Fachkräfte Die Teilnehmer wurden gebeten, auf einer fünfstufigen Likert-Skala die Verfügbarkeit von Ingenieuren als Fachkräfte für ihr Unternehmen einzuschätzen. Dabei reicht die Skala von 1= sehr schlecht, 2= schlecht, 3= mittelmäßig, 4= gut bis 5= sehr gut. Es ergibt sich folgendes Bild (vgl. Abb. 7). Abb. 7: Verfügbarkeit von Ingenieuren als zu rekrutierende Fachkräfte Wie Abbildung 7 zeigt, hat sich die Fachkräftesituation im Vergleich zur Vorbefragung insgesamt leicht positiv verändert und befindet sich auf einem mittelmäßig bis guten Niveau. Eine unterdurchschnittliche Versorgung mit Fachkräften geben nur die Branchen nukleare Kraftwerkstechnik und dezentrale KWK-Anlagen sowie die Energieverfahrenstechnik an. In den meisten Branchen ist die Neigung, neue Ingenieure einzustellen, vorhanden.