Risiko- und Anlagemanagement



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Transkript:

Risiko- und Anlagemanagement Risikomanagement Ein umfassendes Risikomanagement hat höchste Priorität und ist integraler Bestandteil der Geschäftssteuerung der Helvetia Gruppe. Dies insbesondere vor dem Hintergrund der 2014 erfolgten Übernahme der Nationale Suisse Gruppe und der Bâloise Österreich sowie des nach wie vor anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeldes. Zur Sicherstellung einer angemessenen Risikosteuerung und -governance wird das Risikomanagement der Nationale Suisse in einer Übergangsphase und unter Führung der Risikoorganisation der Helvetia aufrechterhalten. Im Laufe des Jahres 2015 soll die Integration in die Risikoorganisation der Helvetia erfolgen. Zum primären Ziel des Risikomanagements gehört der nachhaltige Schutz der Kapitalbasis sowie der Reputation der Helvetia Gruppe und ihrer Gruppengesellschaften. Risikomanagement-Organisation Risk-Owners Verwaltungsrat (Anlage- & Risiko-, Audit-, Strategie- & Governance-Ausschüsse) Geschäftsleitung Risk-Observers Risikokomitee Risiko- und Kapitalmanagement Spezialisierte Risikocontrolling-Funktionen (z.b. Gruppenaktuariate Leben / Nicht-Leben, Assetmanagement) Risk-Takers Risikomanagement in den Unternehmensbereichen und Prozessen Interne Revision Risikomanagement-Organisation Die Organisationsstruktur der Helvetia Gruppe stellt eine einheitliche Anwendung der gruppenweiten Risikomanagement-Standards sicher. Rollen und Verantwortlichkeiten in den Geschäftseinheiten orientieren sich dabei an der Risikomanagement- Organisation der Gruppe. Diese basiert auf einem Governancemodell, das die drei Basisfunktionen Risk-Owner, Risk-Observer und Risk-Taker unterscheidet. Als oberste Risk-Owner fungieren der Verwaltungsrat der Helvetia Holding AG (insbesondere Anlage- & Risiko-, Audit- sowie Strategie- & Governance-Ausschüsse) sowie die Gruppengeschäftsleitung. Als zentralverantwortliche Stelle tragen sie die abschliessende Risikoverantwortung und definieren die Risikostrategie und den Risikoappetit für die Gruppe. Unterschiedliche Risk-Observer beurteilen die eingegangenen der Helvetia Gruppe unabhängig von einer operativen Verantwortung. Das Risikokomitee koordiniert dabei die Zusammenarbeit zwischen Risk-Observern und Risk-Takern und berät Verwaltungsrat und Geschäftsleitung bei ihren Entscheidungen. Die zentrale Risikocontrolling-Funktion «Risk & Capital Management» ist für den Ausbau und die Weiterentwicklung des Risikomanagement-Systems sowie für die Überwachung von und Steuerungsmassnahmen verantwortlich und dient als Kompetenz-Zentrum für das Risikomanagement der Gruppe. Es wird durch spezialisierte Risikocontrolling-Funktionen, wie z.b. die Gruppenaktuariate und das Risikocontrolling Assetmanagement, unterstützt. Die Interne Revisionsstelle übernimmt die prozessunabhängige Überwachung der Funktionsfähigkeit des Risikomanagement-Systems. Die Risk-Taker steuern und verwalten im operativen Kontext. Sie sind für das Risikomanagement in den jeweiligen Unternehmensbereichen und Prozessen verantwortlich. Helvetia Geschäftsbericht 2014 43

Gérald Kanis Leiter Rückversicherung sieht im Zusammenschluss von Nationale Suisse und Helvetia Potenzial für Neuerungen: «Ich erhoffe mir, dass sich durch das Zusammengehen viele Ansätze zur Modernisierung ergeben, die neue Helvetia mit dem Besten aus beiden Welten vorwärts kommt und durch die Integration zusätzlichen Schub erhält.»

Bruno Rohner Leiter Business Services, Specialty Lines & Foreign Countries ist sich der bevorstehenden Schwierigkeiten bewusst: «Die Integration zweier Organisationen ist für alle eine grosse Herausforderung als Beteiligte und Betroffene. Nur mit Respekt und Vertrauen, die sich die Mitarbeitenden entgegenbringen, können wir auf den Stärken der beiden Unternehmungen aufbauen und so eine erfolgreiche Zukunft für Kunden, Mitarbeitende und Aktionäre gestalten.»

Risikomanagement-Prozess und Risikolandschaft Wesentliche Bestandteile des Risikomanagement- Prozesses der Helvetia Gruppe sind die Identifikation, Analyse und Steuerung von, die Überwachung des Erfolgs, der Effektivität und Angemessenheit der Steuerungsmassnahmen sowie das Reporting und die Kommunikation. Der Risikomanagement- Prozess stellt sicher, dass zu jeder Zeit ausreichend risikotragendes Kapital vorhanden ist, um die ein gegangenen entsprechend der gewählten Risikotoleranz abzudecken. Die Helvetia Gruppe ist im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit zahlreichen ausgesetzt, die in den Risikomanagement-Prozess der Gruppe einbezogen werden. Marktrisiken entstehen insbesondere durch Zinsänderungen, Aktienpreis-, Immobilien- oder Wechselkursschwankungen, die den Wert der Kapitalanlagen und der versicherungstechnischen Verpflichtungen der Gruppe beeinflussen. Mit Liquiditätsrisiko wird allgemein das Risiko gekennzeichnet, unerwartete Mittelabflüsse nicht zeitgerecht bereitstellen zu können. Unter Gegenpartei- oder Kreditrisiko versteht man das Risiko der Zahlungsunfähigkeit oder Bonitätsveränderung einer vertraglichen Gegenpartei. Die versicherungstechnischen Leben und Nicht-Leben gehören zu den klassischen eines Versicherers und werden im Rahmen der gewählten Geschäftsstrategie bewusst eingegangen. Das operationelle Risiko kennzeichnet die Gefahr von Verlusten aufgrund von Fehlern oder des Versagens interner Prozesse, Mitarbeiter oder Systemen oder in Folge externer Ereignisse, wobei Reputationsrisiken als Auswirkungsdimension mitberücksichtigt werden. Strategische beinhalten das Risiko nichterreichter Geschäftsziele aufgrund unzureichender Ausrichtung der eigenen Geschäftsaktivitäten am Markt bzw. im Marktumfeld. Als emergente werden bezeichnet, die sich bisher noch nicht als tatsächliche Gefahr realisiert haben, aber bereits real existieren und ein hohes Potenzial für Grossschäden aufweisen. Eine ausführliche Darstellung der, die sich aus Finanzinstrumenten und Versicherungsverträgen ergeben, befindet sich in Kapitel 16 (ab Seite 191) des Finanzberichtes. Methoden zur Risikoanalyse und -steuerung Die vielfältige Risikolandschaft verlangt den Einsatz verschiedener Methoden zur Risikoanalyse. Die H elvetia Gruppe verwendet den Schweizer Solvenz Test der Schweizerischen Versicherungsaufsicht als primäres Instrument zur Analyse und Quantifizierung von Marktrisiken, Gegenparteirisiken und versicherungstechnischen. Hierbei kommen interne Modelle u.a. für die Bereiche Marktrisiko und versicherungstechnische zum Einsatz. Die Steuerung und Begrenzung von erfolgt mit Hilfe von Absicherungsinstrumenten, spezifischem Produktdesign, Rückversicherungsschutz, Limitensystemen (u.a. Exposuresteuerung und Verlustlimiten), Diversifikationsstrategien, Prozessoptimierungen und weiteren Massnahmen. Risikolandschaft Marktrisiken Liquiditätsrisiken Gegenparteirisiken Versicherungstechnische Operationelle Aktienpreisrisiko Zinsrisiko Wechselkursrisiko Immobilienpreisrisiko Langfristige Liquiditätsrisiken Sonstige Kurz- und mittelfristige Liquiditätsrisiken Rückversicherung Kapitalanlagen Sonstige Forderungen Leben (Sterblichkeit, Langlebigkeit, Invalidität, Kosten, Optionsausübung) Nicht-Leben (Naturgefahren, Grossschäden, Basisvolatilität, Reserverisiko) Strategische Emergente 46 Helvetia Geschäftsbericht 2014

Kapitalmanagement Das Kapitalmanagement ist ein wichtiger Pfeiler zur Erreichung der langfristigen, auf Profitabilität ausgerichteten Wachstumsziele der Helvetia Gruppe. Die Optimierung der Kapitalallokation und der Ergebnisströme erfolgt mit Fokus auf folgende Ziele: Allzeitige Gewährleistung der Erfüllung der aufsichtsrechtlichen Kapitalanforderungen; Sicherstellung der nötigen Kapitalisierung, um Neugeschäft zu schreiben; Optimierung der Ertragskraft des Eigenkapitals; Unterstützung strategischen Wachstums; Optimierung der finanziellen Flexibilität. Diese Ziele werden unter Berücksichtigung der Risiko tragfähigkeit und unter Kosten- / Nutzen- Betrachtungen definiert. Des Weiteren verfolgt die Helvetia Gruppe im Rahmen des Kapitalmanagements das Ziel eines interaktiven Finanzstärke- Ratings von mindestens «A». Methoden zur Kapitalmessung Die Messung der Kapitalisierung erfolgt sowohl auf Gruppenebene wie auf lokaler Ebene, d. h. auf Stufe der einzelnen juristischen Einheiten. Auf lokaler Ebene sind die landesspezifischen regulatorischen und handelsrechtlichen Erfordernisse massgebend. Auf Gruppenstufe erfolgt die Kapital - messung auf der Grundlage der konsolidierten Bilanz. Die Kapitalerfordernisse werden hierbei durch die für die Helvetia Gruppe relevanten Kapital modelle Solvenz I, Schweizer Solvenz Test sowie Standard & Poor s gemessen. In diesen Kapitalmodellen bildet das IFRS-Eigenkapital die Basis zur Ermittlung des anrechenbaren Kapitals. Ergänzend werden je nach Modell weitere Kapitalien hinzugerechnet und andere Komponenten wie z.b. geplante Dividendenzahlungen und immaterielle Aktiven in Abzug gebracht. Unter dem Schweizer Solvenz Test wird das anrechenbare Kapital unter Berücksichtigung einer Bewertung aller Aktiven und Passiven zu Marktpreisen ermittelt. Während die Höhe des benötigten Kapitals unter Solvenz I im Wesentlichen als Funktion des Geschäftsvolumens bestimmt wird, erfolgt die Ermittlung des unter Standard and Poor s resp. des unter dem Schweizer Solvenz Test benötigten Kapitals risikobasiert. Im Schweizer Solvenz Test werden dazu die Auswirkungen von auf das anrechenbare Kapital mittels Szenariosimulationen und statistischen Methoden bestimmt und unter Berücksichtigung von Abhängigkeiten und Diversifikationseffekten in Form einer risikobasierten Kapitalerfordernis quantifiziert. Prozess zur Kapitalsteuerung Das Kapitalmanagement der Helvetia folgt einem integrierten Ansatz. Auf strategischer Ebene werden die Kapitalisierung und das Risikoprofil der Geschäftseinheiten gesteuert; dies erfolgt im Kontext zu deren Profitabilität und Wachstumspotenzial und somit zu gruppenstrategischen Zielen. Dabei wird Kapital gemäss einer intern definierten Zielkapitalisierung unter dem Schweizer Solvenz Test, Solvenz I und Standard and Poor s integral verwaltet und über eine mehrjährige Kapitalplanung mit der Unternehmensstrategie abgeglichen. Auf operativer Ebene umfasst der Kapitalmanagementprozess die Finanzierung innerhalb der Gruppe sowie die Sicherstellung der ausreichenden Kapitalisierung der einzelnen juristischen Einheiten der Gruppe. Dabei wird deren Kapitalisierung auf der Grundlage intern definierter Schwellenwerte zeitnah überwacht und optimiert. Ausblick Die aufsichtsrechtlichen Anforderungen an das Risiko- und Kapitalmanagement sind nach wie vor einem starken Wandel unterworfen. In der EU befindet sich mit Solvenz II ein risikobasiertes Aufsichtsinstrument in der Einführungsphase und wird voraussichtlich ab 1.1.2016 anzuwenden sein. Die Helvetia Gruppe ist über ihre in der EU angesiedelten Geschäftseinheiten direkt von Solvenz II betroffen. Die Helvetia ist auf die neuen Anforderungen gut vorbereitet. Die Einführung von Solvenz II in der Helvetia beinhaltet neben der Überprüfung der Corporate Governance insbesondere das Bereitstellen der nötigen Daten und Systeme, um die neuen Anforderungen optimal in die bestehenden Prozesse (insbesondere Berichterstattung, Risiko- und Kapitalmanagement) einfliessen zu lassen und dies mittels strikter Planung und Tests zeitgerecht umzusetzen. Weiterführende Angaben zum Kapitalmanagement befinden sich auf Seite 180 im Anhang des Finanzberichtes. Helvetia Geschäftsbericht 2014 47

Anlagemanagement Die Helvetia Gruppe verfolgt eine nachhaltige, auf die Verbindlichkeiten aus dem Versicherungs geschäft abgestimmte Anlagepolitik. Ziel ist es, für die Kunden und die Aktionäre eine mittel- und langfristig attraktive Rendite zu erwirtschaften sowie einen verlässlichen Beitrag zum Gruppenergebnis zu leisten. Erprobtes Asset-Liability-Management Die Anlagestrategie der Helvetia beruht auf einem langjährig erprobten Asset-Liability-Konzept. Auf der Grundlage einer sorgfältigen Analyse der Verbindlichkeiten wird zunächst für jede Geschäftseinheit eine strategische Asset-Allokation abgeleitet, die einerseits den hohen Sicherheitsanforderungen des Versicherungsgeschäfts genügt und andererseits den Renditeerwartungen der einzelnen Anspruchsgruppen gerecht wird. Zudem wird im Rahmen des Asset-Liability-Managements sichergestellt, dass stets genügend Kapital für die strategische Weiterentwicklung der Gruppe zur Verfügung steht und den zunehmenden regulatorischen Anforderungen Rechnung getragen wird. Die aufsichtsrechtlichen Solvenzvorschriften sind dabei jederzeit zu erfüllen. Mit der Einführung des Swiss Solvency Tests wurde die Duration der Festverzinslichen im Lebengeschäft schrittweise deutlich verlängert. Durch die langen Laufzeiten der Assets wirkt sich die akzentuierte Tiefzinsphase nur allmählich auf die direkte Rendite aus. Gleichzeitig wird auch ein Ausgleich über die Senkung der in Lebensversicherungen enthaltenen Garantiezinsen ermöglicht. Breit diversifiziertes Anlageportfolio Das Anlageportfolio der Helvetia ist breit diversifiziert. Die ausgewogene Streuung des Portfolios gilt sowohl zwischen als auch innerhalb der einzelnen Anlageklassen. Um Klumpenrisiken zu vermeiden, gelten für die einzelnen Gegenparteien in Abhängigkeit ihrer Bonität absolut formulierte Exposurelimiten. Darüber hinaus stellt die Helvetia hohe Ansprüche an die Qualität der Gegenparteien. Neuanlagen dürfen gemäss unseren internen Anlagerichtlinien nur bei Schuldnern getätigt werden, deren Rating im Investmentgrade-Bereich liegt. Das Engagement im BBB-Segment ist allerdings betraglich limitiert. Rund 70 Prozent des Obligationenportfolios verfügten zum Jahresende mindestens über ein AA-Rating. Hinzu kommt, dass der Anteil der Staatspapiere und besicherten Obligationen mit rund 72.4 Prozent überdurchschnittlich hoch ist. Attraktive, stabile Anlageerträge Durch die umsichtige Kombination von risikoarmen Anlagen wie hochwertigen Anleihen und Hypotheken, die fast 70 Prozent des Portfolios ausmachen, mit renditestärkeren Instrumenten wie Immobilien und Aktien werden bei kontrolliertem Anlagerisiko attraktive Anlageerträge für unsere Kunden und Aktionäre erwirtschaftet. Die aus Obligationen, Hypotheken und Immobilien erzielten Zinseinnahmen sorgen für eine nachhaltige Stabilität der Anlageerträge, während die Aktienengagements in Form von Wertsteigerungen mittelfristig interessante Renditepotenziale erschliessen. Das qualitativ hochstehende Liegenschaftenportfolio der Helvetia passt ausgezeichnet zu den Verbindlichkeiten aus dem Versicherungsgeschäft, nicht nur wegen der langfristig stabilen, attraktiven Mieterträge, sondern auch aufgrund der hohen Wertbeständigkeit der Anlagen. Umsichtige Anlagetaktik und zeitnahes Risikomanagement Die Anlagestrategie wird im Rahmen der jährlich adaptierten Anlagetaktik umgesetzt und konkretisiert. Dabei werden in Abhängigkeit der kurzfristigen Marktentwicklung innerhalb vom Management festgesetzter taktischer Bandbreiten sich bietende Opportunitäten wahrgenommen. Die Anlagetaktik wird stets durch ein zeitnahes Risikomanagement begleitet. Zielsetzung der risikosteuernden Massnahmen ist es, die Bilanz und die Erfolgsrechnung vor übermässigen Wertverlusten zu schützen. Dies gilt zum einen für Exposures in Fremdwährungen und Aktien, bei denen in Abhängigkeit der Marktentwicklung insbesondere Optionen und Futures zur Risikoabsicherung eingesetzt werden. Zum anderen werden die Gegenparteirisiken anhand verschiedener Kriterien wie Ratings, Kreditqualität und Entwicklung der Zinsspreads einer laufenden Analyse und Kontrolle unterzogen. Zur Vermeidung von Klumpenrisiken greifen zudem nach der Schuldnerqualität abgestufte Höchstlimiten. Anlagetaktik und Risikomanagement sind darauf ausgelegt, die Solvenz der Gruppe langfristig zu sichern und den Einfluss volatiler Märkte auf das Jahresergebnis zu optimieren. 48 Helvetia Geschäftsbericht 2014