Direktinvestitionen in und aus Baden-Württemberg

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Transkript:

in und aus Statistisches Monatsheft 11/2015 Wirtschaft, Marcel Nesensohn Die Globalisierung der Märkte, nicht zuletzt begünstigt durch Innovationen bei den Informations- und Kommunikationstechnologien und im Logistikbereich, schreitet immer weiter voran. Im Zuge dessen steigt auch die Bedeutung der, das heißt der Kapitalbeteiligung von Unternehmen im Ausland. Zwar spielt der Export für die badenwürttembergische Wirtschaft nach wie vor eine große Rolle, anhand der Direktinvestitionsquote von gut 44 % zeigt sich aber, dass auch Investoren aus im bundesweiten Vergleich relativ stark im Ausland engagiert sind. Auf der anderen Seite fallen Investitionen aus dem Ausland in Baden- Würt temberg mit einer Quote von nur knapp 9 % unterdurchschnittlich aus. Gründe für ausländische Die Gründe, neben dem Export an Waren und Dienstleistungen auch Investitionen direkt im Ausland vorzunehmen, können vielseitig sein. So könnte die Markterschließung ein Beweggrund sein, ebenso aber auch die Vermeidung von Importbarrieren und die Verkürzung von Trans portwegen. Ausschlaggebend kann auch die Rohstoffsicherung sein, wenn Unternehmen besonders auf natürliche Ressourcen angewiesen sind und diese günstiger und verlässlicher erhalten, indem sie Unternehmen gründen oder übernehmen, welche sich in ressourcenreichen Gegenden befinden. Um Zugang zu hochentwickelten Technologien und Fertigkeiten zu erlangen, werden oftmals auch Investitionen in Ländern vorgenommen, die eine hohe Qualität an wissenschaftlicher und technologischer Infrastruktur aufweisen und zudem eine hohe Verfügbarkeit an gut ausgebildeten Fachkräften haben. 1 Die dadurch entstehenden Spill-Over-Effekte können so auch für das inländische Mutterunternehmen genutzt werden. Die Entscheidung für eine Direktinvestition in einem bestimmten Land wird nicht zuletzt auch von den jeweiligen gesetzlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen und vom Zustand und Umfang der Infrastruktur beeinflusst. Die ausländische Direktinvestition kann in Form von Übernahmen und Fusionen, aber auch als Neugründung von Niederlassungen und Tochterunternehmen sowie als Kapitalerhöhung bzw. -beteiligung in bestehenden Unternehmen erfolgen. Im folgenden Beitrag wird mit unmittelbaren und mittelbaren Direktinvestitionsbeständen argumentiert (i-punkt). USA wichtigste Zielregion Die Direktinvestitionsquote, also der Anteil des Bestands an im Ausland getätigten unmittelbaren und mittelbaren am nominalen Bruttoinlandsprodukt, liegt in über jener für insgesamt (Schaubild). Sie betrug 2013 gut 44 % und lag damit um über 11 Prozentpunkte höher als die bundesweite Quote. Im Bundesländervergleich weist nur Hessen mit gut 64 % einen höheren Wert auf. Wichtigstes Zielland für Investitionen aus waren 2013, wie auch schon in den Jahren zuvor, die USA. Gut 68 Mrd. Euro bzw. knapp 37 % des gesamten Direktinvestitionsbestands von knapp 186 Mrd. Euro entfielen 2013 auf die Vereinigten Staaten (Tabelle 1). Trotz einer leichten Verringerung zum Vorjahr überstiegen die Investitionen in die USA damit erneut jene in die Nationalstaaten der EU (gut 35 %). Im zweitwichtigsten Zielland, dem Vereinigten Königreich, belief sich der Bestand auf gut 16 Mrd. Euro bzw. fast 9 % des Gesamtinvestitionsvermögens im Ausland. An dritter Stelle folgte China, das in den letzten Jahren als Zielland zunehmend an Bedeutung gewann. Die kumulierten aus beliefen sich dort auf knapp 12 Mrd. Euro, das sind über 6 % der gesamten. Aber auch Asien insgesamt, inzwischen mit einem Anteil von 13 %, wird als Investitionsregion zunehmend bedeutender. Dabei fällt auf, dass Asien und insbesondere China als Zielland für baden-württembergische Investitionen einen größeren Stellenwert einnimmt als für insgesamt. Dafür spielt Luxemburg als Investitionsziel bundesweit mit einem Anteil von knapp 7 % eine bedeutend größere Rolle als für baden-württembergische Dipl.-Volkswirt Marcel Nesensohn ist Referent im Referat Wirtschaftswissenschaftliche Analysen, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen des Statistischen Landesamtes. 1 Vgl. Vetter, Stefan: Recent trends in FDI activity in Europe, Deutsche Bank Research, (August 2014), S. 2. 35

Wirtschaft, Statistisches Monatsheft 11/2015 Begriffserläuterung Die Daten der Direktinvestitionsbestände werden von der Deutschen Bundesbank erhoben und berechnet. Als von Unternehmen und Privatpersonen werden entsprechend internationalem Standard grenzüberschreitende Anteile am Kapital oder an Stimmrechten eines Unternehmens von mindestens 10 % bezeichnet. Mittelbare Beteiligungen werden nur dann berücksichtigt, wenn sie mehrheitlich gehalten werden bzw. die unmittelbare und mittelbare Beteiligung den Wert von 50 % überschreitet. Nicht zu den Direktinvestitionsbeständen zählen Kredite zwischen Finanzintermediären. Die vom Inland ins Ausland geflossenen unmittelbaren Direktinvestitionsbestände ergeben sich aus den Forderungen aus inländischen Direktinvestitionsbeziehungen abzüglich der sogenannten reverse investments. Die Forderungen bestehen aus unmittelbaren Nominalkapitalbeteiligungen zuzüglich der anteiligen Rücklagen und Gewinne abzüglich der anteiligen Verluste. Weiterhin zählen direkte Kredite der Kapitaleigner sowie direkte Kredite verbundener Unternehmen, sofern sich die Konzernspitze im Inland befindet, zu den Forderungen. Zu den davon abzuziehenden reverse investments zählen direkte Kredite der ausländischen Direktinvestitionsobjekte an ihre unmittelbaren oder mittelbaren Kapitaleigner im Inland, sowie direkte Kredite anderer verbundener Unternehmen im Ausland, deren Konzernspitze aber im Inland ist. Im Falle der kumulierten Bestände der aus dem Ausland ins Inland geflossenen wird analog vorgegangen. In diesem Beitrag werden jeweils immer die unmittelbaren und mittelbaren Investitionsbestände zusammengefasst betrachtet (konsolidierte Darstellung). Von der Summe aus unmittelbaren und über abhängige Holdinggesellschaften gehaltenen mittelbaren werden unmittelbare, die bei abhängigen Holdinggesellschaften angelegt sind, abgezogen. Es werden somit Doppelzählungen vermieden. Als mittelbare gelten für den Fall der im Ausland getätigten mittelbare Kapitalbeziehungen aus Be teiligungen von inländischen Inves toren an ausländischen Unternehmen über abhängige Holdinggesellschaften mit Sitz im Ausland. 1 1 Vgl. Deutsche Bundesbank: Bestandserhebung über, (April 2015), S.77 ff. 2 Vgl. Weyzig, Francis: International finance and tax avoidance via Dutch Special Purpose Entities, Radboud University Nijmegen, (2013), S. 3. Investoren (Anteil von 1 %). Für die Niederlande ergab sich ein negativer Direktinvestitionsbestand, da bei dessen Berechnung die Kapitalbeziehungen innerhalb multinationaler Konzerne saldiert werden. Dies gibt einen Hinweis auf den Umstand, dass die Niederlande in Europa (neben Luxemburg) als bedeutender Standort für Holdinggesellschaften und somit als Transitland für ausländisches Kapital gelten. Es existieren dort spezielle Gesetzgebungen, die multinationalen Konzernen steuerliche 2 Vorteile bieten, um diese Länder als Korridor zu nutzen. Großteil der stammt aus dem Verarbeitenden Gewerbe Knapp 31 % (oder gut 57 Mrd. Euro) des Bestands baden-württembergischer im Ausland waren 2013 dem Verarbeitenden Gewerbe zuzuordnen (Tabelle 2). Gut ein Viertel des Gesamtinvestitionsbestands lag im Bereich Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, fast 24 % im Handel. Der Anteil des Bereichs Information und Kommunikation lag mit knapp 8 % zudem doppelt so hoch wie in insgesamt. Die investierenden baden-württembergischen Unternehmen stammten dabei zu einem großen Teil aus dem Verarbeitenden Gewerbe (gut 47 %) und dort vor allem aus dem Fahrzeugbau (ein Drittel der Gesamtinvestitionen). Dies spiegelt damit zum Teil auch die besondere Branchenstruktur s wider. Allerdings waren auch hierzulande knapp 37 % der gesamten im Ausland auf Beteiligungsgesellschaften zurückzuführen. Es ist dabei ein Unterschied zur Situation in insgesamt festzustellen. Hier machten Beteiligungsgesellschaften mit über 47 % den Großteil aus, während nur gut 27 % aus dem Verarbeitenden Gewerbe stammten. Die ausländischen Investitionsobjekte waren dabei, wie im baden-württembergischen Fall, zu einem großen Teil (gut 34 %) im Verarbeitenden Gewerbe angesiedelt. Aber auch der Bereich der Finanz- und Versicherungsdienst- 36

Statistisches Monatsheft 11/2015 Wirtschaft, S Direktinvestitionsquoten*) im Bundesländervergleich 2013 % 70 64,3 inländische im Ausland 145 60 50 40 44,1 41,4 38,0 38,0 30 33,9 32,7 29,0 20 10 0 7,1 7,0 4,6 4,1 2,7 1,3 1,1 0,5 10 Hessen Hamburg Niedersachsen Bayern Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Bremen Brandenburg Thüringen Sachsen Mecklenburg-Vorpommern 4,9 Berlin % 35 32,3 ausländische im Inland 30 27,4 25 24,4 20 18,4 16,8 16,3 15 14,1 10 5 0 Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen Bayern Berlin Mecklenburg-Vorpommern 10,4 9,9 8,6 8,5 8,4 7,5 Saarland Brandenburg Rheinland-Pfalz 6,6 6,2 Schleswig-Holstein Niedersachsen Sachsen-Anhalt Sachsen 5,7 Bremen 3,7 Thüringen *) Anteil des unmittelbaren und mittelbaren Direktinvestitionsbestands am jeweiligen Bruttoinlandsprodukt. Datenquellen: Deutsche Bundesbank; Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder ; eigene Berechnung. Statistisches Landesamt 766 15 37

Wirtschaft, Statistisches Monatsheft 11/2015 leistungen wies einen relativ hohen Anteil auf (knapp 25 %). Der Handel als Ziel für ist bundesweit von etwas geringerer Bedeutung (knapp 15 %). Moderate ausländische in als Zielland für ausländische gemessen am Bestand der unmittelbaren und mittelbaren Direkt investitionen im Jahr 2013 ist im Gegensatz zu den aus getätigten Investitionen im Ausland von vergleichsweise geringerer Bedeutung. Der Investitionsbestand baden-württembergischer Unternehmen und Privatpersonen lag im Jahr 2013 um mehr als das Fünffache über jenem der ausländischen Unternehmen und Investoren, die in investierten. Der Investitionsbestand ausländischer Investoren fiel mit einer Höhe von über 36 Mrd. Euro bzw. annähernd 9 % des Bruttoinlandprodukts auch im bundesweiten Vergleich relativ niedrig aus (Schaubild). insgesamt wies mit gut 458 Mrd. Euro aus dem Ausland eine Direktinvestitionsquote von über 16 % auf. Von allen Bundesländern lag die Direkt investitionsquote in der Hansestadt Hamburg am höchsten. Diese belief sich auf gut 32 %. Aber auch die Flächenländer Hessen (gut 27 %), Nordrhein-Westfalen (über 24 %) und Bayern (gut 18 %) lagen deutlich über T1 Struktur der baden-württembergischen und bundesweiten *) nach ausgewählten Ländern Länder im Ausland Ausländische im Ausland Ausländische Anteil des Gesamtinvestitionsbestands in % Alle Länder 100 100 100 100 Europa 42,6 77,4 53,3 85,5 EU-Länder 35,4 58,7 44,7 77,7 Belgien 1,9 1,3 4,0 1,7 Frankreich 5,2 4,2 3,8 5,7 Italien 2,3 3,5 3,5 7,7 Luxemburg 1,0 7,8 6,8 21,3 Niederlande -2,6 18,6-7,7 21,9 Österreich 3,4 7,9 3,0 4,7 Schweden 0,5 0,9 3,4 1,9 Spanien 2,4-0,1 2,7 1,9 Vereinigtes Königreich 8,8 12,4 11,7 7,4 Russische Föderation 1,5 / 2,5 0,5 Schweiz 3,9 18,5 3,1 5,7 Afrika 0,8 / 0,9 0,2 : Südafrika 0,7-0,1 0,5 0,2 Amerika 41,3 19,5 32,1 8,4 : Brasilien 2,2 / 2,1 0,0 Kaimaninseln / 0,0 0,2 0,4 Kanada 0,9 0,4 1,3 0,2 Vereinigte Staaten 36,8 18,3 26,3 7,3 Asien 12,7 3,1 11,8 5,5 : China, Volksrepublik 6,4-0,1 5,2 0,3 Japan 1,6 2,4 1,3 3,7 Australien 2,5 0,0 1,8 0,5 *) Unmittelbare und mittelbare Direktinvestitionsbestände. Datenquellen: Deutsche Bundesbank, Stand Ende 2013; eigene Berechnungen. 38

Statistisches Monatsheft 11/2015 Wirtschaft, T2 Anteile des unmittelbaren und mittelbaren Direktinvestitionsbestands im Ausland nach den Wirtschaftszweigen der deutschen Investoren nach den Wirtschaftszweigen der ausländischen Investitionsobjekte Wirtschaftszweige Baden- Württemberg Baden- Württemberg % Alle Wirtschaftszweige 100 100 100 100 Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 0,1 0,6 2,6 1,8 Verarbeitendes Gewerbe 47,3 27,3 30,8 34,1 Herstellung von chemischen Erzeugnissen 0,3 3,7 1,1 7,3 Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen 0,3 0,9 0,4 2,1 Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden 0,6 0,4 2,2 1,7 Herstellung von Mess- und Kontrollgeräten, Uhren und elektromedizinischen Geräten 0,3 0,5 3,0 2,7 Herstellung von elektrischen Ausrüstungen 7,8 2,8 2,0 2,1 Maschinenbau 2,3 2,6 5,5 3,1 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen 33,3 12,9 12,1 9,0 Energieversorgung 0,1 1,3 1,2 5,7 Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen 1,7 1,9 23,7 14,9 Information und Kommunikation 7,1 0,3 7,7 3,8 Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 4,9 17,2 25,2 24,9 Banken 1,4 11,5 1,6 8,3 Fonds; Private Equity Funds und Wagniskapitalgeber/ Venture Capital Unternehmen; Sonstige Finanzierungsinstitutionen 0,1 0,4 23,0 8,5 Versicherungen und Rückversicherungen 3,3 3,2 0,1 6,2 Grundstücks- und Wohnungswesen 0,2 0,6 2,0 3,0 Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben (Beteiligungsgesellschaften) 36,9 47,4 4,3 6,0 Datenquellen: Deutsche Bundesbank, Stand Ende 2013; eigene Berechnungen. dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Trotzdem kam eine Studie der Ernst & Young GmbH zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2013 mit 222 Direktinvestitionsobjekten die meisten ausländischen Projekte verzeichnete (Fusionen und Übernahmen wurden nicht berücksichtigt). Durch diese seien im Land knapp 1 500 Arbeitsplätze geschaffen worden. 3 Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich der Bestand ausländischer immerhin um gut 2 %, während die ins Ausland leicht fielen. Über 77 % der ausländischen in stammten aus Europa. In insgesamt kamen die Investitionen im Jahr 2013 sogar zu über 85 % aus europäischen Ländern. Insbesondere die Niederlande und Luxemburg sind auffällig stark vertreten. Die beiden Länder stellten zusammen 43 % der gesamten ausländischen in. In Baden- Württemberg spielen niederländische Investoren (knapp 19 %) ebenfalls eine große Rolle, wie auch die Schweiz und die USA. Der Anteil der Investitionen aus Luxemburg fiel jedoch deutlich niedriger aus als in insgesamt. Verarbeitendes Gewerbe mit höchstem Anteil an ausländischen Die ausländischen Unternehmen und Privatpersonen investierten in überwiegend in Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, welche in generell von großer Bedeutung sind. Gut 51 % des Gesamtinvestitionsvolumens (18,5 Mrd. 3 Vgl. Ernst & Young GmbH: nach : Bundesländer im Vergleich Ausländische im Jahr 2013 und eine aktuelle Befragung ausländischer Investoren, (2014), S. 4. 39

Wirtschaft, 4 Arndt, Christian/ Mattes, Anselm: Mikroökonomische Determinanten und Effekte von FDI am Beispiel, IAW Diskussionspapiere, 43, (2008), S. 9. Statistisches Monatsheft 11/2015 Euro) waren in diesem Wirtschaftsbereich gebunden (jeweils etwa 10 % in den Wirtschaftszweig Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen und in den Maschinenbau). Gut ein Fünftel war Beteiligungsgesellschaften zuzu ordnen sowie über 14 % dem Handel. In insgesamt stellte das Verarbeitende Gewerbe zwar auch den Bereich mit dem größten Anteil an ausländischem Direktinvestitionskapital dar, mit annähernd 26 % war dieser aber nur halb so groß wie in Baden- Württemberg. Der Maschinenbau wies sogar nur knapp 4 % des gesamten Bestands auf. Dafür investierte das Ausland in mit einem Bestandsanteil von etwa einem Fünftel stärker in den Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Auch der Bereich Information und Kommunikation war mit einem Anteil von knapp 13 % wesentlich größer als in (1,5 %). Fazit Da sich der Großteil des baden-württembergischen Direktinvestitionsbestands in Industrieländern befindet, spricht vieles dafür, dass hauptsächlich die Markterschließung in den jeweiligen Ländern als Hauptgrund angesehen werden kann. Gut ausgebildete Arbeitskräfte sowie eine gute Infrastruktur scheinen demnach wichtigere Beweggründe zu sein als niedrige Lohnkosten oder sonstige Kostenersparnisse. So heißt es zusammenfassend bereits 2008 in einem IAW-Diskussionspapier: Insgesamt spielt das Markterweiterungsmotiv somit bei rund 88 % der Betriebe bei der Entscheidung, im Ausland zu investieren, eine Rolle. Dagegen nannten lediglich rund 12 % der Betriebe ausschließlich die Kostensenkung als Motiv für die Auslandsinvestition. 4 Auch ist festzustellen, dass die ausländischen nicht als Konkurrenz zu den Exporten stehen. Nach wie vor ist ein sehr exportstarkes Land. Dies wird erneut durch die sehr hohe Exportquote von 41 % deutlich. Zudem stammte 2013 immerhin knapp ein Fünftel der Warenexporte aller Bundesländer aus. Der baden-württembergische Bestand an im Ausland getätigten entsprach 2013 gut 20 % der gesamten ausländischen aus. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass es sich um das über Jahre hinweg kumulierte Direktinvestitionsvermögen handelt. Weitere Auskünfte erteilen Marcel Nesensohn, Telefon 0711/641-29 58, Marcel.Nesensohn@stala.bwl.de kurz notiert... Artikel-Nr.: 8062 15001 Gesundheitsökonomische Indikatoren für Ausgabe 2015 erschienen Im Jahr 2013 wurden in über 40 Mrd. Euro für gesundheitsbezogene Waren und Dienstleistungen ausgegeben. Dies ist einer der Indikatoren aus dem Bereich der Gesundheitsökonomie, die das Statistische Landesamt im Auftrag des Sozialministeriums für eine neue Broschüre auswertete. Auf jeden Einwohner des Landes entfielen durchschnittliche Gesundheitsausgaben in Höhe von rund 3 800 Euro. Dieser Wert lag damit um 100 Euro unter den gesundheitsbezogenen Pro-Kopf-Ausgaben für. Dies dürfte unter anderem auf die demografische Entwicklung zum Beispiel mit einem niedrigeren Durchschnittsalter von 43,2 Jahren gegenüber mit 44,2 Jahren in zurückzuführen sein. Zu diesen und vielen anderen Aspekten der Gesundheitswirtschaft im Land bietet die Studie Gesundheitsökonomische Indikatoren für eine Vielzahl von Schaubildern und Erläuterungen. Die Veröffentlichung steht als PDF-Datei im Internet unter www.statistik-bw.de/veroeffentl/ zum kostenlosen Download bereit. 40