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Transkript:

Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014 Quartalsanalyse der AK Oberösterreich / Mai 2014 Schwerpunkt: Betriebliche Lehrstellenförderung in Österreich ooe.arbeiterkammer.at

Inhalt I. Highlights II. Arbeitsmarktentwicklung im Überblick 04 Entwicklung des Arbeitskräfteangebots im Vergleich zum Vorjahr 06 Entwicklung der Teilkomponenten des Arbeitskräfteangebots 08 Arbeitsmarktentwicklung nach Wirtschaftszweigen 10 Arbeitsmarktlage in ausgewählten Wirtschaftszweigen III. Betriebliche Lehrstellenförderung in Österreich 12 Strukturelle Krise der Lehrausbildung in Österreich 14 Massiver Anstieg der öffentlichen Ausgaben für Basisförderungen 16 Hohe Mitnahmeeffekte 18 AMS-Modell als Vorbild 19 AK-Forderungen Mit der Quartalsanalyse des oberösterreichischen Arbeitsmarktes stellt die Arbeiterkammer Oberösterreich regelmäßig verdichtete Informationen über die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung zur Verfügung. Neben einem Standardteil, der die aktuelle Arbeitsmarktsituation darstellt, widmet sich der Schwerpunktteil einer tiefergreifenden Analyse eines bestimmten Themas mit Krisenbezug. Mit diesem neuen Produkt, das im Herbst 2009 erstmals veröffentlicht wurde, kommt die Arbeiterkammer der Notwendigkeit nach, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Arbeitnehmer/-innen regelmäßig und detailliert zu beobachten bzw. aufzuzeigen. Die Quartalsanalysen sind abrufbar unter: http://ooe.arbeiterkammer.at/service/broschuerenundratgeber/arbeitsmarkt/quartalsanalysen/arbeitsmarkt_-_quartalsanalysen.html Impressum: Medieninhaberin und Herausgeberin: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Oberösterreich, Volksgartenstraße 40, 4020 Linz. 2 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

I. Highlights } 10,8 Prozent mehr Arbeitslose und neun Prozent mehr Arbeitsuchende in AMS-Schulungen sind die wenig erfreuliche Bilanz des 1. Quartals 2014 in Oberösterreich. 43.269 arbeitslos vorgemerkte Personen markieren einen neuen Rekordwert der Arbeitslosigkeit. Das sind knapp 4000 Arbeitslose mehr als am Höhepunkt der Wirtschaftskrise im 1. Quartal 2010. Besorgniserregend ist vor allem der starke Anstieg an Langzeitarbeitslosen. } Der Beschäftigungsanstieg ist mit 0,9 Prozent etwas stärker als in den Quartalen zuvor. Ob dafür der milde Winter oder eine nachhaltigere Konjunkturbelebung ausschlaggebend ist, werden die kommenden Monate zeigen. } Der Schwerpunktteil der Arbeitsmarktanalyse beschäftigt sich mit der betrieblichen Lehrstellenförderung in Österreich. Es hat sich gezeigt, dass die Lehrausbildung in Österreich ein stark subventioniertes System mit hohen Mitnahmeeffekten ist. } Im Jahr 2013 wurden in Österreich 141,7 Millionen Euro für Basisförderungen ausgegeben. Aufgrund der Mitnahmeeffekte von mindestens 70 Prozent bedeutet dies, dass in Österreich annähernd 100 Millionen Euro nicht zielführend eingesetzt sind. Alleine in Oberösterreich betragen die Mitnahmeeffekte aufgrund der bisherigen Förderpraxis rund 22 Millionen Euro. } Im Gegensatz zur betrieblichen Lehrstellenförderung, die von der Wirtschaftskammer nach dem Gießkannenprinzip vergeben wird, hat das Arbeitsmarktservice bereits ein vorbildhaftes kriteriengeleitetes Modell der Lehrstellenförderung etabliert. Angesichts der knappen Mittel für Arbeitsmarktpolitik achtet das AMS auf problem- bzw. lösungsorientierte Förderungen und Unterstützungsangebote für Jugendliche. 3 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

II. Arbeitsmarktentwicklung in Oberösterreich Entwicklung des Arbeitskräfteangebots in Oberösterreich (1. Quartal 2014 im Vergleich zum Vorjahr) } Der negative Arbeitsmarkttrend hielt auch im 1. Quartal 2014 an und bescherte uns neue Rekordwerte bei der Arbeitslosigkeit. Positiver Hoffnungsschimmer ist der gegenüber den vergangenen Quartalen wieder stärkere Beschäftigungszuwachs. Allerdings steigt das Arbeitskräfteangebot immer noch stärker als die Beschäftigung. Gegenüber dem 1. Quartal 2013 erhöhte sich der Arbeitskräfteüberschuss um 3074 Personen bzw. 5,5 Prozent auf 58.652 Personen ohne Beschäftigung. Der Zuwachs war bei Frauen sowohl absolut (1670) als auch relativ (7,4 Prozent) stärker als bei Männern. Damit ist der aktuelle Arbeitskräfteüberschuss nur unwesentlich niedriger als mitten in der Krise (1. Quartal 2010). Zum Arbeitskräfteüberschuss zählen neben den offiziellen Arbeitslosen weitere Personengruppen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, aber derzeit nicht (aktiv) beschäftigt sind, vor allem Schulungsteilnehmer/-innen. } Im 1. Quartal 2014 waren 610.374 Personen in Oberösterreich unselbständig beschäftigt. Gegenüber dem 1. Quartal 2013 hat sich die Zahl der Beschäftigten um 5607 erhöht. Jeweils die Hälfte dieses Anstiegs entfällt auf Frauen bzw. Männer. Prozentuell ist der Zuwachs bei den Frauen geringfügig höher als bei den Männern. } Auch die Gesamtzahl der atypisch Beschäftigten ist im 1. Quartal 2014 stärker gestiegen als zuvor. Mit 2,8 Prozent war der Zuwachs bei den Männern deutlich ausgeprägter als bei den Frauen (0,6 Prozent). Trotzdem sind immer noch rund zwei Drittel der atypisch Beschäftigten in Oberösterreich Frauen. 4 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

Arbeitskräfteangebot in Oberösterreich 1. Quartal 2014 Bestand Veränderung zum Vorjahr in Prozent Gesamt Frauen Männer Gesamt Frauen Männer Arbeitskräfteangebot 726.161 340.125 386.036 1,3 1,4 1,2 Unselbständig Beschäftigte 610.374 278.022 332.352 0,9 1,0 0,9 davon Präsenzdiener/-innen 1274 4 1271 2,5 37,5 2,4 Elternkarenz 16.377 15.871 506-3,9-4,1 1,5 Altersteilzeit* 4455 2637 1818-0,3-2,1 2,5 klassisch Beschäftigte 588.268 259.510 328.757 1,1 1,4 0,8 Atypisch Beschäftigte 57.136 37.852 19.284 1,3 0,6 2,8 davon geringfügig Beschäftigte 49.633 33.198 16.435 1,8 0,9 3,5 Freie Dienstverträge 2043 1171 872-8,6-8,5-8,6 Geringfügig freie DV 5460 3483 1977 1,1 0,4 2,3 Arbeitskräfteüberschuss 58.652 24.252 34.400 5,5 7,4 4,3 davon Arbeitslose 43.269 16.181 27.088 10,8 14,3 8,7 Schulungsteilnehmer/-innen 11.854 6115 5739 9,0 8,9 9,1 Lehrstellensuchende 535 250 285-11,5-16,3-6,9 Bildungskarenz* 1906 1107 799 5,9 5,4 6,7 PV-Vorschuss* 645 220 425-75,9-77,7-74,8 Übergangsgeld* 443 379 64-20,6-20,5-21,0 * Daten vom letztverfügbaren Monat (Dezember 2013) Quellen: AMS, Hauptverband der österreichischen SV-Träger, eigene Berechnungen Veränderung des Arbeitskräfteangebots in Oberösterreich im 1. Quartal 2014 im Vergleich zum Vorjahr Arbeitskräfteüberschuss Atypisch Beschäftigte Unselbständig Beschäftigte Arbeitskräfteangebot 0 1000 2000 3000 4000 5000 Männer Frauen Quellen: Arbeitsmarktservice, Hauptverband d. österr. SV-Träger, eigene Berechnungen 5 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

Entwicklung der Teilkomponenten des oberösterreichischen Arbeitskräfteangebots Übergangsgeld* PV-Vorschuss* Bildungskarenz* Lehrstellensuchende Schulungsteilnehmer/-innen Arbeitslose Geringfügig freie DV Freie Dienstverträge geringfügig Beschäftigte Altersteilzeit* Elternkarenz Präsenzdiener/-innen -1500-1000 -500 0 500 1000 1500 2000 2500 Quellen: AMS, Hauptverband der österreichischen SV-Träger, eigene Berechnungen Männer Frauen } Innerhalb der unselbständig Beschäftigten werden Personen in Altersteilzeit und Elternkarenz sowie Präsenzdiener/-innen herausgehoben. Unter anderem deshalb, weil jene Personen, die sich bereits in der Freizeitphase des geblockten Modells der Altersteilzeit befinden, im Grunde nicht mehr zu den aktiv Beschäftigten zu zählen sind ebenso wie die Präsenzdiener/-innen und Personen in Elternkarenz. Allerdings fehlen detaillierte Statistiken zur Aufteilung auf die unterschiedlichen Modellvarianten der Altersteilzeit und zudem liegen die Daten erst mit mehrmonatiger Verzögerung vor. Daher wird hier die Gesamtzahl des Monats Dezember als letztverfügbare verwendet. } Die Zahl der Bezieher/-innen von Altersteilzeitgeld hat sich mit 4455 gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig verändert. Einem Rückgang bei den Frauen steht ein etwas kleinerer Anstieg bei den Männern gegenüber. Bei den Männern scheint sich dieser ansteigende Trend zu verfestigen. } Der schon längere Zeit rückläufige Trend bei den Personen in Elternkarenz hat sich im 1. Quartal 2014 fortgesetzt. Gegenüber dem 1. Quartal 2013 ist die Zahl der Personen in Elternkarenz um 671 bzw. 3,9 Prozent gesunken. Daran ändert auch die geringfügig auf 506 gestiegene Zahl von Vätern in Elternkarenz nichts. Rund 97 Prozent der Personen in Elternkarenz sind weiblich. 6 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

} Die klassisch Beschäftigten erhält man, wenn man von der Gesamtzahl der Beschäftigten die Präsenzdiener/-innen sowie Personen in Elternkarenz und Altersteilzeit abzieht. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der klassisch Beschäftigten um 6260 Personen. Ob dieser stärkere Anstieg lediglich auf den milden Winter zurückzuführen ist oder auf eine nachhaltigere Konjunkturbelebung hindeutet, werden die kommenden Monate zeigen. } Abgesehen von den in der offiziellen AMS-Statistik erfassten Arbeitslosen gibt es einige weitere Personengruppen, die nicht aktiv beschäftigt, jedoch für den Arbeitsmarkt verfügbar sind und eine Beschäftigung anstreben. Bei einigen Gruppen liegen die Daten erst mit mehrmonatiger Verzögerung vor, sodass hier die letztverfügbaren Zahlen vom Dezember 2013 verwendet werden. } Mit plus 5,5 Prozent ist der Anstieg des Arbeitskräfteüberschusses im 1. Quartal 2014 nicht so ausgeprägt wie im 4. Quartal 2013 (plus 9,3 Prozent). Von einer Trendwende auf dem Arbeitsmarkt kann aber angesichts der weiter steigenden Zahl von Arbeitsuchenden keine Rede sein. Die 43.269 arbeitslos vorgemerkten Personen markieren einen neuen Rekordwert der Arbeitslosigkeit in Oberösterreich. Am bisherigen Höhepunkt der Wirtschaftskrise im 1. Quartal 2010 gab es 39.432 Arbeitslose. Besorgnis erregend ist dabei vor allem, dass sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen um mehr als die Hälfte erhöht hat. Die Zahl der Schulungsteilnehmer/-innen ist im Jahresabstand um neun Prozent auf 11.854 Personen angewachsen. } Weiter steigend ist die Zahl der Personen in Bildungskarenz. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahl der Weiterbildungsgeldbezieher/-innen um 107 Personen bzw. 5,9 Prozent auf nunmehr 1906 Personen erhöht. Dieser Anstieg verteilt sich beinahe gleich auf Frauen und Männer. Insgesamt wird die Bildungskarenz aber immer noch deutlich stärker von Frauen genutzt: Knapp 60 Prozent der Bezieher/-innen von Weiterbildungsgeld sind weiblich. In diesen Zahlen unberücksichtigt ist das im Sommer 2013 neu geschaffene Instrument der Teilzeit-Bildungskarenz. Um Doppelzählungen (diese Personen sind ja bereits bei den Beschäftigten mitgezählt) zu vermeiden, werden die mittlerweile 377 Bezieher/-innen von Bildungsteilzeitgeld nicht auch beim Arbeitskräfteüberschuss noch einmal berücksichtigt. } Im Gegensatz zu den Arbeitslosen und Personen in AMS-Schulungsmaßnahmen ist die Zahl der Lehrstellensuchenden im 1. Quartal 2014 gesunken. 535 Lehrstellensuchende sind um 11,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Dieser Umstand bedeutet allerdings nicht, dass die Chancen für die Jugendlichen, eine Lehrstelle zu finden, aktuell so viel günstiger wären als noch vor einem Jahr. Demografische Effekte, das Jugendauffangnetz, aber auch andere Ausbildungsalternativen sind die maßgeblichen Gründe. 7 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

} Die markanteste Veränderung ist bei den Pensionsvorschussbeziehern/-innen festzustellen. Gegenüber dem Vorjahr ist ihre Zahl um etwa drei Viertel auf nunmehr 645 Bezieher/-innen zurückgegangen, wobei der Rückgang Männer und Frauen gleichermaßen trifft. Dieser massive Rückgang ist auf eine im Vorjahr in Kraft getretene Änderung bei der statistischen Erfassung bzw. Zuordnung der Personen, die infolge eines Pensionsantrags als Geldleistung einen Pensionsvorschuss beziehen, zurückzuführen. Deshalb ist auch die Zahl der Bezieher/-innen von Übergangsgeld weiter rückläufig. Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Bezieherkreis um rund ein Fünftel auf aktuell 443 Personen verringert. } Mit insgesamt 58.652 Personen beträgt der Arbeitskräfteüberschuss im 1. Quartal 2014 8,1 Prozent des gesamten Arbeitskräfteangebots. Gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres hat sich diese Quote um 0,3 Prozentpunkte erhöht. Entwicklung des Arbeitsmarktes nach Wirtschaftszweigen Betrachtet man die Arbeitsmarktentwicklung differenziert nach Branchen bzw. auf Ebene zusammengefasster Wirtschaftsklassen, so ergibt sich ein sehr vielfältiges Bild. Diese Unterschiede treten noch ausgeprägter auf, wenn man zusätzlich Männer und Frauen getrennt analysiert. } Mit einem Anstieg von 1472 Beschäftigten das ist gut ein Viertel aller zusätzlich Beschäftigten weist das Gesundheits- und Sozialwesen im 1. Quartal 2014 den höchsten Beschäftigungszuwachs aller Branchen auf. } Die zweithöchsten Beschäftigungszuwächse verzeichnete mit dem Handel ebenfalls eine Dienstleistungsbranche. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Anzahl der Beschäftigten um 1130 Personen gesteigert, wobei nahezu zwei Drittel davon Frauen sind. } Die Metall- und Elektrobranche hat den Personalstand um 1049 zusätzliche Beschäftigte aufgestockt. Etwa fünf Sechstel dieser zusätzlichen Beschäftigten sind Männer. } Eine gegenläufige Beschäftigungsentwicklung bei Frauen und Männern gibt es in fünf Branchen: In der öffentlichen Verwaltung sowie im Bereich Erziehung und Unterricht steigt die Frauenbeschäftigung, während die Zahl der Männer sinkt. Im Bauwesen, der Transportwirtschaft sowie im Bereich Chemie und Kunststoff hat sich die Zahl der männlichen Beschäftigten erhöht, während jene der Frauen rückläufig ist. 8 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung in ausgewählten Wirtschaftszweigen in Oberösterreich (1. Quartal 2014 im Vergleich zum Vorjahr) Gesundheits- und Sozialwesen Erziehung und Unterricht Öffentl. Verwaltung Arbeitskräfteüberlassung, Gebäudebetreuung, Wachdienste Finanz-/Rechtsdienstleistungen, Wohnungswesen Beherbergung und Gastronomie Transport Handel Bauwesen Energie-, Wasserversorgung, Abfall Metall, Elektro Chemie, Kunststoff Holz, Papier, Pappe, Möbel Nahrungs- und Genussmittel, Tabak Quellen: AMS, Hauptverband der österreichischen SV-Träger, eigene Berechnungen -600-400 -200 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Veränderung der Beschäftigung Veränderung der Arbeitslosigkeit Die Arbeitslosigkeit stieg im 1. Quartal 2014 in allen Branchen mit einer einzigen Ausnahme: Im Bauwesen verringerte sich die saisonale Arbeitslosigkeit aufgrund des milden Winters gegenüber dem Vorjahr um 256 Personen. Die stärksten Anstiege verzeichneten die Arbeitskräfteüberlassung (plus 943 Arbeitslose) und der Handel (plus 822 Arbeitslose). 9 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

Angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt in ausgewählten Wirtschaftszweigen Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie angespannt der Arbeitsmarkt in einer Branche ist, empfiehlt sich ein Blick auf die Stellenandrangziffer (Arbeitslose je offener Stelle) und die Arbeitslosenquote des jeweiligen Wirtschaftszweiges (Arbeitslose in Relation zur Summe aus Beschäftigten und Arbeitslosen der Branche in Prozent). Zu berücksichtigen dabei ist, dass jene Arbeitsuchenden, die sich in Schulungsmaßnahmen befinden, in diesen Quoten fehlen und damit die Schwierigkeiten, in einer Branche einen Job zu finden, tendenziell unterschätzt werden. } Die Arbeitslosenquote lag in Oberösterreich im 1. Quartal 2014 (traditionell berechnet) bei 6,6 Prozent, der Stellenandrang bei 7,2 Arbeitslosen je offener Stelle. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosenquote um 0,5 Prozentpunkte und die Stellenandrangziffer um 0,5 gestiegen. } Die mit Abstand höchste Arbeitslosenquote weist die Personalleasingbranche auf: 20,9 Prozent der Arbeitskräfte dieser Branche sind arbeitslos. Die zweithöchste Arbeitslosenquote verzeichnet das Bauwesen mit 16,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist das ein Rückgang um 0,7 Prozentpunkte. Weiter angestiegen ist die Arbeitslosenquote hingegen im Tourismus (15,5 Prozent). Überall sonst liegt die Arbeitslosenquote unter dem Branchendurchschnitt von 6,6 Prozent. } Die Personalleasingbranche weist einerseits die höchste Arbeitslosenquote und andererseits den niedrigsten Stellenandrang auf: Mit 3,5 Arbeitslosen je offener Stelle ist er nur halb so hoch wie im Durchschnitt aller Branchen. Den höchsten Stellenandrang gibt es saisonbedingt im Bauwesen mit 24,6 Arbeitslosen je offener Stelle. } Im Bereich Energie-, Wasserversorgung, Abfall ist mit 21,8 Arbeitslosen je offener Stelle der zweithöchste Stellenandrang festzustellen. Gleichzeitig weist die Branche mit 2,9 Prozent eine deutlich unterdurchschnittliche Arbeitslosenquote auf. Ähnlich ist die Situation im Bereich Chemie und Kunststoff: Die Arbeitslosenquote ist mit 3,1 Prozent relativ niedrig, für die Arbeitslosen gibt es aber kaum offene Stellen. } Die Metall-Elektro-Branche weist mit 2,2 Prozent die zweitniedrigste Arbeitslosenquote im Branchenvergleich auf. Mit 5,1 Arbeitslosen je offener Stelle liegt die Branche auch beim Stellenandrang relativ günstig. 10 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

Arbeitsmarktlage in ausgewählten Wirtschaftszweigen Gesamt Gesundheits- und Sozialwesen Erziehung und Unterricht Öffentl. Verwaltung Arbeitskräfteüberlassung, Gebäudebetreuung, Wachdienste Finanz-/Rechtsdienstleistungen, Wohnungswesen Beherbergung und Gastronomie Transport Handel Bauwesen Energie-, Wasserversorgung, Abfall Metall, Elektro Chemie, Kunststoff Holz, Papier, Pappe, Möbel Nahrungs- und Genussmittel, Tabak 0 5 10 15 20 25 30 Stellenandrangziffer (Arbeitslose je offener Stelle) Arbeitslosenquote (in Prozent) Quellen: AMS, Hauptverband der österreichischen SV-Träger, eigene Berechnungen 11 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

III. Betriebliche Lehrstellenförderung in Österreich Im internationalen Vergleich fällt Österreich mit einer relativen niedrigen Jugendarbeitslosigkeit auf. In der öffentlichen Diskussion wird dies meist auf die duale Lehrausbildung zurückgeführt. Nicht beachtet wird dabei: } dass bei einem zeitlichen Vergleich Österreich mit einer Rekordarbeitslosigkeit konfrontiert ist. Derzeit sind fast 79.000 Jugendliche entweder arbeitslos, in einer Schulungsmaßnahme oder auf Lehrstellensuche. Alleine in Oberösterreich sind rund 11.500 Jugendliche ohne Beschäftigung. } dass sich das allgemein stark ausgeprägte System der Berufsausbildung in Österreich also auch das vollzeitschulische Angebot an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen positiv auf die Ausbildungs- und Beschäftigungssituation von Jugendlichen auswirkt. } dass die Lehrausbildung in Österreich ein hoch subventionierter Bereich ist und die Wirksamkeit der betrieblichen Lehrstellenförderung fragwürdig ist. Aus diesem Grund hat sich die Regierung in ihrem Arbeitsprogramm eine Evaluierung der betrieblichen Lehrstellenförderung vorgenommen. Mit der aktuellen Arbeitsmarktanalyse wird auf Basis von bestehenden Forschungsarbeiten ein Beitrag zu dieser Diskussion geleistet. Anhand guter Beispiele werden Handlungsoptionen für eine mögliche Neugestaltung der betrieblichen Lehrstellenförderung skizziert. Strukturelle Krise der Lehrausbildung in Österreich Die betriebliche Lehrstellenförderung ist vor dem Hintergrund der strukturellen Probleme am Lehrstellenmarkt in Österreich zu sehen. Während in der Periode zwischen Mitte der 1980er Jahre und Mitte der 1990er Jahre noch ein Lehrstellenüberhang zu beobachten war, ist der österreichische Lehrstellenmarkt seit 1996 durch einen permanenten Lehrstellenmangel gekennzeichnet. Im September 2013 waren 6866 Jugendliche auf Lehrstellensuche (sofort verfügbar) und nur 4911 offene Lehrstellen waren verfügbar. Das ergibt eine rechnerische Lehrstellenlücke von 1955 Lehrstellen. Im Nationalen Bildungsbericht werden für dieses strukturelle Problem mehrere Ursachen genannt. Zum einen wird auf den Wandel in Richtung Dienstleistungsgesellschaft hingewiesen, da der Lehrlingsanteil in der Sachgütererzeugung die an Bedeutung verliert höher ist als im Dienstleistungsbereich. Zum anderen werden konjunkturelle Gründe genannt, die vor allem in der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise erneut sichtbar wurden. Bei schlechter Konjunkturlage werden weniger Lehrstellen angeboten. Darüberhinaus scheinen auch die Privatisierungen für 12 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

den Lehrstellenrückgang mitverantwortlich zu sein, da große Lehrwerkstätten in ehemaligen verstaatlichten Firmen weggefallen sind. Bei einer längerfristigen Betrachtung zeigt sich, dass die Anzahl an Lehrbetrieben in Österreich von 46.320 im Jahr 1990 auf 33.595 im Jahr 2013 zurückging. Ein ähnlicher Trend ist laut Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer in Oberösterreich zu beobachten: Die Anzahl der Lehrbetriebe sank in Oberösterreich von 9387 im Jahr 2002 auf 6667 im Jahr 2013. Entwicklung des LehrstellenMarktes in Österreich 20000 18000 16000 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quellen: Schneeberger 2009, bali Web Offene Lehrstellen, sofort verfügbar Sept. Lehrstellensuchende, sofort verfügbar Sept. Auf die permanente Knappheit an Lehrplätzen reagierten Jugendliche dadurch, dass sie sich vermehrt für eine vollzeitschulische Berufsausbildung entschieden. Auf der politischen Ebene wurde durch die Etablierung eines umfangreichen Jugendauffangnetzes und mit finanziellen Anreizen für Betriebe zur Einstellung von Lehrlingen (betriebliche Lehrstellenförderung) reagiert. 13 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

Massiver Anstieg der öffentlichen Ausgaben für Basisförderungen Die betriebliche Lehrstellenförderung ist im Berufsausbildungsgesetz (BAG) 19c geregelt und wird aus den Mitteln des Insolvenz-Entgelt-Fonds finanziert. Abgewickelt wird die betriebliche Lehrstellenförderung über die Wirtschaftskammern. In Österreich bestehen grundsätzlich acht Förderungsarten: 1. basisförderungen, wo jeder Betrieb gefördert wird, der im jeweiligen gesamten Lehrjahr ein aufrechtes Lehrverhältnis nachweisen kann. Die Förderhöhe beträgt im ersten Lehrjahr drei Lehrlingsentschädigungen, im zweiten Lehrjahr zwei Lehrlingsentschädigungen und im dritten bzw. vierten Lehrjahr jeweils eine Lehrlingsentschädigung. 2. förderung von neuen Stellen (Blum Bonus II). Diese Förderung war bis Ende 2010 befristet und sollte Betriebe durch finanzielle Anreize dazu bewegen, in die Lehrausbildung einzusteigen oder nach einer Ausbildungspause (von mindestens drei Jahren) die Lehrausbildung wieder aufzunehmen. 3. Die Förderung von Betrieben, die einen Ausbildungsnachweis zur Mitte der Lehrzeit ablegen. Diese Förderung, die grundsätzlich der Qualitätssicherung in der Lehrausbildung diente, wurde seit Februar 2011 aus Budgetgründen ausgesetzt. 4. Zwischen- und überbetriebliche Ausbildungsmaßnahmen. Hier werden Lehrberechtigte gefördert, deren Lehrlinge an einer zwischen- oder überbetrieblichen Ausbildungsmaßnahme teilnehmen. 5. Weiterbildungen der Ausbilder/-innen. Gefördert werden Weiterbildungsmaßnahmen für Ausbilder/-innen mit einer Mindestdauer von acht Stunden. 6. Förderungen für ausgezeichnete und gute Lehrabschlussprüfungen. Gefördert werden hier Lehrberechtigte, deren Lehrlinge eine Lehrabschlussprüfung mit gutem Erfolg (200 Euro) oder mit Auszeichnung (250 Euro) absolvieren. 7. Maßnahmen für Lehrlinge mit Lernschwierigkeiten. Um Jugendliche mit Lernschwierigkeiten bei der Lehrausbildung zu unterstützen, werden Kosten für die Wiederholung einer Berufschulklasse, Vorbereitungskurse auf Nachprüfungen oder auch Nachhilfekurse auf Pflichtschulniveau gefördert. 8. Gleichmäßiger Zugang von jungen Frauen und jungen Männern zu den verschiedenen Lehrberufen. Hier werden Maßnahmen und Projekte gefördert, die der geschlechtsspezifischen Segregation des Lehrstellenmarktes entgegenwirken. In den Jahren 2012 ist noch die Förderung von Auslandspraktika und im Jahr 2013 die Förderung von Vorbereitungskursen für die Lehrabschlussprüfung dazugekommen. Bei der Entwicklung des 14 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

Ausgabenvolumens für die betriebliche Lehrstellenförderung ist ein massiver Anstieg seit dem Jahr 2009 zu verzeichnen. Mit rund 177 Millionen Euro erreichte sie im Jahr 2010 ihren bis herigen Höhepunkt. Daraufhin wurde die Förderung des Ausbildungsnachweises zur Mitte der Lehrzeit eingestellt, womit eine qualitative Förderschiene der dualen Ausbildung wegfällt. Die Konsequenz war, dass in den Folgejahren sowohl absolut als auch anteilsmäßig die Basisförderung also jene Förderung, die ohne Kriterien an Betriebe vergeben wird explodiert ist. Im Jahr 2013 wurden 141,7 Millionen Euro an Basisförderungen an Betriebe ausgeschüttet. Im Vergleich zum Jahr 2009 ist dies ein Anstieg um fast 97 Millionen. Damit entfallen 93 Prozent der gesamten Ausgaben der betrieblichen Lehrstellenförderung auf Basisförderungen. Alleine in Oberösterreich werden für die betriebliche Lehrstellenförderung 34,1 Millionen Euro ausgegeben, davon 31,5 Millionen Euro für Basisförderungen. Obwohl Betriebe oftmals eine Lernschwäche von Jugendlichen beklagen, wird nur ein halbes Prozent der betrieblichen Lehrstellenförderung in Österreich für Maßnahmen für Lehrlinge mit Lernschwächen verwendet. Bei diesem Fördervolumen sind steuerliche Begünstigungen für die Ausbildungsbetriebe noch nicht berücksichtigt. So konnten Betriebe, die Aufwendungen für die Lehrlingsausbildung als Betriebsausgaben oder Werbungskosten bei der Veranlagung geltend machen, eine Lehrausbildungsprämie in der Höhe von 1000 Euro erhalten. Die Lehrausbildungsprämie kam jedoch im Jahr 2012 das letzte Mal zur Anwendung. Entwicklung der betrieblichen Lehrstellenförderung in Österreich, nach Jahr und Förderarten 200 180 160 140 120 100 80 60 55.745.310 177.203.549 156.223.991 131.308.617 152.289.405 Basisförderung Neue Lehrstellen Ausbildungsnachweis zur Mitte der Lehrzeit Zwischen- und überbetriebliche Ausbildungsmaßnahmen Weiterbildung der Ausbilder/-innen Lehrabschlussprüfung Maßnahmen für Lehrlinge mit Lernschwierigkeiten Gleichmäßiger Zugang von Frauen und Männern 40 20 Auslandspraktika Lehrabschlussprüfung Vorbereitungskurs 0 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: WKÖ 15 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

Anteil der Förderarten an der gesamten Lehrstellenförderung in Prozent, im Jahr 2013 Zwischen- und überbetriebliche Ausbildungsmaßnahmen 4% Lehrabschlussprüfung 1,6% Maßnahmen für Lehrlinge mit Lernschwierigkeiten 0,5% Basisförderung 93% Quelle: WKÖ Hohe Mitnahmeeffekte Die betriebliche Lehrstellenförderung ist in Österreich umstritten, vor allem aufgrund der Ineffizienz der Basisförderungen. Es ist äußerst fragwürdig, ob die intendierte quantitative Zielsetzung der Basisförderung, also durch finanzielle Anreize Unternehmen dazu zu bewegen, (mehr) Lehrlinge auszubilden, erreicht wird. Vielmehr ist von hohen Mitnahmeeffekten auszugehen. Darunter ist gemeint, dass Betriebe finanzielle Förderungen in Anspruch nehmen, obwohl sie auch ohne diese Förderung dieselbe Anzahl an Lehrlingen ausgebildet hätten. Im Jahr 2007 untersuchte Wacker anhand ökonometrischer Berechnungen die Effekte des Blum-Bonus in Österreich. Die Ergebnisse zeigten, dass die Mitnahmeeffekte im Jahr 2005 bei 70,7 Prozent und im Jahr 2006 bei 77,8 Prozent lagen. Drei Viertel aller gewährten Blum-Boni führten zu keinen neuen Lehrstellen es wurden lediglich Lehrstellen subventioniert, die ohnehin zustande gekommen wären. 16 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

In einem modifizierten Modell kommt Schweighofer (2007) zu noch höheren Werten. Hier betrugen die Mitnahmeeffekte bei Lehrlingen im ersten Lehrjahr am 31.12. des jeweiligen Jahres 72 Prozent im Jahr 2005 und 85 Prozent im Jahr 2006. Die Mitnahmeeffekte betragen für alle Lehrlinge im Jahr 2005 64 Prozent und im Jahr 2006 84 Prozent. Da der Blum-Bonus grundsätzlich nach dem Kriterium der Schaffung von neuen Lehrstellen vergeben wurde, ist bei den Basisförderungen, die dieses Kriterium nicht voraussetzen, von noch höheren Mitnahmeeffekten auszugehen. Ähnlich argumentiert das Institut für Höhere Studien bei der Evaluierung der Jugendbeschäftigungsmaßnahmen in Oberösterreich. Eine aktuelle Forschungsarbeit der Diplomandin Judmayr am Linzer Volkswirtschaftsinstitut hatte die Evaluierung der betrieblichen Lehrstellenförderung seit dem Jahr 2008 zum Ziel. Sie kam ebenfalls zur Schlussfolgerung, dass die betriebliche Lehrstellenförderung zwar einen positiven Effekt auf das Lehrstellenangebot hat, aber der Effekt sehr gering ist. Ein positiver Effekt auf die Erhöhung des Frauenanteils in der Lehrausbildung konnte beim aktuellen Lehrstellenförderungsmodell nicht festgestellt werden. Der Hauptgrund für die hohen Mitnahmeeffekte ist, dass die Ausbildungsbereitschaft von Betrieben primär von der Konjunktur und nicht von finanziellen Anreizen beeinflusst ist. Der Forschungsbericht der deutschen Bundesregierung aus dem Jahr 2010 verfestigt diese Befunde mit Befragungsergebnissen von Betrieben. Hier wurden jeweils 1000 Betriebe, für die ein Ausbildungsbonus bewilligt wurde, und 1000 Betriebe, für die kein bewilligter Antrag vorlag, telefonisch befragt. 71 Prozent der geförderten Betriebe gaben an, dass sie die Lehrstelle auch ohne Förderung geschaffen hätten. Weiters gaben 68 Prozent der Betriebe an, dass sie sich erst nach der Auswahl des/der Bewerber/-in um mögliche Förderungen bemühten. Viele Betriebe erfahren über die Existenz der Lehrstellenförderung erst im Nachhinein. Eine Befragung von Betrieben in Tirol durch das Institut für Höhere Studien kommt zum selben Schluss: Die betriebliche Lehrstellenförderung führt zu keinen Verhaltensänderungen der Betriebe und wird nicht als Anreizsystem gesehen, sondern vielmehr als ein nice to have empfunden. Weniger Beachtung findet bis jetzt die Qualitität der Lehrausbildung, die vom bisherigen Förderungs modell kaum beeinflusst wird. Ineffizienzen des bisherigen Fördermodells ergeben sich nicht nur in Bezug auf die Quantität der Lehrstellen, sondern vor allem auch aufgrund dessen, dass Betriebe unabhängig von der Qualität der Ausbildung gefördert werden. Die Qualitätsprobleme der Lehrausbildung werden insbesondere an den hohen Abbruchquoten sichtbar. Im Durchschnitt aller Branchen haben im Jahr 2011 16,6 Prozent ihre Lehrzeit nicht abgeschlossen und bis Ende 2012 auch keine Lehrabschlussprüfung abgelegt. Ein weiteres Problem stellt der Umstand dar, dass 50 Prozent der Lehrlinge ohne weitere Lehrlinge im Betrieb ausgebildet werden. 20 Prozent werden mit einem weiteren Lehrling im Betrieb ausgebildet und nur 30 Prozent werden in Gruppen von drei oder mehr Lehrlingen ausgebildet. Kritisch anzumerken ist, dass 60 Prozent der Betriebe nur ein on-the-job-training anbieten und keine spezifischen Investitionen in den Ausbildungsprozess tätigen. 17 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

AMS-Modell als Vorbild Im Gegensatz zur betrieblichen Lehrstellenförderung, die von der Wirtschaftskammer ab gewickelt wird, hat das Arbeitsmarktservice (AMS) bereits ein kriteriengeleitetes Modell der Lehrstellen förderung etabliert. Das AMS fördert die Lehrausbildung von folgenden Personengruppen: } Mädchen unter 18 Jahren in Lehrberufen mit geringem Frauenanteil. Darunter fallen jene Lehrberufe, bei denen der Anteil der weiblichen Lehrlinge im vorangegangenen Ausbildungsjahr unter 40 Prozent lag. } Jugendliche unter 18 Jahren, die auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind. Hierzu zählen unter anderem Jugendliche mit physischen und/oder psychischen Einschränkungen, Sonderschulabgänger/-innen oder sonstige lernschwache Pflichtschulabsolventen/-innen. } Behinderte Personen über 18 Jahre, deren Beschäftigungsprobleme durch eine Lehrausbildung gelöst werden können. Darüber hinaus fördert das AMS auch die integrative Berufsausbildung von benachteiligten und behinderten Jugendlichen. Die Lehrstellenförderung des AMS hat aber am gesamten Fördervolumen in Österreich nur eine geringe Bedeutung. Im Jahr 2012 wurden hierfür 22,5 Millionen Euro ausgegeben. Das AMS-Modell erscheint vorbildhaft, da durch diese personenbezogenen Kriterien ein Lenkungseffekt entstehen kann, sodass benachteiligte Jugendliche eine erhöhte Chance auf eine Lehrausbildung bekommen. Österreich ist in Bezug auf die Bedeutung der dualen Lehrausbildung an der gesamten Berufsausbildung und der allgemeinen Wirtschaftsstruktur gut vergleichbar mit dem deutschen Bundesland Bayern. In Bayern besteht ein ähnliches Modell der betrieblichen Lehrstellenförderung wie in Österreich. Der zentrale Unterschied ist jedoch, dass das bayrische Modell keine Basisförderungen, sondern insbesondere Benachteiligtenförderungen vorsieht. Firmen, die behinderte Jugendliche oder Jugendliche mit Lernschwierigkeiten ausbilden, erhalten bis zu 80 Prozent von der Lehrentschädigung refundiert. Darüberhinaus besteht eine Förderschiene zur Schaffung von neuen Lehrstellen (Ausbildungsbonus), die dem österreichischen Blum-Bonus II gleicht. Weiters gibt es eine Förderung zur Vorbereitung der Jugendlichen auf die Lehrausbildung (Einstiegsqualifizierung). Gefördert werden hier Praktika für benachteiligte Jugendliche für einen Zeitraum zwischen sechs und zwölf Monaten. Die Betriebe bekommen eine Förderung in der Höhe von 216 Euro monatlich für die Praktikumsdauer. 18 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

AK-Forderungen In der vorliegenden Arbeitsmarktanalyse wurde gezeigt, dass die Lehrausbildung in Österreich ein hoch subventioniertes System ist. Der überwiegende Teil der betrieblichen Lehrstellenförderung wird nach dem Gießkannenprinzip ausgeschüttet. Die Basisförderungen werden weder nach individuellen Bedürfnissen, noch nach betrieblichen oder regionalen Erfordernissen vergeben. Auf Basis der bisherigen Forschungsarbeiten ist davon auszugehen, dass zwischen 70 und 80 Prozent der Basisförderungen Mitnahmeeffekte sind. Das heißt, die Lehrstellen wären auch ohne der betrieblichen Lehrstellenförderung entstanden. Die Förderungen stellen damit nur eine zusätzliche (öffentliche) Einnahmequelle für die Betriebe dar. Im Jahr 2013 wurden in Österreich 141,7 Millionen Euro für Basisförderungen ausgegeben. Bei einer vorsichtigen Schätzung (70 Prozent Mitnahmeeffekt) bedeutet dies, dass in Österreich annähernd 100 Millionen Euro nicht zielführend eingesetzt sind und eine Fehlallokation darstellen. Alleine in Oberösterreich betragen die Mitnahmeeffekte aufgrund der bisherigen Förderpraxis rund 22 Millionen Euro. Vor dem Hintergrund der von Sparmaßnahmen und Kürzungen geprägten aktuellen Erstellung des Bundesbudgets ist es unverständlich und unverantwortlich, dass ein offenkundig ineffizientes Instrument wie die Basisförderung keiner Überprüfung unterzogen wird und die leichtfertig ausgegebenen Mittel an anderer Stelle wirkungsvoller eingesetzt werden könnten. Angesichts der Klagen der Unternehmer über die mangelnde Ausbildungsfähigkeit und schulischen Defizite der Lehrstellensuchenden wäre es sinnvoller, einen Teil der Mittel dem Bildungsressort zur Verfügung zu stellen, um den Jugendlichen den Übertritt von der Schule ins Berufsleben zu erleichtern. In der derzeitigen Form ist die betriebliche Lehrstellenförderung nicht mehr zeitgemäß und nicht effizient. Die AK sieht dringenden Handlungsbedarf und fordert daher: } Die Fördermittel sollen nicht pauschal vergeben, sondern gezielt und strategisch eingesetzt werden. } Die Lehrstellenförderungen sollen Anreize für Ausbildungsbetriebe schaffen, die lernschwachen und benachteiligten Jugendlichen entsprechende Unterstützungsleistungen bieten. Hierzu zählen beispielsweise Jugendliche mit sozial-emotionalen Auffälligkeiten, mit physischen und/oder psychischen Erkrankungen, Sonderschulabgänger/-innen oder sonstige lernschwache Pflichtschulabsolventen/-innen } Die Lehrstellenförderung soll sich auf zukunftsträchtige Berufe und Branchen mit einem hohen Lehrstellenandrang konzentrieren. Primär sollten jene Branchen gefördert werden, in denen Lehrabsolventen/-innen in der Zukunft gute Arbeitsmarktperspektiven haben. Für die Einschätzung des berufspezifischen Arbeitskräftebedarfs kann auf die regelmäßigen Qualifikationsprognosen von AK und AMS zurückgegriffen werden. 19 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014

} Die Förderung für den Zugang von Frauen zu männerdominierten Lehrberufen ist deutlich auszubauen bzw. umzugestalten. Derzeit werden nur 0,08 Prozent des bisherigen Förderbudgets hierfür verwendet. Mit einer gezielten Förderung soll die Bereitschaft der Betriebe, verstärkt Mädchen in Lehrberufen mit geringem Frauenanteil auszubilden, gesteigert werden. } Die Lehrstellenförderung soll insbesondere die Qualität der Lehrausbildung vorantreiben. Beratungsangebote sind hier zielführender als Geldleistungen. Im derzeitigen Fördersystem bleiben die hohen Abbruch- bzw. Durchfallquoten in einzelnen Lehrberufen bzw. Branchen ohne Konsequenzen. Besonders dramatisch scheint die Qualität der Lehrausbildung in der Branche Tourismus und Freizeitwirtschaft zu sein, da der Anteil der Lehrabbrecher/-innen hier bei 28,6 Prozent liegt. } Die Finanzierungsgrundlage der Ausbildungsgarantie soll vor allem durch Umschichtung der bisher für wirkungslose Basisförderungen verwendeten Mittel angepasst werden. Derzeit wird die Ausbildungsgarantie ausschließlich aus der Arbeitslosenversicherung finanziert. Mit der Ausbildungsgarantie wird primär der Rückgang an Ausbildungsbetrieben kompensiert. Da eine gute Ausbildung für die Jugend ein gesamtgesellschaftliches Interesse darstellt, wäre es ein gerechter Lastenausgleich, wenn ein Teil der bisherigen Ausgaben für die Basisförderung für die Finanzierung der Ausbildungsgarantie herangezogen wird. Darüber hinaus verweisen Praxis berichte auf die Notwendigkeit einer verstärkten Koordinierung der Jugend beschäftigungs - angebote. Im Bereich des Jugendcoachings wurde mit den Koordinationsstellen bereits darauf reagiert. Diese Koordinationsaufgabe für alle Ausbildungs- und Beschäftigungsaktivitäten für Jugendliche bis zum Alter von 24 Jahren kann die von der AK geforderte Jugend-Ausbildungsgesellschaft leisten. 20 Der oberösterreichische Arbeitsmarkt im 1. Quartal 2014