Kompressionstherapie Alexander Poloczek Leitender Arzt, Klinik für Angiologie Ostschweizer Gefässzentrum / Interdisziplinäres Wundzentrum
J.W. Goethe 1817 von einem Ulcus cruris geheilt ein von Serenissimo (Großherzog Carl August) höchst selbst verordneter Schnürstrumpf [hat] Wunder getan und wenn sich das Übel so fort und fort vermindert, so werde ich s gar bald los.
Warum Kompressionstherapie?
Warum Kompressionstherapie? Abbildung Dr. M. Streit, Aarau
Warum Kompressionstherapie? Abbildung Dr. M. Streit, Aarau
Warum Kompressionstherapie? Abbildung Dr. M. Streit, Aarau
Wirkungsweise der Kompressionstherapie
Wirkungsweise der Kompressionstherapie Erhöhung der kapillären Rück-Resorption
Wirkungsweise der Kompressionstherapie Verminderung der venösen Refluxe
Wirkungsweise der Kompressionstherapie Beschleunigung der venösen Strömung Das Produkt aus Querschnitt und Strömungsgeschwindigkeit ist konstant
Wirkungsweise der Kompressionstherapie Verbesserung der Wadenmuskelpumpe ( peripheres Herz )
Wirkungsweise der Kompressionstherapie
Wirkungsweise der Kompressionstherapie Verbesserung der Muskelpumpenfunktion Kompressionsbinde oder Strumpf als Widerlager Erhöhung des Arbeitsdrucks der Muskulatur
Wechselwirkung der Kompressionstherapie
Wechselwirkung der Kompressionstherapie Zentrale hämodynamische Auswirkung durch Anstieg der Vorlast und des Herz-Zeit- Volumens Vorsicht bei Herzschwäche (kardiale Insuffizienz), v.a. in Stadien NYHA 3 und 4 (Beschwerden bei leichter Belastung resp. in Ruhe)
Wechselwirkung der Kompressionstherapie Beeinflussung der arteriellen Durchblutung Der Anpressdruck des Kompressionsverbands darf den Knöcheldruck (KD) nicht dauerhaft kritisch reduzieren (< 50 mmhg) KD > 80 mmhg: Kompression möglich KD 60-80 mmhg: Modifizierte Kompression möglich (reduzierter Anpressdruck und engmaschige klinische Kontrolle) KD < 60 mmhg: Keine Kompression
Arten der Kompressionsverbände
Arten der Kompressionsverbände Kurzzug-Verbände (unelastisch) Arbeitsdruck +++ + Ruhedruck + +++ Tiefenwirksamkeit ++ - Langzug-Verbände (elastisch)
Arten der Kompressionsverbände Kurzzug-Verbände (unelastisch) Arbeitsdruck +++ + Ruhedruck + +++ Tiefenwirksamkeit ++ - Kurzzugverbände: Hoher Arbeitsdruck -> Verbesserung der Muskelpumpen-Funktion Subfasziale Ödeme können durch Tiefenwirkung besser mobilisiert werden Langzug-Verbände (elastisch) Weniger Gefahr bei PAVK-Patienten, da der kontinuierliche Ruhedruck geringer ist Durch tieferen Ruhedruck wesentlich angenehmer für Patienten Kurzzug-Verband hat bessere Wirksamkeit bei Stauungszuständen und ist Mittel der Wahl zur Entstauung auch bei immobilen Patienten
Gesetz von Laplace P= Anpressdruck der Binde am Bein T= Bindenspannung R= Zugehöriger Radius
Gesetz von Laplace R2 R1 Bei gleicher Bindenspannung (T) wird der Anpressdruck (P) mit zunehmendem Radius (R) kleiner ( automatisch gradueller Druckabfall am Bein von distal nach proximal) Z.B.: Bindenspannung T= konstant 20 g/cm R1= 2 cm => P = 20:2 = 10 g/cm2 R2= 4 cm => P = 20:4 = 5 g/cm2
Gesetz von Laplace
Schaumstoffkompressen
Kompressionsstrümpfe Die Versorgung mit einem Kompressionsstrumpf ist nur am enstauten Bein sinnvoll («Erhaltungstherapie»)! Klasse Druck in Fesselgegend Indikation I (Leichte Kompression) (nicht durch Krankenkasse vergütet) Ca. 20 mmhg Schwere- und Müdigkeitsgefühl in den Beinen bei geringer Varikose ohne wesentliche Ödemneigung und bei beginnender Schwangerschaftsvarikose II (Mittelkräftige Kompression) Ca. 30 mmhg Stärkere Beschwerden, ausgeprägte Varikose mit Ödemneigung, nach Abheilen von (komplikationslosen) venösen Ulcera, bei stärkerer Schwangerschaftvarikose III (Kräftige Kompression) Ca. 40 mmhg Florides Ulcus cruris, Folgezustände einer venösen Insuffizienz mit schwerer Ödemneigung, Atrophie blanche, Dermatosklerose, abgeheilten schwerer und ggf. rezidivierter Ulcera, Lymphödem IV (sehr kräftige Kompression) > 60 mmhg Lymphödem und elephantiastische Zustände
Unterstützende Massnahmen Anlage des Kompressionsverbands morgens vor dem Aufstehen alternativ Beine 30min hochlagern Schuhwerk: flache, bequeme Schuhe um das Abrollen im Sprunggelenk zu erleichtern anpassbares Schuhwerk (z.b. Klettverschluss) Sitzen und Stehen ist Schlecht - Lieber Liegen und Laufen Hitze vermeiden: Sonnenbäder, Solarien, heisse Vollbäder, tropische Hitze (Saunagänge sind erlaubt) Venoaktive Medikamente unterstützend zur Symptomlinderung kein Ersatz für Kompressionstherapie!
Herzlichen Dank