Gute Beispiele der Innenentwicklung: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg Veranstaltungsreihe Auf den Ortskern kommt es an! Northeim, 14. September 2010 Dr.-Ing. Michael Glatthaar
Übersicht 1. Gesamträumliche Ansätze Baulücken- und Leerstandskataster Internet-Vermarktung Kommunale Fördermittel für Bauen im Bestand 2. Einzelmaßnahmen Revitalisierung Zwischennutzungen Abriss 3. Aktivierungsstrategien Lokale Aktivierung (z.b. Modellvorhaben Südniedersachsen) Wettbewerb (Wohn(T)Räume, WMK) Vermarktung mit Beratung (Wanfried) 4. Schlussfolgerungen 2
Ländliche Räume Die These Zurück in die (Groß)Stadt ist nach neuen Untersuchungen zur Wohneigentumsbildung nicht haltbar. 3
1.1 Baulücken- und Leerstandskataster Werra-Meißner-Kreis (Gemeinde Wanfried) Schwalm-Eder-West 4
1.1 Baulücken- und Leerstandskataster WMK Ziele: - Erfassung leerstehender Immobilien für die Internetvermarktung - Abstimmung inhaltlicher Kriterien und technischer Rahmenbedingungen (einheitliche Erfassung) Probleme: - Lange Abstimmungswege - tlw. aufwändige Datenerfassung - Zustimmung der Eigentümer zur Vermarktung notwenig - Aktualisierung der Daten 5
1.1 Baulücken- und Leerstandskataster WMK Art der Bebauung Wohnhaus Sonstiges 6
1.1 Baulücken- und Leerstandskataster WMK Konstruktion Fachwerk Massiv Mischbauweise 7
1.1 Baulücken- und Leerstandskataster WMK Nutzungspotential Umbau Umbau, Abriss 8
1.1 Baulücken- und Leerstandskataster WMK Ergebnis (1) Problem sichtbar und erkannt! 9
1.2 Internet - Vermarktung Interkommunaler Zweckverband Hinterland 10
1.2 Internet - Vermarktung Typ: freistehendes Einfamilienhaus Adresse: Hauptstraße 4, 35236 Breidenbach Kaufpreis: 89.500,00 Verfügbar ab: sofort Provision: 5,95 % Grundfläche: 650 m² Wohnfläche: 120 m² Anzahl Etagen: 2 Balkon: Nein Terrasse: Nein Einbauküche: ja Anzahl vorhandener Stellplätze: 4 Heizungsart: Gaszentralheizung Denkmalschutz: Nein Besteht Sanierungsbedarf?: gering Wohnhaus mit Scheune 11
1.2 Internet - Vermarktung Besser als Immobilienscout 24 und andere Plattformen - höhere Informationsdichte - Ansprechpartner meist vor Ort (lokale Kenntnisse) Sind Leerstände die Folge fehlender Informationen? Leerstands-, Immobilien- und Baulückenkataster sowie Internetvermarktung sind nur der 1. Schritt 12
1.3 Bauen im Bestand - Eschwege Innenentwicklung kommunale Fördermittel das Beispiel der Stadt Eschwege Richtlinie zur Gewährung städtischer Zuschüsse für das Bauen im Bestand 13
1.3 Bauen im Bestand - Eschwege Richtlinie ESW städtische Zuschüsse für Bauen im Bestand gültig seit 2009 a. Modernisierung und Instandsetzung b. Um- und Ausbau zu Schaffung bedarfsgerechter Grundrisse c. Barrierefreiheit d. Neubau (Baulücken) e. Abriss ortsbildstörender Anlagen / Bauteile Älter als 50 Jahre (außer c und d) Investitionen von mind. 300 /m² Einmaliger Zuschuss (20%, höchstens 15.000 ) 14
1.3 Bauen im Bestand - Eschwege In 2009 wurden 6 Maßnahmen gefördert. Interesse war größer, aber: Förderbedingungen Alter der Gebäude und Investitionen (300 /m²) nur bei 6 Anträgen erreicht Fördersumme im Jahr 2009: 78.000 Gesamtinvestition: 450.000 Problem: angespannte Finanzlage der Kommunen wie lang kann noch gefördert werden? 15
2.1 Revitalisierung Witzenhausen Verein zur Förderung der regionalen Versorgung mit ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln Schachtelhalm e.v. Ausgangssituation in Witzenhausen ca. 7.000 EW zunehmender Leerstand in der Innenstadt in der Innenstadt nur noch ein Nahversorger, der voraussichtlich nicht mehr lange in Betrieb ist (Verlagerung der Nahversorger an den Innenstadtrand) 16
2.1 Revitalisierung Witzenhausen Umbau, Sanierung Privatinvestor kauft Gebäude ExWoSt Fördermittel für Umbau / Sanierung / Einrichtung: 45.000 Gesamtinvestition: 130.000 zzgl. Eigenleistungen Eröffnung nach 5 Monaten Umbau am 01.12.2009 Langfristiger Mietvertrag mit Schachtelhalm e.v. (20 Jahre) 17
2.1 Revitalisierung Witzenhausen Treffpunkt und Begegnungsstätte Einrichtung einer Küche ExWoSt Fördermittel für Umbau / Sanierung / Einrichtung: 5.000 Gesamtinvestition: 15.000 zzgl. Eigenleistungen Eröffnung im September 2010 Durchführung regelmäßiger Kurse zu Gesundheit und Ernährung (z.b. in Kooperation mit vhs) 18
2.1 Revitalisierung Witzenhausen Schachtelhalm e.v. Ergebnisse (nach 5 Monaten) höhere Bekanntheit mehr Kunden und höherer Umsatz Belebung auch der Geschäfte im Umfeld 19
2.2 Zwischennutzungen - Wächterhäuser Wächterhäuser Leipzig / Verein HausHalten e.v. Ziel: Revitalisierung leerstehender stadtbildprägender Gebäude an Ein- und Ausfallstraßen. Vorgehen: gefährdeten Gebäuden durch unkonventionelle Nutzungsideen neue Perspektiven verleihen Besteht seit Oktober 2004 Grundprinzip: Hauserhalt durch Nutzung 20
2.2 Zwischennutzungen - Wächterhäuser Wächterhäuser Leipzig / Eckpunkte Mietfrei Wohnen Leerstand vermindern Renovierung und Instandsetzung durch Mieter (inkl. Materialkosten) 5 Jahre Laufzeit (Gestattungsvereinbarung) Konzept als Voraussetzung (Künstleratelier, Werkstatt) Bisher ca. 20 Gebäude mit 200 Wächtern in Leipzig (Mehrgeschossig) Nachfrage ist größer Kommunaler Zuschuss für Instandsetzung (z.b. Dachreparatur) Übertragung auf Halle/S., Chemnitz, Görlitz Zwischennutzungsagenturen entstehen auch im Ruhrgebiet 21
2.2 Zwischennutzungen - Wächterhäuser 10-Punkte-Maßnahmenplan: 1. Identifizierung geeigneter Objekte (STEK) 2. Kontaktaufnahme mit den Eigentümern 3. Erstellung eines Gutachtens (Sicherungsmaßnahmen) 4. Abschluss einer "Gestattungsvereinbarung Haus" 5. Klärung von Zuschüsse zur Gebäudesicherung 6. Suche nach "passenden" Nutzern 7. Sicherungs- bzw. Instandsetzungsmaßnahmen durch Fachfirmen 8. Unterstützung der "Hauswächter" bei Instandsetzungsarbeiten 9. öffentlichkeitswirksame Eröffnung 10. Unterstützung der Nutzer mit dem Ziel, langfristige Nutzungsverträge mit dem Hauseigentümer abzuschließen 22
2.2 Zwischennutzungen - Wächterhäuser Übertragbarkeit Organisation und Management? Kommunaler Zuschuss vorhanden? Marktverzerrung bei kleinen Märkten? Kreatives Potential vorhanden? Aktuell: Diskussion im WMK, ob Konzept auf Witzenhausen übertragbar ist. 23
2.3 Abriss / Rückbau Wenig Beispiele in ländlichen Räumen Rückbau sollte Freiräume schaffen und neue Qualitäten in den Kernbereichen Aufwertung statt langer Leerstände Einzelne Beispiel in beengten Ortslagen oder durch Privatinitiativen (z.b. Adelebsen) 24
3.1 Lokaler Dialog Lokaler Expertendialog (Coaching von Schlüsselakteuren) Modellvorhaben Südniedersachsen Zusammenhang von Neubauflächen und Leerstand Handlungsoptionen und lokale Ansätze für jede Kommune entwickeln 25
3.2 Wettbewerb Wohn(t)räume Wohn(t)räume für Jung und Alt im Werra-Meißner-Kreis Zielgruppe Hauseigentümer Kaufwillige Personen Voraussetzung Häuser und Nebengebäude im Ortskern Ortsbildprägende Gebäude 26
3.2 Wettbewerb Wohn(t)räume Gefördert werden Architektenentwurf (Phase 1 und 2) Kostenschätzungen Beratung von Gestaltungen und Information zum Einsatz von Baustoffen Beratung zu barrierefreiem /-armen Umbau Qualifizierte Energieberatung Fördersumme: 2.000 je Objekt; Gesamtvolumen 10.000 27
3.2 Wettbewerb Wohn(t)räume Geringe Nachfrage trotz Flyer Information an Bürgermeister, Bauämter und Ortsvorsteher Zeitungs- und Öffentlichkeitsarbeit Beratungsangebote setzen Änderungswillen voraus. Lokale Ansprache ist notwendig. 28
3.3 Bürgerschaftliches Engagement - Wanfried Bürgergruppe für den Erhalt Wanfrieder Häuser Kostenfreie Leistungen: Erstellen und Aktualisieren eines Leerstandskatasters Vermessen und Begutachten der leerstehenden Häuser Anfertigung von Vorentwurfsskizzen (ggf. mit Architekturmodellen) Kostenermittlungen (Kostenschätzung) Finanzierungs- und Förderungsmodelle erstellen Beratung der Kaufinteressenten Baubetreuung Beratung bei der Ausführung von Eigenleistungen 29
3.3 Bürgerschaftliches Engagement - Wanfried Bisherige Erfolge Sanierung von 2 Gebäuden im Ortskern Umbau/ Revitalisierung eines alten Schulgebäudes (mit Eigenhilfe) Vermarktung von leerstehenden Immobilien an Niederländer (bisher 2 Objekte) 30
3.3 Bürgerschaftliches Engagement - Jestädt Mehrgenerationenplatz Jestädt (Gemeinde Meinhard) Beitrag im Wettbewerb Nahedabei (ExWoSt und IFAS) Fördermittel 35.000 20 % Eigenanteil über 10.000 Stunden ehrenamtliche Tätigkeit und Mitwirkung lokaler Handwerksunternehmen 31
4. Schlussfolgerungen Es gibt unzählige Beispiele und Ideen 1. Problem erkennen dies braucht Zeit und Durchhaltevermögen (Leerstandskataster als Indikator für Handlungsnotwendigkeit) 2. Vermarktung als notwendiger Schritt (aber nicht ausreichend) 3. Integrierte Gesamtstrategie / Leitbild entwickeln 4. Wechselwirkungen verschiedener Handlungsfelder: Bildung, Gesundheit, Siedlungsflächenentwicklung, Kultur,.. berücksichtigen 32
4. Schlussfolgerungen Voraussetzungen sind: Handlungswille von Ort Engagement der Verantwortlichen in Politik und Verwaltung Bürgerschaftliches Engagement als Motor (dies braucht Unterstützung) Finanzielle Förderung / Anreize die aktuellen Förderinstrumente sind häufig unzureichend oder mit zu geringen Mitteln / Quoten ausgestattet - Stadtumbau nur bei Modellprojekten, ggf. alte Städtebauförderung wieder beleben hier wurden in Kleinstädten gute Erfolge erzielt. 33
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dr.-Ing. Michael Glatthaar proloco Stadt und Region Planung und Entwicklung www.proloco-bremen.de 34