Nachwuchsmangel in der Medizin



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Transkript:

Nachwuchsmangel in der Medizin Dr. med. Dirk Michael Forner Facharzt für allgemeine Chirurgie, gynäkologische Onkologie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Ärzteschwämme Ärztemangel Facharztmangel Hausarztmangel

Ärzte in Deutschland 180000 160000 140000 120000 100000 80000 ambulant stationär 60000 40000 20000 0 1993 2012

Beschäftigte im Gesundheitswesen 100 5000 % Mio 90 80 70 4800 4600 60 50 40 30 20 10 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 4400 4200 4000 3800 3600

Nachwuchsmangel Hintergründe und Ursache Situation und Auswirkungen Auswege

Ärztemangel Angebot und Nachfrage entwickeln sich gegensätzlich Ursachen für sinkendes Angebot Rückgang der Studierenden und Absolventen Ursachen für steigenden Bedarf Sinkende Arbeitszeit Stetige Zuname an Medizinischen Leistungen Demographische Entwicklung der berufstätigen Ärzte

Rückgang der Studierenden und Absolventen Rückgang der Studierenden 87976 (1994) auf 76040 (2006) Rückgang der Absolventen seit 1994 von 11978 auf 8724 im Jahr 2006 Dies entspricht einem Rückgang um 3254 oder 27.2 %. 14% Studienabbrecher (6% 1990) Abwanderung 12%/ Jahrgang in nichtärztliche Tätigkeit 3300 Ärzte/ Jahr gehen ins Ausland

Verlust an Medizinabsolventen

Steigender Bedarf Die durchschnittliche Arbeitszeit/ VK Arzt im Krankenhaus sinkt pro Jahr > 1.1% Einhaltung der Arbeitszeitrichtlinie Veränderte Work-Life Balance Mehr Teilzeitkräfte Die ärztliche Gesamtarbeitszeit im Krankenhaus nimmt pro Jahr um 1.2% zu Pro Jahr steigt die Zahl der im Krankenhaus beschäftigten Ärzte (in VK) um ~ 2.7%

Steigender Bedarf an Ärzten Der Anteil an Ärzten-/ innen > 59 Jahre nimmt stetig zu (15.6%) Absehbar werden mehr Vertragsärzte eine Praxisnachfolger suchen Der Anteil der Ärzte im Ruhestand steigt (3.8%) Verrentung von 30% der Klinikchirurgen in den nächsten 10 Jahren 23% der niedergelassenen Ärzte beabsichtigen bis 2020 ihr Praxis abgeben zu wollen

Ersatzbedarf an Ärzten

Ausländische Ärzte in Deutschland

Der Bundesgesundheitsminister Aufgrund der demografischen Entwicklung ist in den nächsten Jahrzehnten mit einem wachsenden Bedarf an Ärzten zu rechnen. Flexibilisierung der Planungsbereiche Anpassung der Verhältniszahlen (Einwohner-Arzt-Relation), Berücksichtigung zum Beispiel von Krankenhausärzten, die auch ambulant behandeln, in der Bedarfsplanung, Stärkung der Einwirkungsmöglichkeiten der Länderebene unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten, Verbesserung der Möglichkeiten zur Feststellung eines zusätzlichen lokalen beziehungsweise eines qualifikationsbezogenen Sonderbedarfs.

Auswirkungen heute Unbesetzte Praxen insbesondere in ländlichen Gegenden Unbesetzte Klinikstellen Assistenz-, Ober- und Chefärzte fehlen Ärzte mit eingeschränkte Sprach- und Fachkenntnissen Die Patienten sollten Englisch lernen (Guntram Schneider, SPD)

Studienplätze steigen doch

Auswege Verringerung des Bedarfes Entbürokratisierung Reduktion von Einrichtungen Delegation ärztlicher Leistung Physischen Assistant(Bachelor) Chirurgisch technische Assistenten Pflegeberufe Löst nicht das Problem der ärztlichen Sicherstellung

Auswege Verbesserung des Angebotes Gewinnung ausländischer Ärzte Schaffung von neuen Fakultäten Ausbau der vorhandenen Fakultäten

Neue Fakultäten European Medical School Oldenburg-Groningen Examen in den Niederlanden Kassel Scholl of medicine Bachelor in Southhampton Paracelus Medizinische Hochschule Nürnberg Studienabschluss in Salzburg Promotion zum Dr. med. univ. Medizinische Hochschule Brandenburg NC-freies Wunschstudium ohne lange Wartezeiten Staatsexamen Uni Bielefeld

Vorhandene Fakultäten ausbauen Nutzen der Erfahrungen und Tradition Studienplatzreserve durch Lehrkrankenhäuser Studium schafft regionale Bindung Strukturschwache Regionen stärken

Innerhalb des wachsenden Gesundheitssektors steht absehbar ein Mangel Ärzten bevor, der die Versorgungsstrukturen gefährdet. Den Bedarf durch Abwerben in strukturschwachen Staaten zu decken, kann keine Lösung sein. Der Ausbau der Universitäten, die nach deutschem Standard lehren sollte vorrangig betrieben werden Kooperationen mit ausländischen Universitäten können dies nicht ersetzen.

Was könnte in einem Programm gefordert werden? Anpassung der Studienplätze an den tatsächlichen Bedarf Ausbau der vorhandene Fakultäten Rückgriff auf bestehende Lehrkrankenhäuser Gründung neuer Fakultäten Lehre und Abschluss entsprechend dem deutschen Standard Berücksichtigung des regionalen Bedarfs Entlastung des ärztlichen Personals Entbürokratisierung Konzentration von Einrichtungen Überprüfung der Zugangsvoraussetzungen