Pädagogische Korrespondenz (2012) 46, S

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Transkript:

Hackl, Bernd Hermeneutische Rekonstruktion und theoretisches Vorverständnis. Anmerkungen zur Funktion von Theorie im Forschungsprozess und ein Fallbeispiel Pädagogische Korrespondenz (2012) 46, S. 82-94 Empfohlene Zitierung/ Suggested Citation: Hackl, Bernd: Hermeneutische Rekonstruktion und theoretisches Vorverständnis. Anmerkungen zur Funktion von Theorie im Forschungsprozess und ein Fallbeispiel - In: Pädagogische Korrespondenz (2012) 46, S. 82-94 - URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-99193 in Kooperation mit / in cooperation with: http://www.budrich-unipress.de Nutzungsbedingungen Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, persönliches und beschränktes Recht auf Nutzung dieses Dokuments. Dieses Dokument ist ausschließlich für den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch bestimmt. Die Nutzung stellt keine Übertragung des Eigentumsrechts an diesem Dokument dar und gilt vorbehaltlich der folgenden Einschränkungen: Auf sämtlichen Kopien dieses Dokuments müssen alle Urheberrechtshinweise und sonstigen Hinweise auf gesetzlichen Schutz beibehalten werden. Sie dürfen dieses Dokument nicht in irgendeiner Weise abändern, noch dürfen Sie dieses Dokument für öffentliche oder kommerzielle Zwecke vervielfältigen, öffentlich ausstellen, aufführen, vertreiben oder anderweitig nutzen. Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die Nutzungsbedingungen an. Terms of use We grant a non-exclusive, non-transferable, individual and limited right to using this document. This document is solely intended for your personal, non-commercial use. Use of this document does not include any transfer of property rights and it is conditional to the following limitations: All of the copies of this documents must retain all copyright information and other information regarding legal protection. You are not allowed to alter this document in any way, to copy it for public or commercial purposes, to exhibit the document in public, to perform, distribute or otherwise use the document in public. By using this particular document, you accept the above-stated conditions of use. Kontakt / Contact: pedocs Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) Informationszentrum (IZ) Bildung E-Mail: pedocs@dipf.de Internet: www.pedocs.de

INSTITUT FÜRPÄDAGOGIK UND GESELLSCHAFT PÄDAGOGISCHE KORRESPONDENZ HEFT46 HERBST2012 Zeitschriftfür KritischeZeitdiagnostik inpädagogikund Geselschaft BUDRICH UNIPRESSOPLADEN&TORONTO

2 PädagogischeKorespondenz 46/12 DieZeitschriftwirdherausgegebenvom InstitutfürPädagogikundGeselschafte.V. Münster, imverlagbudrichunipres,leverkusen Redaktionsadreseist: InstitutfürPädagogikundGeselschafte.V. Windmühlstraße5,60329Frankfurtam Main,Tel.069/5973596 Redaktion: Karl-HeinzDammer(Heidelberg) PeterEuler(Darmstadt) IlanGurZe ev (Haifa) Andreas Gruschka(Frankfurtam Main) Bernd Hackl(Graz) SieglindeJornitz(Frankfurtam Main) AndreaLiesner(Hamburg) Andreas Wernet(Hannover) AntonioZuin(SaõCarlos) DieBildersinddurchwegironischeKommentierungenderTexte.SiestammenausdemBildarchivdesInstitutsfürPädagogikundGeselschaft. Manuskriptewerdenalsword-DateienandengeschäftsführendenHerausgebererbeten(a.gruschka@em.uni-frankfurt.de)unddurchlaufeneinBegutachtungsverfahren. AbonnementsundEinzelbestelungen: InstitutfürPädagogikundGeselschafte.V. Windmühlstraße5,60329Frankfurtam Main,Tel.069/5973596 DerJahresbezugspreisderPädagogischenKorespondenz beträgtiminlandfürzweiausgaben23, EUROzzgl.4, EUROVersand. DasEinzelheftkostetimInland12,50EUROzzgl.2,50EUROVersand. BezugspreiseAuslandjeweilszzgl.gewünschtemVersandweg. Kündigungsfrist:schriftlich,drei MonatezumJahresende. Copyright: 2012füraleBeiträgesoweitnichtandersvermerktsowiefür dentitelbeiminstitutfürpädagogikundgeselschaft, Münster. Originalausgabe.AleRechtevorbehalten. ISSN0933-6389 Buchhandelsvertrieb: InstitutfürPädagogikundGeselschafte.V. Satz&Layout:SusanneAlbrecht-Rosenkranz,Leverkusen AnzeigenundGesamtherstelung: VerlagBudrichUniPresLtd.,Staufenbergstr.7,D-51379Leverkusen ph+49(0)2171344694 fx+49(0)2171344693 www.budrich-unipres.de

INHALT PädagogischeKorespondenz Heft46 Winter2012 5 AUS WISSENSCHAFTUNDPOLITIK SigridHartong/RichardMünch Der WetlaufumPISA-Punkte:Gewinner,Verlierer,Ilusionen 21 UNTERRICHTSFORSCHUNG Johannes Twardela PädagogischeAutorität. Wiefürdieempirische UnterichtsforschungeinalterBegrifneufruchtbar gemachtwerdenkann 42 MARKTFORSCHUNG Christina Gericke Schuleund Wirtschaft:dasneueTraumpaar? ZurKooperationvonöfentlichenSchulenundprivaten Unternehmen 56 DIDAKTIKUM Peter Neumaier EinigeÜberlegungenzur FinanzielenAlgemeinbildung inzeitenderfinanzkrise 74 DAS AKTUALISIERTE THEMA Felix Grigat DieKompetenzkatastrophe oder Die WiederkehrderBildungsphilisterdurchdieHintertür 82 THEORIE UND KRITIK Bernd Hackl HermeneutischeRekonstruktionundtheoretischesVorverständnis AnmerkungenzurFunktionvonTheorieimForschungsprozesund einfalbeispiel 95 WANDELVONSCHULE Karl-Heinz Dammer PeterFratons HausdesLernens einneueseschatonder Schulreform? 110 DOKUMENTATION Checkliste:EinstiegindenVorbereitungsdienst

82 PädagogischeKorespondenz 46/12 THEORIEUNDKRITIK BerndHackl HermeneutischeRekonstruktionundtheoretisches Vorverständnis AnmerkungenzurFunktionvonTheorieimForschungsprozes undeinfalbeispiel EsgiltinderobjektivenHermeneutikalszentralesmethodologischesPrinzip, ErgebniseempirischerForschungnichtdurchtheoretische Annahmenzu präjudizieren,sonderninofenerdialogischerauseinandersetzungmitdenzu erschließendengegebenheitenzuentwickeln.dasverdiktdersubsumtionslogischendatenbearbeitung wendetsichdabeigegeneinelogischzirkuläre Strategie,diealsqualitativneueEinsichtausgibt,worüberdurchFestlegung etwavonkategorien,itemsetc. bereitsvordemerkenntnisaktweitreichendentschiedenwurde.dieseabsageandastheoretischverbrämtevorurteilzähltzweifeloszudengroßenerungenschafteneinerstreng wisenschaftlichausgerichtetenhermeneutischenrekonstruktionsperspektive. Aus ihr wirdnunfalweisedie Aufasungabgeleitet, man müsedemforschungsfeldquasitheorielosbegegnen,esgenügealso,überdierichtige Interpretationstechnikzuverfügen,umertragreicheForschungbetreibenzu können.dasdiesimrahmenderobjektivhermeneutischenausgangsargumentationwedernotwendignochhinreichendbegründbarist, möchteichim FolgendenzeigenundanhandeinesFalbeispielsveranschaulichen. I WirseheninAbb.1einenAuschniteineszueinempädagogischenArbeitsraumumfunktioniertenSchulflurs. 1 DerursprünglichalsAufschließungsraum vorgesehene Koridor wurdeeinerintensiveren Nutzungals Kommunikations-undArbeitsraumgewidmet.HierlästsichdasvoralemandemsechseckigenTischmitBankundStühlenerkennen.DasFensterlästAußenlicht aufdentischfalenunderlaubtes,nachdraußenzublicken.die Wandund dasfenstersindstarkvonikonischengestaltungselementengeprägt.dargesteltsindalerleipflanzenundtiere,voralemfliegende VögelinunterschiedlichenGrößenundAnsichten.DiesesBildsetztsichimArangement aufdemschranklinksobenimbilddreidimensionalfort.esverweistaufeine mehroderwenigerphantastischimaginierte naturäumlicheszenerie. 1 DieAbbildungzeigteinkleinesDetaileinesgrößerenschulischenRaumarangements.Ich beschränkemichhierausplatz-undargumentationsgründenaufdiesenkleinenauschnit. EinedetailiertereRekonstruktionfindetsichin:Hackl2010.

HermeneutischeRekonstruktionundtheoretischesVorverständnis 83 Abb.1 ImHintergrund,bestehendausSchrank, WandundFenster,lasensichmannigfacheFarb-,Form-undRaumeindrückeerkennen,dieeinehoheDynamik signalisierenundsoetwaswieeinegroßeoptischelautstärkeaufweisen:vor alemdiegrelbuntenunmoduliertenprimärfarben,diehiereingesetztsind, aberauchdievielenkleinteiligenorganischenfigurationen,rhythmischen WiederholungenundVariationen,diegroßenFormgesten,diemarkantenGestalten,diegesamteFüleanEindrücken,siefalenwieeinSchwalaufden Betrachterherniederunderzeugeneineheftigbewegte,greleAtmosphäre. DagegenwirktderTischalsausgleichenderGegenpol.Seinesechseckige FormzeigtkeinedominanteRichtungan,lästdamitkeineeindeutiggerichteteBewegungsuggestionentstehenund markiertsoeinenruhigen,insich zentrierten Ort. Diegroßekühl wirkendetischflächehinterlästzusätzlich deneindruck,daseshierweniger heiß,dasheleblau,dasesätherischer, damitvieleichtvergeistigterzugeht,alsim Gewimmeldes Hintergrundes. Bemerkenswert,dasdieFarbederTischdeckeim Wandbildinunterschiedlicher Weisewiederaufgenommen wird,wandundtischbeziehensichin ihrerinnerenspannungdamitauchaufeinander,gebensichfarblichalszusammengehörigzuerkennen. Aucheinigegeometrische(besondersrechtwinkelige) Formen wirkengegendenchaotischen Ausdruckdes Hintergrunds, alerlei ordentlich afichierte Papierzetel, vor alem aber der Schrank,dieSitzbankunddieStuhlehnen, welchezusätzlichdurchihren

84 PädagogischeKorespondenz 46/12 warmenaberzurückhaltenden helbraunen Holzton mit den grelbunten Bildmotivenkontrastieren. Dochauchhier wiederkompositorischeeinbindung:essindjetztdiehelbraunenvögelaufdemfenster,welchedenfarbtonderholzmöbelaufnehmenundwiederholen.dieszenegewinntsobeinahedeneindruckeinesfarblichausgewogenkomponiertengemäldes. BetrachtenwirnundasFensterselbst,welchesgewisermaßendendramatischen MitelpunktderSzeneriebildet.Fensterhabenstetseinewichtige AufgabeimKontextderfürArchitekturzentralenThematikdesVerhältnissesvonInnenundAußen:SiemarkiereneinenÜbergangsbereich,durchwelchendasAußennachinnenhin(wiedasInnennachaußenhin)sichtbarund damitdieabgrenzungsfunktionder WandgegenüberdemAußen(resp.dem Innen)explizitdeutlichwird.Indem Maßenämlich,indemimFensterdas AußenfürdasInnen(resp.umgekehrt)sichtbarwird,drängtessichalssolchesindie WahrnehmungundlästbeideSphärengleichzeitigunddamitzugleichalsgetrenntaugenfäligwerden. ImvorliegendenFalgestaltetsichdieserZusammenhangabergerade nichtaufdieseeinfache Weise. AufdieFensterscheibensindnämlichfliegende Vögelgemalt,die mandurchgeeignetefokusierungdesblicksals demgemäldezugehörigsehenkann,aufdemauchdieanderen Vögelund Pflanzenabgebildetsind. DanndrängensieindenRaumherein,dasieja größerunddetailierterdargesteltsindalsdiedenübrigenschwarmbildendenexemplare. MankannsieaberauchdemäußerenRaumdesnatürlichen Himmelszugehörigwahrnehmen,wenn mansiealseinheit mitihremfernräumlichenhintergrundausgliedert,vordemsiesichabhebenundgegenden siesichbeibewegungendesbeobachters ebenwiefliegendevögel plastischverschieben.eshandeltsichdannalsoumvögel,dieaußerhalbdesgebäudesfliegen,aberebenumsehrgroße.diesedoppeldeutigkeitpräsentiert demschweifendenblickeineigentümlichesspringendesbildes.dasfenster,sonstunproblematischeschwelezwischenhierunddort,zwischeninnen undaußen,eröfneteineeigeneproblematischesphäre,welchebaldhierund balddorteinzuschmelzenscheint.zusätzlichziehendieaufgemaltenbilder dasunwilkürlichefokusierendesblicksbeharlichan,womitdasfensterglasselbstansinnlicherpräsenzeinbüßt. Dadurch wirdderschnitnoch einmalgemildert,dendiescheibeinfortsetzungder Wandrichtungquer durchdenblickdesnachaußenschauendenbetrachterszieht,unddiesträgt nocheinmalzuriritationderklareninnen-außen-trennungbei. DieBemalungderzweifreien Wandpartienlinksundrechtsnebendem FenstersowiedieBemalungderFensterselbstpräsentieren wieerwähnt einenaturäumlicheszenerie: MansiehtwucherndePflanzen,schwärmendeVögel,alerleirealesundfantastischesGetierimgroßengemeinsamenSchwung undinkleineremsigerbinnenbewegung.diesemsujetkommteinediferenziertebedeutungzu.zunächstwirdhiernichteinfachrohenaturzurerscheinunggebracht,etwainihrerbrutalenformdeskämpferischenerlegensvon BeutetierenoderdeshilflosenErtrinkensinÜberschwemmungen.DieabgebildetenPflanzenundTierewogenundströmenvielmehringutgelaunterfriedli-

HermeneutischeRekonstruktionundtheoretischesVorverständnis 85 cherordnung.hieristfüraleplatz,jederdarffriedlichlebenundseineremsigenbeschäftigungnachgehen.derrhythmischundschwerelosdahinflaternde SchwarmkönntegänzlichausTaubenbestehen,dieausderFederPicasos stammenunddenfriedenauferdenbeschwören,undderumstand,dassie wieaufeinerästhetisierten Ansichtskarteim Gegenlichterscheinen,verleiht diesersymbolhaftigkeitnocheinstückverklärenderromantik. Wenn wirberücksichtigen,daswirunsineinerschulebefinden,sind wiralsozeugeneinergänzlichunproblematischen VerflechtungvonzivilisierenderErziehungsinstitutionund wildemnatürlichemleben. Diesläst spüren,dashier,andiesemort,naturundarchitektur,lebenundschule, schöpferischesubjektivitätundgeselschaftlichestrukturversöhntsind,konfliktfreie Koexistenzpraktizieren,zumindestüberjedenkämpferischen Gegensatzhinaussind.DieseNaturwirdvondieserKulturankeinerSteleausgebeutet,verzwecktoderzerstört;ankeinerStelesieht mansieleidenoder sichaufbäumen,ganzim Gegenteil: DieFormenschließeninelegantem SchwungoderbewegtemRhythmusaneinanderan,verflechtensich miteinander,diefarbenzeigenwederschrilebrüchenochatmosphärischelähmungeninsfahleoderdüstere. Diefreie Weite,diedielinkseitigaufdie WandgemaltenVögelankündigen,erstehtineinernachrechtsausholenden Bewegungsuggestionindas Fensteralsdiewirklichefreie WeitedesnatürlichenHimmelshinein.Dadurch öfnetsichgleichsamein magischer KoridorausdemSchulgebäudeindie echte,tatsächliche Natur,unddie Vögel,seitjeher mystische Botendes Schicksals, weisenden Weg. DieSchwerelosigkeitdesFliegens,die GeborgenheitimSchwarm,dieFreiheitdesAusbruchsausderEngederrechtwinkeligenBehausung sieladendenbetrachtergeradezuein,anihnenteilzuhaben. DasFensterlästalsonichtnur AußenlichtindenRaumundaufdenTisch fließen,eserzähltnichtnurvonderharmoniezwischennaturundkultur,es fasziniertnichtnurdurchdenästhetischenefekteinesüberdimensionierten Springbilds,esgibtsichauchalsVerbindungstüre,alseineArt Stargate,welchesdieferneNaturindieArchitekturhereinzusaugenoderebensodieSeele deranwesendenausdieserfort-undzujenerhinzutrageninderlageist. Esistaugenfälig,dasdashiergezeigteFensterundseineUmgebungin ihrervordergründigenfunktionrelativbanaldaherkommen:lichtundluft kommenherein,blickekönnennachdraußen,einedifusharmonischenatur- Geschichte wirderzählt.sogesehenfindetsichhierkeinebesondersspannendearchitektonischeideeumgesetzt. Doch müste mandemfensterdies nichtvorwerfen,dennvieleichtentsprichtesaufdiese Weisejagenaujener Aufgabe,dieihmzugedachtist.AlerdingskontrastiertdiesefunktionaleBescheidenheitaufälig mitdergeradezuexaltiertenatmosphärischenund symbolischenstrahlkraftderszenerie.ohnediesschonbewertenzumüsen, kannmanjedenfalsfeststelen,dasdamiteineganzbestimmtearchitektonischeideezumausdruckkommt,nämlichjeneeinergroßeneigenständigkeit dersinnlichenanmutunggegenüberderfunktion. Mankanneinensolchen EklektizismusaberauchalsHinweisdarauflesen,dasessichhierumeine

86 PädagogischeKorespondenz 46/12 nachträgliche Adaptioneines Raumeshandelt,diedesenursprünglichem Programmingewiser Weiseentgegentrit,dabeiaber mangelsausreichenderresourcenweitgehendauffasadengestaltungbeschränktbleibt. I BetrachtenwirdasFensternunweiterunterdemGesichtspunkt,dasessich ineinerpädagogischgewidmetenräumlichkeitbefindet.gewinntesdadurch zusätzlichebedeutungsaspekte?esistdiesindertatderfal: MitseineranspruchsvolenInszenierunginterpretiertdasFenstereingeradezuparadigmatischespädagogisches Motiv. Dennnichtnurfürdie Architektur,sondern auchfürdenschulischenunterichtistdiebeziehungvonhierunddort,von innenundaußen,von Klasenzimmerund wirklichemlebenvonzentraler Bedeutung.Schuleexistiert,indemsievomaltäglichenLebenabgesondert unddas Lernenausdernaturwüchsigen Reproduktionder Lebenspraxen herausgelöst wird. Damitbeginnenzugleichalebekanntendidaktischen Schwierigkeiten.Eineihrerprominentestenbestehtdarin,dasdie Welt,die daslernennunnichtmehrwieselbstverständlichumgibt,aufderenbewältigunghinaberdieschulenatürlichinhaltlichausgerichtetbleibenmus,durch Substitutewiederpräsentgemachtwerdenmus.DieseSubstituteerscheinen abergegenüberderrealen Weltabstraktundunsinnlich.Darinliegteinspezifisches Aufklärungspotential,aberzunächsteinmalaucheinedidaktische Herausforderung(vgl.Abb.2). Abb.2

HermeneutischeRekonstruktionundtheoretischesVorverständnis 87 Die WeltkannalsonichteinfachaußerhalbderSchulebleiben,sonstgeschäheinihrnurAufbewahrung;siedarfaberauchnichteinfach,sowiesieist, hereinkommen,sonstgeschäheinihrnurlebenspraxis.dabietetsichunser Vögel-Fenster-Springbilddochalstrefliches MiteldermimetischenSelbstvergewiserungdiesesStrukturphänomensan: DieVögelalsexemplarische Lernobjektesind wiesiedurchihrhinundherspringengeradezuhervorstreichen dersphärederschuleundjenerder Weltzugehörig, markierenalso dieverbindungzwischenbeiden.sieumgehendabeipädagogischgeschickt denmotivationalenreinfal,dendiekarikaturunsvorführt:siemobilisieren mannigfacheemotionalevalenzen, mitdenendergetrockneteschmeterling nicht mithaltenkann: DieseVögeltreten mitihrenpendantsamwirklichen HimmelerstgarnichtinKonkurenz.Siemischensichmitihnenalenfalsin einengemeinsamenschwarmundankerndiesendennochimhierundjetzt derschulischenlernsituation.anihnenhaftetnichtdielangeweiledestoten Präparats,sondernderReizdesnahegewordenen wirklichenlebens.pars prototoversprechensiedenanregenden,feselnden,prickelndenzugangzur Welt,derhierortsgelebtePraxiszuseinverspricht. DochsoaufregendsichdasFensterinszeniert,sowenigübernimmtesan seriöserdidaktischer Verantwortung. Die Wahrnehmungjenes Außen,auf dasesverweist,wirdkeineswegsauchnurindienäheeinerbildungsträchtigenorientierungskrisegerückt.dievögelbleibenjenevögel,diesieinder durchschnitlichästhetischnormierten Wahrnehmungschonimmer waren: schablonenhaftesignaledes Auschwärmensindie Weite, Emblemedes friedlichen Miteinander,erbaulichkulturalisierteNatur.DieSzeneschmiegt sichdemunmitelbarenverstehenshorizontunbedarfternutzergeschmeidig an. Nichts machtsichhierfraglich,nichtslädtzuintelektuelereregung oderneugierigerantwortsuche.dasfenster mageinbeeindrucktes Ohwie schön! auslösen,einstaunendes Wiekommtdenndas? oder Wasmachen wirdennda? lästsichdagegenschwerlichvorstelen.dasfensterkündigt aberauchkeinelernträchtigeeinbeziehunginmotivierendeodervorbildliche geselschaftlichedenk-oderhandlungspraxenan,nochsignalisiertesressourcen,dieeinenneuenumgangmitderzurerscheinunggebrachtennatur ermöglichen würden. Wassichhierbildlichofenbart,istbloßdie Natur selbstinihrerunverletztenintegrität.siefordertden Betrachterinkeiner Weiseheraus,diePositiondespasivenBetrachterszuüberschreiten.Ihre Selbstgenügsamkeit,ihreautonomeOrdnung,ihreFlüchtigkeitlegenehereinekontemplativealseineforschendeHaltungnahe.Anundmitihrkannales sobleiben,wieesist.ja,eswäregeradezuvermesen,ihr mitaktiveranstrengungzubegegnen:praktischeinterventionkönntedieperfektausponderierteharmonie,begriflicheabstraktionihreanheimelndharmonischeanmutungnurzerstören. SobleibtzuletztdievieleichtgrundlegendstejenerpädagogischenFunktionenzuerinnern,diefürSchulekonstitutivsind:σχολή,entspanntesFeld, GelegenheitfürUm-undIrwege,TerainfürExperimentund Wagnis,der BesinnunggewidmetesInnenineiner Weltdessichunaufhaltsambahnbre-

88 PädagogischeKorespondenz 46/12 chendenaußen.zudiesemtoposlasensichinunserembild wiegezeigt durchausgehaltvoleeindrückebeziehen.ohnesieimdetailnocheinmal aleaufzurufen,möchteichhervorheben,dasschonihregeradezuakribische GestaltungselbsteineeinprägsameBotschaftdarstelt:IneinemAmbiente, dassosorgfältigundhingebungsvolaufseinebedürfniseabgestimmtgestaltetwurde,kannsichderheranwachsendeinjedemfalegeborgenfühlen, vonhierauskanner,behütet,geliebtundanerkannt,seinetäglicheaktivität entfalten. DasschließlichderüberwiegendeTeilalerBemühungunseresRaumkunstwerksauschließlichinBedeutungshorizonteeinerSituierungdesLernensinzwanglosorganisierterEinfriedunginvestiertwird, machtnocheinmalofenbar, worinseinepädagogischephilosophieihren Ausgangspunkt hat:imvertrauenaufdieautonomeselbstentwicklungsfähigkeitderheranwachsendenbeigleichzeitigernachordnungderpädagogischeninterventionenunddergeselschaftlichüberliefertenkulturgüter. Wachsenlasen war dennauchdasprogrammdesromantischenflügelsderhistorischenreformpädagogikundesscheintauchhiergrundlegendgewesenzusein:dieliebevole BergungimSchonraumerscheintalshinreichender GaranteinergedeihlichenEntwicklungder Heranwachsenden.Esistihre Naturselbst,die ihrenlernwegsteuert.esistdie Naturselbst solautetentsprechenddie BotschaftunseresFensters diedafürsorgt,dasalessoseinwird,wiees werdensol. 2 I Ichhabebei meiner AnalysederFenstersituationnichtverhindernkönnen, voneinemvorverständnisinspiriertzuwerden,dasichmirimrahmenmeinerbisherigenauseinandersetzung mit mehroder minderverwandtenproblemstelungenangeeignethabe.exemplarischmöchteichhierfolgendepunkteausdrücklichanführen: Zunächstgeheichvondreiunterscheidbaren Grunddimensioneneiner räumlichen Gestaltungaus:einerphysisch-utilitären,einer mimetisch-leiblichenundeinerkonventionel-symbolischen. Diephysisch-utilitärebesteht indendurchunproblematisch-lebenspraktischezuwendungwahrnehmbaren unddurchentsprechendekörperlicheaufenthalteundbewegungennutzbaren EigenschafteneinerRäumlichkeit: Waskannmaninihrtun? Wasteiltsieoffensichtlich mit? WobefindetsichLicht,wieströmtLuftherein? Waskann manvonwoauswiesehen?vonwoauskann mansichwohinundwiebewegen? Die mimetisch-leiblichebestehtindenunmitelbarsinnlicherfahrbaren, spürbarenatmosphärischenanmutungeneinerräumlichkeit:istdasraumer- 2 DassolcherartbeschworeneProgramm wirddann denpragmatischenimperativender Unterichtsverantwortungfolgend imrestderraumarangementsdurchausnichtkonsequentdurchgehalten.

HermeneutischeRekonstruktionundtheoretischesVorverständnis 89 lebniserhebendoderbeklemmend?sinddiefarbenwarmoderkalt?istdie Formenspracheanregendodereinschläfernd,derRaumgestuseinladendoder überwältigend,dergesamteindrucküberladenoderkahl? Diekonventionel-symbolischebestehtindenineinemsprachlichenoder alegorischensinnekodierteninformationen,zeichenund Verweisen, wie etwakulturelen,sozialen,ethnischenoderreligiösenzugehörigkeitsmarkierungen,traditionsemblemen, Herkunftsabzeichenaberauchausdrücklichen Schriftzeichen.SiereichtdahervonderdorischenSäule(alsZitateinesälterenBaustils)biszur Austatung mitverdichteten Akkumulationensymbolischvermitelten Wisens, wieetwa Aushängen, Büchern, Tabelenoder Landkarten. OhnedieTriftigkeitdiesesSchemasandieserSteleausführlichbegründenzukönnen,verweiseichnurkursorischerstensaufseineHerkunftvon ErwinPanofskyundseinem ausdrücklichauchaufarchitekturbezogenen Schema Sachsinn-Ausdrucksinn-Bedeutungsinn (vgl. Panofsky 2006, S.29).DiesesSchemawirdbeiihmbekanntlichnochdurcheinevierteDimension, nämlichjene eines Dokumentsinns ergänzt, welcheinjener ikonologischenrekonstruktionbesteht,diesinngemäßauchdaszielderhier vorgezeigtenwisenschaftlichenrekonstruktionsperspektivebildet.zweitens erinnereichancharless.peirce(etwa1983,s.64f.),desenkonzepteiner Unterscheidung von Index,Ikon und Symbol, bzw. algemeiner von Zweitheit,ErstheitundDritheit(umdieReihenfolgevonweiterobenbeizubehalten)genaudendreiPunktenentspricht(zurBezugnahmeaufPanofsky undpeircevgl.ausführlicher:hackl2012i.dr.).ichverweisedritensaufdie Architekturgeschichteselbst,derenparadigmatischeStrömungenhäufigeine dieserdimensionenprogrammatischindenvordergrundihresgestaltungsprogrammsgestelthaben.inderrezenten Geschichtefindetsichetwader Funktionalismusder Moderne,derSymbolismusderPostmoderneundder zumindest dem Anspruch nach repräsentationsfreie Ästhetizismus der Nach-Postmoderne(vgl.Gleiter2008). Des WeiterenenthältmeinVorverständnisaucheinpädagogischesStrukturkonzept,demzufolgesichvierGrundmomentedesschulischenUnterichts identifizierenlasen,sowiedieannahme,dassichjedespädagogischebauwerkzudieseninirgendeinerformverhaltenmus.essinddies:diemüßige SituierungdesLernprozeses,diekooperativeIntegrationderLernenden,die Provokationderdem Lernenvorausgesetzten Orientierungskrisenunddie Vermitlungdeskulturelen WisensbestandesdurchEinbeziehunginzurlernendenProblemlösunggeeignetePraxendesDenkensundHandelns. Die müßigesituierungdeslernprozesesumfastv.a.räumlicheund zeitlicheaspekte.sieentlastetdasschulischehandelnvondernotwendigkeit,auftretendeproblememitsofortwirksamenpragmatischenlösungenzu beantworten.produktives,expansiveslernen(etwai.s.v. Holzkamp1995, S.190f.)kannsichnurineinementspanntenFeldentfalten,indemUmwege,FehleistungenundsystematischesExperimentieren möglichundakzeptiertsind.dazubedarfeseinesangemesenen Frei-Raums (imwörtlichen

90 PädagogischeKorespondenz 46/12 Sinne)undausreichenderσχολή,alsoFrei-Zeit.SchondieweiterobenausführlichbemühteInnen-Außen-Problematikverweistaufdiepartiele AbtrennungvonschulischemLernenundnormalerLebenspraxis. DiekooperativeIntegrationderLernendenbestehtinder Organisation deslernprozesesalssozialeaktivität.sozeigenetwajeanlaveundetienne Wenger,dasefektivesLerneneinerEinbetungineine communityof practice (vgl.1991)bedarf,ineinegemeinschaftalso,diesichumeinevon ihren Mitgliedernalssinnvolundwichtigangesehene(nichtbloßvorgesetzte)Aufgabeherumkonstituiert,zuderenBewältigungsiefaktischbenötigte (nichtbloßsimulierte)beiträgeliefernkönnenunddieihneneinekooperativepartizipationandenaufgabenspezifischentätigkeitenermöglicht,wiesie voneinemkompetenten Meistervorgeführt(nichtbloßabverlangt)werden. DieProvokationsubjektiver OrientierungskrisenbedeutetdieIritation vonselbstverständlichkeiten,diekonfrontationmitneueninformationenund Sichtweisen,denAufweisvoninnerenundäußeren Widersprüchen,dieVerwicklung mitdersache(wieandreasgruschkadiesgernenennt),denanstoß, Gewohnteszurelativierenund Alternativenzuerproben.IhreForm reichtvonderharmlosen WeckungvonNeugierdebishinzurexistenzielen Grenzerfahrung,ihreersten MitelsindderargumentativerhobeneGeltungsanspruchunddasglaubwürdigdokumentierteempirischeFaktum.Siebringt jenesacheinsspiel,dieimunddurchden Unterichtthematisch werden musunddemsichverdankt,wasdiezeigestrukturdererziehunggenannt wurde(vgl.prange2005). DieEinbeziehunginPraxendesDenkensundHandelnswiesiezurLösungderindenvorgängiginduziertenKrisenentstandenenProblemegeeignetsind,bedeutetschließlichdieEröfnungeinesgeeignetenZugangeszum geselschaftlichen Wisensfundus,dersichnunalsprobatesInstrumentarium zurproblemlösungerweisenkann.ichverwendedie Redeweisevonder EinbeziehunginPraxen anstelejenervon Weitergabedes Wisens,weil dienotwendigselbstätigeaneignungder Welteine Weitergabeimstrikten Sinneverunmöglicht. DieZeigestrukturderdidaktischenInteraktionkann hiernämlichnurdieformdesvormachensannehmen,welchesdenjeeigenen UmgangderLernenden mitdem Wisenorientiertundinsukzesiver AnnäherungandesenobjektiveStrukturtheoretischtransparentundpraktischwirkungsvolwerdenläst. AuchinBezugaufdiesevierKategorienkannichausPlatzgründenkeinesystematischeHerleitungpräsentieren.IchverweiseaberwiederinKurzformetwaaufdieVorstelungeineserziehendenUnterichts,wieerspätestensseitJohannFriedrichHerbart(s.etwa1806/2010)inderErziehungswissenschaft diskutiert wird. Einenrezenten Beitragliefert etwa Andreas GruschkamitseinemVorhalt,dieVerbeserungderUnterichtsqualitätmüsseanderBegrifstriasErziehen(alsBefähigungzur Unterichtsteilnahme), Lehren(alsAufklärungüberSelbstund Welt)und(Sich-)Bilden(alseigenständigeEntwicklungsbewegung)orientiert werden(jüngstetwain2011). Meinevier Kategorienbildennuneinfachden Versucheineroperativen

HermeneutischeRekonstruktionundtheoretischesVorverständnis 91 IV KonkretisierungderBedingungen,unterdenendieindiesenKonzeptenformuliertenAnsprücheeingelöstwerdenkönnen. BinichnundurchdiedurchausexpliziteEinbeziehungdieses(hierdurch dreiebenender Wahrnehmungkünstlerischer Ausdrucksgestaltenundvier operative Grundbestandteileeinerschulischen Lernsituationexemplarisch umrisenen)theoretischen Vorverständnisessubsumtionslogischvorgegangen?HabeichdadurchalsoeineRekonstruktionerstelt,diegenaubesehen lediglichausformulierthat, wasansubstanzielererkenntnisbereitsvorher gegebenwar,indemichdurchmeinevorannahmendenrekonstruktionsverlaufaufdiesebereitsgegebeneeinsichtfestgelegt,diesemeinevorannahmen alsoim MateriallediglichwiedergefundenundalsBeispielfürohnehinbereitsBekanntesverwendethabe? BeidenvonmirinsTrefengeführtenBestimmungenhandeltessichumkeineempirischenSubsumtionskategorien(i.S.v.Items),zwischendeneneine Zuordnungs-Entscheidunggetrofenwerden mus,welcheihrerseitsdenerkenntnisaktselbstrepräsentiert,sondernumanalytische Kategorialbestimmungen,alsosolche,dieinjedemFalenotwendigaufweisbareDimensionen einerpädagogischenraumgestaltungbenennen.dererkenntnisaktwärehier demnachdurchkeinesubsumtionzuerledigen,sondernlediglichinseinem Verständnisbestimmt.IchkönnteindiesemSinnegegendeninRedestehendenVorwurfalsoeinwenden,eshätesichbei meinenvorannahmenlediglichumsolcheüberdieimmanentestrukturlogikdesarchitektonischenund desdidaktischenganzalgemeingehandelt,welchealssolchegarnichtgegenstandderempirischenuntersuchunggewesenseien. DieseErwiderungbliebejedochineinemgewisenAusmaßdefensivbefangen,dennselbstverständlich musjedenicht-dogmatischangelegteempirischeforschungdaraufgefastunddafürofensein,dasauchbereitsals gültiganerkanntealgemeineerkenntnisestetsaufsneueaufdemspielstehenundwiderufenwerdenkönnen,wenn(etwabewirktdurchentsprechende historischeentwicklungen)diebisherigeneinsichtenineinen Gegenstand sichalsnicht mehrhinreichenderweisen. Ausdiesem Grundteileichden Anspruch,dasüberden GegenstandempirischerForschungkeinerleiVorannahmeneinfachalsungeprüfte,quasiabgehaktePrämisenEingangfinden undalssakrosanktebasisvonergebnisenfungierendürfen. WenneinesolcheForderungalerdingsnichtimStadiumeinerfolgenlosenProklamation steckenbleibensol, mus mansichsehrpräzisevergegenwärtigen,wassie bedeutenmusundgleichzeitignichtbedeutenkann.dazueinigevorüberlegungenundeineschlusfolgerung: DasEntwickelneinerneuenErkenntnisistein Vorgang,durchdendie Sichtweiseaufeinengegebenenproblematischen Gegebenheitszusammenhangverändertwird.Eshandeltsichdabeieinerseitsumeinenstrukturgenerierenden Vorgang,derjedochandererseitsnichtausdem Nichtsanhebt,

92 PädagogischeKorespondenz 46/12 sondernseinen AnfangbeieinerProblematisierungdesbereitsgegebenen ErkenntnistandesinBezugaufbestimmteStrukturendesErkenntnisgegenstandesnimmt. Wasichhierheraustreichen möchte,istderumstand,das deraktdererkenntniskeinenbeliebigenoderwilkürlichensetzungsaktdarstelt,sonderneinenprozesderidentifizierungneueraspekte,dimensionen, Zusammenhängeam Gegenstand, wieeralsjeerschlosenerbereitsdem Denkenverfügbarist.InsofernträgtdasNeueimmerauchdieZügedesAlten,ausdemeshervorgegangenist.ZwarrealisiertsichinderEinsichtein qualitativersprung,dochbildetdiesergegenüberdembekanntenkeinzusammenhanglosanderes. KlausHolzkamphatimKontextderEntfaltungeinesnicht-intentionalistischenLernbegrifsdienotwendigenVorgängederGenerierungvonNeuem alspsychische Selbstorganisationsprozese charakterisiertundden Modus einer afinitivenzuwendung beschriebenalseine nichtaus-,sonderneinschließendeherangehensweise,ein,kommen-lasen vongegenständlichen wiesprachlichenbedeutungsverweisungen,ein,sich-zurücklehnen, Übersicht-Gewinnen,eine,distributive (im Gegensatzzu,fixierender ) Beachtung,die AufhebungvonFestlegungenundBeschränkungendurchdasInden-Blick-Nehmendes,Ganzen,dabeidasSich-leiten-Lasenvon,Verwandtschaften,dasFortgetragenwerden voneinerverweisungzurnächsten inden modalitätsübergreifenden Bedeutungsnetzen,dadurchEinbeziehung des Vergangeneninseinem Verhältniszum Gegenwärtigen. (Holzkamp 1995,S.328f.) IndieserLogikderGenerierungvonNeuemliegtnunbeschlosen,was alsprimäreresourcezuihrerbewältigungwirksamwerdenkann: Weildie neueeinsichtausdemvorangehenden WisenumdenGegenstandgleichsam heraustrit,sinddiegenauekenntnisumunddiefacetenreicheerfahrungmit demjeschonverfügbaren WisendieSchwele,dieaufdem Wegzurneuen Einsichtüberschritenwerdenmus. WieHolzkampplastischbeschreibt,geschiehtdieses Überschreitennichtdurcheineintentionalkontrolierte,dem DenkenundderSelbstbeobachtungtransparenteHandlung,sondernintuitiv undaufdergrundlageüberwiegendimpliziter Musterbildungen.Dochkönnensichdieseerstgarnichteinstelen,wennihrRohmaterial,dieFüleder bereitsgegebenen Vorerfahrungennämlich,nichtverfügbarist. Trotzder pasiv-intentionalenprozeslogikistesalsogeradeein Maximuman Wisen underfahrungimgegenstandsumfeld,dasdiepotentialedererkenntnisvorausetzungsvolanreichert. IngenaudiesemSinne müsenjaetwaauchlehrer, Ärzte, Künstler, SchachspieleroderPsychotherapeutenstetsdaraufbedachtsein,diePalete ihrerzumzweckesolcher Hypothesenbildungüberdidaktische Vorgangsweisen,Erkrankungen,inästhetischenGestaltungenumzusetzendeLebenserfahrungen,nächsteSpielzügeoderunbewältigteTraumataverfügbaren MustererkennungsfähigkeitendurchAuswertungvon möglichstvielenund motivischreichhaltigenfälenzuerweitern.jeumfangreicherdanndiegesammeltenerfahrungenundihreordnendegedanklichedurchdringunggeworden

HermeneutischeRekonstruktionundtheoretischesVorverständnis 93 sind,destodiferenzierteristdiepaletevonbauelementen,diederneuerlichen MustererkennungzurVerfügungstehen.DieLogikderafinitivenZuwendungbestehtalsogeradeineinemflexibelrekursivenProzesdesSuchensundProbierens,desAnnehmens,Prüfensundwieder Verwerfens.Ihr kreativespotentialberuhtdabeiaufnichts wenigerdennauf AbstinenzgegenübergegebenerEinsicht,sondernvielmehraufOfenheitihrgegenüber. Für wisenschaftliche Erkenntnisim Kontextempirischer Forschung lästsichdiesnundahingehendpräzisieren,dastheoretisches Vorwisen und VorerfahrungkeineswegszuTautologieund Dogmatismusführen.Sie dürfenbloßnichtzurinterpretationsleitendenprojektionerstaren,sondern müsen gegenüberjedweder Problematisierungflüsig gehalten werden. DannkönnensieselbstverständlichBestätigungfinden,sofernihrePlausibilitätunter Anwendungalerangebrachten methodischenprinzipienausdem Datenmaterialvolständigevidentgemacht werdenkönnen.eskannaber auchherauskommen,daseinebereitsanderwärtsbestätigtevorannahmein einembestimmtenfalnichtzumtragenkommenkann,ihr Geltungsanspruchalsobeschnitenbzw.ihr Gehaltentsprechend modifiziert werden mus. Daseinesolche Vorgangsweiseplausibelist,nimmtdieobjektive Hermeneutikselbstan,wennsieetwadieextensiveGenerierungvonLesartenvorschlägt.Auchdiesestelenja einmalgebildet imweiterenverlauf Vorannahmendar,aberebensolche,diezueinerergebnisofenenPrüfung anstehen. Sichdaraufzubeschränken,bloßeineinteligenteInterpretationstechnik anzuwenden,könntedemgegenübernicht mehrgewährleisten,alsdie VerhinderungfalscherErgebnise.DastatsächlicheZustandekommengehaltvollerEinsichtenkönntesienichtbefördern. WervorverständnislosaufGegebenheitenblickt,tutdiesverständnislos.Erkannanihnennichtserkennen, wasnichtjederschonimmerhätesehenkönnen.dieultimaratioderabduktionbestehtnichtinderabsageanunser Wisen,sonderninderEinsichtin seine Fraglichkeit. Erkenntnisgewinnungbedarfdahernichtseiner Ausschließung,sondernseinerAuswertungdurchkritischprüfendenGebrauch. Literatur Gleiter,JörgH.:Architekturtheorieheute.Bielefeld2008. Gruschka,Andreas:Didaktik.DasKreuzmitderVermitlung. Wetzlar2002. Gruschka,Andreas:Verstehenlehren.EinPlädoyerfürgutenUntericht.Stutgart2012. Hackl,Bernd:Truelies.ÜberdieDilemmataeinerreformpädagogischenAneignungtayloristischentworfenerLernräume.In:Egger,Rudolf/Hackl,Bernd:SinnlicheBildung? Pädagogische Prozesezwischenvorprädikativer Situierungundreflexivem Anspruch. Wiesbaden2010,S.163-194. Hackl,Bernd:ZimmermitAusicht.Räumlichkeitenals MediumvonBildungsprozesen. In:Alkemeyer,Thomas/Kalthof,Herbert/Rieger-Ladich, Markus(Hrsg.):Bildungspraktiken.Körper,Räume,Artefakte. Weilerswist2012,i.Dr. Herbart,JohannFriedrich:AlgemeinePädagogikausdemZweckderErziehungabgeleitet (1806),Reprint2010.

94 PädagogischeKorespondenz 46/12 Holzkamp, Klaus:Lernen.Subjektwisenschaftliche Grundlegung.Frankfurt/Main, New York1995. Lave,Jean/Wenger, Etienne: Situated Learning. Legitimate Peripheral Partizipation. Cambridge1991. Panofsky,Erwin:ZumProblemderBeschreibungundInhaltsdeutungvon WerkenderbildendenKunst(1932).In:ders.:IkonographieundIkonologie.Köln2006. Peirce,CharlesS.:PhänomenundLogikderZeichen.Frankfurt/Main1983. Prange,Klaus:DieZeigestrukturderErziehung:GrundrisderOperativenPädagogik.Paderborn2005.