Österreichische Wertschöpfung durch Handelsverflechtungen mit Singapur Eine TiVA-Datenbank-Auswertung 1 Einleitung Neue internationale Datenbanken basierend auf dem Konzept der Globalen Wertschöpfungskette, wie etwa die für die vorliegende verwendete TiVA- Datenbank der OECD, ermöglichen eine detailliertere des internationalen Handels. Zusätzlich zur weit verbreiteten Erhebung der Ausfuhren anhand des monetären Wertes direkter Waren- und Dienstleistungsexporte kann mithilfe dieser Datenbanken die in Österreich generierte Wertschöpfung durch Direktexporte dargestellt werden. Auch können sogenannte multinationale Effekte der Handelsverflechtungen Österreichs mit einem Handelspartner (d.h. über andere Länder) quantifiziert werden. Multinationale Effekte berücksichtigen hierbei die gesamte österreichische Wertschöpfung, die direkt oder indirekt Eingang in die Endnachfrage eines Handelspartners findet. Diese setzt sich am Beispiel Singapur dargestellt wie nachfolgend beschrieben zusammen: Die österreichische Wertschöpfung heimischer Exporte, welche in die singapurische Endnachfrage eingeht. Die österreichische Wertschöpfung heimischer Exporte, die in Singapur zunächst als Vorleistung in der Güter- und Dienstleistungsproduktion eingesetzt wird und anschließend dort in die Endverwendung gelangt und nicht für die Endverwendung in Drittländer weiterexportiert wird. Die österreichische Wertschöpfung heimischer Exporte, die in Drittländern als Vorleistung in die Güter- und Dienstleistungsproduktion eingehen, schlussendlich aber in die singapurische Endverwendung mündet. 2 Wertschöpfung durch Direktexporte nach Singapur direkte nationale Effekte Gemäß TiVA-Datenbank stieg die durch direkte Exporte nach Singapur erwirtschaftete österreichische Wertschöpfung seit 1995 um rund 84 Mio. US-Dollar an und betrug 2011 in etwa 214 Mio. US-Dollar (Abbildung 1). Gleichzeitig ist zu erkennen, dass im Betrachtungszeitraum der singapurische Absatzmarkt relativ zu anderen Märkten an Bedeutung verlor. Der Anteil der österreichischen Wertschöpfung durch Exporttätigkeit mit Singapur an der gesamten österreichischen Wertschöpfung durch Direktexporte sank April 2017 Seite 1 von 5 Abteilung für Finanz- und Handelspolitik Seite 1 von 5
zwischen 1995 und 2008 von 0,21 % auf 0,09 %. Seit 2008 ist jedoch eine Erholung zu erkennen. Von 2008 bis 2011 wuchs der österreichische Wertschöpfungsanteil durch Direktexporte nach Singapur auf 0,16 %. Abbildung 1: Österreichische Wertschöpfung durch direkte Exporte nach Singapur 250 0,33% 0,35% Ausgelöste österreichische Wertschöpfung durch Exporte nach Singapur in Mio. US-Dollar 200 150 100 50 0,21% 130,53 198,29 97,21 125,91 0,09% 140,26 169,68 214,41 0,16% 0,30% 0,25% 0,20% 0,05% Anteil der Wertschöpfung durch Exporte nach Singapur an gesamter österreichischer Wertschöpfung durch Exporte 0 1995 2000 2005 2008 2009 2010 2011 0,00% 3 Wertschöpfung durch Endnachfrage in Singapur direkte nationale und indirekte multinationale Effekte Die durch die Endnachfrage in Singapur ausgelöste österreichische Wertschöpfung stieg seit 1995 an und belief sich 2011 auf 186 Mio. US-Dollar (Abbildung 2). Unter Miteinbezug indirekter Handelsverflechtungen mit Singapur (über Drittländer) ist ersichtlich, dass im Gegensatz zu den Direktexporten der singapurische Absatzmarkt relativ zu anderen Märkten an Bedeutung gewonnen hat (Anteil 1995: 0,03 %, Anteil 2011: 0,13 %). Abbildung 2: Österreichische Wertschöpfung durch Singapur-Endnachfrage (direkte und indirekte Exporte) 200 186,22 0,18% Ausgelöste österreichische Wertschöpfung durch singapurische Endnachfrage in Mio. US-Dollar 180 160 140 120 100 80 60 40 20 125,90 0,03% 149,51 0,06% 84,80 0,05% 135,57 0,07% 142,37 150,37 0,13% 0,16% 0,14% 0,08% 0,06% 0,04% 0,02% Anteil der Wertschöpfung durch singapurische Endnachfrage an gesamter österreichiscer Wertschöpfung durch Endnachfrage ausländischer Staaten 0 1995 2000 2005 2008 2009 2010 2011 0,00% April 2017 Seite 2 von 5 Abteilung für Finanz- und Handelspolitik Seite 2 von 5
Die durch die singapurische Endnachfrage ausgelöste österreichische Wertschöpfung (186 Mio. US-Dollar) welche direkte und indirekte Handelsverflechtungen berücksichtig ist 2011 geringer als jene durch österreichische Direktexporte ausgelöste österreichische Wertschöpfung (214 Mio. US Dollar). Zwei Rückschlüsse können gezogen werden: Einerseits sind die Handelsverflechtungen Österreichs mit Singapur vorwiegend durch direkte Exportbeziehungen charakterisiert. Andererseits geht ein wesentlicher Anteil der direkten und indirekten Exporte Österreichs nach Singapur nicht in die dortige Endnachfrage ein, sondern wird weiterexportiert und geht in die Endnachfrage von Drittstaaten ein. Diese Umstände sind insbesondere darauf zurückzuführen, dass Singapur ein großer Handelsumschlagplatz in der Region ist. 4 Sektorale Wertschöpfungsstruktur der Exporte nach Singapur Die sektorale Aufgliederung der direkten Wertschöpfungsexporte kann anhand der Wertschöpfungsträger sowie anhand der Wertschöpfungsursprünge dargestellt werden. Während beim Wertschöpfungsträgerkonzept die österreichische Wertschöpfung der ausgeführten Waren bzw. Dienstleistungen dem jeweils exportierenden Wirtschaftssektor zugerechnet wird, wird im Wertschöpfungsursprungskonzept die österreichische Wertschöpfung in den Exportgütern anteilsmäßig auf die dafür verantwortlichen heimischen Wirtschaftssektoren aufgeteilt. D.h., in Summe bleibt die exportierte Wertschöpfung ident, es kommt jedoch zu sektoralen Verschiebungen. Abbildung 3 stellt die sektoralen Wertschöpfungsanteile basierend auf Direktexporten nach Wertschöpfungsträger und ursprung dar. Abbildung 3: Sektorale Wertschöpfungsanteile durch direkte Exporte nach Singapur 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% Wertschöpfungsanteil Direktexporte nach Wertschöpfungsträger Wertschöpfungsanteil Direktexporte nach Wertschöpfungsursprung April 2017 Seite 3 von 5 Abteilung für Finanz- und Handelspolitik Seite 3 von 5
Betrachtet man die sektorale Wertschöpfung durch direkte Exporte anhand der Wertschöpfungsträger, profitieren die Sektoren Unternehmerische Dienstleistungen, Elektrik und Elektronik, Transport und Post, Maschinen, Handel sowie Finanzwesen am stärksten. Nach dem Wertschöpfungsursprungskonzept ist ersichtlich, dass tendenziell österreichische Dienstleistungssektoren (z.b. Unternehmensnahe Dienstleistungen, Handel, Finanzwesen) noch stärker durch den Handel mit Singapur profitieren, während Produktionssektoren (z.b. Elektrik und Elektronik, Maschinen) an Bedeutung einbüßen. Grund hierfür ist der Umstand, dass insbesondere Dienstleistungssektoren einen hohen Vorleistungsgehalt in der Produktion österreichischer Exportgüter aufweisen. Abbildung 4 stellt in einem weiteren Schritt die ausgelösten sektoralen Wertschöpfungsanteile der Direktexporte nach Wertschöpfungsursprung jener durch die Endnachfrage in Singapur ausgelösten welche ebenfalls nach dem Wertschöpfungsursprung erhoben werden gegenüber. Abbildung 4: Sektorale Wertschöpfungsanteile durch Direktexport nach Wertschöpfungsursprung und durch Endnachfrage in Singapur (Wertschöpfungsursprung) 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% Wertschöpfungsanteil Direktexporte nach Wertschöpfungsursprung Wertschöpfungsanteil durch singapurische Endnachfrage (Wertschöpfungsursprung) Werden die indirekten Eportverflechtungen nach Singapur mitberücksichtigt und nur jene Güter und Dienstleistungen berücksichtigt, welche in die singapurische Endnachfrage eingehen, bleibt die Rangfolge der wichtigsten Exportsektoren ident. Unterschiede in den sektoralen Anteilen im Vergleich zu den Direktexporten sind jedoch ersichtlich. Während die Sektoren Finanzwesen, Metalle(produkte), Chemie, Holz und Papier sowie Handel stärker von der Handelsverflechtung mit Singapur profitieren, weisen die Sektoren Unternehmensnahe Dienstleistungen, Transport und Post, Elektrik und Elektronik sowie im geringeren Ausmaß Maschinen einen niedrigeren sektoralen Wertschöpfungsanteil auf. April 2017 Seite 4 von 5 Abteilung für Finanz- und Handelspolitik Seite 4 von 5
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