Umrüstung der MBA zur Brennstoffgewinnung. Ulrich Wiegel



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Umrüstung der MBA zur Brennstoffgewinnung Ulrich Wiegel Zusammenfassung Durch Umstrukturierung der MBA auf biologische Trocknung des Unterkorns der mechanischen Aufbereitung kann ein trennfähiges (Trocken)Gut erzeugt werden, aus dem mit bekannten Verfahrenstechniken ein regenerativer Brennstoff ausgetrennt werden kann. Rd. 80 % des regenerativen Energiegehaltes im Unterkorn können damit zurückgewonnen werden. Je Tonne MBA-Input kann damit eine zusätzliche Minderung von rd. 250 kg CO 2 erreicht werden. 1 Vorbemerkung Im Gegensatz zu anderen Restmüll-Behandlungsverfahren nutzt eine MBA mit rein aerober Behandlung den Energiegehalt der Organik im Unterkorn der Aufbereitung nicht. Bisheriges Arbeitsziel ist allein, das spätere Deponiegut durch energieaufwändige biologische Oxidation zu inertisieren. Die in der Organikfraktion gebundenen regenerativen Energie geht dabei verloren. Durch Umstrukturierung der MBA auf biologische Trocknung des Unterkorns der mechanischen Aufbereitung kann ein trennfähiges (Trocken)Gut erzeugt werden, aus dem mit bekannten Verfahrenstechniken ein regenerativer Brennstoff ausgetrennt werden kann. Das Konzept der energetischen Unterkorn-Nutzung im Sinne dieses Projektes erfordert im Wesentlichen zwei Arbeitsschritte: Biologische Trocknung im Rottesystem der MBA: Jeder aerobe Prozess setzt Wärme frei und verdampft damit Wasser. Diese Eigenschaft kann in vorhandenen MBA zur biologischen Trocknung des Unterkorns auf rd. 20 % Restfeuchte genutzt werden. Trennung in Brennstoff und Deponiegut: Das biologisch getrocknete Material enthält zu viele Inertstoffe, um direkt als Brennstoff eingesetzt werden zu können. Erforderlich ist eine Trennanlage, die einerseits den Brennstoff von Inertstoffen weitgehend freihält, andererseits so wenig Organik im inerten Deponiegut belässt, dass dieses möglichst direkt abgelagert werden kann. Beide Arbeitsschritte sind in ihrer Grundfunktion bereits erprobt: 1

Die biologische Trocknung mehrfach durch Bewässerungsausfälle in den MBA (mittels derer sonst 300 500 l Wasser je Tonne Rottegut eingegeben werden), die Trennung als Routineverfahren für die Auftrennung von biologisch stabilisiertem Gesamtmüll in verschiedenen MBS-Anlagen (insbesondere nach dem HerHof-Verfahren), ebenso zur Trennung physikalisch/thermisch getrockneten Abfalls in MPS-Anlagen. Gegenstand des darauf ausgerichteten Förderprojektes ist es, die Möglichkeiten und technischen Modalitäten einer Nachrüstung anhand großtechnischer Versuche zu untersuchen. Das Projekt wird unter Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Abfallwirtschaft und Altlasten der Technischen Universität Dresden durchgeführt. 2 Versuchsdurchführung Das Konzept wurde bislang in folgenden, ersten Versuchsansätzen erprobt, deren Ergebnisse hier kurz skizziert werden. a) Auf der MBS-Anlage des ZAB 1 Niederlehme wurden rd. 260 Mg Restmüll- Unterkorn als Monocharge biologisch getrocknet und das Trockengut nachfolgend mit der dort installierten Trenntechnik separiert. Die Anlage ist spezifisch auf die biologische Trocknung und Trennung von Restmüll ausgerüstet, so dass praktisch nur das verarbeitete Material, nicht aber die Betriebstechnik geändert wurde. b) Auf der klassischen MBA-Anlage der abh 2 in Schwanebeck wurden drei Tunnelchargen mit jeweils rd. 150 Mg Abfall-Unterkorn aus Berlin angesetzt und im Routinebetrieb, jedoch ohne Wasserzufuhr verrottet. c) Auf der abh-anlage wurde - analog zur konventionellen MBS-Technik Gesamtmüll biologisch getrocknet, aus dem Trockengut das Unterkorn < 80 mm ausgesiebt und dieses in zwei Technikumsversuchen in Brennstoff- und Inertmasse trockenmechanisch getrennt. 3 Ergebnisse Die Ergebnisse des Trennversuches beim ZAB und der biologischen Trocknung in den Rottetunneln der MBA Schwanebeck zzgl. der Hochrechnung der Trennung sind in der nachstehenden Abbildung standardisiert für 10.000 Mg/a an Unterkorn gegenüber dem abgeschätzten IST-Zustand dargestellt. 1 Zweckverband Abfallbehandlung Nuthe-Spree 2 Abfallbehandlungsgesellschaft Havelland mbh 2

IST-Stand MBA Ergebnis nach Versuch ZAB Ergebnis nach Versuch abh (feuchteres (trockeneres Rest- Rest- Inputmaterial) Restmüll Inputmaterial) müll müll Vorsiebung Vorsiebung Vorsiebung 50 od.70 mm Siebrest 50 od. 70 mm Siebrest 50 od. 70 mm Siebrest Mat. < 50/70 Mat. < 50 mm Aus Trocknungs-/ Mat. < 50 mm Hochrechnung 10.000 Mg/a 10.000 Mg/a Trennversuch mit 10.000 Mg/a aus 3 Versuchen 263 Mg Input 424 Mg Input Tunnelrotte Rotteverlust Stabilisierung ( Feuchte Input 47 %) Stabilisierung ( Feuchte Input 38 %) + Nachrotte 2.000 Mg/a in Boxen Rotteverlust 41,3 in Tunneln Rotteverlust 20,6 12 Wochen 20% < 2 Wochen 4.130 Mg/a % 2 Wochen 2.065 Mg/a % zzgl. ca. 3.000 Rotteoutput Mg/a Befeuch- Rotteoutput Metalle 1,8 Rotteoutput Stofftrennung nach 8.000 Mg/a tungswasser 5.870 Mg/a 182 Mg/a % 7.935 Mg/a Technikumsversuch Deponiegut Trennstufe Deponiegut 13,0 Trennstufe Deponiegut 23,8 8.000 Mg/a Deponiegut/ 1.303 Mg/a % Deponiegut/ 2.380 Mg/a % Brennstoff Brennstoff Brennstoff 43,8 Brennstoff 55,6 4.385 Mg/a % 5.555 Mg/a % Abbildung 1: Mengenbilanz der Trocknungs- und Trennversuche für Unterkorn 3.1 Versuche beim ZAB Das Hausmüll-Unterkorn ließ sich beim ZAB technisch problemlos trocknen. Der Wassergehalt sank innerhalb von rd. 9 Tagen Rottezeit von 47 auf 15 %. Das getrocknete Material knapp 60 % des Inputs ließ sich technisch problemlos trennen, bezogen auf den Feuchtmasse-Input wurden 44 % an Brennstoff und 13 % an Inertstoffen ausgebracht. Die nachstehenden Abbildungen vermitteln einen Eindruck über die Konsistenz der beiden erzeugten Hauptfraktionen Brennstoff und I- nertgut. Abbildung 2: Brennstoff (links) und Inertmasse aus Restmüll-Unterkorn Die Inertfraktion erfüllt auch die (hauptsächlich kritisch interessierenden) biologischen Parameter für die Deponieklasse 2 ohne Weiteres. 3

Der erzeugte Brennstoff konnte im Kraftwerk Jänschwalde ohne verfahrenstechnische Schwierigkeiten verarbeitet werden, der regenerative Kohlenstoffanteil liegt bei rd. 75 % (vom Gesamtkohlenstoff). 3.2 Versuche bei der abh Eine Restfeuchte von 20 % im Hausmüll-Unterkorn ist innerhalb von 14 Tagen Rottezeit ohne wesentliche Änderung der Betriebsführung erreichbar. Ein länger gefahrener Einzelversuch lieferte im Hauptteil des Tunnels Restfeuchten um 10 %. Die Unterschiede in den ausgebrachten Brennstoffmengen sind nicht durch die Anlagentechnik beeinflusst, sondern fast ausschließlich aus der Feuchte des Inputmaterials. Ein ähnlich trockenes Inputmaterial hätte im ZAB-Versuch zu gleich hohen Brennstoffmengen geführt wie für den abh-versuch berechnet. Maßgeblich durch die unterschiedliche Feuchte der jeweilig verarbeiteten Unterkorn-Mengen ergeben sich zwischen 44 % und 56 % an ausgebrachtem Brennstoff. Die direkt abzulagernde Unterkorn-Menge sinkt von 70-80 % (IST-Stand MBA) auf max. 25 % (zzgl. der abzulagernden Asche aus dem energetisch verwerteten Brennstoff). 3.3 Versuche zur trockenmechanischen Auftrennung des getrockneten Unterkorns In der Technikums-Einrichtung der Fa. Trennso-Technik GmbH wurden rd. drei Mg des getrockneten Hausmüll-Unterkorns über Sichter und Trenntische trockenmechanisch aufbereitet, dies in zwei Versuchen mit drei und sechs Kornfraktionen, die jeweils in Leicht- und Schwergut getrennt wurden. Die Verteilungsergebnisse nach Feuchtmasse und OTS zeigt Tabelle 1. Zwischen 64 und 68 % des getrockneten Unterkorns konnten danach als Leichtgut incl. Staub und damit als Brennstoff ausgetrennt werden, rd. ein Drittel verblieb als abzulagerndes Schwergut. Über 90 % der heizwertliefernden OTS wurden in den Brennstoff überführt. Rd. 10 % der Input-OTS werden während der Trocknung zur Wasserverdampfung verbraucht, somit liegt die Netto-Ausbeute an OTS als Brennstoff bei gut 80 %. Dieser Anteil liegt höher als der energetisch nutzbare OTS-Anteil in einem Vergärungskonzept, in dem ca. 50 60 % der OTS als Biogas verfügbar gemacht werden können. 4

Tabelle 1: Verteilung von Feuchtmasse und OTS auf Brenn- und Inertstoffe bei Auftrennung des biologisch getrockneten Materials Mengen-Verteilung Schwer-Leicht Versuch 1: 6 Fraktionen Summe Summe Schwer Leicht/Staub Versuch 2: 12 Fraktionen Summe Summe Schwer Leicht/Staub Anteil von < 10 mm Input 22,4% 77,6% 25,0% 75,0% Anteil von 10/25 mm Input 50,4% 49,6% 37,9% 62,1% Anteil von 25/80 mm Input 43,6% 56,4% 38,5% 61,5% Anteil von < 80 mm Input 36,5% 63,5% 31,8% 68,2% OTS-Verteilung Schwer /Leicht Versuch 1: 6 Fraktionen Summe Summe Schwer Leicht/Staub Versuch 2: 12 Fraktionen Summe Summe Schwer Leicht/Staub Anteil von < 10 mm Input 5,2% 94,8% 4,9% 95,1% Anteil von 10/25 mm Input 9,7% 90,3% 1,7% 98,3% Anteil von 25/80 mm Input 12,3% 87,7% 12,9% 87,1% Anteil von < 80 mm Input 8,9% 91,1% 7,7% 92,3% Qualität des Brennstoffs Die stofflichen Eigenschaften der erzeugten Brennstoffe sind in Tabelle 2 aufgelistet. Aufgenommen sind rechts die Ergebnisse des Trennversuches beim ZAB. Signifikant ist eine relativ enge Spannbreite der gefundenen TS-, der OTS-Gehalte und der Heizwerte letztere im Bereich von 9,2 bis 10,1 MJ/kg. Ein höherer Heizwert ist technisch kaum herauszuarbeiten, da der OTS-Gehalt mit rd. 60 % recht niedrig ausfällt. Dies liegt an der hohen im Brennstoff mit ausgetragenen Inertstoffmenge der gesichteten Feinfraktion < 10 mm. Chlor liegt im Bereich von 0,7 1,0 % d. TS, der Schwefelanteil bewegt sich beim Doppelversuch zwischen 0,2 und 0,3 % der TS, beim ZAB Versuch um 0,6 %. Bei den Gesamt-Kohlenstoffgehalten (TC incl. Karbonat-Kohlenstoff) fallen die Unterschiede gering aus, untypisch niedrig ist der organische Kohlenstoffanteil (TOC) im Material aus Versuch 2 (erwartet werden kann für native organisches Material ein TOC in Höhe von 50 % des Glühverlustes hier sollten also rd. 300 g/kg TS 5

an TOC auftreten). Knapp 75 % des Gesamt-Kohlenstoffes sind biogener Herkunft, der nicht biogene Kohlenstoff entstammt überwiegend dem Karbonatanteil. Bei den Schwermetallen treten erwartungsgemäß deutlich größere Abweichungen auf, die größten sind beim Kupfer und Antimon zu verzeichnen. Aliquotmisch. "Leicht" Brennstoff Parameter Einheit Versuch 1 Versuch 2 ZAB-Vers. TS-Gehalt Gew.-% FM 86,4 85,9 82,9 ots Gew.-% TS 64,8 62,1 57,3 Hu OS kj/kg 10.040 8.899 9.973 Hu TS kj/kg 11.998 10.764 12.525 Hu OTS kj/kg 18.524 17.339 21.859 Dichte kg/m³ 260 281 150 Chlor Gew.-% TS 1,0 0,9 0,7 Schwefel Gew.-% TS 0,22 0,28 0,61 TC g/kg TS 315 294 357 TOC g/kg TS 287 237 - As mg/g TS 3,1 2,9 3,4 Cd mg/kg TS 1,6 5,3 2,4 Co mg/kg TS 3,7 4,5 6,8 Cr mg/kg TS 61 74 205 Cu mg/kg TS 143 2.040 236 Hg mg/kg TS 1,2 1,4 1,07 Mn mg/kg TS 242 298 329 Ni mg/kg TS 42,3 37,6 82,3 Pb mg/kg TS 232 167 225 Sb mg/kg TS 24 3 1 Sn mg/kg TS 14 18,3 10,5 Tl mg/kg TS <0,001 <0,001 0,15 V mg/kg TS 9,3 12,5 13,9 Tabelle 2: Qualitätsdaten der gewonnenen Brennstoffe Qualität der Schwerstoffe Der Vollständigkeit halber seien noch die Ergebnisse der Schwerstoff-Analysen hinsichtlich der hauptsächlich kritischen Parameter Eluat-TOC und Atmungsaktivität erwähnt: Beim AT 4 wurden in der Untersuchung der Schwerstoff-Mischungen Atmungsaktivitäten um 3 mg O 2 / g TS und damit Unterschreitungen des Grenzwertes (5 mg O 2 / g TS) gefunden. Der Grenzwert von 300 mg/l TOC ist nach Abbildung 2 ohne eine zusätzliche Nachrotte nach den vorliegenden Ergebnissen nur einzuhalten, wenn eine korndifferen- 6

ziertere Trennung erfolgt. Gerade im Feinkornbereich < 25 mm wird damit die Verunreinigung der Schwerstoffe durch Restorganik stärker gesenkt. TOC Eluat mg/l 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 Grenzwert Schwerstoffe - Beziehung DOC/OTS Mittel < 80 Vers. 1 < 25 Vers. 1 > 25 Vers. 2 < 25 Vers. 2 > 25 0 0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% OTS-Gehalt Abbildung 3: TOC-Eluat-Ergebnisse der Schwerstoffe 4 Erstabschätzung zur Klimarelevanz Unter der Anwendung des bei dem ZAB-Versuch ermittelten Anteils an regenerativem Kohlenstoff von 73,5 % vom Gesamt-Kohlenstoff im Brennstoff (incl. Karbonatanteil) lassen sich für die erzeugten Brennstoffströme die freigesetzten Kohlenstofffrachten regenerativen Ursprungs für die Verbrennung errechnen. Die Einsparungen an CO 2 -Äquivalenten gegenüber Braunkohle liegen demzufolge etwa bei 320 g CO 2 je kwh eingesetztem Brennstoff, 840 kg CO 2 je Tonne erzeugtem Brennstoff (mit rd. 9,5 GJ bzw. 2,64 MWh/Mg), 420 kg CO 2 je Tonne behandelten Unterkorns (bei 50 % Brennstoffanteil des Unterkorns), 250 kg CO 2 je Tonne Hausmüll (bei 30 % rückgewinnbarem Unterkorn- Brennstoff-Anteil im Hausmüll) 7

Gegenüber Steinkohle sind die o.g. Werte um rd. 15 % zu mindern. Bei dieser Betrachtung einer energieproportionalen Brennstoffsubstitution spielt der Wirkungsgrad des Kraftwerkes keine Rolle. 5 Nutzung freier biologischer Behandlungskapazitäten Mit der Umrüstung auf Einsatz der Trockenstabilisierung wird durch Verkürzung der biologischen Behandlungszeit mindestens ein Drittel der Intensivrotte-Kapazität und praktisch die gesamte überdachte Nachrottefläche freigesetzt. Mit diesen Einrichtungen können z.b. Bioabfall, Grünreste, Gärreste der Bioabfall-Vergärung (nach)gerottet oder ebenfalls biologisch getrocknet werden. Ob sich diese Optionen erschließen lassen, muss nach regionalen Bedingungen überprüft werden. 6 Kosten Die Mehr- oder Minderkosten einer Umrüstung werden maßgeblich bestimmt durch a) die Durchsatzleistung der Trennanlage, b) der täglichen Laufzeit c) den zusätzlich anfallenden Kosten für die Brennstoffverwertung d) den Gutschriften für Nachrotteaufwand und eingespartes Deponievolumen e) wirtschaftliche Nutzbarkeit der freigesetzten Rottekapazitäten für andere Behandlungszwecke Für die Brennstoff-Zuzahlungen an den dafür geeigneten Kraftwerken ist nach aktuellem Stand eine stark degressive Tendenz zu verzeichnen, die von aktuell rd. 10 /Mg in Richtung 0 /Mg (frei Anlage) weist. In welchem Umfang für die 70 %ige Minderung der abzulagernden Mengen eine Gutschrift erfolgen kann, ist ausschließlich von den lokalen Gegebenheiten abhängig und kann nicht pauschaliert werden. Grob überschlägig kann als Resultat einer Min/Max-Abschätzung eine Spannweite der Mehrkosten zwischen 1 und 10 /Mg Input der MBA angesetzt werden. 7 Fazit Biologische Trocknung: Das Hausmüll-Unterkorn ließ sich auf einer darauf lüftungstechnisch speziell ausgerichteten Anlage (MBS-Anlage des ZAB) innerhalb von 9 Tagen auf rd. 15 % Restfeuchte trocknen. Bei einer konventionellen MBA ist eine Restfeuchte von 20 % im Hausmüll-Unterkorn innerhalb von rd. 14 Tagen Rottezeit ohne wesentliche Änderung der Betriebsführung erreichbar. 8

Auftrennung in Brennstoff und Inertmaterialien: Das getrocknete Hausmüll- Unterkorn ließ sich in der großtechnischen Anlage des ZAB wie auch in zwei Technikumsversuchen technisch problemlos trennen, wobei orientierend, je nach Materialkonsistenz rd. 2/3 des getrockneten Materials als Brennstoff zurückgewonnen werden, rd. 80 % der brennbaren Inhaltsstoffe (dominierend nativ organische Substanz) in den Brennstoff überführt wurden (10 % im ausgetrennten Schwergut, 10% Abbau bei der Trocknung) Ausgetrennte Inertstoffe: Die Mengenanteile der abzulagernden Schwerstoffe liegen in beiden Versuchen etwa bei rd. 35 % des biologisch getrockneten Siebgutes, rd. 17 % des Roh-Abfalls (dies entspricht etwa dem abgelagerten Anteil konventioneller MBS/MPS-Anlage), bei 20 30 % des im bisherigen MBA-Routinebetrieb abgelagerten Materials. Die Deponiequalität hängt von der Aufbereitungstiefe des Trockenmaterials ab. Ausgetrennter Brennstoff: Der Brennstoff hat einen relativ geringen Glühverlust im Bereich von 60 %, verursacht durch einen hohen Inertanteil im Feinkorn < 10 mm. Der untere Heizwert liegt zwischen 9 und 10 MJ/kg. Rd. 75 % des Gesamtkohlenstoffs im Brennstoff sind regenerativer Herkunft. Der erzeugte Brennstoff konnte von Vattenfall im Kraftwerk Jänschwalde ohne verfahrenstechnische Schwierigkeiten verarbeitet werden. Klimarelevanz: Je Tonne behandelten Unterkorns können bei Substitution von Braunkohle rd. 420 kg CO 2 eingespart werden, bezogen auf den Input der MBA rd. 250 kg CO 2 /Mg. Kosten: Eine Erstabschätzung der Kostenänderung liegt zwischen minus 1 und plus rd. 10 /Mg MBA-Input. Die Realkosten sind sehr standortabhängig und insbesondere von der Entfernung zur Brennstoff-Verwertungsanlage sowie den Gutschriften für lokal eingespartes Deponievolumen geprägt. Abschluss des Projektes: Juli 2010 Stand: April 2010 Dr.-Ing. Ulrich Wiegel ICU Partner-Ingenieure Wexstraße 21,10715 Berlin Tel. 030-857 33 49-0 e-mail: u.wiegel@icu-berlin.de 9