Kurzbericht zur FOM-Umfrage Arbeitspensum von Fach- und Führungskräften im Jahr 2007 Die vorliegende Studie basiert auf einer schriftlichen Befragung im Zeitraum 4. 18. Dezember 2007 im Rahmen von Seminarveranstaltungen der FOM. Insgesamt wurden 396 Angestellte und Manager befragt. Beteiligt an der Untersuchung waren die FOM-Standorte Berlin, Bremen, Dortmund, Essen, Frankfurt, Hamburg und Neuss. Die Gruppe der Befragten setzte sich aus selbstständigen Unternehmern (5,7%), leitenden Angestellten (13,1%), Angestellten mit Personalverantwortung (15,8%) und Angestellten ohne Personalverantwortung (65,4%) zusammen. Geleitet wurde die Studie von Prof. Dr. Marco Zimmer, Professor für Personalmanagement an der FOM Hamburg. Bei der zeitnahen statistischen Auswertung unterstützte die Essener Unternehmensberatung inomic. Eingesetzt wurde dazu die Statistik- Software SPSS. Die Studie hat methodisch gesehen eher explorativen und keinen repräsentativen Charakter, ist aber aufgrund der relativ hohen Anzahl von Befragten aus verschiedenen Funktionsgruppen und Branchen sowie aufgrund des überregionalen Ansatzes als aussagekräftig einzustufen. Leichte Rückgänge bei der wöchentlichen Arbeitszeit, dafür aber häufig Arbeit an Samstagen das ist das Hauptergebnis der diesjährigen Umfrage der Fachhochschule für Oekonomie und Management (FOM) zum Arbeitspensum. Auf Fachtagungen und in Managementseminaren der FOM wurden 396 Fach- und Führungskräfte unter anderem nach ihren Einschätzungen des persönlichen Arbeitspensums, der Geschäftsentwicklung und dem individuellen beruflichen Erfolg sowie erstmals nach ihrem privaten Hintergrund befragt. 6 Prozent der Befragten sind selbstständige Unternehmer, 13 Prozent leitende Angestellte, 16 Prozent tragen Personalverantwortung und 65 Prozent Angestellte ohne Personalverantwortung. Wochenarbeitszeit 32 8% 9 2% 9 2% 3 1% 16 4% 69 17% 81 21% 49 12% 128 33% Abb.1 N=396 8 bis 24.5h 25 bis 29.5h 30 bis 34.5h 35 bis 39.5h 40 bis 44.5h 45 bis 49.5h 50 bis 59.5h 60h und mehr keine Angabe
Überdurchschnittliche Wochenarbeitszeit, sehr häufig samstags im Betrieb Im Vergleich zu den Ergebnissen einer entsprechenden Umfrage im Jahr 2006 hat die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit leicht abgenommen. Während 2006 noch 73 Prozent der Befragten mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiteten, beträgt dieser Anteil aktuell noch 70 Prozent, ist also weiterhin hoch. 33 Prozent davon bewegt sich in einem Arbeitszeitkorridor von 40-44,5 Wochenstunden (2006: 24 Prozent). 37 Prozent der Befragten gibt an, 45 Stunden und mehr pro Woche zu arbeiten (2006: 49 Prozent), darunter wiederum rund 26 Prozent, die sogar auf mehr als 50 Arbeitsstunden pro Woche kommen (2006: 23 Prozent). 8 Prozent arbeiteten in 2007 sogar mehr als durchschnittlich 60 Wochenstunden, was bei deutschen Topmanagern die Regel ist (eine entsprechende, 2007 durchgeführte Studie von Kienbaum und dem Magazin Harvard Businessmanager zeigte, dass jeder zweite deutsche Topmanager mit einem Jahresgehalt von über 200 000 Euro eine 60-70-Stundenwoche absolviert). Trotz dieser letzten beiden Spitzenwerte, arbeitete statistisch gesehen jedoch jeder achte, der 2006 mindestens 45 Stunden pro Woche tätig war, in 2007 weniger als 45 Stunden pro Woche. Auffällig ist, dass Fach- und Führungskräfte sehr häufig auch an Samstagen arbeiten (was auch 9 der Kienbaum-Probanden bejahte). 55 Prozent der Befragten erklärten samstags für ihr Unternehmen tätig zu sein. 27 Prozent arbeiteten dabei mindestens einen Samstag pro Monat, knapp 14 Prozent sogar zwei oder mehr Samstage pro Monat. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Samstage mehr und mehr auch für Weiterbildung genutzt werden. Zahl der Arbeitssamstage 22 24 22 41 10% 168 42% 45 11% 74 19% Abb.2 N=396 0 1 bis 9 10 bis 19 20 bis 29 30 bis 39 40 und mehr keine Angabe Sowohl die Höhe der wöchentlichen Arbeitszeit als auch die Anzahl der Arbeitssamstage hängt statistisch signifikant mit der hierarchischen Position der Befragten zusammen: Selbstständige arbeiten durchschnittlich rund 52 Stunden pro Woche und sind an 19 Samstagen pro Jahr im Betrieb, leitende Angestellte kommen
auf eine Wochenarbeitszeit von 50 Stunden und 13 Arbeitssamstage pro Jahr, bei Angestellten mit Personalverantwortung beträgt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit 45 Stunden und sie kommen im Jahr auf circa 6 Arbeitssamstage. Angestellte ohne Personalverantwortung arbeiten hingegen 41 Stunden pro Woche und sind an 8 Samstagen beruflich eingespannt. Bestätigt wird dieser Zusammenhang auch durch eine 2005/06 bundesweit durchgeführten Umfrage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz: Auch hier belegen vornehmlich Selbstständige, gefolgt von leitenden Angestellten, die Spitzenplätze von über 60 Stunden bei der Wochenarbeitszeit. Hohe Arbeitsbelastung trotzdem hohe Arbeitszufriedenheit Das eingespannt sein für das Unternehmen hat Auswirkungen auf die Einschätzung der individuellen Arbeitsbelastung: 50 Prozent bezeichnen diese als hoch und 19 Prozent als sehr hoch, während nur 28 Prozent diese als mittelstark einschätzen. Die Bewertung der individuellen Arbeitsbelastung hängt signifikant von der wöchentlichen Arbeitszeit ab. Ausgleich finden die Befragten im Urlaub, dessen Dauer für die Mehrheit (50 Prozent) 30 Tage pro Jahr beträgt. Die Länge des Urlaubs wird von den meisten Befragten (46 Prozent) als genau richtig bewertet, während 34 Prozent ihn für zu kurz halten. Keine oder nur sehr schwache signifikante Auswirkungen hat die Arbeitszeit auf die Einschätzung der Belastung des Verhältnisses zwischen Arbeit und Freizeit sowie die Beurteilung des individuellen beruflichen Erfolgs. Zwar bezeichnen 75 Prozent das Verhältnis zwischen Freizeit und Beruf als belastet oder sogar sehr belastet, doch hängt diese Einschätzung weder von der wöchentlichen Arbeitszeit noch von der Anzahl der Arbeitssamstage ab. Die Zufriedenheit mit dem individuellen beruflichen Erfolg steigt sogar tendenziell mit der Wochenarbeitszeit leicht an. 67 Prozent der Befragten geben an, zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Faktoren, die die Wochenarbeitszeit beeinflussen Bei der Untersuchung fällt auf, dass neben der jeweiligen Position der Befragten die Größe des Unternehmens eine größere Rolle dafür spielt, wie lange in der Woche gearbeitet wird. Es gilt: je größer das Unternehmen, desto geringer die wöchentliche Arbeitszeit. Insbesondere in kleinen Unternehmen mit maximal 10 Mitarbeitern wird signifikant länger gearbeitet als in größeren Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten. Keine Rolle für die Länge der Arbeitszeit scheint auf den ersten Blick das Geschlecht der Befragten zu spielen. Es gibt keine signifikanten Unterschiede in der Wochenarbeitszeit von Männern und Frauen. Allerdings ergeben sich einige vermittelte Zusammenhänge zwischen dem Geschlecht und der Arbeitszeit: Im Einklang mit anderen Untersuchungen zu den Karrierechancen von Frauen zeigt sich auch hier, dass Männer häufig die hierarchisch höheren Positionen innehaben. Sie haben auch häufiger als Frauen nicht berufstätige Partner/innen, die bei zunehmender Arbeitszeit immer stärker die Verantwortung für die Organisation des Privatlebens übernehmen. Ferner hat ein größerer Anteil der befragten Männer Kinder als es bei den befragten Frauen der Fall ist. Zusammengenommen erlauben diese Faktoren eine Erklärung des zunächst erstaunlichen Ergebnisses, dass mit steigender Wochenarbeitszeit und hierarchischer Position statistisch signifikant die Anzahl der Kinder steigt. Wenn vornehmlich Männer
höhere Positionen in der Hierarchie einnehmen und damit verbunden länger arbeiten, so können sie dies vornehmlich deswegen tun, weil sie sich auf Partnerinnen verlassen können, die sich um die Organisation des Privatlebens und die Beaufsichtigung und Erziehung der Kinder kümmern. Berufstätige Frauen mit in der Regel ebenfalls berufstätigen Partnern, die Kinder haben, reduzieren eher ihre Wochenarbeitszeit. Ein Befund, der durch die Erhebung bestätigt wird. Arbeitszufriedenheit durch verantwortungsvolle, gut bezahlte Aufgaben Wie entsprechende Zusammenhangsprüfungen zeigen, besteht ein Bezug zwischen der Zufriedenheit mit dem persönlichen beruflichen Erfolg und längeren Wochenarbeitszeiten, die wiederum mit hierarchisch höheren Positionen im Unternehmen und einer entsprechend höheren Entlohnung einhergehen. Insgesamt bestätigt sich so die Erkenntnis aus der FOM-Umfrage des Vorjahres, dass ein Vorankommen auf der Karriereleiter trotz damit einhergehender, längerer Arbeitszeiten zu höherer Arbeitszufriedenheit führt. Eine vergleichbare Schlussfolgerung zieht man bei der Kienbaum-Studie unter Topmanagern: Obwohl 96 Prozent der 142 Befragten auch am Wochenende arbeiten, betonen 95 Prozent, dass ihnen der Job Spaß mache. Weiterbildung steht weiter hoch im Kurs Nahezu alle Befragten maßen dem Thema Weiterbildung hohe Bedeutung bei. 61 Prozent bezeichnen sie als sehr wichtig und 36 Prozent als wichtig. Der hohe Stellenwert beruflicher Weiterbildung spiegelt sich auch in der Einschätzung des eigenen zeitlichen Aufwandes hierfür: 68 Prozent geben an, hohen oder sehr hohen Aufwand zu betreiben. Doch gerade bei den Befragten, die sehr lange in der Woche und oft am Samstag arbeiten, fehlt offensichtlich für längerfristig angelegte Bildungsmaßnahmen häufig die Zeit. Je höher die jeweilige Wochenarbeitszeit, desto seltener nehmen die Befragten in der Regel an Weiterbildungsmaßnahmen teil. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Befragten, die aktuell an einem berufsbegleitenden Studium oder Lehrgang teilnehmen, unterscheidet sich mit 42,6 Stunden signifikant von den durchschnittlich 48 Stunden, die die anderen Befragten pro Woche arbeiten. Da jedoch die durchschnittliche Wochenarbeitszeit 2007 gesunken ist, bietet sich jetzt wieder etwas mehr Spielraum für umfassendere Weiterbildungsmaßnahmen. Durch eine höhere Qualifikation beruflich aufzusteigen und abends zufriedener den eigenen Arbeitsplatz zu verlassen auf diese gewachsene Wahrscheinlichkeit darf man sich folglich in 2008 freuen.
In Weiterbildung investierte Zeit 62 1 27 7% 56 14% 105 2 62 1 20 5% 24 40 10% Abb.3 0 Tage 1 bis 9 Tage 10 bis 19 Tage 20 bis 29 Tage N=396 30 bis 39 Tage 40 bis 99 Tage 100 Tage und mehr keine Angabe