Überprüfung der Eingriffsfläche in Forchheim auf Vorkommen der Rotgelben Knotenameise (Myrmica rubra) als Wirtsameise des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Phengaris nausithous) Bearbeitung 04.01.2018
Überprüfung der Eingriffsfläche in Forchheim auf Vorkommen der Rotgelben Knotenameise (Myrmica rubra) als Wirtsameise des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Phengaris nausithous) Auftraggeber: Stadt Forchheim Stadtplanungsamt Birkenfelderstraße 4 91301 Forchheim Bearbeiter: - 2 -
Inhalt 1 Vorbemerkung...4 2 Methodisches Vorgehen...4 3 Untersuchungsgebiet...4 4 Beschreibung des Vorhabens...5 5 Ergebnisse...5 6 Bewertung der artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände und Prognose möglicher Beeinträchtigungen...5 7 Maßnahmen...6 8 Fazit...6 9 Literaturverzeichnis...7 10 Fotodokumentation...7 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Teilweise überstaute Eingriffsfläche...7 Abbildung 2: Lasius niger aus Proben der Eingriffsfläche...8 Abbildung 3: Myrmica rubra aus Sammlung M. Eigner (Fundort Chemnitz)...8-3 -
1 Vorbemerkung Auf der Eingriffsfläche im Stadtteil Kersbach ist die Anlage eines Pendlerparkplatzes für den Haltepunkt Kersbach (Bahnhof) geplant. Auf der Fläche wurde bei Voruntersuchungen Phengaris nausithous festgestellt. Die Art ist eine europäisch geschützte Tierart (FFH- Anhangsart, http://www.ffh-arten.info). Phengaris nausithous benötigt für seine Entwicklung die Raupennahrungspflanze Sanguisorba officinalis, die auch die Falter der Art nahezu ausschließlich als Nektarpflanze nutzen (REINHARDT, R., et al. 2007). Die Raupen der Art leben bis zum vierten Stadium in den Blütenköpfen der Raupennahrungspflanze und werden danach von der Wirtsameise Myrmica rubra ins Ameisennest transportiert, wo diese auch überwintern. Es ist auf Grund behördlicher Forderungen eine Erfassung der für das Vorkommen von Phengaris nausithous notwendigen Ameisenart Myrmica rubra als Wirtsameise der Art erforderlich, da in den Nestern der Ameisenart Raupen von Phengaris nausithous präsent sein könnten. 2 Methodisches Vorgehen Bei einer Begehung am 27.11.2017 wurde das Gelände auf Eignung als Reproduktionshabitat von Phengaris nausithous sowie auf Präsenz der Wirtsameise Myrmica rubra untersucht. Myrmica rubra besitzt einen Aktionsradius von maximal 8m um das Nest (ELMES 1998), in welchem sie Raupen von Phengaris nausithous ins Nest eintragen könnte. Daher wurden nach der Raupenfutterpflanze Sanguisorba officinalis gesucht, um in deren Umfeld Ameisennester zu erfassen. Aus gefundenen Ameisennestern wurden Proben entnommen und die Art bestimmt. 3 Untersuchungsgebiet Das Untersuchungsgebiet liegt nordwestlich von Kersbach, östlich der Eisenbahnlinie Nürnberg-Bamberg. Die direkte Eingriffsfläche zeigt Brachestrukturen die zum Zeitpunkt der Begehung teilweise von Regenwasser überstaut waren. - 4 -
4 Beschreibung des Vorhabens Für die Herstellung eines Pendlerparkplatzes soll die Fläche komplett überbaut werden, dazu ist es notwendig den Oberboden zu entfernen. Eine genaue Beschreibung kann den Antragsunterlagen der Stadt Forchheim entnommen werden. Auf diese soll an dieser Stelle verwiesen werden. 5 Ergebnisse Bei der Begehung der Fläche wurden keine Raupennahrungspflanzen (Sanguisorba officinalis) von Phengaris nausithous vorgefunden. Myrmica rubra kann in Hochstaudenflächen bzw. Hochgrasigen Brachen, wie sie auf der Eingriffsfläche vorkommen, relativ hohe Erdhügel bauen (SEIFERT 2007). Es wurden mehrere Ameisennester gefunden, dabei wurden die entnommenen Tiere ausnahmslos als Lasius niger bestimmt (Artunterscheidung siehe Abbildungen 2 und 3). Es wurden keine Nester der, für das Vorkommen von Phengaris nausithous, notwendigen Wirtsameise Myrmica rubra gefunden. 6 Bewertung der artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände und Prognose möglicher Beeinträchtigungen Da auf der Eingriffsfläche ausschließlich Nester von Lasius niger, teilweise in hoher Dichte, gefunden wurden, scheint die Präsenz bzw. abundanzstarkes Auftreten von Myrmica rubra wenig wahrscheinlich, da diese von Lasius niger an der Ausbreitung gehindert werden (ELMES 1998). Weiterhin ist auf Grund der fehlenden Raupennahrungspflanze Sanguisorba officinalis die Reproduktion von Phengaris nausithous auszuschließen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich bei den in den Vorjahren auf der Fläche festgestellten Faltern, um vagabundierende Einzeltiere. Bei einer Begehung der Umgebung wurde ca. 1000m nordwestlich der Eingriffsfläche eine Wiese mit verstreut vorkommenden Sanguisorba-Beständen vorgefunden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit als Reproduktionshabitat von Phengaris nausithous anzusehen ist. Ebenso weist die Fläche südlich der Bahnhofstraße eine potentielle Eignung für das Vorkommen von Phengaris nausithous auf. Auf Basis der, auf der Eingriffsfläche vorgefundenen Parameter fehlender Raupennahrungspflanzen und fehlender Wirtsameisen, ist diese kein Reproduktionshabitat von Phengaris nausithous. Somit ist eine Tötung von Individuen der Art durch Überbauung - 5 -
der Fläche nahezu auszuschließen. Jedoch könnte die Funktion als Verbindungskorridor zwischen Vorkommensflächen durch eine Überbauung gestört werden. 7 Maßnahmen Als Ersatz für den Funktionsverlust als Verbindungskorridor zwischen Habitatflächen von Phengaris nausithous sollten als Begrenzung der überbauten Fläche ein extensiv genutzter Wiesenstreifen durchaus in Kombination mit einer Hecke angelegt werden. Dieser sollte einmal jährlich ab Mitte September gemäht werden. Zu Förderung der Ausbreitung des Wiesenknopf-Ameisenbläulings sowie der Vernetzung von Habitaten der Art könnte bei der Anlage dieses Streifens die Raupennahrungs- und Nektarpflanze Sanguisorba officinalis eingesät werden. 8 Fazit Da keine Individuen von Phengaris nausithous (potentiell überwinternde Raupen in Ameisennestern) getötet werden, stehen einer Bebauung der Eingriffsfläche keine Artenschutzrechtlichen Bedenken entgegen. Ein wichtiger Punkt ist die Erhaltung der Funktion als Wanderkorridor zur Vernetzung von Habitat- bzw. potentiellen Habitatflächen durch Anlage eines Wiesenstreifens als Begrenzung. Marko Eigner Kartierung - Ökologieforschung Umweltbildung Chemnitz, den 04.01.2018-6 -
9 Literaturverzeichnis Eigner, M.: im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde Chemnitz. 2009. Artenschutzprojekt Ameisenbläuling. 2009. Eigner, M.: Untersuchung zu Lebensraum, Populationsstabilität und Ausbreitungsmöglichkeiten des Dunklen-Wiesenknopf-Ameisenbläulings. 2009. ELMES, G. W., THOMAS, J. A., WARDLAW, J. C., HOCHBERG, M. E., CLARKE, R. T., SIMCOX, D. J. 1998. The ecology of Myrmica ants in relation to the conservation of Maculinea butterflies. Journal of Insect Conservation 2, S. 67-78. 1998. PETERSEN, B., et al. 2003. Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 Band 1: Pflanzen und Wirbellose. Bonn-Bad Godesberg : s.n., 2003. REINHARDT, R., et al. 2007. Tagfalter von Sachsen. 2007. SEIFERT, B:. 2007. Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas. 2007. SETTELE, J:, FELDMAN, R: und REINHARDT, R:. 1999. Die Tagfalter Deutschlands. 1999. SÖFKER, W. 2012. Baugesetzbuch. 2012. STORM, P.-C. 2011. Umweltrecht. 2011. 10 Fotodokumentation Abbildung 1: Teilweise überstaute Eingriffsfläche - 7 -
Abbildung 2: Lasius niger aus Proben der Eingriffsfläche Abbildung 3: Myrmica rubra aus Sammlung M. Eigner (Fundort Chemnitz) - 8 -