Faulstich-Wieland, Hannelore Dankesrede für den Ernst-Christian-Trapp-Preis Erziehungswissenschaft 25 (2014) 48, S. 31-36 Empfohlene Zitierung/ Suggested Citation: Faulstich-Wieland, Hannelore: Dankesrede für den Ernst-Christian-Trapp-Preis - In: Erziehungswissenschaft 25 (2014) 48, S. 31-36 - URN: urn:nbn:de:0111-opus-95584 in Kooperation mit / in cooperation with: http://www.budrich-verlag.de/ Nutzungsbedingungen Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, persönliches und beschränktes Recht auf Nutzung dieses Dokuments. Dieses Dokument ist ausschließlich für den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch bestimmt. Die Nutzung stellt keine Übertragung des Eigentumsrechts an diesem Dokument dar und gilt vorbehaltlich der folgenden Einschränkungen: Auf sämtlichen Kopien dieses Dokuments müssen alle Urheberrechtshinweise und sonstigen Hinweise auf gesetzlichen Schutz beibehalten werden. Sie dürfen dieses Dokument nicht in irgendeiner Weise abändern, noch dürfen Sie dieses Dokument für öffentliche oder kommerzielle Zwecke vervielfältigen, öffentlich ausstellen, aufführen, vertreiben oder anderweitig nutzen. Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die Nutzungsbedingungen an. Terms of use We grant a non-exclusive, non-transferable, individual and limited right to using this document. This document is solely intended for your personal, non-commercial use. Use of this document does not include any transfer of property rights and it is conditional to the following limitations: All of the copies of this documents must retain all copyright information and other information regarding legal protection. You are not allowed to alter this document in any way, to copy it for public or commercial purposes, to exhibit the document in public, to perform, distribute or otherwise use the document in public. By using this particular document, you accept the above-stated conditions of use. Kontakt / Contact: pedocs Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) Informationszentrum (IZ) Bildung E-Mail: pedocs@dipf.de Internet: www.pedocs.de
Erziehungswissenschaft MiteilungenderDeutschenGeselschaft fürerziehungswissenschaft(dgfe) Heft 48 25.Jahrgang2014 ISSN0938-5363 VerlagBarbaraBudrich
INHALTSVERZEICHNIS EDITORIAL..7 BEITRÄGEZUM50.JUBILÄUMDERDGFE BritaBehm 50Jahre DeutscheGeselschaftfürErziehungswisenschaft (DGfE). GedankenzuJubiläumundForschungslücken..11 LAUDATIONES IngridMiethe LaudatiofürProf.Dr.HanneloreFaulstich-Wielandanläslichder VerleihungdesErnst-Christian-Trapp-Preis..25 HanneloreFaulstich-Wieland DankesredefürdenErnst-Christian-Trapp-Preis..31 DietrichBenner,TinaHascher&WernerThole LaudatiofürProf.Dr.EckhardKliemeanläslichderVerleihungdes DGfEForschungspreises2014..37 EckhardKlieme DankesredezurVerleihungdesForschungspreisesder DGfE.43 StefanAufenanger Laudatiofür MartinSpiewakanläslichderVerleihungdes MedienpreisderDGfE..45 IsabelvanAckeren,CarolaGroppe&IvoZüchner LaudatiofürKatrinKaufmannundSarah Widanyanlässlichder VerleihungdesFörderpreisesderDGfE..47 IngridKunze&NorbertRicken LaudatiofürRuprecht MatiganläslichderVerleihungdes FörderpreisesderDGfE..49 MarceloCaruso LaudatiofürProf.i.R.Dr. MarianneKrüger-Potratzanläslichder VerleihungderEhrenmitgliedschaftderDGfE..51 MarceloCaruso LaudatiofürProf.Dr.DieterLenzenanläslichder Verleihungder EhrenmitgliedschaftderDGfE..55 3
AutorinnenundAutorenderLaudationes.57 BEITRÄGEÜBERDIENACHWUCHSFÖRDERUNGINDEN SEKTIONEN NinaBlase&DorisWitek DieSituationdeswisenschaftlichen Nachwuchses imfach Erziehungswisenschaft 2014revisited..59 PetraGöte&Jörg-W. NachwuchsförderunginderSektion1 HistorischeBildungsforschung.73 SelmaHaupt&RitaMolzberger ForumErziehungsphilosophie..75 ImkevonBargen,ChristianBrüggemann,CorinneRuesch& AnneSchmuki NachwuchsförderunginderSektion3 Interkulturelleund InternationalVergleichendeErziehungswisenschaft(SIVE).77 Anna-KatharinaPraetorius NachwuchsförderunginderSektion4 EmpirischeBildungsforschung.80 ErikaGericke,MartinaHinze,SilkeKasebaum&AlexanderSchnar DiehierarchiefreieForschungsgemeinschaftals Profesionalisierungsinstanzinder Wisenschaft..81 OktayBilgi&GloriavonPapenRobredo ErfolgreicheDisertationdurchstrukturiertePromotion?.83 SarahHenn&KathrinSchulze DasNetzwerk Junge WisenschaftderSozialenArbeit alsförderung der eigenen Stimme..86 MichaelLichtblau NachwuchsarbeitinderKommisionPädagogikderfrühenKindheit.88 CorneliaMaier-Gutheil, MarionFleige,SylvanaDietel& BetinaThöne-Geyer WerkstatForschungsmethoden..90 MandySchiefner-Rohs,SandraAßmann&SandraHofhues Nachwuchsfrühbeteiligen:FormenderNachwuchsförderunginder Sektion12 Medienpädagogik..92 4
BEITRÄGE KlausZierer,HubertErtl,DavidPhilips&RudolfTippelt ProfilinienerziehungswisenschaftlicherZeitschriften.Eine Orientierungshilfe..95 HaryFriebel Geschlecht,Elternschaftund Weiterbildungsteilnahme.129 MITTEILUNGENDESVORSTANDS Rechenschaftsbericht.143 Beschlusvorlage.157 DGfE-SummerSchool2014.159 BERICHTEAUSDENSEKTIONEN Sektion2 AlgemeineErziehungswisenschaft.161 Sektion3 InternationalundInterkulturelVergleichende Erziehungswisenschaft(SIVE).167 Sektion4 EmpirischeBildungsforschung.169 Sektion8 SozialpädagogikundPädagogikderfrühenKindheit.171 Sektion11 Frauen-undGeschlechterforschunginder Erziehungswisenschaft.174 Sektion12 Medienpädagogik.176 NOTIZEN AusderForschung.177 AusWisenschaftundLehre.182 TAGUNGSKALENDER..183 PERSONALIA NachrufaufProf.Dr.GabrieleFaust.187 NachrufaufProf.Dr.JensNaumann.191 5
DankesredefürdenErnst-Christian-Trapp-Preis HanneloreFaulstich-Wieland AlsmichderAnrufvon WernerTholeereichte,binichnichtaufdieIdeegekommen,eskönnesichdarumhandeln,das mireinesolcheauszeichnung wiederernst-christiantrapp-preiszukommensole. Nachdemichdasdann verstand,hatesmichalerdingssehrgefreut.estutsehrgut,sokurzvordem EndederofizielenErwerbstätigkeitangesichtsvonAnzeicheneinersichandeutendenAltersdiskriminierungim WisenschaftsbereicheinesolcheAnerkennungzuerfahren.UndesisteinebesondereEhre,aufdemJubiläumskongreszum50-jährigenBestehenderDGfEundzugleichbeiderzehntenVergabediesenPreiszuerhalten. Dafürbedankeich michganzherzlich.ich dankeauchingrid MiethefürihreLaudatio. NunbedeuteteineAuszeichnungmiteinemPreisauch,dasmanÜberlegungenanstelt,wasderNamensgeberdesPreisesmitdemzutunhat,womit manselbstbeschäftigtwaroderist.ichhabeeineersteintensiverebeschäftigungmiternstchristiantrappvorgenommen,alsich2010anderherausgabedesbandes Umgang mit Heterogenitätund Diferenz gearbeitethabe. Trapp wurdeals Urheberder Aufasunggenannt, man solesichanden Mitelköpfen orientieren,einesichtweise,diealspädagogischer Umgang mitheterogenitätsicherlichproblematischist. Auf dersuchenachbelegen dafürfandichjedoch,dastrappeinepädagogikvertrat,diesichandenindividuelenschülernorientierensolte.von Mitelköpfen sprichternuran derstele,anderesumdiefragegeht,wievielzeitineinemlehrplanfür diebearbeitungeinesthemaseingeplantwerdensole.diedidaktik müse jedochsoausgerichtetsein,dasalekinderdaszielereichenkönnten,wobeierfürdieschnelerenempfiehlt,dieseeinzubeziehenindie Arbeit mit denlangsameren,fürdiesehrlangsamenzurnoteine Wiederholungvorsieht(ersprichtvonderVerdoppelungderZeit).Trappkannalsodurchaus alspädagogeverstanden werden,dersich mitheterogenitätauseinandergesetzthat. ManfindetauchSteleninseinem Werk,andenenerdieTrennung zwischen künftigen Gelehrten und Nicht-Studierenden aufheben wil obmanihndeshalbjedochals frühestenbefürworterdergesamtschule ansehenkann wiedasder Wikipedia-Artikelüberihnnahelegt möchteich bezweifeln. 1 Sohälteresnämlichdurchausfür ganzentbehrlich,das BauernkinderdieRechtschreibungvolständiglernensolen (Trapp1792/ 1979a:222).SozialeUngleichheitenstelteernichtradikalinFrage. 1 Vgl.de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Christian_Trapp[Zugrif:8.April2014]. 31
HanneloreFaulstich-Wieland DiePreisverleihunghat michzuder Überlegunggebracht daeingroßer Teil meiner wisenschaftlichen Beschäftigungensich mit Fragenzu GeschlechterverhältnisenundderBildungvon MädchenundFrauenausmachte nachzuforschen,wastrappdazuzusagenhabe.inden Würdigungenseiner Personbzw.seines Werkesfandich wenig.beiihmselbstalerdingsstößt mandurchausaufeiniges angefangenvomumgangdergeschlechter miteinanderüberdieerziehungvontöchternbiszureinrichtungvon Mädchenschulen. Imseinem VersucheinerPädagogik benennternstchristiantrappals ZieleeinersitlichenErziehungnebenBescheidenheitvoralemSchamhaftigkeitals VormauerwiderdieUnkeuschheit,undeine WächterinnderreinenSiten (Trapp1780/1977:347).ZuTrappsZeiten warendererzieherischeumgang mitdem Geschlechtstrieb imklartextwardamitvorallemdieverhinderungvononaniegemeint einverbreitetesthemaunddie Vorschlägedazuwarenvielfältig.ImBraunschweigischenJournalvon1788, dasernstchristiantrapp mitherausgegebenhat,lästsicheinherhauptmannvon Winterfeldaus überdieartund WeiseKinderüberdenUnterschiedder Geschlechterzubelehren (Winterfeld1788:103f.).Erglaubt: Dernatürlichsteundkürzeste Wegistder,dieKindernackendsehenzulassen. Vehementlehnterdagegeneinen Vorschlagab,dersichdafüraussprach,KindernnackteLeichenzuzeigen, damitindereinbildungskraftdes KindesdasBildvondemUnterschiedederGeschlechter mitdemvomtode undleichenzusammenschmelzenundletzteresdenlüsten,welchesersteres eregenkönnte,zumgegengiftedienenmöge,nachdemverse: Wennschnöde Wolustdicherfült, SowerdedurchdiesSchreckensbild VerdorterTotenknochen DeinKitzelunterbrochen. (ebd.:104;s.a.fritzsch1900:49) ErnstChristianTrappschlossichsolchenRezepten nichtan.erschlugvor, das mandie Kinder wenigersitzenläßt,alsbishergewöhnlichist;[ ] wennmanauserdenlehrstundentheilsdieimaginationmitsolchendingen beschäftigt,dieale Gedankenandasandere Geschlechtauschliesen; theilsdenkörperdurchgymnastischespieleundarbeitmüdemacht (Trapp 1780/1977:351). Der Töchtererziehung widmettrappinseinervorlesungeinenkurzen Abschnit.Inder Regelfinden wirim Versucheiner Pädagogik geschlechtsneutraleformulierungen,also AusagenzuKindernoderzurJugend,wobeiunklarbleibt,obdamitbeideGeschlechtergemeintsind.AneinerReihevonStelenkonkretisiertTrappseineAussagenexplizitfürKnaben bzw. Männer.AneinerSteleabererläuterterauchdie Töchtererziehung. SiescheintihminbeseremZustandalsdieErziehungderSöhne zumindestim Mitelstande.AlsGrunddafürsiehter,dassihrZweckeinfachersei 32
DankesredefürdenErnst-Christian-Trapp-Preis und wenigerverfehlt werdenkann (Trapp1780/1977:358). Dabeikäme derschulegarnichtdieentscheidendeverbeserungsformzu: Denndie MädchenmüstenihreeigentlicheundbesteErziehungzuHausevonden Mütterngeniesen.Siesolenjedesmaldaswiederwerden,wasihre Mütersind,VorsteherinnendesHauswesens;unddaskönnensieinkeinerSchulelernen. (ebd.) WenigergutbesteltseidieTöchtererziehungjedoch beiden Damenvon StandeundVermögen hiersiehttrappdienotwendigkeitvonpensionsanstalten(trapp1780/1977:359).seinimgleichenwerkvorgestelterentwurf VonderErziehunginPensionsanstalten (ebd.:384f.)alerdingsbefastsichwiederumnurmitknaben. Die MädchenerziehungspieltindenvonCampeherausgegebenenBändender AlgemeinenRevisiondesgesamtenSchul-undErziehungswesens jedochdurchauseinerole.zurerinnerung:herzogkarl WilhelmFerdinand vonbraunschweig-wolfenbütelberief1786einschuldirektoriumzurreformierungund ModernisierungdesSchulwesensinseinemLande. Mitglieder diesesschuldirektorium warennebentrappu.a.joachim HeinrichCampe undjohannstuve.diesesdirektoriumerarbeiteteimsogenanntenrevisionswerkumfasendevorstelungenfürdasschul-underziehungswesen. Dabei setztensiesichauchin mehrerenbänden mitrouseaus Emile auseinander,imband15 mitdesenerziehungsvorstelungfürsophie.trappstimmt darinkeineswegsimmer mitrouseauüberein,siehtrouseausfrauenbild vielmehrvonnegativenerlebnisenmitfrauengetrübt: EsgehtdemgutenR.mitden Weibern,wiemitdenPhilosophen;wosichinseineBeobachtungenüberbeidedasRaisonnementmischt,daurtheilternichtimmerrichtig,behauptetoftvondemganzenGeschlechteundderganzenKlase,wasnurvonEinzelnengilt; undauchdiesesaherhäufigdurchdasgefärbteglaseinesunwilens,densienichtimmer verdienthaten. WirwisenausseinenBekenntnisen,zuwelchenThorheitenihn Weiberliebemanchmalverleitete,undwelchenBeschämungenersichausetzte.Dadurchscheint eingrolgegendasganzegeschlechtinseinerseeleentstandenzuseyn,derihm,ohne daßerswußteundwolte,andieserstelewiean mehrerndiefedergeführthat.ertrug seineschwächeaufdie Weiberüber,beschuldigtesiederBuhlerei,weilersichsooftverliebthate,undbefriedigtesoeinenStolz,derihnoftseinerSchwächezeihenundmitdieserAnlagesehrbeschwerlichwerdenmußte. (Trapp1791/1979:18) SoweitTrappsEinschätzungvonRouseausVerhältniszuFrauen.Alerdings pflichteterihminderbegrenzungder Mädchenbildungingewiser Weise zu.zurouseausausage,frauenmüstenviellernen,abernurdas,wasihnenzuwisengeziemt,kommentierttrapp: WelchesdennfreilichnichtGelehrsamkeit,nichtregelrechteKunstkennerschaft,nichtsystematischwisenschaftlicheKenntniseundwasdazugehört,seynkann. (ebd.:43f.)schon vorherhateersichnegativübergelehrtefrauengeäußert: Manseheunsere 33
HanneloreFaulstich-Wieland gelehrten MädchenundFrauenan,sie werdenniemandfeseln, wenigstens nichtaufdauer (ebd.:39). TrappwarindieserHinsichtsicherlichalsVertreterphilantropischerPositionender Aufasungverpflichtet,das Bildungzur Brauchbarkeit,zur Nützlichkeiterfolgensole.Fürdie Mädchenbildung hießdasvoralemder ErwerbvonFähigkeitenindenHandarbeiten,aberauchdie Akzeptanzder BestimmungderunterenSozialschichtenzurDienstbotentätigkeit,dermitlerenundhöherenzurGatin,Hausfrauund Muter(vgl.Kleinau/Opitz1996). AlerdingsgibtesauchKommentare,diezeigen,dassTrappFrauennicht inihrembildungswegundihrerpersönlichkeitsentwicklungbehindernwolte:erbekräftigtzwarrouseausforderungnachbrauchbaren Kenntnisen sowohlfür MännerwiefürFrauenundseineAbsagedaran,dasFrauen sich irgendeinerlieblingsgeschicklichkeit,zumnachtheileihrerpflichten ergebendürften. Sein Kommentar: Diesisteinsehr wahresund wichtiges Wort.Dannjedochschränkterein: Mankannfreilicheinweibliches Wesen,dasdieNaturzueinerVirtuosinausdrücklich bestimmthat,nichthindern,einezuwerden;abermansolteesniedaraufanlegen,einezu machen;undwodienatursichnichtentscheidenderklärthat,soltemanhindern,soviel mankann,wäreesauchnurindirekte,nurdadurch, daßmanaufdieausbildungderübrigenseelenkräftedestomehrfleißwendete. WofürerzögemandenneineVirtuosin?Doch nichtfürdenehestand? (Trapp1791/1979:67) ImRevisionswerkBand16gehtTrappaufdreiSeitenauf Mädchenschulen ein.erhältsiealsbesondereschulenfür sehrnöthig, weildiesitlichkeit durchdasbeisammenseinbeider GeschlechterineinerSchulezusehrgefährdetwird (Trapp1792/1979b:225).Selbstverständlichdürftenindiesen SchulenkeineLehrer,schongarkeinejungen Männer,sondernhiermüsten Frauenzimmer unterichten. Die wärenzudeminder Lage, Unterichtin weiblichenarbeiten zugeben.trappbietetan,voralemdieklösterdafür zusäkularisieren. AnsonstenhälterdieäußereFormdesUnterichtsinden MädchenschulenfürsoeinfachwiediederDorfschulen überdieersichunmitelbarvorher(ebd.:221f.)geäußerthate.auchwenninden MädchenschulenFranzösischunterichtetwerdensolte,somüsemankeineswegsal diefragenklären,diefürdie Gelehrtenschulensoschwerzubeantworten seien(ebd.:227). TrappsprichtdenFrauenzumindestnichtdieFähigkeitzugründlichem Denkenab wieesnichtnurbeieinigenseinerzeitgenosen,sondernauch durchausspäternochüblich war.inseinerbegründungfürlehrerinnenan MädchenschulenbautervielmehreineArgumentation auf,diezeigt,daser beiihnengleichefähigkeitenwiebeilehrernsieht: Manwirdeinwenden,derUnterichtkönnenurvon Männerngründlichgegebenwerden; aberdisberuhttheilsaufdemmisverstandnenbegrifedergründlichkeit,wiesomancher andereeinwurfwiderverbeserungen,dervonihrhergenommenwird;theilsaufeineriri- 34
DankesredefürdenErnst-Christian-Trapp-Preis genvorstelungvondengeisteskräftendesanderngeschlechts. Da manaberannimmt, daß Mädchenbei Männernetwas Gründlicheslernenkönnen denn warumzöge man sonstdengründlichseynsolendenunterichtderselbendemangeblichungründlichenunterichteder Weibervor sofolgtjadaraus,daßderweiblichegeistdergründlichkeit diese magnunbestehen,worinsiewil nichtunfähigsei.könnendie Weibernunaber gründlichlernen:soistnichtabzusehn,warumsienichtauchsoltengründlichlehrenkönnen. (ebd.:226) AuchinderAuseinandersetzung mitrouseauhatetrappsichexplizitgegendie Aufasunggewandt, Männerseien woesauf Wisenschaftund Künsteankommt,gründlicheralsFrauen. Diesseiein Vorurteil. Dennoch hälterfestdaran,dasderverstandvon Mädchen nichtscientivisch-systematischgebildetwerden müse(trapp1791/1979:99). NachdemTrappsichnachdemScheiternauchderSchulinspektionin Braunschweig1794nach Wolfenbütelzurückgezogenhat,volzogerpraktisch, waserbishertheoretischehernichtbedachtoderabgelehnthate:er leitetenämlicheine Pensionsanstaltfür Mädchen,indererauchdenElementarunterichtselbsterteilte(Koldewey1909:215).DiesePensionsanstalt warofenbarinjeder Hinsichterfolgreich:SoberichtetFritzschinseiner 1900erschienenen DisertationüberTrappvondergeistig-pädagogischen Atmosphäre,dieG.P.vonBülow,derhäufigbeiTrappzuGastwar,beiseinenBesuchenempfand: Trapp warmiraberbesonderswertdurchseinebelehrendeundfreundlicheunterhaltung, sowiewegenseinerumgebung.erhatenämlicheinefeingebildetefrauundvereintein seinerpensionsanstalteinenkreisliebenswürdigermädchen,undsotrafichdadieangenehmstegeselschaftfür meinalterund meinengeschmack;durchvorlesungen,kleine TanzpartiennacheinemPianounddurchdieAnwesenheitmerkwürdiger,oderalsGelehrte oderschriftstelerausgezeichneter Männergewürzt. EinsolcherEinklangundeinähnlichesGleichgewichtdergeseligenTugendenwerdenseltenangetrofen. (Fritzsch1900: X,hierzitiertnachSchmidt1969:82) ArturSchmidtfandfürseine1969vorgelegteDisertationüberdieEntwicklungdesbraunschweigischenSchulwesensnochweitereBeschreibungenvon ZeitgenosenTrapps,dieverdeutlichten,dasersichinmitenseinerPensionistinnensehr wohlgefühlthabe.soheißtesineinemberichtvonjohann AugustEberhardanCampe,daserTrappzuseinem VergnügensoglücklichundzugleichbeseeltwieeinenJünglingundsogutbeleibtfandwieeine Lerchenachder Weizenernte (Schmidt1969:83). ErnstChristianTrapp waralsohinsichtlichdergeschlechterverhältnise zweifelosein MannseinerZeit,aberwiefüranderepädagogischeIdeenwar erdurchauseinaufklärer,der Möglichkeitenbotundzuließ.Eslohntsich, ihnauchindieserhinsichtzurkenntniszunehmen.ichbedankemichnoch einmalfürdiemitseinemnamenerfolgteauszeichnung. 35
HanneloreFaulstich-Wieland Literatur Fritzsch,Theodor(1900).ErnstChristianTrapp.SeinLebenundseineLehre. Dresden:VerlagvonBleyl&Kaemmerer. Kleinau,Elke/Opitz,Claudia(Hrsg.)(1996): Geschichteder Mädchen-und Frauenbildung.Band1: Vom Mitelalterbiszur Aufklärung.Frankfurt am Main/NewYork:CampusVerlag. Koldewey,FriedrichErnst(1909):Ernst-ChristianTrapp Lemma.In:Rein, W.(Hrsg.):EncyklopädischesHandbuchderPädagogik.BandIX.Langensalza:Beyer& Mann,S.214-215. Schmidt, Artur(1969):DieEntwicklungdesBraunschweigischenSchulwesensimZeitalterdesPatrimonialstaates.Disertation.Hamburg:UniversitätHamburg. Trapp,Ernst Christian(1780/1977): VersucheinerPädagogik. MitTrapps halischerantritsvorlesung VonderNotwendigkeit,ErziehenundUnterichtenalseineeigneKunstzustudieren.Besorgtvon UlrichHermann.Paderborn:Schöningh. Trapp,ErnstChristian(1791/1979):Kommentare.In: Campe,J.H.(Hrsg.): Algemeinen RevisiondesgesamtenSchul-undErziehungswesenvon einergeselschaftpraktischererzieher.teil15.unveränderterneudruck derausgabe WienundBraunschweig1792.Vaduz/Lichtenstein:Topos Verlag. Trapp,ErnstChristian(1792/1979a):VondenLandschulen.In:Campe,J.H. (Hrsg.):AlgemeineRevisiondesgesamtenSchul-undErziehungswesen voneinergeselschaftpraktischererzieher.teil16.unveränderterneudruckder Ausgabe WienundBraunschweig1792. Vaduz/Lichtenstein: Topos-Verlag,S.221-224. Trapp,Ernst-Christian(1792/1979b):Von Mädchen-Schulen.In:Campe,J. H.(Hrsg.): AlgemeineRevisiondesgesamtenSchul- underziehungswesenvoneinergeselschaftpraktischererzieher.teil16.unveränderter Neudruckder Ausgabe WienundBraunschweig1792. Vaduz/Lichtenstein:Topos-Verlag,S.225-227. Winterfeld,o.VN.von(1788):ÜberdieArtund WeiseKinderüberdenUnterschiedderGeschlechterzubelehren.In:BraunschweigischesJournal 1,1,S.104-109. 36