Deutsch als Zweitsprache Grundlagen Prof. Dr. Schulz SS Sitzung Kurzreferat von Tobias Lensch

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Transkript:

Deutsch als Zweitsprache Grundlagen Prof. Dr. Schulz SS 2011 7. Sitzung von Tobias Lensch

2 Thema: Typische Phänomene der Mehrsprachigkeit: Mischungen, Codeswitching

3 Literatur für das Referat Dirim, I. (1998). Var mi lan Marmelade? Türkisch-deutscher Sprachkontakt in einer Grundschulklasse. Münster: Waxmann. Dirim, I. (2001). Code-Switching im Unterricht. Fremdsprachenunterricht, 45/54:2, 81-83. Kroffke, S. & Rothweiler, M. (2004). Sprachmodi im kindlichen Zweitspracherwerb. Sprachlicher Kontext und seine Bedeutung für die sprachpädagogische Diagnostik. Die Sprachheilarbeit, 49, 18-24.

4 Gliederung 1. Zum Begriff der Sprachmodi 2. Erläuterung dreier Modi 3. Konsequenzen für die Praxis 4. Code-Switching: Definition und Funktion 5. Beispiel aus dem Unterricht 6. Diskussion

5 1. Zum Begriff der Sprachmodi Ein Sprachmodus ist definiert als Grad der Aktivierung der zwei Sprachen eines Zweisprachigen und der damit zusammenhängenden sprachlichen Mechanismen zu einem bestimmten Zeitpunkt. (Kroffke, S. & Rothweiler, M. (2004))

6 1. Zum Begriff der Sprachmodi Ein Sprachmodus ist definiert als Grad der Aktivierung der zwei Sprachen eines Zweisprachigen und der damit zusammenhängenden sprachlichen Mechanismen zu einem bestimmten Zeitpunkt. (Kroffke, S. & Rothweiler, M. (2004). S.18.)

7 Kontinuum der Sprachmodi (in Anlehnung an Grosjean. In: Kroffke, S. & Rothweiler, M. (2004). S.18.)

8 Sprachmodi beeinflussende Faktoren 1) Sprachlicher Hintergrund der Gesprächsteilnehmer 2) Konkrete Situation (körp. Verfassung, Intimität oder Formalität, monolinguale Gesprächsteilnehmer/-zuhörer) 3) Beabsichtigter Sprechakt

9 Drei Modi: MM BM - GM (Das Sprachmischungsverhalten bezieht sich auf zweisprachige Menschen) Für den monolingualen Modus (MM) definiert Grosjean so genannte transferbedingte Interferenzen (Abweichungen): Einsprachige Person kommuniziert mit zweisprachiger Person; letztere greift auf Wissen aus Nicht- Basissprache zurück.

10 Bilingualer Modus: BM Im bilingualen Modus einigen sich zwei Zweisprachige derselben Sprachen implizit oder explizit auf eine gemeinsame Basissprache [...] Sprachwechsel oder lexikalische borrowings werden von beiden Sprechern akzeptiert.

11 Gemischtsprachiger Modus: GM kann [...] auftreten, wenn sich ein Zweisprachiger mit einem Menschen unterhält, der die erste Sprache X des Bilingualen beherrscht und die zweite Sprache Y in Ansätzen kennt [...] Typische Situation: Mehrere bilinguale Sprecher und ein monolingualer Sprecher, der die Mischungen akzeptiert.

12 Sprachliche und kommunikative Kompetenz Im BM oder GM geben Mischungen oder Sprachwechsel wenig sichere Hinweise auf die sprachliche Kompetenz der Sprecher. Mischungen können aber aus kommunikativen oder stilistischen Gründen erfolgen: Beispiel Jugendsprache.

13 Wichtige Konsequenz (für Lehrer) Man [muss] den Modus bestimmen, bevor man versucht die sprachliche Kompetenz zweisprachiger Sprecher zu bewerten. Erhöhter Anteil von Interferenzen im MM könne oft damit erklärt werden, dass das Kind, welches eine zweite Sprache nach der ersten lernt, diese zweite Sprache noch nicht vollständig erworben hat.

14 Erstes Fazit Sprachmischungsphänomene werden oft als Anzeichen auffälliger Sprachentwicklung gedeutet. Das sei laut Kroffke und Rothweiler falsch. Kinder verwenden ihre Sprachen situationsadäquat. Sprachlicher Kontext ist von Bedeutung.

15 Code-Switching...ist der geschickte, strategische Einsatz unterschiedlicher sprachlicher Mittel im Sinne der Bedürfnisse und Ziele (Dirim 2001)

16 Mögliche Funktionen Zugehörigkeit zu einer Peer-Group ( identitätsstiftende und gruppenbildende Funktion ) Durchsetzung der eigenen Person Themenwechsel oder brennende Frage Zitieren Sprechökonomie

17 Auszug aus Transkript 3. Klasse, Grundschule in Hamburg Thema der Stunde: Gesundes Frühstück Die Lehrerin fragt in die Runde, was man in der Türkei zum Frühstück esse (im Gegensatz zu bestimmten dt. Lebensmitteln, die auf einem Plakat an der Wand zu sehen sind).

18 Auszug aus Transkript Sm1: doch gibt s Käse gibt s L: gibt s aber gibt es noch so einen anderen Käse Sm2: [laut] aber Marmelade gibt s nicht bei/ SuS: doch... Sm1: beyaz peynir Sm2: Marmelade gibt s nicht bei Türkei L: Was Sm1: beyaz peynir weiße Käse Sm2: [zu Sabri gewandt] Var mi lan Marmelade (Mensch, gibt s denn Marmelade?)

19 Diskussion Welche pädagogischen Ziele könnten durch Integration von Code-Switching in den Unterricht erreicht werden?