Fortbildungsveranstaltung der Bayerischen Apothekerkammer Weiße und rote Biotechnologie: Möglichkeiten für die Zukunft



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Transkript:

Fortbildungsveranstaltung der Bayerischen Apothekerkammer Weiße und rote Biotechnologie: Möglichkeiten für die Zukunft Prof. Theo Dingermann Institut für Pharmazeutische Biologie Goethe-Universität Frankfurt/Main

Die Revolution in den Biowissenschaften Biomoleküle - Organismus Organismus - ein Biomolekül Molekularbiologie

Paul Berg Walter Gilbert Frederick Sanger 1980 Mitbegründer einer neuen revolutionären Technologie, heute bekannt als Gentechnologie Erste Rekombination von DNAs (P. Berg) Chang, S.H. Cohen & H.W. Boyer (1973) "Es könnte möglich sein, in E. coli Gene einzuführen, die metabolische oder synthetische Funktionen wie etwa die Photosynthese oder die Herstellung von Antibiotika festlegen und eigentlich anderen biologischen Klassen angeboren sind" (Boyer, 1973) Sequenzierung von DNA W. Gilbert & F. Sanger (1977)

Verschiedene Sparten der Biotechnologie Die grüne Gentechnik: Die Anwendung gentechnischer Verfahren in der Pflanzenzüchtung, die Nutzung gentechnisch veränderter Pflanzen in der Landwirtschaft und im Lebensmittelsektor. Die rote Gentechnik: Die Anwendung der Gentechnik in der Medizin zur Entwicklung von Arzneimitteln und diagnostischer und therapeutischer Verfahren. Die graue oder weiße Gentechnik: Die Nutzung gentechnisch veränderter Mikroorganismen zur Herstellung von Enzymen oder Feinchemikalien für industrielle Zwecke, in der Mikrobiologie und der Umweltschutztechnik.

Die weiße Biotechnologie

Die weiße Biotechnologie Biotechnische Optimierung von Produktionsleistungen Beispiel: Penicillin-Produktion durch Penicillium notatum 100 U/ml 250 U/ml 500 U/ml 900 U/ml 1500 U/ml NRRL-1951 NRRL-1951-B25 X-1612 Wis Q-176 BL-3-DIO 51-20 spontane Mutation Mutagenese Röntgenstrahlung Mutagenese UV-Licht Mutagenese UV-Licht chemische Mutagenese verschiedene Mutagenesen 42.000 U/ml heutige Produktionstämme

Die weiße Biotechnologie Industrielle Biotechnologie gezielte Optimierung von Produktionsleistungen durch Veränderung der DNA durch gezielte Selektion und/oder ungerichtete Mutagenese durch Chemikalien durch ultraviolette Strahlung durch ionisierende Strahlung Nachteile: zeitaufwändig teuer nur Profilierung bestehender genetischer Fähigkeiten Ausweg: gezielte gentechnische Veränderung

Die weiße Biotechnologie Gentechnische Optimierung von Produktionsleistungen "Molekulare" Biotechnologie gezielte Optimierung von Produktionsleistungen durch Veränderung der DNA (gezieltes Ausschalten vorhandener Gene) oder Einführung neuer Gene in einen Produktionsstamm mit gentechnischen Methoden Vorteile: schneller als konventionelle Selektionsmethoden Möglichkeit des Zufügens vorher nicht vorhandener Fähigkeiten funktioniert über Artgrenzen hinweg

DNA-Isolierung Schneiden und Wieder- verbinden mit Enzymen: Restriktionsendonukleasen Ligasen u.a.

Gezielte Gen-Inaktivierung +/+ Ansteuern des Zielgens: homologe Rekombination Gene replacement Selektionsmarker: neo R Homologe Rekombination +/m Knock-out-Zelle (heterozygot)

Target"- Organismus Quell"- Organismus Genetische Informations- einheit = universell verständlich in allen biologischen Organismen

Target"- Organismus Quell"- Organismus Genetische Informations- einheit = universell verständlich in allen biologischen Organismen Kontrolleinheiten = extrem spezifisch

Vitamin-C-Synthese

Vitamin-C-Synthese

Vitamin-C-Synthese

Weiße Biotechnologie

Potential der weißen Biotechnologie Reduzierung der Gesamtabfallmenge um 30 % der Menge gefährlicher Abfälle um 75 % der Luftemissionen von flüchtige organische Verbindungen (VOC) um ca. 36 % von Treibhausgasen um ca. 25 % des Ozonbildungspotentials um bis zu 58 % des Versauerungspotentials (SO 2 -Aquivalente) um 50 % des Gesamtenergieverbrauchs um 34 % McKinsey schätzt das gesamte Reduktionspotential für CO 2 - Emissionen durch den Einsatz biotechnischer Verfahren auf weltweit 65 bis 180 Mio. t/a (Riese 2004).

Einsatz technischer Enzyme Marksegment Waschmittel Käsereifung und Aroma Mehl und Backwaren Lederbehandlung Glukose-Isomerisierung Früchteverwertung und Wein Stärke-Abbau Brauerei (nicht in D) Silage und Tierfutter Papier und Textil Anteil am Gesamteinsatz (%) 40 12 10 10 7 7 5 5 2 2

Biotechnisch hergestellte Bulg-Produkte Chemikalie Weltjahresproduktion in Tonnen L-Glutaminsäure 1.500.000 Zitronensäure 1.000.000 L-Lysin 700.000 Milchsäure 150.000 Glukonsäure 100.000 Vitamin C 80.000

Die rote Biotechnologie

Produktion rekombinanter Proteine in Bakterien

Produktion rekombinanter Proteine in Bakterien Die Stärken von Escherichia coli nicht pathogen Genom komplett bekannt umfangreiche Erfahrung der Genetik nimmt leicht DNA auf schnelles Wachstum einfache Handhabung kostengünstige Medien zum Teil extrem hohe Proteinausbeuten

Produktion rekombinanter Proteine in Bakterien Die Schwächen von Escherichia coli keine Prozessierung von RNA keine posttranslationalen Modifikationen Proteine oft nicht in der korrekten Tertiärstruktur Proteine oft denaturiert ("Inclusion bodies") Freisetzung von Endotoxinen (Pyrogenen)

Produktion rekombinanter Proteine in Bakterien Problem: Herstellung von Glykoproteinen Proteine, die Glykosylierungen oder andere posttranslationale Modifikationen für ihre Funktionalität benötigen, können nicht in Bakterien hergestellt werden!

Produktion rekombinanter Proteine in Hefe Saccharomyces cerevisiae

Produktion rekombinanter Proteine in Hefe Die Stärken von Saccharomyces cerevisiae echter Eukaryont schnelles Wachstum umfangreiche Erfahrung mit Hefe-Genetik Genom vollständig bekannt Zellen und deren Produkte sind nicht pathogen Zellen produzieren keine Pyrogene meist korrekte Faltung der exprimierten Proteine zum Teil hohe Proteinausbeuten Sekretion in das Kulturmedium einige posttranslationale Modifikationen sind machbar biologisch sicher (genetically recognized as safe, GRAS) einfache Handhabung kostengünstige Medien

Produktion rekombinanter Proteine in Hefe Die Schwächen von Saccharomyces cerevisiae kaum Prozessierung von RNA Glykosylierungen sind stark verschieden von Säugerzellen (Man 6-9 GlcNAc 2 ; Hypermannosylierung: Man x GlcNAc 2 ) Antibiotika-Selektion nur bedingt einsetzbar Selektion über Auxotrophie-Marker

Produktion rekombinanter Proteine in Hefe N-Glykosylierungen sind stark verschieden von Säugerzellen High Mannose-Typ (>100 Mannose-Einheiten)* terminale Mannose α1,3 (α1,2 in Säugerzellen) stark antigen erhöhte Clearance * Produktionsstämme mit inaktivierter α1,3-mannosyltransferase Wenn tierische Proteine N-Glykosylierungen für ihre Funktionalität brauchen, können sie in Hefe in der Regel nicht oder nur eingeschränkt hergestellt werden.

Produktion rekombinanter Proteine in Insektenzellen

Produktion rekombinanter Proteine in Insektenzellen Nutzung eines biologischen Vektors: Baculovirus DNA-Virus infiziert nur Invertebraten, vor allem Insektenzellen (sehr hoher biologischer Sicherheitsstandard) dsdna-genom 90.000-230.000 bp, zirkulär intrazelluläre Akkumulation von Virus-Paketen, die in eine Polyhedrin- Matrix eingeschlossen (okkludiert) sind Polyhedrin-Synthese beginnt 36-48 h nach Infektion und dauert 4-5 Tage an

Produktion rekombinanter Proteine in Insektenzellen Baculovirus infiziert über 40 Insektenarten und Zelllinien typische Produktionszelllinien für Herstellung rekombinanter Proteine: Sf9, Sf21 (abgeleitet von Spodoptera fugiperda) auch

Produktion rekombinanter Proteine in Säugerzellen

Produktion rekombinanter Proteine in Säugerzellen Häufig verwendete Zelllinien Zelllinie Herkunft Eigenschaften CHO Chinese Hamster Hamster dhfr Ovary Zellen Genamplifikation für hohe Expressionsleistung notwendig BHK Baby Hamster Hamster keine Genamplifikation für Kidney Zellen hohe Expressionsleistung notwendig C127 Maus 293 Mensch Konstitutive Expression des Adenovirus E1A-Gens sehr hohe Expressionsraten

Produktion rekombinanter Proteine in Säugerzellen Die Stärken von Säugerzellkulturen sehr nahe am "humanen System" korrekte Faltung auch komplexer Proteine Sekretion in das Kulturmedium (fast) authentische posttranslationale Modifikationen "authentische" Glykosylierung gibt es nur in humanen Zelllinien!

Produktion rekombinanter Proteine in Säugerzellen Glykosylierungsmuster sind stark abhängig von den Kulturbedingungen: Wachstumsraten beeinflussen Anheftung terminaler Sialinsäure- und Galactosereste sowie die globale Nutzung von Glykosylierungsstellen (Makroheterogenität) Serumzugabe in das Medium kann die Komplexität der Glykosylierungen beeinflussen Verfügbarkeit von Glukose beinflusst Glykosylierungsraten Energiestatus der Zelle (ATP, O 2 ) beinflusst Glykosylierungsraten Fermentationsbedingungen Fed-Batch vs. kontinuierliche Kultur Akkumulation von Ammonium in Fed-Batch-Kulturen Akkumulation von Glykosidase (z.b. Sialinase)

Produktion rekombinanter Proteine in Säugerzellen Die Schwächen von Säugerzellkulturen teure Medien langsames Wachstum hohe Investitionskosten für Fermentation hohe Produktionskosten* hohe Lagerungskosten für Master-Zelllinien "Upscaling" ist schwierig möglicherweise anfällig für humane Pathogene (vor allem Viren) relativ geringe Proteinmengen produzierbar

Produktion rekombinanter Proteine in Tieren

"Pharming": Herstellung von Arzneistoffen in Tieren Fremdgene werden unter Kontrolle des β-lactoglobulin-promotors in Milchdrüsenzellen exprimiert Die Milchdrüse: idealer Bioreaktor zur Produktion rekombinanter Proteine Zelldichte 1000-fach höher als in Säugerzellkulturen Milchdrüsenzellen führen authentische posttranslationale Modifikationen durch (insbesondere Glykosylierungen) 2-10 Gramm pro Liter rekombinantes Protein sind möglich (nur 0,2-1 g/l in Zellkulturen) lebenslange, kontinuierliche Produktion während der Laktationsphase der Tiere

"Pharming": Herstellung von Arzneistoffen in Tieren Schaf und Ziege kurze Trächtigkeit und Zeit bis zur Geschlechtsreife geringe Größe der Tiere verursacht relativ geringe Haltungskosten relativ hohe Milchleistung 2,5 Liter Milch/Tag, 305 Tage im Jahr > 800 Liter pro Laktationsperiode, 1-8 kg reines rprotein/jahr "standardisierte" Zuchttiere: BELE (Breed Early, Lactate Early): bereits nach 3-6 Monaten geschlechtsreif, ganzjährig aktiv kleiner als normale Ziegen produzieren ca. 1 Liter Milch pro Tag

Tissue-Engineering Xenotransplantation

Trends in der pharmazeutischen Relevanz der Biotechnologie Gentechnologie: Basis einer ganz neuen Gruppe von Arzneimitteln Gentechnologie: Basis eines Paradigmenwechsels in der Diagnostik Gentechnologie: Basis für die Entdeckung neuer Funktionen alter Wirkstoffe

Interaktionswirkstoffe Chemie Substitutionswirkstoffe Gentechnologie

Rekombinante Proteine Target"- Organismus Quell"- Organismus = ectopisch exprimierte (humane) Proteine

Herstellung rekombinanter Target"- Organismus Protein Quell"- Organismus Kontrollregionen Informationseinheit "genetic engineering" Transgener Organismus (GVO) Extraktion und Reinigung

Indikationen Anämie Angiogenese-Inhibition/ Makuladegeneration (AMD) Antithrombotika Asthma Atemwegsinfektionen Bakterielle/virale Infektionen Chronische Entzündungen Diabetes Fertilitätsstörung Gerinnungsstörungen Impfprophylaxe Infarkt/Schlaganfall Knochenbrüche Krebs Lysosomale Speicherkrankheiten Multiple Sklerose Osteoporose Paroxysmale nächtlich Hämoglobinurie Psoriasis Rheuma Schleimhautentzündungen Sepsis Stoffwechselstörungen Transplantation Wachstumsstörungen Wundheilung

Entwicklung biotechnologischer Wirkstoffe 1. Generation 2. Generation 3. Generation

Paradigmenwechsel in der Diagnostik ca. 6 Milliarden Buchstaben ca. 22.000 Gene 16.02.2001

Die Revolution in den Biowissenschaften Informatik Molekularbiologie

Der Mensch?

Die Menschen!

Die Menschen! Diese Eigenschaften ergeben sich aus Buchstabenvariationen. Sie sind ererbt und sind somit in allen Zellen abgespeichert. und es sind erstaunlich wenig: Ca. 1 : 1.000 Buchstaben Single Nucleotide Polymorphisms (SNPs)

Hauptprobleme der Medikamententherapie Fehlende Wirksamkeit Kardiovaskuläre Medikamente: ACE-Inhibitoren 10-30 % Beta-Blocker 15-35 % Statine (HMG-CoAR-I) 10-60 % Antidepressiva SSRI 10-25 % Trizyklische Antidepressiva 20-25 %

Hauptprobleme der Medikamententherapie Nebenwirkungen (ADR, adverse drug reactions) Stationäre Krankenhauspatienten: USA (Lazarou et al. 1998) 10-30 % 6,7 % (2,2 Mio) schwere Nebenwirkungen 0,3 % (100.000) tödliche Nebenwirkungen Vierthäufigste Todesursache (nach KHK, Krebs, Schlaganfall) Deutschland: 17.000 Todesfälle jährlich

Arzneimittel werden metabolisiert Arzneimittel Metabolit wirksam unwirksam wirksam unwirksam wirksam wirksam

Arzneimittel werden metabolisiert 12 Zahl Individuen 10 8 6 4 2 0 0.1 1 MR 10

Arzneimittel werden metabolisiert

Klinisch relevante Substrate für CYP2D6 Antiarrhythmika Antidepressiva Beta-Blocker Amiodaron Imipramin Propranolol Encainid Desipramin Timolol Flecainid Amitriptylin Bufuralol Mexilitin Nortriptylin Metoprolol N-Propylamalin Clomipramin Carvedilol Spartein Paroxetin Propafenon Neuroleptika Perphenazin Thioridazin Haloperidol Risperidon Andere Codein Debrisoquin Amphetamine (Ecstasy!) Indoramin Phenformin

Klinisch relevante Substrate für CYP2C19 Antiepileptika Diazepam Phenytoin Phenobarbiton Protonenpumpenhemmer Lansoprazol Omeprazol Pantoprazol Andere Amitriptylin Clomipramin Cyclophosphamid Progesteron Nelfinavir

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