Ultimate 20 Trimmanleitung Brad Boston, Doyle Boston Sailmakers Canada Diese Trimmanleitung ist eine freie deutsche Übersetzung des Ultimate 20 Tuning Guide von Brad Boston. Brad ist Segelmacher bei Doyle Boston Sailmakers, Canada, und mehrfacher Gewinner der nordamerikanischen U20-Meisterschaften. Wir danken ihm sehr für seine Erlaubnis, eine deutsche Übersetzung seiner Trimmanleitungen auf der europäischen U20class Website veröffentlichen zu dürfen.
Ultimate 20 Trimmanleitung Diese Trimmanleitung ist von Brad Boston, Doyle Boston Sailmakers, Canada, entwickelt worden. Auch wenn sie nur als Hilfswerkzeug gedacht ist so basiert sie doch auf den Trimm- und Segeltechniken, mit denen Brad in den letzten 3 Jahren jeweils die nordamerikanischen U20-Meisterschaften und zahlreiche andere U20-Regatten gewonnen hat. Kommentare zu den hier enthaltenen Vorschlägen sind herzlich willkommen und werden nach entsprechenden Tests gerne für eine nächste Version dieser Anleitung berücksichtigt. Vorbereitung an Land Kontrolliere, ob alle Fallen, Schoten und Blöcke frei und mit einem Minimum an Reibung laufen. Die U20-Klassenvorschriften verbieten zwar einen Nassschliff des Rumpfes aber nicht eine gründliche Reinigung z.b. mit Teflonpolitur. Rig Am Mast sollten alle scharfen Kanten und Ecken getapt werden. Für den Mast kann z.b. Teflonpolitur für die Reinigung verwendet werden. Die Enden der Salinge sollten getapt sein um ein Scheuern des Großsegels auf Raumwindkursen zu verhindern. Ca. 30cm unterhalb der Salinge kann man vorm Mast ein kurzes Stück Gummiband zwischen die beiden Unterwanten binden. Das verhindert, dass der Gennacker sich zwischen den oberen Enden der Unterwanten und dem Mast verklemmt. Deck Stelle sicher, dass sich der Gennackerbaum einfach ein- und ausfahren lässt. Auch hier kann Teflonpolitur hilfreich sein. Markiere die Trimmleinen, so dass die bewährten Grundeinstellungen schnell wieder gefunden werden können. Das Bohren zusätzlicher Löcher in der Fockleitschiene erlaubt eine bessere Feineinstellung des Fockholepunktes. Mast Wir empfehlen, mit maximaler achterlicher Mastneigung zu segeln, also das Vorstag mit maximaler Länge einzustellen. Um den Mast in seitlicher Richtung auszurichten, kann man ein Metallmaßband am Großfall befestigen und beidseitig zu den Wantenpüttingen herunter messen. Die Oberwanten so einstellen, dass sich die gleiche Länge zu den Püttingen ergibt. Danach die Unterwanten so einstellen, dass der Mast in sich gerade ist. Folgende Wantenspannungen können verwendet werden: Wantenspannung gemessen mit Loos Tension Gauge PRO PT-1 M (s. letzte Seite) Basiseinstellung: 7 11 Knoten Oberwanten: 25 Unterwanten: 14 Schwachwind: 0 6 Knoten Oberwanten: 20 Unterwanten: 8 Mittlerer Wind: 12 15 Knoten Oberwanten: 30 Unterwanten: 20 Starker Wind: 16+ Knoten Oberwanten: 35 Unterwanten: 26 Ultimate 20 Trimmanleitung Seite 1
Großsegeltrimm am Wind Das Großsegel der U20 liefert am Wind den meisten Vortrieb und muss ständig beobachtet werden. Die Großschot ist wie ein Gaspedal aber das heißt nicht, dass man umso schneller wird desto mehr man daran zieht... Es gibt drei wichtige Trimmeinrichtungen für das Großsegel, die die Bootsgeschwindigkeit an der Kreuz ganz maßgeblich beeinflussen: Großschot, Baumniederholer und Traveler. Leichter Wind In leichtem Wind sollte das Groß so getrimmt sein, dass die Toplatte parallel zum Baum oder sogar leicht offen steht. Man läuft schnell Gefahr, das Segel zu dicht zu fahren. Eher die Großschot etwas auffieren, wenn das Boot nicht läuft. In diesen Bedingungen sollte der Traveler 30-35cm in Luv gefahren werden und die Großschot soweit gefiert sein, dass der Baum über der Bootsmitte steht. Dadurch kann das Groß effektiv arbeiten und man läuft trotzdem gute Höhe. Sobald der Wind etwas zunimmt kann man den Traveler auf etwa 15cm Stellung in Luv herunterfahren und das Groß dichter holen. Der Baumniederholer ist lose, der Unterliekstrecker ist ca. 5cm gefiert. Mittlerer Wind Das Boot ist jetzt gut angepowert und die Luvgeschwindigkeit ist hoch. Man muss die Geschwindigkeit hoch halten, damit das Boot gut durch Kabbelwellen geht. Die Großschot sollte dicht sein, damit der Durchhang des Vorstags minimiert wird. Die Toplatte sollte parallel zum Baum sein oder leicht nach Luv zeigen. Der Traveler ist nun sehr wichtig und sollte ständig adjustiert werden. Einer der Mitsegler sollte Böen ansagen. Wenn eine Bö das Boot trifft, sollte man den Traveler ein wenig nach Lee fieren, so dass das Boot mit möglichst wenig Krängung durch die Bö läuft. Sobald die Bö vorbei ist, den Traveler wieder dichter nehmen. Der Traveler bewegt sich hierbei um die Mittschiffslinie. In diesen Bedingungen ist es hilfreich, den Baumniederholer zu benutzen. Kommt eine Bö, kann der Baumniederholer dicht geholt werden, ist die Bö vorbei, wieder fieren. Die Crew bringt soviel Gewicht auf die Kante wie nur möglich. Der Unterliekstrecker ist durchgesetzt. Starker Wind Für die meisten Leute sind dies die schwierigsten Bedingungen, einfach weil wir darin nicht so oft segeln wie wir sollten. Auch hier ist es wichtig, das Boot möglichst aufrecht mit maximalem Speed zu segeln. Man sollte aufpassen, nicht zu hoch am Wind zu segeln. Der Traveler ist leicht unterhalb der Mittschiffslinie und der Baumniederholer ist voll durchgesetzt. Die Großschot sollte ein Stück gefiert sein, so dass der obere Teil des Segels auftwistet. Die Crew bringt soviel Gewicht wie möglich auf die Luvkante, so dass man die Großschot möglichst dicht fahren kann. Der Unterliekstrecker ist voll durchgesetzt. Es ist SEHR WICHTIG, dass man den Baumniederholer ein wenig löst, bevor man abfällt und das Großsegel auffiert, da es sonst zu einer starken seitlichen Krafteinwirkung auf den unteren Teil des Mastes kommt, was zum Teil schon zu Problemen geführt hat. Cunningham Mit dem Cunningham-Vorliekstrecker kontrolliert man das Großsegelprofil. Bei leichtem Wind sollte der Cunningham vollständig gelöst sein, so dass sich im Vorliek kleine horizontale ausbilden. Bei mittlerem Wind soweit durchsetzen, dass die horizontalen gerade verschwinden. Bei starken Wind den Cunningham kräftig durchsetzen, so dass das Segel flacher wird und der Profilbauch nach vorne wandert. Ultimate 20 Trimmanleitung Seite 2
Vorsegel Trimm Auch die Fock muss ständig auf neue Bedingungen eingestellt werden. Nach einer Wende sollte die Schot zuerst ca. 5cm offen bleiben, damit das Segel ein volles Profil hat und die Strömung bis in den oberen Bereich anliegt. Erst wenn das Boot beschleunigt hat, die Schot richtig dicht nehmen, um maximale Höhe laufen zu können. Wenn man auf Amwindkurs größere Wellen heranrollen sieht, sollte die Fock ein wenig gefiert werden, um mit mehr Vortrieb durch die Wellen laufen zu können - erst wieder dicht holen, wenn das Boot wieder beschleunigt hat. In leichtem Wind sollten die Liekbändsel immer gerade nach hinten wegwehen. In mittlerem Wind (8-14 Knoten) sollten sich die Liekbändsel in einem Übergangsbereich zwischen Auswehen nach hinten und Strömungsabriss (Auswehen nach Lee) befinden. Bei mehr als 15 Knoten Wind sollten die Liekbändsel wieder gerade nach hinten auswehen. Die Fockleitschienen so einstellen, dass die oberen Liekbändsel eher nach Lee auswehen als die anderen. In leichtem Wind den Fockholepunkt ca. 5-7cm nach vorne verschieben und die Vorschot leicht fieren, so dass das Segel bauchiger wird und im oberen Bereich twistet. Bei mittlerem Wind den Holepunkt so setzen, dass das Achterliek einen gleichmäßigen Verlauf bekommt und die Fockschot sehr dicht gefahren werden kann. Bei Starkwind den Schlitten ca. 5-7cm zurück setzen und die Schot dicht nehmen, so dass der untere Bereich des Segels flach wird und der obere Bereich austwistet. Wenn man in kräftigen Böen das Groß soweit auffieren muss, dass es anfängt zu flattern, sollte man auch die Fockschot ein wenig fieren. Es muss nicht viel sein, schon ein paar Zentimeter helfen dem Boot, seine Vorwärtsbewegung beizubehalten. Fock Vorliekstrecker Hiermit kontrolliert man das Vorsegelprofil. Bitte vorsichtig damit umgehen, weil ein zu dichter Vorliekstrecker Höhe am Wind kostet. Leichter Wind Leichte horizontale am Vorliek Mittlerer Wind Leichte bis keine Starker Wind Keine Gennacker Trimm Das Gennacker Fall sollte immer bis oben durchgesetzt werden, weil dadurch das Segeltop wesentlich stabiler wird. Der Abstand des Segelhalses zum Gennackerbaum wird mit der sogenannten Tackline eingestellt. Die Tackline sollte bei sehr wenig Wind und bei Starkwind durchgesetzt sein (Segelhals am Gennackerbaum). Bei mittlerem Wind sollte die Tackline ca. 0,5m gefiert sein. Dies erlaubt dem Segel, sich nach Luv zu verdrehen, was wiederum ermöglicht, einen tieferen Raumschotskurs zu segeln. Die Gennackerschot muss ständig getrimmt werden. Es ist gut, wenn das Vorliek auf einer Länge von ca. 15cm einfällt bzw. nach Luv umklappt. Eine zu dicht gefahrene Gennackerschot macht das Boot sehr langsam. Im Zweifel immer auffieren: When in doubt, LET IT OUT! Ultimate 20 Trimmanleitung Seite 3
Hilfreiche Hinweise Auf der Kreuz ist es sehr hilfreich, wenn der Vormann Wellen und Wind für den Steuermann ansagt. So kann sich der Steuermann besser auf die Bootsgeschwindigkeit konzentrieren und muss nicht ständig überall herumschauen. Der Mittelmann sollte beobachten, wie die eigene Bootsgeschwindigkeit und Höhe am Wind im Vergleich zu den anderen Booten ist. Vor allen Tonnenmanövern sollte die Crew miteinander sprechen, damit eindeutig klar ist, welches Manöver gesegelt wird. An der Luvboje versuchen wir, das Crewgewicht so lange wie möglich auf der hohen Kante zu lassen damit das Boot flach segelt. Der Mittelmann zieht den Gennackerbaum heraus und bereitet den Gennacker zum Setzen vor. Er belegt die Gennackerschot an der zuvor markierten Position so dass sich das Segel gleich füllt wenn es gesetzt wird und das Boot beschleunigt. Kurz vor dem Setzen des Gennackers holen wir den Gennackerhals mit der Tackline bis ca. 50cm vor die Wantenspanner ( vorladen ). Wenn man zu weit vorlädt, riskiert man, dass der Gennacker beim Setzen durchs Wasser gezogen wird. An der Luvboje werden zuerst Das Setzen des Gennackers wird von der hohen Kante aus vorbereitet Baumniederholer und dann Fock und Groß ein wenig gefiert. Dann heißt der Mittelmann den Gennacker und kurz danach oder gleichzeitig holt der Vordermann die Tackline durch. Der Mittelmann trimmt nun die Gennackerschot während der Vordermann die Fock wegrollt und schnell das Boot klarmacht. Die Person, die nun nicht ständig den Gennacker trimmt, sollte nach Windfeldern und anderen Booten Ausschau halten. Vor der Leeboje sollte sich die Crew abstimmen und einen Plan machen, wie sie gerundet wird (gibt es andere Boote, die man zu beachten hat oder gibt es ein Gate?). Kurz vor der Leeboje rollen wir die Fock aus, fieren die Tackline, holen das Unterliek des Gennacker mit den Händen ein und bergen sodann den Gennacker. Der Mittelmann klariert das Boot so schnell wie möglich, während der Vordermann von der hohe Kante aus die Fock trimmt. Kurz nach dem Bojenmanöver muss man prüfen, ob der Baumniederholer richtig eingestellt ist und ob Bootsgeschwindigkeit und -höhe stimmen. Oft machen wir es auch so, dass die Crew nach der Leemarke erst einmal gar nicht aufräumt, sondern auf der hohen Kante ausreitet. Dies kann helfen, eine bessere Positionierung gegenüber anderen Booten zu erreichen. Es kann dann schnell aufklariert werden, sobald die Positionen klar sind. Segelpflege Die Lebensdauer der Segel hängt ganz wesentlich von der Pflege ab. Nach jedem Gebrauch in Salzwasser sollten die Segel mit Süßwasser gespült werden bitte vor dem Wegräumen gut trocknen lassen. Bitte die Segel nicht angeschlagen flattern lassen dies kostet sonst einiges an Lebensdauer. Die Segel sollten möglichst faltenfrei aufgerollt und in entsprechenden Taschen trocken aufbewahrt werden. Ultimate 20 Trimmanleitung Seite 4
Ich hoffe, dass Euch diese Hinweise helfen werden, Euer Boot ein wenig schneller zu machen. Aber bitte immer daran denken, dass praktische Übung auf dem Wasser durch nichts zu ersetzen ist! Wir danken Charley Smart für seine Hilfe bei der Zusammenstellung dieser Trimmanleitung. Wir danken ferner Jan Smart und Jerry Hollerman für ihre Bilder. Brad Boston, Doyle Boston Sailmakers Canada Ultimate 20 Trimmanleitung Seite 5
DOYLE BOSTON SAILMAKERS U20 TRIMMANLEITUNG Schwachwind Leichter Wind Mittlerer Wind Starker Wind 0-6 Knoten 7-11 Knoten 12-15 Knoten 16+ Knoten Oberwanten Loos # 20 Loos # 25 Loos # 30 Loos # 35 Unterwanten Loos # 8 Loos # 14 Loos # 20 Loos # 26 Traveler 30-35cm in Luv 15cm in Luv Mittschiffs 10cm in Lee Großsegel Twist Toplatte parallel Toplatte zeigt nach Luv Leicht nach Luv / parallel Toplatte twistet auf Baumniederholer Lose lose durchgesetzt maximal Unterliek Groß 5cm offen 2,5cm offen durchgesetzt voll durchgesetzt Cunningham lose lose Vorliek Fock leichte horizontale leichte horizontale keine horizontalen leichte bis keine voll durchgesetzt keine Wantenspannungsmesser Modell für metrische Wantendurchmesser: Loos Tension Gauge PRO PT-1 M Für Drahtdurchmesser 2,5m, 3mm, 4mm (das Bild zeigt die US-Variante für Drahtdurchmesser in Inch) Ultimate 20 Trimmanleitung Seite 6