KONJUNKTURTENDENZEN Arbeitsauftrag



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Transkript:

Arbeitsauftrag Worum es geht Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco ist das Kompetenzzentrum des Bundes für die wichtigsten Fragen der Wirtschaftspolitik. Vierteljährlich wird die aktuelle Lage der Wirtschaft detailliert untersucht und eine neue Konjunkturprognose für das laufende und das nächste Jahr erstellt. 1 Die Sommerprognose ist am 14. Juni 2011 mit einer Pressemitteilung präsentiert worden. 2 Sie wird in einer ausführlichen Publikation zur schweizerischen und internationalen Wirtschaftslage, den «Konjunkturtendenzen», dokumentiert. Diese Publikation ist im Internet frei zugänglich. Das Seco fasst die aktuelle Analyse und Prognose jeweils auf einer Seite zusammen, unter dem Namen «Konjunkturtendenzen auf einer Seite». Im vorliegenden Arbeitsauftrag wird diese Seite abgedruckt, ergänzt mit Verständnis- und Vertiefungsfragen. Die Schweiz als kleines, international verflochtenes Land wird stark von der weltwirtschaftlichen Konjunktur beeinflusst. Deshalb stellt das Seco zuerst die Lage der Weltwirtschaft dar. Im zweiten Teil wird die Schweizer Wirtschaft untersucht und die neueste Konjunkturprognose vorgestellt. Im dritten Teil werden Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung und der Prognosen erläutert. Jede Ausgabe des Arbeitsauftrags zu den «Konjunkturtendenzen» enthält ferner ein Vertiefungsthema, ebenfalls ergänzt mit Verständnis- und Vertiefungsfragen. In der vorliegenden Ausgabe behandelt das Vertiefungsthema den Schweizer Immobilienmarkt. LINK: www.seco.admin.ch Dokumentation Publikationen und Formulare Regelmässige Publikationen Konjunkturtendenzen Konjunkturtendenzen Sommer 2011 Weltkonjunktur Die weltwirtschaftliche Erholung setzte sich auch im bisherigen Jahresverlauf 2011 im Grossen und Ganzen weiter fort. Einige wenige Länder (Japan und die Eurokrisenländer) allerdings verzeichneten seit vergangenem Herbst eine deutlich negative BIP-Entwicklung und sind wieder in die Rezession gefallen. Die Aussichten für die internationale Konjunktur präsentieren sich durchwachsen. In vielen OECD-Ländern dürfte der Aufschwung weiterhin nur langsame Fortschritte machen, wie es in der Vergangenheit oftmals nach Immobilienund/oder Finanzkrisen zu beobachten war. In den USA wird die wirtschaftliche Erholung wohl noch längere Zeit unstetig verlaufen und durch die Schwäche des Immobilienmarktes sowie eine für amerikanische Verhältnisse ungewohnt hohe Arbeitslosigkeit belastet werden. Der moderate Aufschwung im Euroraum bleibt weiterhin durch starke Länderdivergenzen zwischen starken Kernund kriselnden Peripherieländern geprägt. Positive Impulse für die Weltwirtschaft werden weiterhin aus den wachstumsstarken Schwellenländern erwartet. Allerdings dürfte sich ihre hohe Wachstumsdynamik infolge der vielerorts gestrafften Geldpolitik 2011 und 2012 etwas abkühlen. 1 Neben dem Seco veröffentlicht eine Reihe weiterer Institutionen und Firmen Konjunkturprognosen für die Schweiz, u.a. BAK Basel Economics, Institut CREA de macroéconomie appliquée, Credit Suisse CS, Internationaler Währungsfonds IWF, KOF Konjunkturforschungsstelle, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD, Schweizerische Nationalbank SNB, UBS, Zürcher Kantonalbank ZKB. 2 Siehe Beitrag in der Mittagsausgabe der «Tagesschau» vom 14.6.2011 (videoportal.sf.tv/sendungen). Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 1 10

Arbeitsauftrag Weltkonjunktur: Verstehen a. Wie wird im Text die gegenwärtige Lage der Weltkonjunktur beschrieben? b. Von welcher Ländergruppe wird ein stärkeres Wachstum erwartet? Weltkonjunktur: Vertiefen c. Bleiben die Schwellenländer auch in den nächsten 1½ Jahren die Wachstumslokomotiven der Weltwirtschaft? d. Welche Faktoren belasten die wirtschaftliche Erholung in den USA? e. Für den Euroraum werden grosse Unterschiede zwischen den Euroländern festgestellt. Um welchen Unterschied geht es? Welche Länder sind davon betroffen? Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 2 10

Arbeitsauftrag Schweizer Wirtschaft Die Wirtschaftsentwicklung verlief im bisherigen Jahresverlauf trotz erster Verlangsamungsanzeichen immer noch solide. Beim BIP-Wachstum kam es im 1. Quartal 2011 nach mehreren starken Quartalen erstmals wieder zu einer Abschwächung (+0,3% gegenüber dem Vorquartal bzw. +2,4% gegenüber dem Vorjahresquartal). Die aktuellen Konjunkturumfragen deuten kurzfristig aber noch nicht auf einen Abschwung hin, sondern sind mit einer relativ robusten Konjunktur kompatibel. Allerdings hat sich für die Exportwirtschaft die zuvor schon schwierige Währungssituation durch den jüngsten neuerlichen Höhenflug des Frankens weiter verschärft. Aufgrund der sehr ausgeprägten Frankenstärke muss davon ausgegangen werden, dass der Konjunkturaufschwung in der Schweiz trotz voraussichtlich weiterhin robuster Inlandkonjunktur insbesondere im Baubereich vorübergehend ins Stottern geraten wird. Die Expertengruppe erwartet für 2011 ein BIP-Wachstum von 2,1% und für 2012 eine Abschwächung auf 1,5%. Damit könnte die Arbeitslosigkeit im Verlauf von 2012 erstmals wieder leicht ansteigen. Die Expertengruppe erwartet im Jahresdurchschnitt Arbeitslosenquoten von 3,1% für 2011 und 3,3% für 2012. Ein positiver Nebeneffekt der Frankenstärke liegt in seiner dämpfenden Wirkung auf die Importpreise und damit auf die Inflation. Dies hat dazu beigetragen, dass die gestiegenen Rohstoffpreise in der Schweiz im Gegensatz zu vielen anderen OECD-Ländern bislang keinen Teuerungsanstieg verursacht haben. Weil auch von den Güter- und Arbeitsmärkten kein Inflationsdruck in Sicht ist, dürfte die Inflationsrate 2011 und 2012 deutlich unter 1% bleiben. Schweizer Wirtschaft: Verstehen a. Wie verlief die Schweizer Konjunktur im ersten Halbjahr 2011? b. Welchen Einfluss auf die Schweizer Konjunktur wird die Frankenstärke haben? c. Welche Prognose stellt die Expertengruppe des Bundes für das Jahr 2011 und das Jahr 2012? d. Wie wird sich in den nächsten 1½ Jahren die Teuerung in der Schweiz entwickeln? Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 3 10

Arbeitsauftrag Schweizer Wirtschaft: Vertiefen e. Warum wird die Schweizer Exportwirtschaft vom starken Schweizer Franken besonders getroffen? f. Beschreiben Sie den positiven Nebeneffekt des harten Schweizer Frankens. g. Warum rechnet die Expertengruppe des Bundes mit einer Zunahme der Arbeitslosigkeit im Jahr 2012? Risiken Die ungelöste Staatsschuldenproblematik in vielen OECD-Ländern mit ihren Auswirkungen auf die Finanzmärkte und nicht zuletzt auf die Wechselkurse stellt für die Schweiz momentan das Hauptkonjunkturrisiko dar. In den Eurokrisenländern, insbesondere Griechenland, bleibt trotz neuer Kredithilfen des IWF und der EU der Ausweg aus der Überschuldung steinig und unsicher. Angesichts der mit einem Zahlungsausfall verbundenen schwer abschätzbaren Risiken für neuerliche Finanzkrisen dürfte die europäische Wirtschaftspolitik aber darum bemüht bleiben, einer Eskalation der Krise im Euroraum entgegenzuwirken. Die Risiken in Bezug auf die Staatsfinanzen sind zudem nicht auf den Euroraum beschränkt, sondern betreffen auch Länder wie die USA oder Japan. Ein weiteres Risiko wäre, wenn sich der jüngste, hauptsächlich rohstoffpreisbedingte, Teuerungsanstieg in vielen OECD-Ländern wider Erwarten verfestigen würde, weil dann die Notenbanken rasch auf einen restriktiven Inflationsbekämpfungskurs umschwenken müssten. Angesichts der diversen weltwirtschaftlichen Schwächen und Unsicherheiten bleibt für die Schweizer Wirtschaft das Risiko zentral, dass der Franken nach wie vor als Safe-Haven-Währung stark gefragt bleiben dürfte. Ungünstigenfalls könnte sich der Aufwertungsdruck noch weiter verstärken und die Fortsetzung des Wachstums ernsthaft gefährden. Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 4 10

Arbeitsauftrag Risiken: Verstehen a. Beschreiben Sie das grösste Risiko für die Schweizer Konjunktur. b. Welche Länder sind von der Problematik hoher Staatschulden stark betroffen? c. Warum steigt gegenwärtig in vielen OECD-Ländern die Teuerung? Welche Risiken sind damit verbunden? Risiken: Vertiefen d. Warum wird der Schweizer Franken als Safe-Haven-Währung bezeichnet? Welche Folgen hat diese besondere Rolle des Schweizer Frankens für die Schweizer Wirtschaft? e. Welche Risiken sind mit der Europäischen Staatsschuldenkrise verbunden? Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 5 10

Vertiefungsthema Schweizer Immobilienmarkt Der folgende Text ist ein Auszug aus den Konjunkturtendenzen Sommer 2011 des Seco. Es wird der Frage nachgegangen, ob es Anzeichen für eine Immobilienblase auf dem Schweizer Immobilienmarkt gibt. Bei einer Immobilienblase gibt es zuerst einen überdurchschnittlich starken Anstieg der Immobilienpreise. Die Immobilien werden immer teurer, sie sind deutlich überbewertet. Platzt die Blase, fallen die Preise der Liegenschaften in kurzer Zeit markant. Dieser Preiszerfall hat negative Konsequenzen für die Hauseigentümer und die Banken. Das Platzen der Immobilienblase in den USA war eine der Hauptursachen für das Ausbrechen der Finanzkrise im Herbst 2008. Bauinvestitionen auf Rekordjagd, insbesondere im Wohnbau Seit Anfang 2008 befindet sich der Bausektor in einer fast ungebremsten Expansionsphase. Im 1. Quartal 2011 betrugen die realen Bauinvestitionen 11,8 Mrd. Schweizer Franken und übertrafen damit den bisherigen Höchststand aus dem Jahr 1994 um 200 Mio. Franken. Allein im 1. Quartal 2011 betrug das Wachstum gegenüber dem 4. Quartal hohe 2,7% (Abbildung 1). Getrieben von tiefen Hypothekarzinsen erreichte die Anzahl im Bau befindlicher Wohnungen mit 68 310 einen Höchststand (Abbildung 2). Abbildung 1: Bauinvestitionen Reale Veränderungsraten zum Vorquartal und Niveau, in Millionen CHF, saisonbereinigte Werte Quelle: SECO Abbildung 2: Im Bau befindliche Wohnungen Niveau linke Skala, Veränderungsrate zum Vorquartal in Prozent rechte Skala Quelle: BFS Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 6 10

Vertiefungsthema Gefahr für Übertreibungen? Bauquote nicht extrem hoch Reale Immobilienpreise: massive Zunahme oftmals ein Indiz für Übertreibung Beschleunigung in der Schweiz, Ausmass aber noch nicht extrem Aufgrund der regen Bautätigkeit und der stark steigenden Immobilienpreise wird seit Längerem verschiedentlich auf die Gefahr einer Blasenbildung im Schweizer Bau- und Immobiliensektor hingewiesen. In der Vergangenheit kam es bei Immobilienblasen immer zu einem starken Anstieg der Bauquote (Verhältnis von nominellen Bauinvestitionen zu nominellem BIP). Die Bauquote liegt in der Schweiz derzeit bei etwa 10%. Im Jahr 1990, während der letzten Immobilienblase, erreichte sie einen maximalen Wert von 14,5%. Nach dem anschliessenden Einbruch verharrt die Bauquote seit 1997 in einer engen Bandbreite zwischen 9 und 10%. Setzt sich das Wachstum im Bausektor ungebremst fort, dürfte sie bis Ende Jahr auf 10,5% ansteigen. Aus dieser Perspektive kann derzeit wohl noch nicht von einem extremen Bauboom gesprochen werden; zumindest scheint das Bauvolumen nicht übermässig hoch zu sein. Die seit Längerem beobachtete starke Wachstumsdynamik könnte jedoch auf eine aufkeimende Überhitzung in gewissen Teilen des Immobilienmarktes hinweisen. Ab dem Jahr 2000 war es in vielen OECD-Ländern zu einem starken Anstieg der Immobilienpreise gekommen. Teilweise dürfte dies auch auf die weltweit sehr expansive Geldpolitik der letzten zehn Jahre zurückzuführen sein, die mit dem Platzen der Dotcom-Blase ihren Anfang genommen hatte. In vielen Ländern (namentlich USA, Grossbritannien, Spanien) kam es zu Immobilienblasen, die seit 2007 geplatzt sind und deren Folgen die betroffenen Volkswirtschaften derzeit immer noch belasten. Aufschlussreich für die Beurteilung möglicher Übertreibungen ist oftmals die Entwicklung der Immobilienpreise relativ zur allgemeinen Teuerung. In den letzten zehn Jahren haben die realen Immobilienpreise (nominelle Immobilienpreise minus Konsumteuerung) in vielen Ländern eine starke Beschleunigung erfahren (Abbildung 3 bis Abbildung 6). Der Anstieg war besonders ausgeprägt in Grossbritannien, wo die Preise nach der Jahrtausendwende regelrecht explodiert sind, nachdem sie sich während einer langen Zeit im Gleichschritt mit der Inflation entwickelt hatten. Auch in den USA ging die preisliche Schere zwischen 2001 und 2007 stark auseinander. In der Schweiz und anderen Ländern (z.b. Frankreich) verlief der Anstieg der Immobilienpreise nach 2000 lange Zeit eher moderat. Seit 2008 haben die Immobilienpreise relativ zur Teuerung allerdings deutlich angezogen. Für beide Länder lassen sich Perioden mit stark steigenden realen Immobilienpreisen (vor allem die Phase Ende der Achtzigerjahre) und anschliessende starke Einbrüche ausmachen. Historisch gesehen, gibt es keine Indizien, dass sich die Immobilienpreise längerfristig stark vom Konsumentenpreis absetzen konnten. Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 7 10

Vertiefungsthema Zur Zur Lage Lage der der schweizerischen Wirtschaft Abbildung 3: Abbildung 4: Zur Zur Lage der der schweizerischen Wirtschaft Immobilienpreise Abbildung 18: 18: Immobilienpreise und Konsumen- und und Abbildung Immobilienpreise 19: 19: Immobilienpreise und Konsumen- und und Konsumentenpreisindex Schweiz Schweiz Konsumentenpreisindex Frankreich Frankreich =100 Abbildung 18: 18: Immobilienpreise und und =100 Abbildung 19: 19: Immobilienpreise und und Konsumentenpreisindex Schweiz Konsumentenpreisindex Frankreich 450 450 60% 60% 450 450 80% 80% =100 =100 400 400 350 450 350 450 40% 60% 40% 60% 350 450 350 450 300 400 300 400 30% 50% 30% 50% 300 400 300 400 250 350 250 350 20% 40% 20% 40% 250 350 250 350 200 300 200 300 200 300 200 300 10% 30% 10% 30% 150 250 150 250 150 250 150 250 100 200 100 200 20% 20% 100 200 100 200 150 150-10% -10% 150 150 100 0 100 0-20% -20% 100 0 1000 50 50 2008 2006 2008 2006 2004 2002 2004 2002 2000 1998 2000 1998 1996 1994 1996 1994 1992 1990 1992 1990 1988 1986 1988 1986 1984 1982 1984 1982 1980 1978 1980 1978 1976 1974 1976 1974 1972 1972 50% 50% 400 400 2008 2006 2008 2006 2004 2002 2004 2000 2002 2000 1998 1996 1998 1996 1994 1992 1994 1992 1990 1988 1990 1988 1986 1984 1986 1982 1984 1982 1980 1978 1980 1978 1976 1974 1976 1974 1972 1972 70% 70% 60% 80% 60% 80% 50% 70% 50% 70% 40% 60% 40% 60% 30% 50% 30% 50% 20% 40% 20% 40% 10% 30% 10% 30% 20% 20% -10% -10% relative relative Preisdifferenz Konsumentenpreise Immobilienpreise relative relative Preisdifferenz Immobilienpreise Konsumentenpreise Abbildung 20: 20: 5: Immobilienpreise und und Abbildung 21: 21: 6: und und Immobilienpreise Konsumentenpreisindex und USA USA Konsumen- Konsumentenpreisindex Immobilienpreise und UK UK Konsumen- 20: und tenpreisindex 1975=100 Abbildung 20: Immobilienpreise und USA 1973=100 Abbildung 21: 21: Immobilienpreise und und Konsumentenpreisindex USA USA Konsumentenpreisindex tenpreisindex UK UK UK 900 900 120% 120% 2000 2000 140% 140% 1975=100 1973=100 800 800 700 900 700 900 600 800 600 800 500 700 500 700 400 600 400 600 300 500 300 500 200 400 200 400 100 300 100 300 200 0 200 0 1975 2011 2009 2009 2007 2007 2005 2005 2003 2003 2001 2001 1999 1999 1997 1997 1995 1995 1993 1993 1991 1991 1989 1989 1987 1987 1985 1985 1983 1983 1981 1981 1979 1979 1977 1977 1975-10% -10% 0 0 relative relative Preisdifferenz Konsumentenpreise Immobilienpreise -20% -20% 100 100 2008 2008 2006 2006 2004 2004 2002 2002 2000 2000 1998 1998 1996 1996 1994 1994 1992 1992 1990 1990 1988 1988 1986 1986 1984 1984 1982 1982 1980 1980 1978 1978 1976 1976 1974 1974 1972 1972 0 0relative relative Preisdifferenz Konsumentenpreise Immobilienpreise 0% 0% 1975 2011 2009 2009 2007 2007 2005 2005 2003 2003 2001 2001 1999 1999 1997 1997 1995 1995 1993 1993 1991 1991 1989 1989 1987 1987 1985 1985 1983 1983 1981 1981 1979 1979 1977 1977 1975 relative relative Preisdifferenz Konsumentenpreise Immobilienpreise 50 50 1800 1800 100% 100% 1600 1600 120% 120% 2000 2000 1400 1400 80% 80% 1800 1800 100% 100% 1200 1200 1600 1600 60% 60% 1000 1000 1400 1400 80% 80% 800 800 1200 1200 40% 40% 600 600 60% 60% 1000 1000 400 400 20% 20% 800 800 40% 40% 200 200 600 600 0% 0% 0 0 400 400 20% 20% 200 200 2011 2011 2009 2009 2007 2007 2005 2005 2003 2003 2001 2001 1999 1999 1997 1997 1995 1995 1993 1993 1991 1991 1989 1989 1987 1987 1985 1985 1983 1983 1981 1981 1979 1979 1977 1977 1975 1975 1973 1973 0% 0% 0 0 relative relative Preisdifferenz Immobilienpreise Konsumentenpreise -10% -10% 2008 2008 2006 2006 2004 2004 2002 2002 2000 2000 1998 1998 1996 1996 1994 1994 1992 1992 1990 1990 1988 1988 1986 1986 1984 1984 1982 1982 1980 1980 1978 1978 1976 1976 1974 1974 1972 1972 120% 120% 100% 140% 100% 140% 80% 120% 120% 80% 60% 100% 100% 60% 40% 80% 40% 80% 20% 60% 20% 60% 0% 40% 40% -20% -20% -40% -40% -20% -20% 0 relative 0 relative Preisdifferenz Konsumentenpreise Immobilienpreise -40% -40% 2009 2009 2007 2007 2005 2005 2003 2003 2001 2001 1999 1999 1997 1997 1995 1995 1993 1993 1991 1991 1989 1989 1987 1987 1985 1985 1983 1983 1981 1981 1979 1979 1977 1977 1975 1975 1973 1973 Quelle: Datastream relative relative Preisdifferenz Konsumentenpreise Immobilienpreise Tiefe Tiefe Zinsen erleichterten die die Finanzierung... Tiefe Tiefe Zinsen Zinsen erleichterten die die die Finanzierung......... und und erhöhten die die Attraktivität von von Wohneigentum...... und und erhöhten die die Attraktivität erhöhten von von Wohneigentum die... und Attraktivität von Wohneigentum Die Immobilienpreise hängen stark von den Finanzierungskosten ab. Je geringer Letztere sind, desto höher der Preis, den der Käufer als erschwinglich erachtet. Die tiefen Zinsen führten demzufolge zu einer Entwicklung, welche die Verschuldungsobergrenze, die für einen Immobilienkäufer noch als trag- Quelle: Datastream Die Die Immobilienpreise hängen stark stark von von den den Finanzierungskosten ab. ab. Je Je geringer letztere sind, sind, desto desto höher höher der der Preis, Preis, den den der der Käufer als als erschwinglich erachtet. Die Die tiefen Die tiefen Die Immobilienpreise Zinsen führten demzufolge hängen stark stark zu zu einer von einer von den den Entwicklung, Finanzierungskosten welche die die ab. ab. Verschuldungsobergrenze, letztere sind, sind, die die für desto für einen einen höher der Immobilienkäufer der Preis, den den der der noch noch Käufer als als als tragbar als erschwinglich erscheint, kontinuierlich erachtet. Die Die Je Je geringer nach nach tiefen oben oben Zinsen verschob. führten demzufolge zu zu einer einer Entwicklung, welche die die Verschuldungsobergrenze, die die für für einen Immobilienkäufer noch noch als als tragbar erscheint, kontinuierlich Die nach tiefen die von tum bar nach Die im erscheint, oben tiefen oben verschob. jährlichen Finanzierungskosten erhöhten die Attraktivität von Wohneigentum im Vergleich kontinuierlich zur zur Mietwohnung. nach So So oben waren verschob. in in der der Vergangenheit die die Wohnkosten einer Die einer Die tiefen Mietwohnung jährlichen im im Finanzierungskosten Durchschnitt tiefer tiefer als erhöhten als bei bei die einer die einer Attraktivität gleichwertigen von von Wohneigentuwohnung. im im Vergleich Dieses zur Verhältnis zur Mietwohnung. hat hat sich sich nun So nun So waren aufgrund in in der der der der Vergangenheit rekordtiefen die Hypothekarzinsen die Wohnkosten einer gedreht, einer Mietwohnung was was einen einen im Substitutionseffekt im Durchschnitt aus tiefer aus den den als als bei Mietwohnungen bei einer einer gleichwertigen Richtung Wohneigen- Eigentums- Eigentumstututuwohnung. zur zur Folge Folge Dieses hatte. hatte. Verhältnis Gemäss hat einer hat sich einer sich nun Studie nun der aufgrund der Credit der der Suisse rekordtiefen 4 4 zahlen Hypothekarzinsen die die Eigentümer einer einer gedreht, 4-Zimmer-Wohnung was was einen Substitutionseffekt zur zur Zeit Zeit 33% 33% aus aus den weniger den Mietwohnungen als als ein ein Neumieter Richtung einer einer tum ren tum zur Wohnung. zur Folge So So hatte. führten Gemäss die die tiefen einer tiefen einer Studie Zinsen der seit der seit Credit Herbst 2008 Suisse 2008 4 zu 4 zu zahlen Ersparnissen die die Eigentümer von von 4,6 4,6 vergleichba- Wohneigenren Mrd. einer Mrd. einer CHF CHF 4-Zimmer-Wohnung oder oder 3 500 CHF CHF zur pro zur pro Zeit Zeit Eigentümer. 33% 33% weniger als als ein ein Neumieter einer einer ren ren Wohnung. So So führten die die tiefen Zinsen seit seit Herbst 2008 2008 zu zu Ersparnissen von von 4,6 4,6 vergleichba- Die Mrd. Mrd. Die CHF absehbare CHF oder oder monetäre 3 500 CHF CHF Straffung pro pro Eigentümer. wird wird die die Hypothekarkosten zunehmend verteuern und und dürfte sich sich mittelfristig dämpfend auf auf die die Immobilienpreise auswirken. Aufgrund der Die der Die hohen absehbare Verbreitung monetäre von von Straffung Festhypotheken wird wird die die werden Hypothekarkosten sich sich die die Finanzierungskosten zunehmend verteuern für für viele und viele und dürfte Wohneigentümer sich sich mittelfristig aber aber wohl dämpfend wohl erst erst in auf auf einigen die die Immobilienpreise Jahren verteuern. auswirken. Aufgrund der oder hohen 3500 CHF Verbreitung pro von Eigentümer. von Festhypotheken werden sich sich die die Finanzierungskosten für für viele viele Wohneigentümer aber aber wohl wohl erst erst in einigen Jahren verteuern. Die tiefen jährlichen Finanzierungskosten erhöhten die Attraktivität von Wohneigentum im Vergleich zur Mietwohnung. So waren in der Vergangenheit die Wohnkosten einer Mietwohnung im Durchschnitt tiefer als bei einer gleichwertigen Eigentumswohnung. Dieses Verhältnis hat sich nun aufgrund der rekordtiefen Hypothekarzinsen gedreht, was einen Substitutionseffekt aus den Mietwohnungen Richtung Wohneigentum zur Folge hatte. Gemäss einer Studie der Credit Suisse 3 zahlen die Eigentümer einer 4-Zimmer-Wohnung zurzeit 33% weniger als ein Neumieter einer vergleichbaren Wohnung. So führten die tiefen Zinsen seit Herbst 2008 zu Ersparnissen von 4,6 Mrd. CHF Die absehbare monetäre Straffung wird die Hypothekarkosten zunehmend verteuern und dürfte sich mittelfristig dämpfend auf die Immobilienpreise auswirken. Aufgrund der hohen Verbreitung von Festhypotheken werden sich die Finanzierungskosten für viele Wohneigentümer aber wohl erst in einigen Jahren verteuern. 3 Swiss Issues Immobilien, Immobilienmarkt 2011, Fakten und Trends, Credit Suisse, Februar 2011. Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 8 10 4 Swiss 4 Swiss Issues Issues Immobilien, Immobilienmarkt 2011, 2011, Fakten und und Trends, Credit Credit Suisse, Februar 2011. 2011.

Vertiefungsthema Vertiefungsthema «Schweizer Immobilienmarkt»: Verstehen a. Welchen Einfluss haben Bauinvestitionen auf den Schweizer Immobilienmarkt? b. Was bedeutet Bauquote? Wie hoch ist die Bauquote in der Schweiz gegenwärtig? Gibt es Anzeichen einer Immobilienblasenbildung? c. Im Text wird neben der Bauquote ein weiterer Indikator genannt, der das Risiko einer Immobilienblasenbildung anzeigen kann. Welcher? d. Wie entwickeln sich die Immobilienpreise in der Schweiz? e. Welche Bedeutung haben die Finanzierungskosten für die Immobilienpreise und die aktuelle Situation auf dem Immobilienmarkt? 4 Vereinfacht gesagt, ist eine Hypothek die gängige Form der Finanzierung einer Liegenschaft, wobei die Liegenschaft der Bank als Sicherheit dient. Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 9 10

Vertiefungsthema Vertiefungsthema «Schweizer Immobilienmarkt»: Vertiefen f. Durch den Bau von Häusern steigt das Angebot an Wohnraum, was unter sonst gleichen Bedingungen zu sinkenden Immobilienpreisen führen müsste. Warum sind die Preise auf dem Immobilienmarkt trotz gestiegenen Angebots nicht gesunken? g. Vergleichen Sie die Entwicklung der realen Immobilienpreise in Grossbritannien (UK) und der Schweiz in den letzten 10 Jahren. h. Was versteht man unter einer Preisblase? i. Welche wirtschaftlichen Faktoren sind für die Immobilienpreisentwicklung auf dem Immobilienmarkt besonders wichtig? k. In der geldpolitischen Lagebeurteilung vom 16. Juni 2011 hält die Schweizerische Nationalbank (SNB) fest, «dass die gegenwärtige, expansive Geldpolitik nicht über den gesamten Prognosehorizont weitergeführt werden kann». Welche Folgen für den Immobilienmarkt könnte die angekündigte geldpolitische Straffung haben? Autor: Marcel Bühler, in Kooperation mit iconomix 10 10