Gábor Nagypál 1, Gergely Lukács 1, Gunter Vogt 1, Wassilios Kazakos 1 and Dirk Weber 2. 1. Einführung. 2. Landesdatenbank als Data Warehouse



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Transkript:

EnviroInfo 2008 (Lüneburg) Environmental Informatics and Industrial Ecology Die Landesweite Datenbank für die Wasserwirtschaft und das Wasserbuch in Niedersachsen: Ein Data Warehouse mit integrierter Fachanwendung auf der Basis von disy Cadenza Gábor Nagypál 1, Gergely Lukács 1, Gunter Vogt 1, Wassilios Kazakos 1 and Dirk Weber 2 Abstract Dieser Beitrag zeigt auf, wie Fachanwendungen auf Anwendungs- und auf Datenbankebene mit disy Cadenza Web integriert werden können. Dieser neue Ansatz erweitert den in der deutschen Umweltverwaltung bewährten Cadenza- Ansatz zur Recherche, Analyse und Auswertung von Sach- und Geodaten, so dass der Benutzer nun innerhalb einer einzigen Anwendung zwischen der Auswertung und der Erfassung von Fachinformationen wechseln kann. Der neu geschaffene Fachanwendungsrahmen ermöglicht darüber hinaus die Integration weiterer Fachanwendungen zum Aufbau von Fachinformationssystemen über mehrere Fachbereiche hinweg. Des Weiteren ermöglicht die Integration der Fachanwendung auf Datenbankebene die direkte Bereitstellung von aktuellen Daten für Analysen und Berichte. 1. Einführung Die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie sowie andere landesweite Aufgaben haben es in den letzten Jahren erforderlich gemacht, ein sehr breites Spektrum von wasserbezogenen Datenbanken konsolidiert und übergreifend recherchier- und auswertbar zu machen. Der erste Schritt der Konsolidierung ging aus wirtschaftlichen Gründen zunächst von unveränderten Fachanwendungen zur Datenerfassung aus. Die übergreifende Recherche und Analyse wurde pragmatisch mit dem Aufbau eines Data Warehouses realisiert. Im letzten Jahr ist die Ablösung der alten Wasserbuch-Anwendung notwendig geworden. Dies hat einen zweiten Schritt der Konsolidierung ermöglicht: Durch die Integration der Fachanwendung in das Data Warehouse können sowohl bei der Erstellung als auch in der Administration und Benutzung des Gesamtsystems deutliche Vorteile erzielt werden. Dieser Beitrag gibt eine kurze Übersicht über den Data-Warehouse-Ansatz der Landesdatenbank. Danach werden die Vorteile der Integration der Fachanwendung mit dem Data Warehouse beschrieben. Anschließend wird die Integration auf der Anwendungs- und auf der Datenbankebene detailliert dargestellt. 2. Landesdatenbank als Data Warehouse Die Landesweite Datenbank für die Wasserwirtschaft in Niedersachsen LDB (Lukács 2002, 2003) ist eine Auswertedatenbank (Data Warehouse), in die Fach- und Geodaten aus derzeit ca. 30 Datenquellen integriert wurden. Die Pflege der Daten liegt weiterhin bei den einzelnen Fachdatenbanken, aber die Daten werden regelmäßig mit Hilfe von so genannten ETL-Prozessen (Extraction, Transformation, Loading) in das Data Warehouse überführt und so für übergreifende Abfragen und Analysen bereitgestellt. 1 disy Informationssysteme GmbH, www.disy.net 2 Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, www.nlwkn.de 293

Die LDB besteht aus drei Hauptkomponenten: aus der Datenbank selbst, aus den ETL-Prozessen sowie aus einer Anwendung, die den ganzen. Datenbestand für die Benutzer für Recherchen und Analysen zugänglich macht. Hierfür wird disy Cadenza eingesetzt, ein in der deutschen Bundes- und Landesverwaltung sehr verbreitetes Werkzeug zur Auswertung von Fach- und Geodaten (Hofmann, 2007). Die ETL-Prozesse sind mit Hilfe des Oracle Data Warehouse Builder (OWB) umgesetzt (Lukács, 2003). Bedingt durch Organisation und Technik der Datenlieferungen werden sie durch den LDB- Administrator gestartet bzw. bedient. 3. WBE als integrierte Fachanwendung In einer heterogenen, historisch gewachsenen Datenhaltung, wie sie in der niedersächsischen Wasserwirtschaft vorlag, ist der Data-Warehouse-Ansatz der pragmatischste, wirtschaftlichste und meist der einzig realistische Weg zur integrierten Datenrecherche und -auswertung. Natürlich ist der Aufbau und der Betrieb eines Data Warehouse mit Aufwand verbunden: Beispielsweise müssen Schlüssellisten konsolidiert, ETL-Prozesse gestaltet, Daten in den Quellsystemen aus- und ins Data Warehouse eingespielt werden. Die Daten für das Wasserbuch wurden über eine einheitliche Anwendersoftware in dezentralen Datenbanken verwaltet. Die Daten für die Gebührenverwaltung wurden in separaten Anwendungen lokal bei den zuständigen Wasserbehörden verwaltet. Für eine sinnvolle Auswertung der Daten und für die Erstellung von verschiedenen Dokumenten und Berichten (z.b. Gebührenbescheide) mussten die entsprechenden Funktionen jeweils in jeder Fachanwendung oder manuell umgesetzt werden. Um landesweite Auswertungen über diese Daten zu ermöglichen, mussten darüber hinaus die heterogenen Daten aus den dezentralen Standorten eingesammelt und in die LDB geladen werden. Die Datenpflege in der LDB und damit die Steuerung der ETL-Prozesse lag beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Wenn eine Fachanwendung neu erstellt wird 1, bietet sich ein weiterer, deutlicher Konsolidierungsschritt an, in dem die neu zu erstellende Fachanwendung direkt in das Data Warehouse integriert wird. Durch diese Integration können sowohl die Erstellung als auch der Betrieb des Gesamtsystems deutlich vereinfacht werden. Gleichzeitig ergeben sich durch eine bessere Bedienungsfreundlichkeit auch Vorteile für die Nutzer. In unserem Fall wurde eine Fachanwendung für die Wasserbuch- und Wasserentnahmegebühr- Verwaltung (WBE) neu erstellt. Ziel war es, das eben beschriebene allgemeine Konzept für die weitere Konsolidierung der Daten in einem konkreten Anwendungsfall zu erproben und dadurch den Gesamtprozess für alle Beteiligten einfacher und wirtschaftlicher zu machen. Mit dem Einsatz einer zentralen Web-Anwendung entfällt die mühselige Vorbereitung der Daten, da die meisten unteren Wasserbehörden (UWBs) die Daten dann direkt in der Web-Anwendung pflegen. Da die UWBs aber nicht verpflichtet werden können, die Web-Anwendung direkt zu nutzen, wird außerdem eine gut dokumentierte Standard-Import-Schnittstelle angeboten. Somit ist es den einzelnen UWBs weiterhin möglich, ihre Daten lokal zu verwalten. Sie sind nun auch dafür verantwortlich, die Daten im richtigen Format bereitzustellen und regelmäßig in das System hochzuladen. Dadurch entfällt der schwierige Prozess, die Daten von den UWBs einzufordern und eventuelle Ungereimtheiten mit Hilfe intensiver Kommunikation zwischen dem NLWKN und den UWBs zu beseitigen. Die WBE-Anwendung erlaubt die Verwaltung der Elemente des Wasserbuchs (Wasserrechte, Nutzungsorte, Erlaubniswerte und eingescannte Dokumente). Darüber hinaus unterstützt die Anwendung die Verwaltung von Wasserentnahmegebühren. Die Integration dieser zwei Bereiche in einer einzigen Fachanwendung ist sinnvoll, da die Erfassung der Entnahmen und damit die Verwaltung der Gebühren eng mit 1 oder eine existierende Web-Fachanwendung angepasst wird 294

der Nutzungsortverwaltung verzahnt ist. Da außerdem sowohl die Wasserrechte als auch die Gebühren personen- bzw. firmenbezogene Daten sind, enthält die Anwendung auch eine Adressverwaltung. 3.1 Architektur Aus diesen Überlegungen ergab sich eine Architektur, wie sie in Abbildung 1 zu sehen ist. Die WBE- Anwendung selbst ist eine weitgehend eigenständige Web-Anwendung, welche aber für den Endbenutzer als eine Sammlung von in Cadenza Web integrierten Fachmasken erscheint. Abb. 1: Architektur der integrierten Fachanwendung 295

Die Anwendung nutzt das Single-Sign-On-Feature des Cadenza-Web-Anwendungsrahmens (siehe Abschnitt 3.2), d.h., die Benutzer müssen sich nur in Cadenza Web einloggen. Alle Benutzer und Rollen werden in Cadenza verwaltet. Die Verwaltung von Wasserbuch-Objekten und Wasserentnahmegebühren wird mit Hilfe eines Rollen-Konzepts getrennt: Damit kann es Benutzer geben, die nur einen Teilbereich bearbeiten dürfen 1, aber auch Benutzer, die für beide Bereiche berechtigt sind. Die Benutzerverwaltungsdatenbank von Cadenza wird vom NLWKN administriert. Als Administrationswerkzeug dient hier die Desktop-Version von Cadenza (Cadenza Professional). Die einzelnen UWBs haben nur auf Cadenza Web Zugriff. Die WBE-Anwendung läuft parallel zu Cadenza Web als eigenständige Web-Anwendung, wirkt aber für den Endbenutzer eng integriert: Die Fachmasken der WBE-Anwendung erscheinen innerhalb des Cadenza-Web-Browser-Fensters, und es ist möglich, die Ergebnisse von Cadenza-Auswertungen in der Fachanwendung weiter zu betrachten und zu bearbeiten. Auf der Datenhaltungsebene sind die Tabellen der WBE-Anwendung in einem eigenen Oracle-Schema untergebracht, und das Schema befindet sich in derselben Oracle-Instanz wie der restliche Teil der LDB. Das WBE-Schema benutzt die globalen LDB-Schlüssellisten, wo immer es möglich ist (z.b. Listen für Parameter und Einheiten). Daher sind auf den WBE-Daten alle auch für die normalen LDB-Daten üblichen Cadenza-Auswertungen möglich. In der integrierten Anwendung war es sehr wichtig zu gewährleisten, dass alle Behörden nur ihre eigenen Daten sehen und bearbeiten können. Es gibt natürlich einige landesweite Auswertungen, die auch für die UWBs verfügbar sind und in denen sie implizit die aggregierten Daten auch von anderen Behörden zu sehen bekommen. Die Integration von Fachanwendungen in die LDB erfolgt auf zwei Ebenen: Zum einen muss die Web-Fachanwendung auf der Anwendungsebene in Cadenza Web (die Web-Version von disy Cadenza) eingebunden werden. Zum anderen muss die Datenbank der Fachanwendung mit der LDB integriert werden. 3.2 Integration auf der Anwendungsebene Auf dieser Ebene ist die Grundidee der Integration die Einbettung der Masken der Fachanwendung in die Cadenza-Web-Oberfläche. So eine Integration hat mehrere Vorteile: Erstens verwendet der Nutzer weiterhin die schon bekannte Cadenza-Web-Oberfläche. Damit wird der Schulungsaufwand erheblich reduziert. Dieser Effekt tritt natürlich bei jeder neuen Fachanwendung auf. Zweitens müssen Funktionalitäten, die durch Cadenza Web bereits auf hohem Niveau bereitgestellt werden, in der Fachanwendung nicht nachimplementiert werden, was die Erstellung der Fachanwendung günstiger macht. Beispiele für solche Funktionalitäten sind die Cadenza-Selektoren, -Karten und -Workflows, um die relevanten Datensätze für die Bearbeitung zu finden, bzw. die Cadenza-Benutzerverwaltung, welche auch für die Fachanwendung verwendet werden kann. Technisch setzte die Umsetzung dieser Lösung die Erstellung eines Fachanwendungsrahmens für Cadenza Web voraus. Für die Professional-Version von Cadenza existierte bereits ein Fachanwendungsrahmen. Dieses Rahmenwerk erlaubt das Einbinden von beliebigen Web-Anwendungen ins Cadenza Repository. Um eine Fachanwendung mit dem neuen Rahmenwerk erfolgreich in Cadenza Web integrieren zu können, muss diese lediglich zwei einfache Voraussetzungen erfüllen: 8. Die einzelnen Fachmasken der Anwendung müssen direkt durch eine URI aufrufbar sein. Falls die Fachmaske Parameter braucht (z.b. die ID des zu bearbeitenden Datensatzes), dann müssen diese auch durch die Standard-http-Methoden (POST oder GET) übertragbar sein. 9. Falls die Fachanwendung Cadenza-Funktionalität (z.b. die Benutzerverwaltung) nutzen will, muss sie die Fachanwendungrahmen-API verwenden. 1 wie vom Gesetzgeber gefordert 296

Abb. 2: Weiterverarbeitung der Selektionsergebnisse Die Fachmasken erscheinen im Aktionsbereich von Cadenza Web, wo auch die üblichen Cadenza- Konstrukte wie Karten oder Auswerte-Ergebnisse dargestellt werden. Der Anwendungsrahmen bietet die folgenden Möglichkeiten:! Nicht-parametrisierter Aufruf der Fachmasken aus dem Cadenza-Web-Menü oder dem Repository-Navigatorbaum. Mit dieser Funktion ist es möglich, Fachmasken der Fachanwendung aufzurufen, die keine Parameter von Cadenza-Seite benötigen. Beispiele sind hierfür der Papierkorb, die Einstiegsseiten der Fachanwendung oder die zuletzt aufgerufene Seite der Fachanwendung (Menüpunkt WBE, siehe die Abbildungen 2 4).! Aufruf der Fachmasken mit den Ergebnissen einer Auswertung (Weiterverarbeitung der gefundenen Datensätze in der Fachanwendung). Mit dieser Option ist es möglich, die Ergebnisse einer Cadenza-Auswertung (von Selektor, Workflow oder aus Karten-Selektion) in der Fachanwendung weiterzuverarbeiten. Es sind sowohl die Weiterverarbeitung von allen Ergebnissen als auch die Weiterverarbeitung eines einzelnen Ergebnisses möglich (siehe Abbildung 2). Die ausgewählten Datensätze erscheinen dann in der Fachanwendung (siehe Abbildung 3), wo sie bei Bedarf auch editiert werden können (siehe Abbildung 4).! Aufruf des Cadenza Map Servers aus der Fachanwendung für Punkt- und Objekt-Auswahl und die Übergabe der ausgewählten Werte an die Fachanwendung. Die Darstellung von Karten ist eine Standard-Funktionalität des Cadenza Map Servers. Es ist sinnvoll, diese Funktionalität für die Geo-Auswahl von Punkten (z.b. Koordinaten eines Nutzungsortes) und Objekten (z.b. Wasserschutzgebiete oder Überschwemmungsgebiete) zu verwenden. Jetzt ist es möglich, aus der Fachanwendung heraus eine beliebige Karte aus dem Cadenza Repository anzuzeigen und nach der 297

Punkt- bzw. Objektselektion Informationen über den selektierten Punkt bzw. das selektierte Objekt zu bekommen und weiterzuverarbeiten.! Single Sign-On. Falls ein einfaches Handshake-Protokoll von den Fachanwendungen eingehalten wird, muss sich der Benutzer nur in Cadenza einloggen und ist damit automatisch in allen integrierten Fachanwendungen eingeloggt. Während des Handshake-Verfahrens hat die Fachanwendung die Möglichkeit, auf die Daten der Cadenza-Benutzerverwaltung zuzugreifen (wie Benutzername und Cadenza-Gruppenzugehörigkeiten). Dadurch können beliebige Rechte- und Rollenkonzepte auf der Basis der Cadenza-Benutzerverwaltung in der Fachanwendung umgesetzt werden. Abb. 3: Anzeigen eines Wasserrechts in der Fachanwendung 3.3 Integration auf der Datenbankebene Um in den LDB-Auswertungen aktuelle Daten für die Endbenutzer liefern zu können, ist eine Integration auf der Datenbankebene erforderlich. Die WBE-Fachanwendung und die LDB sind auf Datenbankebene eng integriert: Sie benutzen dieselbe Oracle-10g-Datenbank-Instanz. Dies bringt wichtige Vorteile sowohl aus Benutzer- als auch aus Pflegesicht, macht aber auch einige fortgeschrittene Lösungen notwendig. Ein wichtiges Kernelement der Landesweiten Datenbank sind die vereinheitlichten, fachanwendungsübergreifenden Schlüssellisten. Auch dann, wenn z.b. in unterschiedlichen Fachanwendungen chemische Stoffe unterschiedliche Namen haben, ist durch die vereinheitlichten Schlüssellisten in der LDB eine übergreifende Suche möglich. Durch die Integration der Fachanwendung in die LDB kann die Fachanwendung direkt die Schlüssellisten der LDB benutzen. Dadurch wird unnötige Heterogenität in der Quelle vermieden, was zu einfacherer Bedienung und Administration führt. In der Fachanwendung liegt der Schwerpunkt auf der Datenerfassung. Dies bedeutet aus Datenbanksicht kleinere, schreibende Transaktionen, die gleichzeitig zeitkritisch sind, da die Datenerfassung eine 298

Routinearbeit ist, bei der jede Wartezeit störend wirkt. Im Data Warehouse wird hingegen erfolgen Datenrecherche und Analyse, meistens größere, lesende Zugriffe, bei denen die Antwortzeit auch etwas größer (mehrere Sekunden bis einige Minuten) sein darf. Damit die größeren, aber nicht so zeitkritischen DWHAbfragen die kleineren, aber zeitkritischen Transaktionen der Fachanwendung nicht beeinträchtigen, sind datenbankadministrative Maßnahmen notwendig. In Oracle können so genannte Resource Consumer Groups definiert und für diese Ressourcen reserviert werden. Abb. 4: Bearbeiten eines Wasserrechts in der Fachanwendung Die LDB, ein Data Warehouse, enthält auch aufbereitete Daten, die aus Performanzgründen in den ETL- Prozessen zur Einlagerungszeit berechnet werden müssen. Bei der Integration einer Fachanwendung in das Data Warehouse können diese Berechnungen nicht einfach in die Datenerfassung integriert werden. Die Berechnungen können nämlich aufwändig sein, und eine Verzögerung der Datenerfassungstransaktionen wäre nicht akzeptabel. Aus diesem Grund wurde eine asynchrone Lösung gewählt: Bei der Datener fassung werden die Berechnungsaufträge in eine Warteschlange (Queue) geschrieben, die dann von einem Queue-Prozessor abgearbeitet werden. 4. Zusammenfassung und Ausblick Dieser Artikel zeigt eine allgemeine Lösung für die Integration von Web-Fachanwendungen mit Cadenza Web, mit der ein einheitlicher Web-Zugang für landesweite Recherchen angeboten werden kann. Die Lösung wurde erfolgreich durch die Implementierung und Einbindung einer konkreten Fachanwendung (WBE) validiert. Zurzeit läuft der Pilot-Betrieb der Cadenza-Web-+-WBE-Lösung. Dafür sind ca. 180 Nutzer für die UWBs eingerichtet, und die Benutzer bei den UWBs wurden geschult. Zurzeit verwenden 299

ca. 10-20 gleichzeitig Benutzer die Anwendung. Das Zeitverhalten der Anwendung ist als akzeptabel bis gut einzuschätzen, es wurde keine generelle Kritik von Endbenutzern geäußert5. Die Nutzungen betreffen derzeit in der Regel die Wasserrechte; die Entnahmen werden bisher nur vereinzelt gepflegt. Mit dem hier dargestellten Ansatz ist eine rasche Umsetzung und Integration weiterer Fachanwendungen prinzipiell möglich. Neben den wirtschaftlichen Überlegungen war eine wichtige Motivation für unsere Lösung der Wunsch, dass die LDB aktuellere Daten in komplexen Auswertungen bereitstellen können soll. Diese Möglichkeit wird nach unserer Hoffnung die Nutzungshäufigkeit und die Akzeptanz der LDB bei den Endbenutzern in den unteren Wasserbehörden deutlich steigern. Es wird sehr spannend sein, in der näheren Zukunft zu beobachten, ob und wie weit dieser Effekt in der Praxis eintrifft. Literatur G. Lukács et al.: Water Management Information System of the State of Lower Saxony. Proc of the 16th International Conference Informatics for Environmental Protection, 2002. G. Lukács et al.: Data Warehouse for Water Management Geographic Data and ETL processes. In A. Gnauck and R. Heinrich (editors): Proc of the 17th International Conference Informatics for Environmental Protection, Metropolis Verlag, Marburg, 2003. C. Hofmann et al.: disy Cadenza/GISterm Plattform für Berichte, Auswertungen und Geographische Informationssysteme bei Bund und Ländern, KEWA-Bericht Umweltministerium Baden- Württemberg, 2007, http://www.uis.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/28429/ 300