Im Dialog vor Ort Die Energiewende und ihre Auswirkungen! Hünfeld 25. November 2014 Mario Klotzsche M.Klotzsche@ltg.hessen.de 1
Energieminister Sigmar Gabriel: Die Wahrheit ist, dass die Energiewende kurz vor dem Scheitern steht. Die Wahrheit ist, dass wir in allen Feldern die Komplexität der Energiewende unterschätzt haben. Für die meisten anderen Länder in Europa sind wir sowieso Bekloppte. (Quelle: Besuch SMA Solar, Kassel, 17.4.2014) 2
über 24.000 Windräder aber zu wenige drehen sich Sept. 2014: 35,5 GW Wind installiert im Durchschnitt davon 3,4 GW Leistung (unter 10 Prozent) Schwankung zwischen 14,5 GW und 0,078 GW!!! 3
Was heißt das?? Korrelation der Windstandorte wenn Wind weht, dann fast überall gleichzeitig zu viel Strom im Netz kostenlose Abgabe ins Ausland bei Flaute dreht sich nirgendwo ein Windrad Stromimporte aus Ausland notwendig konventionelle Kraftwerke können nicht abgeschaltet werden aber weniger Betriebsstunden unwirtschaftlich Zusätzliche Windräder ersetzen keine Kraftwerke!!! 4
Mögliche Lösungen? Speicher? keine technisch oder ökologisch vertretbaren Speicher sichtbar Investitionskosten laut Deutsche Bank aktuell 150 Euro/kWh Beispielrechnung Dr. Björn Peters (Deutsche Bank AG, Deutsche Asset & Wealth Management) Offshore Windpark - 1.000 MW Installiert (200 Windräder), 423 MW Dauerleistung - 4 Mrd. Euro Investition für Windpark - 143 Mrd. Euro für Speicher Wind und Sonne stellen keine Rechnung??? 5
in Mrd. 12 10 8 6 Subventionen 123 Mrd. Euro gesamt 2013 23 Mrd. Euro Wind a. Land Solar Biomasse 4 2 0 Jahr Gesamtkosten in Mrd. 0,9 1,6 2,2 2,6 3,6 4,5 5,8 7,9 9,0 10,8 13,2 16,8 21,1 22,9 6
Stromkosten laufen davon 7
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Deutschland teuerster Energiestandort - (zweit-) höchste Strompreise Europas -(zweit-) höchste Steuer- und Abgabenlast für Haushalte und Industrie! 9
Wer zahlt??? 30 % private Haushalte auch sozial schwache Bürger 70 % Gewerbe / Industrie Jobkiller Jährlich 23 Mrd. Euro umverteilt Bundeshaushalt Bildung und Forschung: 13,7 Mrd. Euro Kostenlawine!!! EEG Vergütung für 20 Jahre Zur Erinnerung: "Es bleibt dabei, dass die Förderung erneuerbarer Energien einen durchschnittlichen Haushalt nur rund 1 Euro im Monat kostet - so viel wie eine Kugel Eis., erklärte am 30.07.2004 der damalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne). 10
Wirtschaftliche Folgen Duktus droht, Stecker zu ziehen. EEG-Umlage - 1,5 Millionen Euro Mehrkosten gefährden den Standort Wetzlar Wetzlarer Neuen Zeitung am 9.Juli 2014 // Duktus produziert mit 300 Mitarbeitern in Wetzlar Rohrsysteme Warum sollten wir in Deutschland noch einen Cent in neue Anlagen investieren? Dafür sehe ich derzeit keinen Grund. Wir hatten zwei, drei Projekte in Deutschland favorisiert. Wir investieren nun lieber in den USA. Hariolf Kottmann (CEO, Clariant AG) über die Folgen des EEG Clariant produziert im Industriepark Hoechst mit 1.600 Mitarbeitern Spezialchemikalien Wirtschaftswoche Online, 15.11.2013 Umfrage der HessenAgentur (2013) bei allen hessischen Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigen: 2/3 der Unternehmen sagen: Energiewende ist negativ oder sehr negativ 50 Prozent rechnen mit sinkender Wettbewerbsfähigkeit 11
EEG erfolgreicher Klimaschutz? Expertenkommission der Bundesregierung Quelle: EFI-Gutachten 2014, S.51ff. Das Argument Klimaschutz, welches häufig als Rechtfertigung für das EEG angeführt wird, trägt nicht. Der vom EEG induzierte verstärkte Ausbau erneuerbarer Energien in der deutschen Stromversorgung vermeidet europaweit keine zusätzlichen CO2-Emissionen, sondern verlagert sie lediglich in andere Sektoren bzw. europäische Länder. Das EEG sorgt also nicht für mehr Klimaschutz, sondern macht ihn deutlich teurer. 12
Umweltbundesamt am 10.3.2014: CO-2-Emissionen in Deutschland steigen 2013 trotz EEG auf 951 Mio. Tonnen höchster Wert seit fünf Jahren Bericht des Weltklimarates der Vereinten Nationen (IPCC) vom 18.4.2014: Subventionen in EEG führen nicht zu besseren Klimaschutz, machen ihn aber teurer 13
EEG gut für Forschung und Innovation? Kernaussage der EEG-Befürworter: - Subventionen fördern Innovationen und neue Technologien Expertenkommission der Bundesregierung: Die festen Einspeisevergütungen des EEG bieten keinen Anreiz zur Entwicklung neuartiger Technologien. Es entfaltet gerade in denjenigen erneuerbaren Technologien, in die der Großteil der EEG-Förderung fließt der Photovoltaik, der Windenergie und der Biomasse nach derzeitigem Erkenntnisstand keine messbare Innovationswirkung. 14
Q-Cells Weltmarktführer a.d. 1999: Gründung als vier-mann-betrieb 2001: 17 Mio. Euro Umsatz 2005: 300 Mio. Euro Umsatz, 750 Mitarbeiter 2007: 860 Mio. Euro Umsatz, 2.300 Mitarbeiter 150 Mio. Euro Netto-Gewinn 17,5 % Umsatz-Rendite 8 Mrd. Euro Börsenwert, Dax-Kandidat Weltmarktführer 2008: 1,25 Mrd. Euro Umsatz 190 Mio. Euro Netto-Gewinn 2012: Insolvenz, Übernahme durch Hanwha (Südkorea) 15
Firma JUWI Windkraftanlagen Der Wind- und Solarparkbauer Juwi braucht dringend Geld, doch das ist nichts Neues. Nach einem Investor wird gesucht. Nun erfuhr das Handelsblatt, dass Juwi herbe Verluste in Millionenhöhe hinnehmen muss. (Handelsblatt-Online vom 3. Juli 2014) - 2012: 1700 Mitarbeiter, 1,1 Mrd. Euro Umsatz - 2013: Umsatzrückgang auf 710 Mio. Euro - 500 Arbeitsplätze fallen weg Beispiele Insolvenz: Prokon AG, Windreich AG, etc. 16
Wer ist schuld an den Pleiten? EEG-Lobby: weil Förderung zurückging Wirklichkeit: Subventionen für Solar 2013 10,4 Mrd. Euro Rekord! Aber! Chinesische Hersteller innovativer und billiger! China 2012 84 % Marktanteil in Europa!!! Deutsche EEG Subventionen fließen nach China! Beschäftigungsbericht 2013 Erneuerbare Energien des Bundeswirtschaftsministeriums: Solarunternehmen von 2012 zu 2013: minus 56 % Umsatz minus 44 % Jobs 17
Auswirkungen auf Energiemarkt und Kommunen Die versteckten Kosten der Energiewende! EEG hat Energiemärkte komplett durcheinander gebracht Verbraucherpreise Rekordhöhe Börsenpreis Rekordtief Merit-Order-Effekt Folgen für kommunale Energie-Versorger: 18
Stadtwerke mit Verlusten was dann? z.b. RhönEnergie Fulda: hochdefizitäre Beteiligungen Gas- und Kohlekraftwerken Ausfall der Dividende Stadt und Kreis Fulda 14 Mio. Euro Arbeitsplatzabbau?? Steuererhöhungen der Kommunen Wegfall des steuerlichen Querverbundes zusätzliche Millionenkosten bei ÖPNV Kapazitätsmärkte??? Subventionen für Kraftwerke Auch das zahlen sie als Verbraucher! 19
Und wie kommt der Netzausbau voran??? 20
Belastungen Was ist mit dem Schutz der Bürger? Abstandgrenzen?? Landesentwicklungsplan Hessen fest 1.000m 21
Landschaft 22
Was wird aus dem Tourismus?? Quelle: Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen: Handlungsempfehlungen zur Förderung des Tourismus in ländlichen Räumen, hrsg.: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Oktober 2014, S. 17. Kommunen und Landbesitzer wägen mit Aussicht auf Gewerbesteuern und Pachteinnahmen durch Windkraft-und Solaranlagen nur selten die Interessen der Energieerzeugung mit touristischen Anforderungen an das Landschaftsbild ab. Abwechslungsreiche Kulturlandschaften als einer der zentralen Attraktivitätsfaktoren sind damit vielerorts bereits stark verändert bzw. in ihrem Fortbestand gefährdet. 23
Beispiel Rheingau (Hessen) UNESCO-Weltkulturerbe Mittleres Rheintal 4.000 ha Windvorrangfläche (Potential für 440 Windräder) Lorsch am Rhein 24
Studie Anlegerbeirat Bundesverband Windenergie: - Wirtschaftlichkeit über mehr als zehn Jahre von 1150 Windparks untersucht - immer hohe Renditen versprochen Aber! der Ertrag der Windkraftanlage ist unsicher - niemand weiß wie viel Wind weht - Prognosen sehr oft zu ungenau, viel zu hoch FAZ, Focus, Spiegel, SWR haben darüber berichtet 25
Zitat: Bei differenzierter Betrachtung der Jahresabschlüsse von Windparks ergibt sich ein katastrophales Bild. 37 % der Jahresabschlüsse (JA) negativer cash flow: d.h., Darlehenstilgungen höher als Einnahmen nur 35 % Ausschüttungen von mehr als 2 % die echten Betriebskosten oft viel höher Projektierungsgewinne 10 30 % der Gesamtinvestition! Projektierer verdienen immer 26
Beispiel Windwärts AG, 144 WKAs 27
Herr Georg Blaul, Bürgermeister der Gemeinde Weisenheim am Berg (Rheinland-Pfalz), hat mal nachgerechnet Windpark ist Industriegebiet im Wald: Fundament 3.000 Tonnen Stahlbeton, 10.000 m² gerodete Waldfläche, 6.000 m² müssen glatt und eben sein gut ausgebaute Zufahrtswege, Stromleitungen 28
Positiv: wenn Windpark Gewinn macht zahlt er Gewerbesteuern, Anteil Körperschaftssteuer, bei Verlusten kommt nichts Negativ: von den erhofften Steuern bleiben nur 15 Prozent in der Gemeinde, größter Teil fließt ab durch Finanzausgleich, Umlagen an Kreis 29
Muster-Windpark: 5 Windräder, 15 MW-Nennleistung 18,2 Mio. Euro Gesamtinvestitionen (mit Wegen etc.) // 25 % Eigenkapital, 75% Fremdkapital Kredit der Gemeinde 4,55 Mio. Euro Ergebnis: nach 15 Jahren im Durchschnitt jährlich 8.800 Euro netto (nach Abzug der Kosten, Zinsen etc.), große Schwanken zwischen Gewinn und Verlusten 5.400 Euro p. Jahr zusätzliche Steuereinnahmen netto 30
Einnahmen des Windparks: Gesamt 30,1 Mio. EUR (100%) Einspeisevergütung 18,2 Mio. EUR (60%) an Hersteller der Windräder, Projektentwickler/Baufirmen 7,5 Mio. EUR (25%) Wartungsfirmen und Versicherungen sowie für Administration 3,5 Mio. EUR (12%) erhielt die finanzierende Bank an Zinsen Hersteller der Windräder, Baufirmen, Projektentwickler, Service- Unternehmen und Banken erhalten zusammen 97% der Erlöse. Gemeinde bleiben nach 15 Jahren 213 Tsd. EUR oder 0,7% der Einnahmen. Dafür das gesamte Risiko bis Insolvenz?????? 31
Was ist eigentlich mit dem Rückbau? 1) Was passiert mit den WKAs, wenn die EEG-Förderung ausläuft? 2) Gibt es ein Geschäftsmodell für die Zeit nach der Förderung? 3) Falls der Rückbau droht - ist der Rückbau gesichert? Wer kommt für die Kosten auf? Abgabe Verpflichtungserklärung das Vorhaben ( 35 Abs. 5 BauGB) nach Aufgabe der Nutzung zurückzubauen in Genehmigung Nebenbestimmung festgelegt: Betreiber müssen Sicherheit / Bürgschaft leisten keine Kompensation für Baumaßnahmen bei Rückbau keine Verpflichtung für den Betreiber zu Rückstellungen Formel zur Ermittlung der Bürgschaft: Nabenhöhe x 1000 =( ) Quelle: Kleine Anfrage des Abg. Rock (FDP) vom 06.08.2014 betreffend Rückbau von Windkraftanlagen in Hessen und Antwort der Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Drs. 19/ 763) sowie Kleine Anfrage des Abg. Rock (FDP) vom 06.08.2014 betreffend Rückstellungen für Rückbau von Windkraftanlagen in Hessen und Antwort der Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Drs. 19/762). 32
Wie viele Bürgschaften gibt es tatsächlich? Bestand Windräder aktuell in Hessen: 732 Windräder mit 977,6 MW installierter Leistung für 204 (28%) Windräder Bürgschaft da für 528 (72%) Bürgschaft nicht vorhanden oder unbekannt Bürgschaften schwanken zwischen 5.100 Euro und 475.000 Euro 36 Windräder (5 % des Bestandes) 20 Jahre oder älter 418 Windräder (57%) 10 Jahre oder älter 33
Wie viele Windräder im Kreis Fulda? Hessischer Energiegipfel 2011 28 TWh/a Windstrom auf 2 Prozent Landesfläche Stand der Technik: 3 MW Anlage bei 2.000 Vollastsstunden 6 GWh/a in Hessen: 4670 Windräder installierte Leistung 14.000 MW (zum Vergleich: Kraftwerk Staudinger 510 MW) aktuell installierte Windkraftleistung in Hessen 977 MW Vierzehnfache an Windkraft notwendig, 4670 Windräder auf 420 km2 Vorrangfläche (2 Prozent der Landesfläche) 11 Windrädern je km2 Landkreis Fulda: 30 km2 Fläche (3.000 Hektar) 330 Windkraftanlagen 34
Bürger gehen auf die Straße gegen eine völlig verfehlte Energiepolitik 35
Fazit: 1) Abschaffung EEG - Markt statt Plan 2) Stopp für Windkraftausbau 3) Europäisches Energiepolitik / Klimaschutz 4) Speicher fördern 5) Gegen 2 Prozent Ziel weil willkürlich 6) Abstandsgrenzen H10 auch Menschen schützen 7) Bürgerentscheide respektieren. 8) Umwelt und Naturschutz restriktiv berücksichtigen 9) Denkmalschutz/Landmarken/ touristisch wertvolle Landschaftsbilder 36