lndustrial Engineering Standardmethoden zur Produktivitätssteigerung und Prozessoptimierung http://shop.refa.de/shop/details.php?id=207 PRINT ISBN 978-3-446-44786-8 E-PDF ISBN 978-3-446-44787-5 1. Auflage 2011 2. Auflage 2015 Copyright 2015 by REFA Bundesverband e.v., Darmstadt Nachdruck oder fotomechanische Wiedergabe sowie Speicherung und Verarbeitung in digitalisierter Form sind ohne ausdrückliche Genehmigung des Herausgebers untersagt. Bei nicht mit Quellenangabe versehenen Bildern handelt es sich um eigene Darstellungen.
Alternative Bezeichnungen Poka-Yoke, PY-Prinzip, Null-Fehler-Strategie, Schlüssel-Schloss-Prinzip, mistakeproofing Ziel Verhinderung oder Vermeidung (japanisch: yoke) von zufälligen Fehlern (japanisch: poka) Weg Durch(einfache) technische Vorkehrungen oder Zwangssteuerung von einzelnen Prozessschritten werden Fehler vermieden. Lassen sich solche Maßnahmen nicht anwenden, werden durch einen systematischen Umgang mit Fehlermöglichkeiten die Auswirkungen begrenzt. Ergebnisse Vermeidung von Fehlern an Produkten und in Prozessen Verringerung des Aufwandes für Fehlerbeseitigung, Nacharbeit und Ausschuss Vermeidung von Fehlhandlungen gering mittel hoch Einsatzaufwand Schulungsaufwand X X kurzfristig mittelfristig langfristig Dauer der Ergebnisrealisierung X Rahmenbedingungen für den erfolgreichen Einsatz Entscheidende Voraussetzung für eine wirksame Anwendung dieser Methode ist, dass die Beschäftigten sich mit Fehlern jeder Art bei der Arbeit nicht abfinden. Es geht nicht um eine möglichst kostengünstige Behebung von Fehlern, sondern darum, deren Entstehung von vornherein zu vermeiden. www.refa.de Industrial Engineering 77
Einzelschritte der Methode Prinzip: Prozesse, Produkte und Betriebsmittel werden so gestaltet, dass eine falsche Reihenfolge im Prozessablauf oder ein fehlerhaftes Bedienen nicht zu Fehlern bei den Produkten oder zu Gefährdungen von Gesundheit oder Leben führen kann bzw. dass fehlerhaftes Bedienen nicht möglich ist. Vorgehensweise: Schritt 1 Abgrenzung des fehlerintoleranten Prozesses bzw. Prozessabschnittes (z. B. Einsatz von ABC-Analysen) Schritt 2 Schritt 3 Schritt 4 Schritt 5 Analyse der bekannten und weiterer möglicher Fehler und ihrer Ursachen (z. B. FMEA Fehler-Möglichkeits- und Einfluss-Analyse, Fischgräten-Diagramm) unter Bestimmung zufälliger Fehler Entwicklung von Gestaltungsansätzen zur Fehlerverhinderung unter Einsatz von Kreativitätstechniken wie Morphologie und Methode 635 sowie Checklisten und Best-practice-Beispielen nach dem Prinzip Schlüssel Schloss (am besten im interdisziplinären Team): Symmetrie bei Verwechslungsgefahr vermeiden, Formschluss zur exakten Positionierung beim Fügen anstreben (Nuten, Nasen etc.), Materialeigenschaften wie Magnetismus, Dichteunterschiede, elektrische Leitfähigkeit etc. für Positionierhilfen ausnutzen, klare Größen- oder Formunterschiede bei Verwechslungsgefahr im Ist-Zustand definieren (z. B. verwendete Schrauben deutlich stufen, Einfüllstutzen für unterschiedliche Medien geometrisch unterscheidbar gestalten) Fügehilfen vorsehen (z. B. Fasen, Anschläge etc.), Teile im Set bereitstellen, um Gefahr des Vergessens zu mindern, erforderliche Zuordnungen durch Farben unterstützen (z. B. blaue Behälter auf blauen Bereitstellplatz, roter Schlauch für roten Anschluss, o.ä.) elektrische oder mechanische Verriegelungsmechanismen nutzen. Entwicklung und Bewertung von Lösungen aus den gefundenen Gestaltungsansätzen. Einfache Lösungen sind zu bevorzugen. Festlegung von Maßnahmen zur Umsetzung der Lösungen (Aufstellen eines Maßnahmenplanes mit Terminen und Verantwortlichkeiten) 78 Industrial Engineering www.refa.de
Schritt 6 Maßnahmenumsetzung: Beteiligte schulen Wirkung nachweisen und dokumentieren Gestaltungslösung als Poka-Yoke-Beispiel verfügbar machen (z. B. Foto im Intranet) Anwendungsbeispiel 1. Stecker werden asymmetrisch gestaltet, um einen falschen Anschluss zu vermeiden. www.refa.de Industrial Engineering 79
2. Anbringen korrekter Bohrungen Quelle: Hirano 1992 Hilfsmittel Poka-Yoke-Systemmatrix Vorrangig sollte die Fehlerquellenbeseitigung angestrebt werden. Dadurch werden Fehlhandlungen ausgeschlossen. Die Beseitigung von Fehlerquellen ist insbesondere in der Planungsphase von Produkten und Prozessen von Bedeutung. Lassen sich Fehlerquellen nicht gänzlich verhindern, sollte nach der folgenden Matrix mindestens eine Methode in jeder Spalte zum Einsatz kommen. 80 Industrial Engineering www.refa.de
Prüfmethode (Wann und wo wird der Fehler entdeckt?) Fehlerquellenprüfung: Die Ursache, die zu einem Fehler führen kann, wird verhindert. Prüfung mit direktem Feedback: Der Fehler wird erkannt und korrigiert. Prüfung mit indirektem Feedback: Ein entstandener Fehler kann sich nicht in den nächsten Prozessschritt fortpflanzen. Auslösemechanismus (Was ist der Fehler?) Kontaktmethode: Der Fehler kann durch die Abmessungen oder durch Farbe, Gewicht o. Ä. erkannt werden. Konstantwertmethode: Anhand der Anzahl der Arbeitsschritte kann der Fehler erkannt werden. Schrittfolgemethode: An dem Ablauf der Arbeitsschritte kann der Fehler erkannt werden. Reguliermechanismus (Wie wird die Fehlerfolge unterbrochen?) Eingriffsmethode: Bei einem Fehler werden Maschinen und Anlagen abgeschaltet. Warnmethode: Durch optische oder akustischeanzeigen wird auf den Fehler aufmerksam gemacht. Literaturhinweise Hirano, H.: Poka-Yoke 240 Tips für Null-Fehler-Programme. Landsberg/Lech: verlag moderne industrie, 1992 Shingo, S.: Poka-Yoke Prinzip und Technik für eine Null-Fehler-Produktion. St. Gallen: Ges. für Management und Technologie, 1991 Syska, A.: Produktionsmanagement. Wiesbaden: Gabler, 2006 Takeda, H.: Das synchrone Produktionssystem. München: Redline Wirtschaft b. verlag moderne industrie, 2002 www.refa.de Industrial Engineering 81