Der Zuckerfreie Vormittag warum? Unsere Zähne bleiben gesund, solange Remineralisation und Demineralisation im Gleichgewicht sind. Demineralisation durch reifen bakteriellen Zahnbelag: Häufige Zuckerimpulse führen auf Dauer zu einer Karies am Zahn, weil der Zucker die Bildung und Reifung von bakteriellem Zahnbelag (Plaque) auf unseren Zähnen ermöglicht und fördert. Im Zahnbelag produzieren die Bakterien nach 24 48 Stunden Säuren, die dem Zahn Mineralien entziehen (= Demineralisation). Je häufiger Zucker und je mehr Zucker konsumiert wird, desto schneller bildet sich die Plaque und umso kariogener ist sie. Remineralisation durch den Speichel: Der Speichel ist unser wichtigstes körpereigenes Schutzsystem im Mund. Er remineralisiert die Zähne. Im Speichel liegen die Mineralien der Zahnhartsubstanz in gelöster Form vor. Der Speichel gibt dem Zahn die unter vorhandener Plaque entzogenen Mineralien wieder zurück. Dafür braucht der Speichel Zeit und lokal wirksame Fluoride*. Der Speichel braucht 16 Stunden Zeit zur Remineralisation, damit er 8 Stunden Demineralisation ausgleichen kann. Die aus dem Verhältnis von De- zu Remineralisation abgeleitete Gleichgewichtsformel für die Mundgesundheit lautet also: 16 Stunden Remineralisation: 8 Stunden Demineralisation. Die 16 Stunden Remineralisation setzen sich aus zwei Blöcken zusammen. 12 Stunden Remineralisationszeit gewinnt ein Kita-Kind aus der Zeit nach dem Abendessen und der Nachtruhe, wenn die Eltern direkt nach dem Abendessen alle Zähne ihres Kindes rundherum sauber putzen und das Kind danach nichts mehr isst und ausschließlich Wasser/Mineralwasser/ ungesüßten Tee trinkt. Die noch fehlenden 4 Stunden Remineralisationszeit ergänzt der Zuckerfreie Vormittag. * Voraussetzung für die oben beschriebene Gleichgewichtsformel ist die zweimal tägliche lokale Anwendung von Fluoriden (Menge sowie Fluoridgehalt gemäß Info-Blatt 040 Fluoridaufklärung Gruppenprophylaxe (LAGH)). Der Zuckerfreie Vormittag was bedeutet das? Nach dem Zähneputzen am Morgen essen Kinder bis zum Mittag nur Lebensmittel, die kauaktiv, nicht klebrig und ohne freie Zucker sind. Das ist ganz leicht: frisches Obst, rohes Gemüse wie Möhren, Paprika, Tomaten oder Gurken und ein mit Wurst oder Käse belegtes Brot fertig! Kinder sollen ausschließlich Wasser, Mineralwasser und ungesüßten Tee trinken. Auch die pure Milch (ohne Zuckerzusatz/ kein Kakao) passt gut in den Zuckerfreien Vormittag. Eine große Auswahl empfehlenswerter und leckerer Frühstücksideen finden Sie im Faltblatt Mein Kindergartenfrühstück. Die im Faltblatt dargestellten Frühstückskomponenten werden nach den aktuellen DGE-Qualitätsstandards für die Verpflegung in Kindertageseinrichtungen für Kinder auf eine Woche verteilt. Hier ein Beispiel: Montag: Müslitag (Haferflocken, Sonnenblumenkerne, Äpfel, Naturjoghurt) Dienstag: Wursttag (Körnerbrot mit Geflügelwurst und Gurkenscheiben) Mittwoch: Kräutertag (Brötchen mit Frischkäse und Kräutern) Donnerstag: Käsetag (Brot mit Käse und Karottenstiften) Freitag: Überraschungstag (= Restetag) Übrigens: Zum 1. Frühstück zuhause sind süße Bestandteile (z.b: Honig, Marmelade) erlaubt, da direkt nach dem Frühstück der Zucker mit Hilfe der Zahnbürste aus dem Kindermund entfernt wird. Erst danach startet der Zuckerfreie Vormittag. Der Zuckerfreie Vormittag wem nützt er? Der Zuckerfreie Vormittag prägt das Essverhalten der Kinder: Sie dürfen entdecken, probieren, experimentieren und selber machen. Dadurch lernen sie die kauaktiven, naturbelassenen Lebensmittel kennen und lieben, denn der Zuckerfreie Vormittag schmeckt allen Kindern. Gleichzeitig ist der Zuckerfreie Vormittag die Lösung für den stressfreien Genuss von Süßem. Zuckerimpulse sind beim ersten Frühstück zuhause, als Nachtisch beim Mittagessen und am Nachmittag möglich. Wobei maßvoll in Menge und Häufigkeit bedeutet: Lieber zum Beispiel eine Portion Gummibärchen auf einmal genießen, als kleine Portionen über den ganzen Nachmittag verteilt naschen. Dabei gilt für die Menge das Handmaß: Eine Portion für ein Kind entspricht der Menge, die in seine Kinderhand hineinpasst. Nach dem Genuss von Süßem am Nachmittag müssen nicht gleich die Zähne geputzt werden. Wichtig ist, dass die Eltern nach dem Abendessen alle Kinderzähne von allen Seiten sauber putzen, bis die Kinder flüssig schreiben können. Der Zuckerfreie Vormittag im Rahmen der 5 Sterne für gesunde Zähne fördert gute Ernährungs- und Zahnpflegegewohnheiten von klein auf! Detaillierte Informationen finden Sie unter www.lagh.de im Ordner Kindergärten. Infoblatt 053 Arbeitskreis Jugendzahnpflege Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH) 01/2019
Lebensmittel und Getränke für den Zuckerfreien Vormittag Getränke (=Durstlöscher ohne Kalorien und Zucker) Wasser/Mineralwasser ungesüßte Kräuter-, Früchte- und Rotbuschtees (DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder) Brot Vollkorn-, Knäcke-, Mischbrot Körnerbrötchen Sesam- oder Mohnstange Getreidewaffel Vollkorntoastbrot Laugenbrezel Fladenbrot Frisches Obst (je nach Jahreszeit) Äpfel Birnen Mandarinen Pflaumen Weintrauben Nektarinen Aprikosen Melonen Erdbeeren Kiwi Müsli Haferflocken klein geschnittenes Obst Nüsse (z.b. Walnüsse) Kerne (z.b. Sonnenblumenkerne) Samen (z.b. Sesam/Leinsamen) und Milch oder Naturjoghurt Belag/ Aufstrich Butter oder Margarine Käse (z.b. Gouda, Emmentaler, Feta) Frischkäse vegetarischer Aufstrich (z.b. Tomaten- oder Paprikaaufstrich) gekochter Schinken/fettarme Wurst (z.b. Putenbrust) Ei Gemüse (je nach Jahreszeit) Möhren Gurken Kohlrabi rote / gelbe Paprika Tomaten (z.b. Cocktailtomaten) Radieschen Stangensellerie Zucchini roher Blumenkohl Fenchel Oliven Milch/Milchprodukte Milch Naturjoghurt Dickmilch reine Buttermilch Speisequark (natur) Das gehört nicht in den Zuckerfreien Vormittag alle Trockenfrüchte, z.b. Rosinen, Aprikosen, getrocknete Apfel- Bananenchips Bananen alle Nektare, Fruchtsaftgetränke, Saftschorlen, Fruchtsäfte Smoothies, Quetschies Milchmixgetränke Infoblatt 053 Arbeitskreis Jugendzahnpflege Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH) 01/2019