Flash Eurobarometer 345 ZUGÄNGLICHKEIT ZUSAMMENFASSUNG Befragung: März 2012 Veröffentlichung: Dezember 2012 Diese Umfrage wurde von der Europäischen Kommission, Generaldirektion Justiz in Auftrag gegeben und von der Generaldirektion Kommunikation koordiniert. Dieses Dokument gibt nicht die Meinung der Europäischen Kommission wieder. Die darin enthaltenen Interpretationen oder Ansichten sind ausschlieβlich die der Autoren. Flash Eurobarometer 345 - TNS Political & Social
Flash Eurobarometer 345 ZUGÄNGLICHKEIT Durchgeführt von TNS Political & Social im Auftrag der Generaldirektion Justiz Koordiniert von der Generaldirektion Kommunikation
INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG... 3 1. PROFIL VON MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN UND DIE SCHWIERIGKEITEN BEI DER ZUGÄNGLICHKEIT, DENEN DIESE IN IHREM ALLTAG GEGENÜBERSTEHEN.... 6 2. WAHRNEHMUNG EINER VERBESSERTEN ZUGÄNGLICHKEIT VON PRODUKTEN UND DIENSTLEISTUNGEN UND VORTEILE EINER BESEITIGUNG VON BARRIEREN... 9 3. MÖGLICHKEITEN ZUR VERBESSERUNG UND GEWÄHRLEISTUNG DER ZUGÄNGLICHKEIT... 11 2
EINLEITUNG Die Europäische Union ergreift im Interesse ihrer Bürger Maßnahmen zur Verhinderung von Diskriminierung aufgrund der Rasse oder der ethnischen Herkunft, der Religion oder der Weltanschauung, des Alters, der sexuellen Ausrichtung oder einer Behinderung. Amtlichen Statistiken zufolge sind 80 Millionen Menschen in der Europäischen Union (oder jeder sechste Bürger) von einer Behinderung betroffen. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahl vor dem Hintergrund der Prognosen einer Zunahme des Anteils älterer Menschen in den kommenden Jahren steigen wird. Zugänglichkeit ist eines der acht vorrangigen Ziele der Europäischen Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderungen. Als Maßnahme zum Erreichen des Ziels der Zugänglichkeit wurde die Sicherstellung des Zugangs zu Waren und Diensten für Menschen mit Behinderungen und die Förderung des Marktes für assistive Technologien vorgeschlagen. Anfang 2011 hat die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Viviane Reding, die Vorlage eines Vorschlags über einen europäischen Rechtsakt über die Zugänglichkeit zugesichert. In diesem zusammenfassenden Bericht werden die drei folgenden Bereiche behandelt: Das Profil von Menschen mit Behinderungen und deren Schwierigkeiten bei der Zugänglichkeit (Verkehrsmittel/Gebäude/Kommunikationstechnologien/Wahlen/ Webseiten). Die Wahrnehmung einer verbesserten Zugänglichkeit von Produkten und Dienstleistungen und die Vorteile einer Beseitigung von Barrieren. Möglichkeiten zur Verbesserung und Gewährleistung der Zugänglichkeit. Anmerkung zur Methodik der Umfrage Die telefonischen Interviews (Festnetz und Mobiltelefon) wurden zwischen dem 15. und 17. März 2012 unter national repräsentativen Stichproben von EU-Bürgern (im Alter von 15 Jahren oder älter) durchgeführt, die in den 27 Mitgliedstaaten leben. Die Sollstichprobengröße lag in fast allen Ländern bei 1.000 Interviews. Insgesamt wurden 25.516 Interviews durchgeführt. Die statistischen Ergebnisse wurden gewichtet, um bekannte demografische Abweichungen zu korrigieren. Nähere Informationen zur Methodik der Umfrage sind im Anhang zu diesem zusammenfassenden Bericht aufgeführt. 3
Die Länder sind in diesem zusammenfassenden Bericht mit ihren amtlichen Abkürzungen wiedergegeben. Die im Bericht verwendeten Abkürzungen lauten wie folgt: ABKÜRZUNGEN EU27 EU15 NMS12 Europäische Union 27 Mitgliedstaaten BE, IT, FR, DE, LU, NL, DK, UK, IE, PT, ES, EL, AT, SE, FI* BG, CZ, EE, CY, LT, LV, MT, HU, PL, RO, SL, SK** BE BG CZ DK DE EE EL ES FR IE IT CY LT LV LU HU MT NL AT PL PT RO SI SK FI SE UK Belgien Bulgarien Tschechische Republik Dänemark Deutschland Estland Griechenland Spanien Frankreich Irland Italien Republik Zypern Litauen Lettland Luxemburg Ungarn Malta Niederlande Österreich Polen Portugal Rumänien Slowenien Slowakei Finnland Schweden Vereinigtes Königreich * EU15 bezieht sich auf die 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union vor den Erweiterungen in den Jahren 2004 und 2007: Belgien, Dänemark, Deutschland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal, Finnland, Schweden und das Vereinigte Königreich. ** Bei den NMS12 handelt es sich um die zwölf neuen Mitgliedstaaten, die im Rahmen der Erweiterungen in den Jahren 2004 und 2007 ihren Beitritt zur Europäischen Union erklärten. Dies sind Bulgarien, die Tschechische Republik, Estland, die Republik Zypern, Litauen, Lettland, Ungarn, Malta, Polen, Rumänien, Slowenien und die Slowakei. 4
************** Die Eurobarometer-Webseite finden Sie unter folgender Adresse: http://ec.europa.eu/public_opinion Wir möchten an dieser Stelle allen Befragten in ganz Europa danken, die sich die Zeit genommen haben, an dieser Umfrage teilzunehmen. Ohne ihre aktive Mitarbeit wäre diese Studie nicht möglich gewesen. 5
1. PROFIL VON MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN UND DIE SCHWIERIGKEITEN BEI DER ZUGÄNGLICHKEIT, DENEN DIESE IN IHREM ALLTAG GEGENÜBERSTEHEN Fast drei von zehn Europäern (29%) geben an, dass sie oder jemand in ihrem Haushalt eine Langzeiterkrankung oder ein gesundheitliches Problem hat, das seit mindestens sechs Monaten andauert oder aller Wahrscheinlichkeit nach mindestens sechs Monate andauern wird. In fünf Ländern liegt der Anteil an Befragten, die angeben, dass sie selbst oder jemand in ihrem Haushalt eine Langzeiterkrankung oder ein gesundheitliches Problem hat, über dem Durchschnitt: Polen (44%), Estland (42%), Ungarn (41%), Finnland (39%) und Malta (38%). Im Gegensatz dazu geben in Belgien (20%), Italien (19%) und Luxemburg 6
(18%) nur ein Fünftel oder weniger der Befragten an, dass jemand in ihrem Haushalt eine derart lang anhaltende Erkrankung hat. Insgesamt geben 29% der Befragten an, dass sie oder ein Mitglied ihres Haushalts in den letzten sechs Monaten aufgrund eines gesundheitlichen Problems in einem gewissen Maß eingeschränkt war. Jeder Achte (12%) beschreibt die Einschränkung als stark, und 17% geben an, aufgrund eines gesundheitlichen Problems eingeschränkt gewesen zu sein, aber nicht stark. In sechs Ländern gibt mehr als ein Drittel der Befragten an, dass sie oder jemand in ihrem Haushalt in den letzten sechs Monaten aufgrund eines gesundheitlichen Problems eingeschränkt war: in Deutschland (39%), Lettland (39%), Estland (35%), den Niederlanden (35%), Österreich (35%) und im Vereinigten Königreich (35%). Allerdings sind Deutschland und Estland die einzigen Länder, in denen der Anteil an Befragten, die 7
ihre Einschränkung als stark bezeichnen, deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt (17% bzw. 18% gegenüber einem EU-Durchschnitt von 12%). Fragen der Mobilität bereiten den Europäern, die nach eigenen Angaben selbst eine Langzeiterkrankung oder ein gesundheitliches Problem haben bzw. jemanden in ihrem Haushalt haben, der ein solches Problem hat, die größten Schwierigkeiten. Nahezu zwei von fünf Befragten (38%) die angeben, dass sie selbst oder jemand in ihrem Haushalt eine Langzeiterkrankung oder ein gesundheitliches Problem hat, sind schon einmal auf Schwierigkeiten bei der Benutzung eines Bürgersteigs oder der Überquerung einer Straße an einer Ampel gestoßen. Ein ebenso großer Anteil (38%) hat nach eigenen Angaben schon einmal Schwierigkeiten beim Betreten eines Gebäudes oder eines öffentlichen Raumes gehabt, während mehr als ein Dittel (36%) schon einmal Schwierigkeiten bei einer Fahrt mit einem Taxi, Bus, Zug oder bei einem Flug gehabt hat. BASIS = Befragte, die angeben, dass sie oder jemand in ihrem Haushalt eine Langzeiterkrankung oder ein gesundheitliches Problem hat (n=7403) Rund ein Viertel derjenigen, die angeben, dass sie oder jemand in ihrem Haushalt eine Langzeiterkrankung oder ein gesundheitliches Problem hat, hatten schon einmal Schwierigkeiten bei der Benutzung eines Computers oder Telefons (26%) oder beim Kauf eines Produktes oder einer Dienstleistung (auch online), die sie benötigt haben (24%). Weniger als ein Fünftel der Befragten (18%), die nach eigenen Angaben selbst eine Langzeiterkrankung oder ein gesundheitliches Problem haben oder jemanden in ihrem Haushalt haben, auf den dies zutrifft, hatten schon einmal Schwierigkeiten bei der Teilnahme an einer Wahl. 8
Unter denjenigen, die in ihrem Haushalt jemanden mit einer Langzeiterkrankung oder einem gesundheitlichen Problem haben oder selbst darunter leiden, hatte etwas weniger als ein Fünftel (19%) schon einmal Schwierigkeiten bei der Nutzung von Webseiten von Behörden. Etwas niedriger (17%) ist der Anteil derjenigen, die schon einmal Schwierigkeiten bei der Nutzung gewerblicher Webseiten hatten. 2. WAHRNEHMUNG EINER VERBESSERTEN ZUGÄNGLICHKEIT VON PRODUKTEN UND DIENSTLEISTUNGEN UND VORTEILE EINER BESEITIGUNG VON BARRIEREN Nahezu allen Befragten (97%) stimmen zu, dass Menschen mit Behinderungen ebenso wie Menschen ohne Behinderungen in der Lage sein sollten, voll am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben (d.h., dass sie in der Lage sein sollten, eine Schule zu besuchen, einer Arbeit nachzugehen, Zugang zu Geschäften und Supermärkten zu haben, in den Urlaub zu fahren etc.). Acht von zehn Befragten (80%) stimmen der Aussage voll und ganz zu. Insgesamt stimmen mehr als neun von zehn Befragten (93%) zu, dass diese Dinge für Menschen mit Behinderungen durch Zugänglichkeitsbarrieren erschwert werden. Zwei Drittel (66%) stimmen voll und ganz zu und 27% stimmen dem eher zu. 7 von 10 Europäern sind der Meinung, dass eine bessere Zugänglichkeit von Produkten und Dienstleistungen das Leben von Menschen mit Behinderungen, von Senioren und anderen Personen mit Problemen bei der Zugänglichkeit sehr stark verbessern würde (72% sagen dies in Bezug auf Menschen mit Behinderungen und Senioren und 69% in Bezug auf Menschen mit Behinderungen, Senioren und andere, wie z.b. schwangere Frauen und Reisende mit Gepäck). 9
47% der Europäer sind der Ansicht, dass eine bessere Zugänglichkeit von Produkten und Dienstleistungen die Chancen für die Industrie, Produkte an Menschen mit Behinderungen und an Senioren zu verkaufen, sehr stark verbessern würde. Zwei Drittel (66%) der Befragten geben an, dass sie mehr Produkte kaufen oder für Produkte mehr bezahlen würden, wenn diese besser zugänglich und so gestaltet wären, dass sie den Bedürfnissen aller entsprechen, mit explizitem Bezug auf die Inklusion von Menschen mit Behinderungen und Senioren. 10
3. MÖGLICHKEITEN ZUR VERBESSERUNG UND GEWÄHRLEISTUNG DER ZUGÄNGLICHKEIT 86% der Europäer stimmen zu, dass europaweit ähnliche Lösungen zur Barrierefreiheit es ihnen ermöglichen würden, in ein anderes EU-Land zu reisen, um dort zu studieren und zu arbeiten. Die höchste diesbezügliche Zustimmungsrate ist auf Malta (96%) zu verzeichnen, gefolgt von Italien (94%), Irland (93%), Litauen (92%) und Griechenland (92%). 96% der Europäer stimmen zu, dass Behörden bei der Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen verpflichtet sein sollten zu gewährleisten, dass diese auch für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind. 11
94% der Europäer stimmen der Aussage zu, dass mehr Geld für die Beseitigung baulicher Hindernisse ausgegeben werden sollte, die das Leben von Menschen mit Behinderungen und von Senioren erschweren. 93% der Europäer stimmen zu, dass Hersteller und Dienstleister verpflichtet sein sollten, die Zugänglichkeit der von ihnen verkauften Produkte und Dienstleistungen zu gewährleisten. 85% der Europäer stimmen zu, dass es die Möglichkeit geben sollte, sich zu beschweren und vor Gericht Sanktionen gegen Hersteller und Dienstleister anzustreben, die sich nicht an verbindliche Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit halten. In der gesamten Europäischen Union stimmen 48% der Befragten der Aussage zu, dass die bestehenden Bestimmungen zur Barrierefreiheit ausreichend sind, um ihnen einen guten Zugang zu Produkten und Dienstleistungen zu gewährleisten (14% stimmen voll und ganz zu und 34% stimmen eher zu), während 47% der Befragten der Aussage nicht zustimmen (15% stimmen überhaupt nicht zu und 32% stimmen eher nicht zu). Zwischen dem Land mit der diesbezüglich höchsten Zustimmungsrate und dem Land mit der niedrigsten Zustimmungsrate ist eine Differenz von 46 Prozentpunkten zu verzeichnen (kumuliertes Ergebnis aus stimme voll und ganz zu und stimme eher zu ). Im Vereinigten Königreich stimmen sieben von zehn (70%) Befragten zu, dass die bestehenden Bestimmungen adäquat sind, während in Griechenland dem Land mit der niedrigsten Zustimmungsrate der Aussage nur von knapp einem Viertel (24%) der Befragten zugestimmt wird. Weitere Länder, in denen der Aussage insgesamt häufig zugestimmt wird, sind Schweden (66%), Luxemburg (61%), die Niederlande (59%) und Finnland (58%). 12
78% der Europäer sind der Meinung, dass es für Unternehmen einfacher wäre, in einem anderen EU-Land geschäftlich tätig zu sein, wenn es in der EU gemeinsame Bestimmungen zur Barrierefreiheit geben würde. Die Differenz zwischen dem Land mit dem höchsten Anteil positiver Antworten und dem mit dem niedrigsten Anteil positiver Antworten beträgt 27 Prozentpunkte. Irland ist mit 90% das Land mit dem höchsten Anteil an Befragten, die dem zustimmen. Mit 63% am niedrigsten ist die Zustimmung hingegen in der Tschechischen Republik und Estland. 13
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