INIS Statuskonferenz, 20.-21.01. 2015, Hamburg. NoNitriNox



Ähnliche Dokumente
Verbesserung der Energieeffizienz auf mittelhessischen Kläranlagen - erste Ergebnisse

mit Life-Cycle-Costs-Berechnung

4.5.1 Anlass zur Erstellung des Energieausweises. Ausstellung und Verwendung von Energieausweisen

Reichen die heutigen Technologien für eine nachhaltige Abwasserreinigung aus?

Markttest zur Reisequalität in der S-Bahn.

Einsparung von Energiekosten in Kläranlagen durch Optimierung des Belüftungssystems Christoph Sahlmann

Spezielle Lebenslösung für die Grafts zum Aufbewahren - Songul Alci

Energieberater - Was sind die Aufgaben eines Energieberaters?

Erfahrungen der Wohnungswirtschaft mit Mieterstrom

Der Energieausweis Chance oder Schikane? - Der Energieausweis für Wohngebäude -

Naturgewalten & Risikoempfinden

Jetzt dabei sein: Check-in Energieeffizienz.

Vorgaben der DIN ISO Statistische Verfahren für Eignungsprüfungen durch Ringversuche

BHKW-Förderung im Land Bremen

Mit BAFA-Förderung und KSB- Produkten bares Geld sparen!

Leseprobe. Thomas Konert, Achim Schmidt. Design for Six Sigma umsetzen ISBN: Weitere Informationen oder Bestellungen unter

Konzentration auf das. Wesentliche.

Das dena-güte siegel Effizienzhaus. Energieeffiziente Wohnhäuser auf den ersten Blick erkennen.

OUTSOURCING ADVISOR. Analyse von SW-Anwendungen und IT-Dienstleistungen auf ihre Global Sourcing Eignung. Bewertung von Dienstleistern und Standorten

Hautkrebsscreening. 49 Prozent meinen, Hautkrebs sei kein Thema, das sie besorgt. Thema Hautkrebs. Ist Hautkrebs für Sie ein Thema, das Sie besorgt?

Das EEG aus Sicht der Wasserkraftbetreiber. - ein Diskussionsbeitrag -

Sichere Anleitung Zertifikate / Schlüssel für Kunden der Sparkasse Germersheim-Kandel. Sichere . der

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Schnelle Auswahl Ihres Zentralgerätes und einfacher Life-Cycle-Costs - Vergleich

Energieaudits. VerbesserungÊ derê EnergieeffizienzÊ

Situa?onsbeschreibung aus Sicht einer Gemeinde

protect 2016 Workshop C Wesentliche Veränderung von Maschinen Menschen verändern Maschinen Magdeburg

Die künftige Ingenieurausbildung in der EU - Brennpunkt Ostsee-Raum oder The Network of Excellence in Mechatronics in the Baltic Sea Region

Nachhaltige Beschaffung führt zu Wettbewerbsvorteilen

FAMILIENSTAND ALLEINERZIEHENDE MÜTTER

Energieberatung/Energieausweise nach DIN Bestandsaufnahme und Planverwaltung. Technisches Gebäudemanagement

Schuldenbarometer 1. Q. 2009

Vorstellung des BMBF-Projektes FluSs aus Sicht eines Endanwenders. Düsseldorf Maritim-Hotel, 09. Juli 2013 Mark Zwirner

Telefon. Fax. Internet.

Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln Erfahrungen aus den Ländern

Trainingsplan 16-wöchiger Trainingsplan für einen Triathlon (Volkstriathlon), Einsteiger

München, Themenvorschläge für Abschlussarbeiten Zur Abstimmung mit Prof. Brecht

Wie ist das Wissen von Jugendlichen über Verhütungsmethoden?

FRAGEBOGEN ANWENDUNG DES ECOPROWINE SELBSTBEWERTUNG-TOOLS

Neues aus dem Grundwasserüberwachungsprogramm

UNTERNEHMENSLEITBILD DER WERNSING FOOD FAMILY LEITBILD UND LEITIDEE

Vorsorge in der Schweiz Die Sicht der Lebensversicherer. Andreas Zingg Vorsitzender der Kommission für Soziale Fragen des SVV

P H I U S. Strategieentwicklung in Wissenschaft und Forschung

4 Ideen zur Verbesserung des -Marketings!

ABWASSERBEHANDLUNG IN ÖSTERREICH. Ernst Überreiter

Schlammfaulung als Baustein einer ressourceneffizienten Klärschlammverwertung

1 Einleitung. 1.1 Motivation und Zielsetzung der Untersuchung

Gezielt über Folien hinweg springen

Gesundheitsförderliche Mitarbeitergespräche (smag) Quelle: GeFüGe-Projekt, bearbeitet durch Karsten Lessing, TBS NRW

Energetische Leuchttürme in der Region Bonn/Rhein-Sieg Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg

Auftrag zum Fondswechsel

DIE SICHERE ENTSCHEIDUNG!

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

Energieaudit. Energieaudit.

Empfehlungen für die Beschaffung von Chemikalien zur Ermittlung der chemischen Gewässergüte

Kreislauf Betriebsberatung Gesundheits-Coaching + Gesundheitsfördernde Führung

FINPLASS, der Financial Planning Assistant

Schließsysteme mit Sorglos-Service, einfach, intelligent. Die Evolution der Schließsysteme

Zufriedenheit unserer Kunden


Energiebericht für Mitarbeiter und Studenten

Modalitäten der LSF-Belegung für die Lehrveranstaltungen

Prozessmanagement Modeerscheinung oder Notwendigkeit

Management Summary. Was macht Führung zukunftsfähig? Stuttgart, den 21. April 2016

Teaser-Bilder erstellen mit GIMP. Bildbearbeitung mit GIMP 1

Optimierung und Fertigung eines Bogenmittelteils aus einer Magnesiumlegierung

Bernadette Büsgen HR-Consulting

einfach klar sicher intelligent Die besten Telematiklösungen... übersichtlich wirtschaftlich effizient

Grundlagen des Software Engineering

Umfrage. Didaktischer Kommentar. Lernplattform

ZART KEIMT DIE HOFFNUNG FÜR 2005

SST: - In Kraft - Ab 2011 verbindlich - Modellabhängig

Information zum Projekt. Mitwirkung von Menschen mit Demenz in ihrem Stadtteil oder Quartier

Stadtwerke Idar-Oberstein. Erfahrungsbericht über Energieoptimierungen auf den städtischen Kläranlagen

Vorlesungen: Abschaffen oder besser verpacken?

Informationssystemanalyse Problemstellung 2 1. Trotz aller Methoden, Techniken usw. zeigen Untersuchungen sehr negative Ergebnisse:

Geyer & Weinig: Service Level Management in neuer Qualität.

Auswertungsbogen Versorgungskapazitäten & Public Health

Managementsysteme und Arbeitssicherheit

Stiftung Zewo Schweizerische Zertifizierungsstelle für gemeinnützige, Spenden sammelnde Organisationen

Entwicklung der Abiturdurchschnittsnoten an den öffentlichen und privaten Gymnasien in Baden-Württemberg seit Allgemeinbildende Gymnasien

STUDIE. Energieanalyse und Energieoptimierung -Sitzungsvorlage

Durch die virtuelle Optimierung von Werkzeugen am Computer lässt sich die reale Produktivität von Servopressen erhöhen

Multimedia und Datenkommunikation

RUNDE TISCHE /World Cafe. Themen

Intelligente Energiekonzepte

Lehrer: Einschreibemethoden

Datentransparenz- Energieflüsse transparent. Hans-Jürgen Gerhardy, Leiter Nachhaltigkeitsdesign, Deutsche Telekom Faktor-Mensch Wuppertal,

Mit denken - nicht ausgrenzen Kinder und Jugendliche mit Behinderung und ihre Familien

IGÖB-Anforderungen an Reinigungsmittel

Fachgebiet Massivbau, Univ.-Prof. Dr.-Ing. C.-A. Graubner

Der Fachkräftemangel ist kein Mythos. Konjunkturell und strukturell ist (und bleibt) er ein Problem.

Benötigen wir einen Certified Maintainer?

Hands on Green IT - Fujitsu Presseworkshop - Fujitsu Technology Solutions GmbH, Augsburg

kaminöfen mit dem skandinavischen umweltsiegel nordischer schwan

Schindler PORT-Technologie Evolution der Zielrufsteuerung. Revolution des persönlichen Komforts.

Test zur Bereitschaft für die Cloud

7. Bewässerung: Mehrmals pro Woche

Aber zuerst: Was versteht man unter Stromverbrauch im Standby-Modus (Leerlaufverlust)?

Bioenergie in Deutschland

Transkript:

INIS Statuskonferenz, 20.-21.01. 2015, Hamburg NoNitriNox Planung und Betrieb von ressourcen- und energieeffizienten Kläranlagen mit gezielter Vermeidung umweltgefährdender Emissionen Jens Alex, Angela Boley, Tobias Morck, Barbara Cybulski, Hannes Miehle,... 1

Problemlage Der Betrieb von Kläranlagen zur weitergehenden Abwasserreinigung ist mit erheblichen Kosten und Ressourcenverbrauch verbunden. Energiebedarf (Stromverbrauch) In Zukunft eher verschärft, da die Anforderungen an Kläranlagen weiter zunehmen werden verschärfte Einleitbedingungen zum Schutz der Gewässer im Hinblick auf Ammonium, Phosphat und Gesamtstickstoff sowie die Entfernung von Spurenstoffen. 2

Problemlage Anstrengungen, um den Energiebedarf von Kläranlagen zu minimieren: Flexible Verfahrensgestaltung und Betriebsführung zur Maximierung der Stickstoffelimination (Denitrifikation) Angepasste Regelungskonzepte mit dem Ziel der Minimierung von Belüftungsenergie O 2 -Sollwertabsenkungen optimierte O 2 -Profile ammoniumgeführte Belüftung Nitrat- oder Redoxgeführte intermittierende Belüftung 3

Problemlage All diese Maßnahmen haben ein signifikantes Potenzial zur Verbesserung der Energieeffizienz von Kläranlagen. Es werden jedoch auch Risiken und Nachteile sichtbar: potenziellen Maximierung von NH 4+ -Emissionen, z. B. infolge verminderten Sauerstoffeintrags durch geringere Belüftung, Verschlechterung der Schlammstabilisierung (bei simultaner aerober Stabilisierung) infolge verminderten Sauerstoffeintrags, potenziellen Verschlechterung des Absetzverhaltens des belebten Schlammes und der Entwässerbarkeit des Schlamms Gefahr von erhöhten Emissionen unerwünschter Stoffe 4

Problemlage Gefahr von erhöhten Emissionen Nitritemission (in das Gewässer) durch starke Absenkung der O 2 -Konzentrationen, gezielte oder unbeabsichtigte unvollständige Nitrifikation niedriges, aerobes Schlammalter Lachgasemission (in die Luft) durch Zwischenprodukte wie Nitrit Lachgasemissionen spielen bei einem klassischen Kläranlagenbetrieb normalerweise keine große Rolle (Untersuchungen 90er) aber Maßnahmen zur Energieoptimierung kann zu erhöhten Emissionen führen, Verschlechterung der Umweltbilanz der Kläranlage 5

Vorgehen Gefahr von erhöhten Emissionen bestimmter Stoffen Lösung: energetische Optimierung von Kläranlagen JA, aber Berücksichtigung erhöhter Emissionsrisiken ganzheitliche Betrachtung unter Beachtung von Gasemissionen bzw. von Nebenprodukten der Stickstoffelimination 6

Im Vorhaben sollen zwei wesentliche Ziele erreicht werden: Planungswerkzeuges zur Auslegung und Optimierung von Kläranlagen Einhaltung typischer Anforderungen (Stickstoff-, Phosphor- und Kohlenstoffelimination), Abschätzung des Energieverbrauchs und der Energieerzeugung auch Explizit eine Quantifizierung und Bewertung der Nitrit-, Lachgas- und Methanemissionen berücksichtigt (CO 2 -Emission). Entwicklung von intelligenten Regelungskonzepten, Einhaltung der Ablaufanforderungen und Erreichung einer Energieverbrauchsminimierung auch Reduzierung Risiko von Nitrit-, Lachgas- und Methanemissionen 7

Projektpartner ifak ifak e.v. Magdeburg (Forschungsinstitut) ISWA Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart (Forschungsinstitut) WI ESP Weber-Ingenieure GmbH (Ingenieurbüro) Stadtentwässerung Pforzheim (Kommunaler Betreiber) AVSW Abwasserverband Steinlach-Wiesaz (Kommunaler Betreiber) 8

CSB in mg/l NO 3 - -N in mg/l N 2 O in µmol/l NO 2 - -N- in mg/l NoNitriNox Laborversuche Nitrit und Lachgasbildung Batchversuche Aerob / Anoxisch 3 2 1 0-1 -2 Zugabe NH 4 + -3 0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 Zeit in h 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 NO2-N (0.5) NO2-N (1.0) NO2-N (2.0) N2O (l.) (0.5) N2O (l.) (1.0) N2O (l.) (2.0) 25 20 15 10 5 0-5 -10-15 -20-25 Zugabe CSB+NO 3 - Glucose Endogen Na-Acetat Ethanol 0 1 2 3 4 Zeit in h 400 350 300 250 200 150 100 50 9

Halbtechnische, Großtechnische Versuche Nitrit und Lachgasbildung Pilotanlage ISWA Messhauben in Dusslingen 10

Laborversuche auf der Kläranlage Pforzheim Analyse Kohlenstoffquellen zur Denitrifikation CSB, Abbaubarkeit, Nitritbildung 11

Modellbildung Die Entwicklung des Modells basiert auf dem erweiterten ASM3_2step (Kaelin et al. 2009, Wunderlin 2013). Parameter Nitrifikation angepasst an ASMN Systematische Erweiterung auf 3-stufige Denitrifikation Grobabgleich ASM3 und HSG Modellierung der Batchversuche des ISWA, Uni Stuttgart 12

Modellbildung: ASM3extended 13

Modellbildung 2-stufige Nitrifikation: Abstimmung der temperaturabhängigen Wachstumsgeschwindigkeiten der beteiligten Organismen bei der Nitrifikation (Basis ASMN) 14

Modellbildung Abgleich mit ASM3 (HSG): Das erweiterte Modell muss konsistent zu etablierten Modellen sein! 15

Modellbildung Abgleich mit ASM3 (HSG): Das erweiterte Modell muss konsistent zu etablierten Modellen sein! Schlammproduktion Nitrifikation Denitrifikation 16

Modellbildung: Simulation Batchversuche zur Auswertung der Labor-Versuche 17

Großtechnische Anlagen Pforzheim und Dusslingen Modelle mit dem Belebtschlammmodellen ASM3, ASM3extended Betriebsdaten aufbereitet, Versuche vorbereitet, Messungen installiert (März/April) 18

Großtechnische Anlagen Pforzheim und Dusslingen Versuche vorbereitet, Messungen installiert (März/April) 19

Großtechnische Anlagen Pforzheim und Dusslingen Konzepte zur Energieeinsparung: Ammoniumregelung Belüftungsregelung: Luftverteilregelung als Alternative zur Gleitdruckregelung (MOV) 20

Ausblick Großtechnische Versuche / Messungen Modellvalidierung (Labor/Pilot/Großtechnisch) Integration in Planungswerkzeug (Simulationsumgebung) Test unterschiedlicher Regelungskonzepte 21