Gesundheitsamt Gesundheitsleitbild des Landkreises Böblingen Gesundheitsförderung Prävention Versorgung vernetzen koordinieren initiieren Gesundheitsdialog Kommunikation
Impressum: März 2017 Herausgeber: Landkreis Böblingen, Gesundheitsamt Geschäftsstelle der Gesundheitskonferenz
Inhaltsverzeichnis 1 Präambel... 2 2 Einleitung... 2 3 Ziele des Gesundheitsleitbilds... 3 4 Leitsätze Gesundheit, Pflege und Gesundheitsförderung... 3 4.1 Gesundheit für alle... 3 4.2 Schaffung gesundheitsförderlicher Lebenswelten... 3 4.3 Empowerment... 3 4.4 Partizipation... 4 4.5 Regionale Vernetzung... 4 4.6 Sozialer Zusammenhalt... 3 4.7 Medizinische Versorgung... 4 4.8 Pflege... 4 4.9 Apotheken und Gesundheitsfachberufe... 5 5 Umsetzung... 5
1 Präambel Die World Health Organisation (WHO) definiert Gesundheit als einen Zustand des völligen körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur [als] Freisein von Krankheit und Gebrechen" 1. Dieses Zitat bildet mit seinem Ansatz für die Gesundheitsförderung die Grundlage für die 1986 formulierte Ottawa-Charta. Gesundheit ist als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens zu verstehen und nicht als vorrangiges Lebensziel. Gesundheit entsteht dort, wo Menschen spielen, lernen, arbeiten und zusammenleben. Deshalb ist es wichtig, die Lebenswelten dementsprechend zu gestalten. Gesundheitsförderung zielt darauf ab, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Dies gilt in besonderem Maße für benachteiligte Bevölkerungsgruppen. 2 Einleitung Das Gesundheitswesen steht - u.a. durch den demografischen Wandel, die Zunahme chronischer Erkrankungen, psychischer Belastungen und die Begrenztheit der finanziellen Möglichkeiten vor großen Herausforderungen. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung ist es wichtig, in allen Lebensphasen in Gesundheit zu investieren. Es geht darum, der Gesellschaft möglichst viele beschwerdefreie und selbstbestimmte Lebensjahre zu ermöglichen. Dabei reicht ein Gesundheitswesen, das allein auf ein hohes Niveau in der individuellen Behandlung von Erkrankungen ausgerichtet ist, nicht aus. Gesundheitsförderliche Lebenswelten und Änderungen des Lebensstils tragen in hohem Maße zur Gesundheit der Bevölkerung bei. Ein Gesundheitsleitbild setzt jedoch einige Rahmenbedingungen voraus: Alle Menschen im Kreis Böblingen sollen unabhängig von sozialem Status, Alter, Herkunft oder Geschlecht Zugang zu allen Gesundheitsleistungen erhalten. Dies schließt auch Menschen mit Behinderung ein, die ebenfalls einen barrierefreien Zugang zu allen Gesundheitsleistungen haben sollten. Partizipation und Bürgerbeteiligung sind wichtige Bestandteile bei der Erarbeitung neuer gesundheitsförderlicher Programme und Maßnahmen. Die Priorität zukünftiger gesundheitspolitischer Maßnahmen muss neben der Weiterentwicklung der medizinischen Versorgungsstrukturen und der Sicherstellung einer flächendeckenden, qualitativ hochwertigen Leistungserbringung auch auf der Erhaltung der Gesundheit aller Bürgerinnen und Bürger liegen. Gesundheitsförderung und Prävention müssen deshalb gleichberechtigt neben Kuration, Rehabilitation und Pflege stehen und als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen werden. 1 http://www.who.int/governance/eb/who_constitution_en.pdf 2
Die Interessen von Patienten und Betroffenen werden gehört und soweit möglich berücksichtigt. Die Eigenverantwortlichkeit und Befähigung jedes Einzelnen, seine Gesundheit zu erhalten und im Krankheitsfall eine seinen Bedürfnissen entsprechende Behandlung zu erhalten, werden gestärkt. 3 Ziele des Gesundheitsleitbilds Ziel des Leitbilds ist es, eine Orientierung für die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens in Böblingen zu bieten. Folgende Teilziele lassen sich erkennen: 1. Der Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention soll gestärkt werden und zukünftig gleichberechtigt neben der medizinischen Versorgung und Pflege stehen. 2. Die Bürger- und Patientenorientierung soll als wichtiges Qualitätsmerkmal eine große Rolle spielen. Zielgruppen- und bedarfsorientierte, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Angebote versprechen den bestmöglichen gesundheitlichen Nutzen für jeden einzelnen Patienten und für die Bevölkerung insgesamt. 3. Durch Vernetzung sollen sektorenübergreifende Strukturen entstehen. Sie können die Versorgung insbesondere chronisch kranker Menschen verbessern und tragen dazu bei, Übergänge besser zu gestalten. 4. Regionale Analysen und Diskussionsprozesse sollen zukünftig Grundlage für die Gestaltung der Versorgungsstrukturen und der Lebenswelten vor Ort sein. Die Bürgerinnen und Bürger sollen beteiligt werden. 4 Leitsätze Gesundheit, Pflege und Gesundheitsförderung 4.1 Gesundheit für alle Der Landkreis Böblingen zielt auf die Sicherstellung von Gesundheitsressourcen und vor allem den gleichberechtigten Zugang für alle Bürgerinnen und Bürger ab. Gesundheit ist der Grundbaustein für Lebensqualität und umfasst physische, psychische und soziale Faktoren des Lebensumfelds. 4.2 Schaffung gesundheitsförderlicher Lebenswelten Lebens-, Arbeits- und Freizeitbedingungen im Landkreis Böblingen haben entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger. Vor allem sind es ungleiche Lebensbedingungen, die positiven oder negativen Einfluss auf ihre Gesundheit ausüben. Daher sind gesundheitsförderliche Strukturen in den Lebenswelten zu schaffen. 4.3 Empowerment Der Landkreis Böblingen soll die gesundheitliche Bildung der Kinder und Jugendlichen in allen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen stärken. Alle Bürgerinnen und Bürger sollen durch geeignete Bildungsmaßnahmen und Informations- und 3
Beratungsmöglichkeiten zur Wahrnehmung von Verantwortung für ihre Gesundheit befähigt werden. 4.4 Partizipation Der Landkreis Böblingen fördert bürgerliches Interesse bei der Gestaltung gesundheitsförderlicher Vorhaben. Bürgerinnen und Bürger des Landkreises sollen bei der Erarbeitung gesundheitsförderlicher Projekte und Maßnahmen beteiligt werden. 4.5 Regionale Vernetzung Gesundheitsförderung erfordert die Zusammenarbeit von gesundheitsrelevanten Akteurinnen und Akteuren aus dem Landkreis Böblingen. Gesundheit wird stark von Faktoren beeinflusst, die nicht unbedingt innerhalb des Gesundheitssektors liegen, wie beispielsweise von Bildung, Lebensmitten und Trinkwasser sowie von Sicherheit und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Die kommunale Gesundheitspolitik versteht beispielsweise umweltpolitische Maßnahmen als einen festen Bestandteil der Gesundheitsförderung. Mit dem Ziel, gesundheitsschädigende Einwirkungen durch die Umweltbelastung zu verringern, arbeiten Akteurinnen und Akteure des Gesundheitsund Umweltsektors eng zusammen. 4.6 Sozialer Zusammenhalt Der Landkreis Böblingen unterstützt und fördert die Entwicklung des sozialen Zusammenlebens. Er steht für eine gerechte Verteilung von Ressourcen, für das Vermeiden von sozialer Benachteiligung und für die Förderung von Solidarität und gegenseitigem Respekt. Die Gemeinschaft der Generationen soll einen weiteren Grundpfeiler des sozialen Zusammenhalts des Landkreises darstellen. 4.7 Medizinische Versorgung Die medizinische Versorgung ist im Landkreis Böblingen von bestmöglicher Qualität. Wann immer möglich, verfügen die Bürgerinnen und Bürger über die Fähigkeit, unser Gesundheitswesen verantwortungsvoll und bewusst in Anspruch zu nehmen (Informationssysteme und Selbsthilfe stärken). Ambulante und stationäre medizinische Versorgungsstrukturen stehen bedarfsgerecht in angemessener Entfernung zur Verfügung. 4.8 Pflege Das pflegerische Versorgungssystem entwickelt sich im Landkreis Böblingen patientenorientiert, vernetzt und partizipativ weiter. Eine selbstbestimmte Lebensführung bleibt den Bürgerinnen und Bürger so lange wie möglich erhalten. Qualitativ hochwertige und innovative Pflege- und Wohnkonzepte werden neben stationären Angeboten regional und sozialraumorientiert angeboten. Pflegerische und betreuende Arbeit erfährt eine hohe Wertschätzung 4
4.9 Apotheken und Gesundheitsfachberufe Neben den Apotheken sollen alle Bereiche, die sich im weitesten Sinne mit der Behandlung von Krankheiten und Behinderungen auseinandersetzen, in ausreichender Zahl für die Grundversorgung der Bevölkerung im Landkreis Böblingen vorhanden sein. 5 Umsetzung Die Kommunale Gesundheitskonferenz des Landkreises Böblingen trägt dazu bei, im Sinne der Leitsätze kommunale Ziele für die Gesundheitsförderung, Prävention, medizinische Versorgung sowie Pflege festzulegen und eine regional bedarfsgerechte Verteilung und Gestaltung der Versorgungsstrukturen zu unterstützen. Die eingesetzten Arbeitsgruppen haben den Auftrag die Vernetzung zu fördern und Themen schwerpunktmäßig aufzugreifen. Aufgaben, Bereiche: - Öffentlichkeitsarbeit, Informationen - bestehende, etablierte Projekte fördern - Vernetzung von allen Akteuren und Präventionsprogrammen Das Bewusstsein jedes Einzelnen sollte in Böblingen weiter gestärkt werden, damit die Bürgerinnen und Bürger ein aktives Interesse an Gesundheit entwickeln, sich für ihre Gesundheit einsetzen und sich bei der Gestaltung gesundheitsförderlicher Entscheidungen und Maßnahmen beteiligen können. Hierzu könnten Gesundheitsdialoge veranstaltet werden, sodass es zu einem Austausch zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und den Akteuren des Gesundheitswesens zu unterschiedlichen gesundheitsrelevanten Themen kommt. 5