Neue Stromleitungen für die Energiewende Notwendigkeit Umweltwirkungen - Alternativen Dr. Werner Neumann Sprecher des Bundesarbeitskreis Energie Wissenschaftlicher Beirat des BUND - Mitglied im Landesvorstand des BUND Hessen Vortrag bei der Informationsveranstaltung der Gemeinde Alsbach-Hähnlein 12.12. 2017
BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.v. (>500.000 Unterstützer) Landesverband Hessen ( > 30.000 Unterstützer) 27 Kreis, über 100 Ortsverbände Arbeitskreise zu allen Bereichen (Energie, Klimaschutz, Naturschutz, Wasser, Boden, Verkehr, Ernährung, etc.) Vielfältige Aktionen, Politik und Stellungnahmen, Studien, Klagen,.. von Startbahn West und AKW Biblis zur Wildkatze
Überblick Energiewende wichtiger denn je Dezentrale und soziale Energiewende! Stromnetzplanung geht auch anders-dezentral Was wäre ohne ULTRANET? Was, aber wenn ULTRANET kommt? Forderungen und Anforderungen Abstandsregelungen und Erfordernisse Alternative Erdkabel warum hier nicht? Kritik der Planungsmethoden Möglichkeiten zu Stellungnahmen
Zwei große Herausforderungen Atomausstieg und Klimaschutz
Unsere Ziele der Energiewende sind Stopp von Atomstrom und Rückgang von Kohlestrom Vorrang für Energieeffizienz = Ende der Verschwendung Ausbau erneuerbarer Energien bei Strom und bei Wärme Dezentrale Energieerzeugung statt zentraler Großstrukturen Regionale Energiekonzepte Mehr Energie von oben statt aus der Erde Stärkung und Ausbau regionaler, kommunaler Energieagenturen Bürgerbeteiligung an Finanzierung, Betrieb neuer Anlagen Soziale Sicherung gegen steigende Preise und Energiearmut und einfach ein anderes Verständnis und andere Energiekultur.
Das BUND Zukunftsszenario 100% erneuerbare Energien
BUND Szenario Strom Atom+Kohleausstieg Wind + Solar-Strom + KWK + PtG
Energiewende geht voran mit breiter Zustimmung und kann fortgesetzt werden, mit guten Konzepten und Teilhabe
Ziele des BUND für die Stromnetzentwicklung Stromnetzumbau muss der Energiewende hin zu 100 % erneuerbarer Energien dienen muss der lokalen und regionalen Energiewende in Bürgerhand dienen muss mit einer Strategischen Umweltprüfung mit Prüfung und Bewertung vernünftiger Alternativen verbunden werden muss die Auswirkungen auf Natur, Landschaft, Gesundheit hierbei einbeziehen, bewerten und minimieren muss mit transparenten Planungsmethoden, Modellen und Beteiligung der Öffentlichkeit verbunden werden.
Zwei Methoden der Stromnetzplanung A: Zentralistisch nur Höchstspannungsebene Start mit Szenariorahmen: zentralisierte Großkraftwerke mit hohen Energieverlusten plus regional verteilte Anlagen erneuerbarer Energie Keine Abstimmung zwischen fluktuierenden und flexiblen Anlagen Keine Einbindung von KWK-Anlagen als Ausgleich Systematische Überschätzung Gesamter Strom aus Braunkohle-KWK- Anlagen auch im Sommer als KWK angesetzt (Grundfehler gerade bei ULTRANET!) Kernpunkt: Marktmodell gibt sowohl erneuerbaren Energien als auch billigem Braunkohlestrom Vorrang Resultat: Netzplanung überdimensioniert für alte Kohlekraftwerke plus Wind/Sonnenstrom Bisher keine Spitzenkappung, kein regionaler Ausgleich durch KWK- Anlagen, kein ausreichender Klimaschutz Heftige Kritik durch Umweltverbände, Politik, Institute (DIW, Prof. Kemfert)
Zwei Methoden der Stromnetzplanung B: Ausgangspunkt dezentral von regionaler Ebene Stromeinsparung plus Lastmanagement senkt Bedarf von Leitungen (Studie Agora Energiewende) Dezentraler regionaler Ausgleich senkt Bedarf für Übertragung zwischen Regionen ( Studie VDE zum zellulären Ansatz ) Neues Marktmodell Grünstrommarktmodell bei dem die Vertriebe auf regionaler Ebene /bzw. bundesweit Ausgleich zwischen Fluktuierender und Flexibler Stromerzeugung herstellen. (Grünbuch und Weissbuch Strommarkt des BMWI) Besondere Rolle von KWK Anlagen mit Wärmespeicher virtuelle Kraftwerke (Vorbild Dänemark) Wenn Stromangebot über Bedarf : Spitzenkappung (30% der Windstromleistung mit 1% Verlusten) oder Wandlung mit Power-to-Gas und Rückverstromung Ausbau von dezentralen Speichern zur Glättung von PV-Einspeisung plus regelbare Ortsnetztransformatoren reduzieren Ausbaubedarf bei regionalen Stromnetzen Es gibt nicht nur einen Ansatz der Stromnetzentwicklung!
Bundesbedarfsplan in Kraft Juli 2013 / Dez. 2015 beschlossen im Deutschen Bundestag als Gesetz 2800 km Neubau, 2900 km Optimierung Zusätzlich zu den Ausbaumaßnahmen nach dem EnLAG-Gesetz 23 Vorhaben 1855 km v.a. Neubau Quelle Bundesnetzagentur
Alternative Netzplanung Projekt Transparenz für den Stromnetzausbau Projekt des Öko-Instituts Freiburg seit 2015. Stakeholder BUND, BN, NABU, German Watch, WWF, DUH, VZ Ergebnis: Netzausbauplanung der ÜNB und BNetzA können nachvollzogen werden Alternativ-Szenario ohne ULTRANET zeigt Engpässe auf, geringerer Austausch Nord-Süd relativ um 5-10% - ein Verzicht auf Korridor A wäre möglich, wenn im Norden weniger Windenergie und im Süden mehr Strom aus Gaskraftwerken erzeugt würde. Eigentlich ist Abschnitt Nord (Offshore- NRW) von höherer Bedeutung. Grundsätzliches Alternativ-Szenario mit Vorrang für dezentrale lastnahe Erzeugung von EE mit Kohleausstieg als Gesamtkonzept kann zu einem deutlich geringeren Bedarf des Stromnetzausbaus führen. Das betrifft auch HGÜ-Trassen. Stromnetz ist generell nur zu durchschnittlich 10-15% ausgelastet. Stromnetzausbau wird durch Spitzenzeiten generiert, hier sind andere Maßnahmen den neuen Leitungen vorzuziehen. 13
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Wieviel Entlastung bringt eine Leitung? Ultranet Süd kommt erst als Nr. 17 ins Spiel mit Effekt 2 TWh/a Schrittweise Planung statt Kupferplatte Deutschland zeigt, dass nur 1/3 der neuen Leitungen wirklich erforderlich wären. 15
Mit dezentralem Konzept und regionalen Strommärkten noch weniger Leitungen erforderlich Neun Leitungen reichen anstelle von 138 Optionen aus dem Netzentwicklungsplan 2030 16
Ergebnis Stromnetzausbau Bundesbedarfsplan ist vom Bundestag beschlossen, erweist sich aber auf Grundlage fehlerhafter Ansätze, ohne Ziel einer Minimierung und ohne Abwägung und Verwendung von Alternativen, die Kosten und Umweltwirkungen deutlich mindern könnten. Änderungsvorschläge werden seit 5 Jahren ignoriert. Rechtsschutz gibt es allenfalls ganz am Ende. Kann aber vorhergehende Schritte nicht mehr verändern verfassungswidrig? Gegen EU-Recht, Aarhus-Konvention. Wissenschaft bestätigt dezentral geht s besser: Studie Zellularer Ansatz des VDE Studie Dezentralität und zellulare Optimierung FAU, Prognos Studien zum Ausbau von Verteilnetzen zur Entlastung der Transportnetze Studie Positive Effekte von Energieeffizienz auf den Stromsektor Prognos/WWF Studie Agora EW Dezentralität und Energiewende 17
Was kann man tun? Im Rahmen der Netzplanung auf grundlegende Mängel verweisen. Netzentwicklungsplanung grundlegend in Frage stellen. Frage stellen, ob Ultranet unabdingbar erforderlich ist oder durch Alternativen mit geringeren Auswirkungen und Kosten ersetzbar wäre. Hinweis auf Studie zu Verteilnetz in Rheinland-Pfalz. HGÜ-Freileitung Ultranet ist technisches Experiment und gesundheitliches Experiment! Im Rahmen des Verfahrens Forderung auf Abstand von 400, 600 m. NABEG fordert 400 m Abstand, dies muss überall gelten! Forderung wird von Bundesamt für Strahlenschutz unterstützt. BUND Forderung 400 m, Vorsorgeabstand 600 m Erdkabel für Südlink und Korridor D wurden politisch beschlossen! Könnte auch bei Ultranet sinnvoll sein wenn Erfordernis nachgewiesen. Erdkabel können auf anderen Trassen verlaufen. HGÜ Leitungen sind generell hilfreich und wirksam ( hinreichend ) aber nicht sicher ob sie auch notwendig sind. Größerer Leitungsausbau auch bedingt durch 7-9% gesetzlich gesicherter Rendite für Übertragungsnetzbetreiber. Diese werden zunehmend zum Organisator des Strommarktes gegenüber den Kraftwerksbetreibern.
Schon vor drei Jahren zeigt Studie auf: Gezielter Netzausbau vermindern durch Stromeinsparung und bessere regionale Verteilung der Erzeugung Quelle: Agora Energiewende Prognos - IAEW - Positive Effekte von Energieeffizienz auf den deutschen Stromsektor, März 2014
Ein neuer Ansatz Zellulärer Ansatz mit verbrauchernahem Zubau erneuerbarer Energien und Ausgleich des Stroms in Regionen Quelle, VDE, VDI Nachrichten Kernansatz Ausgleich fluktuierender Stromerzeugung aus Wind und Sonne durch steuerbare Anlagen (KWK,DSM) in Regionen senkt Übertragungsbedarf zwischen diesen Regionen Übertragungsbedarf kann halbiert werden. Entspricht weitgehend den Zielen und Vorstellungen des BUND. VDE-Studie Der zelluläre Ansatz Grundlage einer erfolgreichen regionenübergreifenden Energiewende, VDE ETG, Juni 2015
Welches Stromnetz hätten Sie den gerne? Die Stromnetzentwicklung hängt von energiepolitischen Vorgaben und Strommarktdesign ab!
Erdkabel hat deutlich geringere Felder aber auch erhebliche Eingriffe ins Erdreich / Acker / Wald 40-50 m Schneise Quelle : ABB
HGÜ-Erdkabel geht auch ohne breite 40 m Schneisen Kein elektrisches Feld und Gleich- magnetisches Feld in Höhe von Erdmagnetfeld Power-tubes v. Brakelmann AGS Verfahren Stadtwerke Stade Herrenknecht power-pipe Arbeitsbreite 5-10 m bei Bohrstationen und sonst Untertunnelung! Kabelanlagen mit höchster Betriebssicherheit und Nachhaltigkeit Prof.- H. Brakelmann, Juni 2014, Anhörung im Landtag Hessen zu SÜDLINK Quelle: Herrenknecht www.ags-verfahrenstechnik.de Stadtwerke Stade
Zusammenfassung Stromnetzausbau ist überdimensioniert aus methodischen Gründen Stromnetzplanung ist nachweislich fehlerhaft /BUND Stellungnahmen Unzureichende Strategische Umweltprüfung Alternative eines dezentralen Strommarktes mindert Stromnetzausbau drastisch! Großteil der Leitungen ist nicht erforderlich. Kostengünstigere dezentrale Lösungen existieren. Wenn Höchstspannungsleitungen nachweislich erforderlich, dann sollten diese als Erdkabel gebaut werden Wenn als Erdkabel, dann sind neue Bohrverfahren mit minimalem Bodeneingriff vorrangig anstelle 40 m breiter Schneisen Lehre: Technische Entwicklung hin zu Stromnetz mit geringeren Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit wird vorangetrieben und die Bundespolitik reagiert umso mehr und schneller darauf, wenn die Bürger*innen (und Kommunen, Landkreise) darauf drängen.
Wesentlich: Energiewende selbst vor Ort umsetzen! Privat und Gewerbe: Haus modernisieren, Wärme und Strom sparen, Fördermittel nutzen Ausbau Solarenergie für Strom und Wärme Stromsparcheck für alle einführen (Darmstadt Griesheim) Kommune: Energiemanagement für eigene Gebäude, Haushalte und Gewerbe beraten, KWK Anlagen einrichten, Dächer für PV zur Verfügung stellen Windenergieanlagen auch im Odenwald gemäß sachgerechter Planung! Ausbau öffentlicher Nahverkehr, Elektromobilität Der BUND hilft beim Ausbau der KWK vor Ort! www.bund-hessen.de/kwk
BUND sagt: Energiewende kann gelingen Energiewende konsequent fortsetzen, indem Umwelt-, Gesundheits- und Naturschutz beachtet werden. Dann passt dies zum Klimaschutz! Unterstützen Sie den BUND! Werden Sie Mitglied! Dr. Werner Neumann www.bund.net
Anhang BUND Publikationen BUND Stellungnahme zum ersten und zum zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplans 2030 BUND Position Energieeffizienz Juli 2015 BUND Standpunkt Kraft-Wärme-Kopplung Juni 2014 Stellungnahme zum zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplans Strom 2025 Stellungnahme des BUND zum Grünbuch Strommarktdesign Pressemitteilung "Strom-Netzplanung muss auf den Prüfstand" vom 21.11.2014 Hintergrundpapier zur Stromnetzplanung vom 21.11.2014 Stellungnahme zum ersten Entwurf des Netzentwicklungsplans Strom 2014 Stellungnahme zum zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplans Strom 2013 zum Entwurf des Offshore-Netzentwicklungsplans 2013 und zum Entwurf des Umweltberichts 2013 EU-Beschwerdebrief von BUND und UVP Stellungnahme zum Netzentwicklungsplan Strom und Umweltbericht (SUP) zum Bundesbedarfsplanentwurf 2012 Anlage zur Stellungnahme: Analyse zu den Annahmen der Stromerzeugung in Kohlekraftwerken im Netzentwicklungsplan BUND-Stellungnahme zum ersten Entwurf des Netzentwicklungsplans 2012 BUND-Stellungnahme zur Frage der Stromspeicherung im Rahmen der Netzintegration von Strom aus erneuerbaren Energien www.bund.net www.bund.net/energiewende/erneuerbare-energien/stromnetze/ NEU Gesamtenergiekonzept des BUND bei https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/konzept-fuer-eine-zukunftsfaehige-energieversorgung/