Eidgenössische Berufsprüfung Sommelière/Sommelier Bericht zum Projekt und zur Umsetzung Ausgangslage Seit Jahren bestehen in der Schweiz mehrere Sommelier-Lehrgänge, die von verschiedenen regionalen Organisationen in der Romandie, im Tessin und in der Deutschschweiz angeboten werden. Ebenso lange bestand der Wunsch nach einem einheitlichen Konzept und einer Anerkennung auf Bundesebene mit einem eidgenössischen Fachausweis. Mit einem parlamentarischen Vorstoss (Motion Nr. 10.3470 vom Juni 2010) beauftragte Nationalrat Josef Zysiadis und sechs Mitunterzeichner den Bundesrat, ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (Grundbildung) oder einen eidg. Fachausweis (Höhere Berufsbildung) einzuführen. Der Bundesrat sieht die Ausbildung zum Sommelier eher als Höhere Berufsbildung im Sinne einer beruflichen Spezialisierung. Er verweist auf die Zuständigkeit der Organisationen der Arbeitswelt (ODA). Bedingung für die Schaffung einer eidgenössischen Berufsprüfung sei, dass die Branche bereit ist, die Verantwortung für die Ausbildung und die Prüfung zu übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt waren die wichtigsten bildungsverantwortlichen Organisationen der Branche bereits in Kontakt: Die Association suisse des sommeliers professionnels (ASSP) als Organisation der Sommeliers und Sommelières in der Schweiz sowie Hotel & Gastro formation als sozialpartnerschaftlich organisierte Bildungsinstitution der Trägerverbände GastroSuisse, hotelleriesuisse und Hotel & Gastro Union.
Das Projekt Im Sommer 2011 bewilligte das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) das Projekt und beauftragte die erwähnten Organisationen zur Entwicklung einer Prüfungsordnung zur Berufsprüfung Sommelière/Sommelier. Projektgruppe Max Züst, Direktor, Hotel & Gastro formation Peter Meier, Leiter Höhere Berufsbildung, Hotel & Gastro formation Richard Decurtins, GastroSuisse (wird zur nächsten Sitzung eingeladen) Piero Tenca, Président ASSP Suisse Dr. Davide Comoli, Responsable didactique ASSP Gianni Moresi, Direttore aggiunto, Dipartimento dell'educazione, della cultura e dello sport Mauro Scolari, Direttore Scuola superiore alberghiera e del turismo Zusätzlicher Fachexperte Romain Cellery, Ingénieur Oenologe HES, Responsable de l'ecole de vin, Ecole d'ingénieurs de Changin Pädagogische Begleitung Dr. Fredi Schneider, Acadia Consulting Trägerschaft der geplanten Berufsprüfung Sommelier Hotel & Gastro formation Association Suisse des sommeliers professionnels (ASSP) Die Berufsprüfung muss - die aktuellen und künftigen Bedürfnisse der Arbeitswelt berücksichtigen - eine klare fachliche Karriere ermöglichen - effektiv und effizient sein - die Durchlässigkeit mit anderen Weiterbildungen der Branche Gastronomiestärken - auf der beruflichen Grundbildung EFZ aufbauen - die spezifischen Ausbildungsbedürfnisse von berufstätigen Erwachsenen berücksichtigen - die Qualifikation von Fachleuten in der Gastrobranche und im Weinhandel sicherstellen - die Integration von Personen mit Migrationshintergrund in das schweizerische Berufsbildungssystem verbessern
Quantitative Ziele - Berufsprüfung ca. 20 Absolventen pro Jahr - 3 Anbieter von Vorbereitungskursen - Klarer Ausbildungsaufbau mit Einteilung in generelle, berufskundliche und branchenspezifische Inhalte. - Marktgerechte Prüfungskosten - Regelmässige Durchführung der Prüfungen Qualitative Ziele - Grössere Transparenz und Durchlässigkeit im Berufsfeld - Klare Ausbildungsgliederung mit Einteilung in berufsspezifische und betriebswirtschaftliche Inhalte - Klar definierte, nicht-akademische Karriere - Integration von Personen mit Migrationshintergrund in das schweizerische Berufsbildungssystem - Koordination mit der beruflichen Grundbildung - Ausbildungsarchitektur mit durchgehender Modularisierung - Einbezug zusätzlicher Organisationen der Arbeitswelt Im Rahmen des Projektes wurden bis Ende 2012 die Prüfungsordnung und die entsprechende Wegleitung erarbeitet (siehe Anhang). Im Folgenden sind die wichtigsten Punkte zusammengefasst. Arbeitsgebiet Erfolgreiche Absolventen der Berufsprüfung Sommelière/Sommelier sind für die Weinauswahl zuständig. Sie beraten die Gäste über das Wein- und Getränkeangebot und die zu den jeweiligen Speisen passenden Weine. Sie sind verantwortlich für den Aufbau und die Gestaltung der Weinkarte, den Weineinkauf sowie die Bewirtschaftung des Weinkellers. Zu ihrem Aufgabenbereich gehört auch die Gestaltung des Sortiments von Spirituosen und anderen Getränken. Wichtigste berufliche Handlungskompetenzen der Sommelières und Sommeliers: - definieren das Gesamtangebot an Wein im Rahmen des gastronomischen Konzepts und auf der Grundlage der aktuellen Wünsche der Gäste; - planen und organisieren Degustationen und verkaufen Weine; - beraten die Gäste und Kunden bei der Wein- und Spirituosenwahl und stimmen Speisen und Weine harmonisch ab; - erkennen Tendenzen in der Gastronomie und erarbeiten innovative Konzepte für das Weinsortiment; - planen verkaufsorientierte Werbe- und Kommunikationsmassnahmen in Bezug auf die Gäste des Gastronomiesektors und setzen diese um; - erarbeiten und optimieren Arbeitsprozesse; - kennen die geltenden gesetzlichen Vorschriften und planen Massnahmen zur Betriebssicherheit, zur Arbeitssicherheit, zum Gesundheits- und Umweltschutz und setzen diese Massnahmen um; - berechnen die Weinpreise; - planen den Weineinkauf, berechnen die Kennzahlen zum Einkauf, analysieren die Rentabilität und leiten daraus die erforderlichen Massnahmen ab; - beherrschen die Lagerung und Aufbewahrung des Weins auf professionelle und wirtschaftliche Art; - erarbeiten die Kommunikation mit allen Beteiligten des Unternehmens, egal ob es sich um Gäste, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner handelt.
Zulassungsbedingungen zur Abschlussprüfung Zur Abschlussprüfung wird zugelassen, wer a) ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ), ein Abschluss einer höheren Fachschule oder einer Fachhochschule in den Bereichen der Gastronomie, Hotellerie, Weinbau, Weinhandel oder einen gleichwertigen Ausweis besitzt; b) eine einschlägige Berufspraxis von mindestens 3 Jahren im Bereich der Restauration, der Weinproduktion oder des Weinhandels ausweisen kann c) über die erforderlichen Modulabschlüsse bzw. Gleichwertigkeitsbestätigungen verfügt. Modul 1: Weinbau, Kelterung und Weinkunde Modul 2: Kenntnis der Weine aus aller Welt Modul 3: Service, Beratung, Abstimmung von Gerichten und Weinen Prüfungsteile Prüfungsteil Praktisch Schriftlich Mündlich Gewichtung 1 Gästeempfang, Beratung, Verkauf, Service, Degustation 60 Min. 2 2 Fallstudie 150 Min. 1 3 Betriebswirtschaft 60 Min. 1 4 Projektarbeit vorgängig erstellt Total 315 Min. 60 Min. 210 Min. 45 Min. 45 Min. 1 Gästeempfang, Beratung, Verkauf, Service, Degustation (praktisch) Kompetenz Die Kandidaten beherrschen den aktiven Verkauf, die Beratung, die Serviertechnik, das Servieren von Wein. Fallstudie (schriftlich) In diesem Prüfungsteil geht es darum, eine themenübergreifende Fallstudie zu bearbeiten. Dabei werden anhand einer Praxissituation in einem Unternehmen Handlungsstrategien sowie Führungs- und Arbeitsdokumente für typische Tätigkeiten erarbeitet, analysiert oder optimiert. Dieser Prüfungsteil deckt verschiedene berufsbezogene Themen (gemäss den Modulen 1 bis 3 sowie der Betriebswirtschaft) ab. Betriebswirtschaft (schriftlich) Die Kandidaten können ein Marketingkonzept mit den geeigneten Marketinginstrumenten umsetzen. Sie gestalten Angebote und Dienstleistungen entsprechend den verschiedenen Kundengruppen. Die Kandidaten kennen die Grundlagen der Betriebsorganisation, können betriebliche Zielsetzungen umsetzen und stellen die kontinuierliche Erbringung von Dienstleistungen situationsgerecht sicher.
Projektarbeit (schriftlich) Im Rahmen der Berufsprüfung für Sommeliers müssen die Kandidaten zwischen dem Zulassungsentscheid und dem Beginn der Prüfung eine schriftliche Projektarbeit vorlegen. Die erforderlichen Informationen für diese Prüfung (Inhalt, Umfang der dargelegten Lösungen, Daten, Fristen, Prüfungskriterien, Anforderungen, etc.) werden den Kandidaten von der QS-Kommission mitgeteilt. Zusatzinformationen zur Projektarbeit sind in der «Wegleitung zur Projektarbeit» zu finden. Projektarbeit (mündlich) Dieser Prüfungsteil beinhaltet eine Präsentation der Projektarbeit und ein Fachgespräch mit zwei Expertinnen oder Experten über die Projektarbeit (Fragestellungen, Inhalte, Vorgehen, Resultate) sowie weitere Themen des Sommeliers. Bedingungen zum Bestehen der Abschlussprüfung und zur Erteilung des Fachausweises Die Abschlussprüfung ist bestanden, wenn a) die Gesamtnote und die Note des Prüfungsteils 1 mindestens 4.0 beträgt; b) nicht mehr als eine Prüfungsteilnote unter 4.0 liegt; c) keine Prüfungsteilnote den Wert 3.0 unterschreitet. Titel Sommelière mit eidgenössischem Fachausweis Sommelier mit eidgenössischem Fachausweis Sommelière avec brevet fédéral Sommelier avec brevet fédéral Sommelière con attestato professionale federale Sommelier con attestato professionale federale Als englische Übersetzung wird Sommelier with Federal Diploma of Professional Education and Training empfohlen Umsetzung In den nächsten Wochen nimmt die designierte Prüfungsleitung Kontakt mit den anbietenden Schulen auf. Anschliessend werden die Termine koordiniert und die erste Durchführung der Berufsprüfung organisiert. Auskunft und Information Hotel & Gastro formation Eichistrasse 20, CH-6353 Weggis Telefon +41 (0)41 392 77 77 www.hotelgastro.ch ASSP Adresse / Internet? Weggis, März 2013 / Peter Meier, Leiter Höhere Berufsbildung