Wandel des Klimas Wandel der Planung?

Ähnliche Dokumente
Klimawandel in NRW und Strategien zur. Dr. Barbara Köllner

ts- und Klimaforschung als Querschnittsaufgaben im Rahmen einer wissenschaftsbasierten Politikberatung

Auswirkungen des Klimawandels auf Hochwasserereignisse an der Donau

Welche Folgen der Klimawandel für die Region Westerwald haben kann

Klimafolgen und Anpassungsstrategien in der Wasserwirtschaft

Klimawandel & Klimakataster. Martin Gutsch, Dipl. Forstwirt Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.v

Nachhaltige Entwicklung, Klimawandel, Lokale Erfolgsfaktoren

Tagung Netzwerke Wasser

Veränderungen beim durchschnittlichen Niederschlag zu

Anpassung an den Klimawandel

Klimawandel und Nachhaltige Entwicklung

Naturschutz im Klimawandel

Biosphärenreservate - Weltweites Netzwerk der UNESCO -

Der Klimawandel in NRW Beobachtungsdaten, Projektionen, Handlungsfelder. Antje Kruse und Dr. Barbara Köllner

Klimaanpassungskonzept für Bielefeld

Die Folgen des Klimawandels: Chancen und Herausforderungen für Vorarlberg

Anpassungsstrategie an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels in Baden-Württemberg - Handlungsfeld Naturschutz und Biodiversität -

Dr. Jürgen Marx REFERAT 25 Arten- und Flächenschutz, Landschaftspflege

SynKon Synergien und Konflikte von Anpassungsstrategien und maßnahmen

Regionalforum Nachhaltige Entwicklung in den Kommunen des Biosphärenreservates Vessertal-Thüringer Wald

Bernd Demuth, Stefan Heiland, Norbert Wiersbinski, Peter Finck und Jens Schiller (Bearb.) Landschaften in Deutschland 2030 Der stille Wandel

Regionale Klimaänderungen in Sachsen 4. Dresdener Landschaftskolloquium

Klimawandel in NRW - die Situation in Städten und Ballungsräumen

Klimawandel in Bayern Veränderungen und Perspektiven

Regionale Anpassung an den Klimawandel in Rheinland-Pfalz

Klimawandel in der Lausitz Anforderungen an Brandenburg

Klimawandel in Schleswig-Holstein

Klimaänderungen Prognosen Unsicherheiten

Auswirkungen des Klimawandels auf Natur und Landschaft in Deutschland. Einfluss veränderter Landnutzungen auf Klimawandel und Biodiversität

Landnutzungswandel in ländlichen Räumen

Mitteldeutschen Trockengebiet. Ilka Fabig Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Operationelles Programm für den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in der Förderperiode des Landes Brandenburg

Wasserverfügbarkeit im Einzugsgebiet der Lausitzer Neiße - Ergebnisse aus dem Projekt NEYMO. Thomas Pluntke

Demografischer Wandel

Dir. u. Prof. Matthias Herbert Abteilungsleiter Landschaftsplanung und -gestaltung Leiter der BfN - Außenstelle Leipzig

Kristin Lüttich - IBZ St. Marienthal -

Herausforderungen des ehrenamtlichen Naturschutzes Jörg-Andreas Krüger

Klimawandel im Offenland und Wald

Biodiversität, Klimawandel und Tourismus Herausforderungen aus Sicht des Bundesamts für Naturschutz

Wieweit lässt sich der Klimawandel noch vermeiden? Klaus Keuler Brandenburgische Technische Universität Cottbus Senftenberg

Naturgemäße Waldwirtschaft. -mit der Gesellschaft zu nachhaltigem Wald- 08. Mai 2015

Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen Biodiversität und Klimawandel - Herausforderungen aus Sicht des Naturschutzes -

Auswirkungen des KlimawandelsIS

NRW Strategie zur Anpassung an den Klimawandel

Dr. Jörn Buse. PD Dr. Eva Maria Griebeler. Welche möglichen Effekte hat der Klimawandel für die Biodiversität? Biodiversität

Klimawandel: Auswirkung und Anpassung

Klimaanpassung in der Regionalplanung Selbsteinschätzung der regionalplanerischen Aktivitäten vor dem Hintergrund der Festlegungspraxis

Betroffenheitsanalysen eine wichtige Wissensbasis für Regionen: Aufwand, Nutzen, Unsicherheiten

Klimawandel in Rheinland-Pfalz Besondere Herausforderungen für Städte

Biologische Vielfalt in städtischen Ballungsräumen

Auswirkungen des Klimawandels auf Regionen Ostdeutschlands

Land im Strom -Der Nationalpark Unteres Odertal-

Ergebnisse für das Handlungsfeld Boden Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel Fachkonferenz Berlin, 01. Juni 2015

FIT FÜR DEN KLIMAWANDEL

Eine Marginalie des Bodenschutzes? Die Archivfunktion des Bodens für die Umwelt- und Kulturgeschichte

Trinkwasser und seine Gefährdung

Wirkungen des Klimawandels Teil 2 des neuen Berichtes vom IPCC ist erschienen. Basierend auf einem Scilog-Gastbeitrag von Wolfgang Cramer

Änderung des Klimas in Bremen und Niedersachsen für *

Das UNESCO MAB-Programm und das Biosphärenreservats-Konzept

Anpassung an das künftige städtische Dasein bei knappen Ressourcen und verändertem Klima Überlegungen und Beispiele aus Dresden

Naturschutzstrategie Baden-Württemberg

Naturschutz und Windkraftnutzung Voraussetzungen für eine gemeinsame Zukunft

Aktionsplan Strategie Biodiversität Schweiz

Landschaften in Brandenburg 2040

Globaler Klimawandel - Folgen für die Wasserwirtschaft in Niedersachsen -

Konvergenzrapport aus den Open Space Workshops. Zum Ablauf der Workshops und Verwertung der Ergebnisse

Klimawandel Folgen - Anpassung

Niedrigwassermanagement in Bayern

Biotopverbund als Anpassungsstrategie für den Klimawandel?

Anpassung ist notwendig: Konsequenzen aus Klimawandel und Hochwasserrisiko für f r die Elbe

Klimawandel in der Region Oberrhein Fakten und Szenarien

Klimawandel in Deutschland

Klimawandel in Sachsen

Klimawandel Fakten aus der Vergangenheit und Prognosen für die Zukunft

Biodiversität von Flusslandschaften Integrative Strategien des Naturschutzes

Klimawandel und Klimaveränderungen in Wien

Globale und regionale Klimaänderungen durch den Menschen im 21. Jahrhundert

Klima und Klimawandel in Nordrhein-Westfalen

Boden und Klimawandel. Handlungsempfehlungen der Bund/Länderarbeitsgruppe Bodenschutz

Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)

Klimawandel und Migration als Sicherheitsfrage? Dr. Susanne Schmid (BAMF/DGD) Dr. Axel Kreienbrink (BAMF)

Revision CO 2 -Gesetz: Erwartungen an die Landwirtschaft

Der anthropogene Klimawandel warum ist er gefährlich?

Klimawandel und Unternehmen: Risiken und Ansätze zur Anpassung. Prof. Dr. Oliver Frör, Universität Koblenz-Landau

Klimawandel in der Lausitz Anforderungen an Brandenburg

ESSEN MACHT KLIMA MACHT ESSEN Oktober 2009 FHNW, Brugg-Windisch

Amt für Umweltschutz. Klimaanpassung im Kanton Uri

VI.1 Mustergliederung VI-1

Brandenburg auf dem Weg zu einer Landesstrategie Nachhaltiger Entwicklung

Klimawandel Was erwartet uns in Sachsen?

Klimawandel verstärkt Hitzebelastung der Bevölkerung in NRW bis zur Mitte des Jahrhunderts wären 9 Millionen Bürgerinnen und Bürger betroffen

Empfindlichkeit und Robustheit der Projektregionen gegenüber den Folgen des Klimawandels. Einführung in die Arbeit in Kleingruppen

Die Herausforderungen des Klimawandels

Klimawandel in Hessen Wie wir Klimaprojektionen nutzen können. Prof Dr. Klaus Hanewald Leiter Fachzentrum Klimawandel. Gliederung

Biodiversität im Rheintal: Vielfalt für Alle? Vortrag von Jonas Barandun, Naturmuseum St.Gallen

Folgen des Klimawandels: Über 5 Millionen Bürgerinnen und Bürger in NRW von großer Hitzebelastung betroffen

Transkript:

Prof. Dr. Stefan Heiland stefan.heiland@tu-berlin.de www.landschaft.tu-berlin.de Wandel des Klimas Wandel der Planung? Konsequenzen für die Landschaftsplanung BfN / difu Leipzig, 02.04.2008

Klimawandel, Naturschutz, Landschaftsplanung Klimawandel Folgewirkungen d. Klimawandels: Schutzgüter, Ressourcen, Nutzungen Konsequenzen für Naturschutz und Landschaftsplanung 2

Gliederung 1. Klimawandel Was haben wir zu erwarten? 2. Vier Thesen 1. Naturschutz 2. Landschaftsplanung 3. Indirekte Folgewirkungen des Klimawandels 4. Weitere Einflussfaktoren der Landschaftsentwicklung 3

Klimawandel was haben wir zu erwarten? So genau wissen wir das leider nicht! Unterschiedliche Modellrechnungen und -ergebnisse Aber eindeutige Tendenzen (D): Zunahme der Jahresmitteltemperatur um 1,6 C 3,8 C bis 2080 ggü. 1990 (PIK 2005) Zunahme Sommertage (> 25 C), heiße Tage (> 30 C) Abnahme Frosttage Jahresniederschläge: geringe Änderungen, leichter Anstieg bis leichte Abnahme Zunahme im Winterhalbjahr, Abnahme im Sommerhalbjahr Zunehmende Extremereignisse Starkniederschläge, Hochwasser, Trockenperioden, Stürme Starke regionale Unterschiede und Abweichungen 4

These 1: Neue Schwerpunkte im Naturschutz These 1: Der Klimawandel erfordert das Setzen neuer Schwerpunkte innerhalb des Naturschutzes Sinkende Bedeutung des statischen Schutzes ausgewählter Arten und Lebensräume an konkreten Standorten Klimatische Veränderungen standörtliche Veränderungen Veränderung Lebensräume, Artenzusammensetzung Sollen bzw. können unter natürlichen Bedingungen nicht überlebensfähige Lebensräume und Arten erhalten werden? Welche Arten und Lebensräume sind das? Besonders gefährdet: kälte- und feuchteliebende Arten u. Lebensräume 5

These 1: Neue Schwerpunkte im Naturschutz These 1: Der Klimawandel erfordert das Setzen neuer Schwerpunkte innerhalb des Naturschutzes Sinkende Bedeutung des statischen Schutzes ausgewählter Arten und Lebensräume Ziele und Schutzzwecke von Schutzgebieten (u.a. FFH)? Konsequenzen für Biotopverbundsysteme und Zielarten? Umgang mit Neophyten und Neozoen? 6

These 1: Neue Schwerpunkte im Naturschutz These 1: Der Klimawandel erfordert das Setzen neuer Schwerpunkte innerhalb des Naturschutzes Steigende Bedeutung: dynamische Entwicklungen Schutz der menschlichen Lebensgrundlagen Schutz von Ressourcen Boden, Wasser, Klima, Luft Erhalt von Nutzungspotenzialen, Entwicklung neuer Formen nachhaltiger Landnutzung 7

These 2: Weiterentwicklung Landschaftsplanung These 2: Landschaftsplanung muss unter den Vorzeichen des Klimawandels weiterentwickelt werden denn Ziele und Strategien des Naturschutzes werden sich ändern Planung wird zunehmend zu Planung unter Unsicherheit 8

Zunahme planerischer Unsicherheiten Global Regional Lokal Zunahme von Unsicherheiten kein Ende des Klimawandels i.s. eines sich stabilisierenden Zustands Prozess über wahrscheinlich mehrere Jahrhunderte 9

These 2: Weiterentwicklung Landschaftsplanung These 2: Landschaftsplanung muss unter den Vorzeichen des Klimawandels weiterentwickelt werden daher Erweiterung der statischen Landschaftsplanung hin zum flexiblen Landschaftsentwicklungsmanagement Wie und was genau? Szenarien? Managementzyklen? Offenhaltung künftiger Handlungs- und Entwicklungsoptionen Prozessorientierung > Planorientierung? Gefahr: Verlust klarer Zieldefinition und konzeptioneller Ansätze? 10

These 2: Weiterentwicklung Landschaftsplanung These 2: Landschaftsplanung muss unter den Vorzeichen des Klimawandels weiterentwickelt werden daher von der statischen Landschaftsplanung zum flexiblen Landschaftsentwicklungsmanagement Ergänzung formeller Planung durch informelle Instrumentarien und Methoden kritische Überprüfung klassischer Naturschutzmaßnahmen Monitoring und Umweltbeobachtung Zunehmende Bedeutung: CO 2 -Senken, Hochwasserschutz, Wasserspeicherung für Trinkwassernutzung etc. 11

These 3: Indirekte Folgewirkungen These 3: Naturschutz und Landschaftsplanung müssen neben direkten Folgewirkungen des Klimawandels auch die indirekten berücksichtigen Beispiel 1: Biomasseanbau Zielkonflikte Klimaschutz Naturschutz 12

These 3: Indirekte Folgewirkungen Beispiel 2: Umweltbedingte Migration Siedlungsflächen? Nahrungsmittelproduktion? Wasser- und Energieversorgung? Verbleibende Flächen für Naturschutz und Landschaftsplanung? Abb.: Endlicher 2007, nach WBGU 13

These 4: Weitere Einflussfaktoren der Landschaftsentwicklung These 4: Naturschutz und Landschaftsplanung müssen auf den Klimawandel reagieren ohne andere Einflussfaktoren der Landschaftsentwicklung zu vernachlässigen denn Flächeninanspruchnahme für Siedlung und Verkehr Schrumpfungs- und Wachstumsprozesse Demografischer Wandel Freizeit, Erholung, Tourismus Nahrungsmittelproduktion, Landwirtschaftspolitik Kulturlandschaftsdiskussion Biodiversität 14

Zum Schluss Das Unbeherrschbare vermeiden und das Unvermeidbare beherrschen (Endlicher 2007) Das Unvermeidbare akzeptieren, auch wenn es nicht wünschenswert ist Nichts vorschnell aufgeben, aber auch nicht das Unwiederbringliche um jeden Preis festhalten 15